Sry nochmal wegen der ganzen Verwirrung, die ich gestiftet habe.
Ja, ich bin "neu im Board", hing in der Diskussion zeitlich ein gehöriges Maß zurück und hatte den Eindruck Ihr beiden würdet Euch gleich im übertragenen Sinn an die Kehle springen.
Na, wer sagt es denn, so scheinen wir uns am Ende doch noch getroffen zu haben.
Achtung! Damit nicht schon wieder alles durcheinander gerät:
Die folgenden Angaben beziehen sich auf Post #1101 (Kowalski, Heute um 18:24 Uhr) und sind natürlich wie immer ohne Gewehr, oder so ähnlich.
Den genannten Punkten stimme auch ich im wesentlichen zu.
Umsetzung
Zu 1) Wie gut gelungen oder misslungen die vorgenommene Überarbeitung ist und ob eine buchstabengetreue Widergabe weniger verfälscht, als eine in ihren ursprünglichen Sinne, darüber lässt sich in der Tat streiten.
Hierzu siehe auch die Punkte Probleme 1) und 4)
In den Punkten 2) und 3) teile ich Deine Einschätzung, dass die Überarbeitung vermutlich weder bei der Erziehung von Kindern von besonderem Nutzen ist, noch etwas wesentliches an bestehenden Verhältnissen ändert.
So wie ich die ganze Sache verstanden habe, war keiner der beiden genannten Punkte Anforderung oder gar Zielsetzung einer Überarbeitung, die lediglich eine (vermeintlich harmlose *hust*) Anpassung an veränderte Sprachgewohnheiten darstellt.
Sprich die Aktualisierung war weder als erzieherische noch als politische Maßnahme gedacht. (nachträgliche Instrumentalisierung zur gezielten Verbreitung politischer Ansichten nicht ausgeschlossen
)
Hier sehe ich keinen Skandal, wenn ein niemals vorhandenes Ziel am Ende nicht erreicht wird.
Eine mögliche Kontraproduktivität im in 2) genannten erzieherischen Sinne sehe auch ich.
Würde als nicht Buchstabentreue, sondern sinngemäße Beibehaltung des Inhalts predigender Fundamentalist an dieser Stelle aber zumindest anmerken wollen, dass sich die Wortwahl im Original voraussichtlich ebenfalls nicht an ihrem erzieherischen Wert orientierte.
Probleme
Bei Problem 1) treffen wir uns bei Punkt Umsetzung 1) wieder.
Wie gut gelungen, oder wie sehr missglückt die Aktion "
Überarbeitung zu einem "verständlicheren und widerspruchsärmeren" Text" gelungen ist und wie sehr er durch Durchführen oder Unterlassen einer Aktualisierung verfälscht wird, ist sicher eine Streitfrage.
Meine Sicht der Dinge habe ich versucht Dir darzulegen.
Ich sage weder das es die "richtige" Sicht ist, noch dass es die "falsche" ist.
Es ist lediglich eine mögliche, eine von vielen.
Skandalös und problematisch sind unterschiedliche Ansichten m.E. nicht, im Gegenteil gerade sie machen das Leben interessant.
Bei Problem 2) stimme ich Dir zu. In meinen Augen schrammt es nicht nur an Zensur vorbei, es ist Zensur!
Die Schwierigkeit vor der wir bei einem urheberrechtlich geschützten Werk stehen ist die, dass wir es - Aktualisierung oder nicht - in jedem Falle mit Zensur zu tun haben. Eine freie Kontrolle darüber, welche Information uns präsentiert wird, ist uns hier zwar nicht durch staatliche Vorgaben genommen, so aber durch die Monopolstellung des Rechteinhabers entzogen.
Zu Problem 3) Ja, dass Worte in ihrem Kontext zu lesen sind und nicht für sich alleine stehen, das sehe ich genauso.
Aus diesem Grund hatte ich das Gegenbeispiel "Neger" und "Nigger" in "The Adventures of Tom Sawyer" gebracht.
Der "Negerkönig" in Pipi Langstrumpf hingegen steht, wenn ich mich richtig erinnere, in einer recht langen Aufzählung von Titeln wie "Seeräuberkapitän, ......, Epraim Langstrumpf" recht isoliert.
Bitte nicht schlagen, wenn ich da schon wieder etwas durcheinander gebracht habe, wie bei dem König, den Pipis Vater nicht nur kennt, sondern der er auch ist.
Ein Buch habe ich leider nicht zur Hand.
Zu Problem 4) Ich glaube hier reden wir noch immer aneinander vorbei.
Warum unterstellt man das es negativ gemeint war?
Ausgangspunkt meiner gesamten Überlegungen zu Für und Wider einer Überarbeitung des Begriffs "Negerkönig" war nicht die Unterstellung , dass "
... es negativ gemeint war", sondern im Gegenteil!! (zwei Ausrufezeichen - vielleicht liegt hier die Wurzel des Übels bereits zweier gefüllter Seiten), die Unterstellung, dass es
nicht!! (nochmal zwei Ausrufezeichen - zur Sicherheit) "
... negativ gemeint war", die ich durch Indizien, wie angebliche Äußerungen der Autorin gedeckt sah.
Genau in dem Widerspruch einer zur damaligen Zeit durchaus positiv interpretierbaren Belegung des Wortes "Neger" und einer eindeutig negativen in heutigen Tagen, habe ich eine potentiell größere Verfälschung des Werkes bei Nicht-Überarbeitung gesehen, als bei einer Aktualisierung.
Sollte hingegen die Unterstellung dass es bereits in der ursprünglichen Version "
... negativ gemeint war" stimmen, so nehme ich alles zurück und behaupte das Gegenteil! In diesem Falle sehe auch ich eine drastische Verfälschung des ursprünglichen Werkes.
politische Lager
Ja, Ideologien sind Brillen, durch die Blicke wenn nicht getrübt oder verstellt, so doch gefärbt werden können.
In meinen Augen handelt es sich bei dem konkreten Fall des "Negerkönigs" in Pipi Langstrumpf im wesentlichen um ein sprachliches Problem und nicht um ein politisches.
Was wir in politischem Sinne als dringend notwendige "Entschärfung" oder massiven Eingriff der "Gedankenpolizei" daran wahrnehmen sind Spiegelbilder der vielen Brillen, die wir alle tragen.