Als historisches Dokument verstanden sehe ich ein gewisses Maß an Kritik zwar als berechtigt an, dennoch möchte zugleich in aller Deutlichkeit darauf hinweisen, dass wir in der Regel nicht davon ausgehen können, dass der gewöhnliche Leser ein solches Buch als Quelle für Forschungsarbeiten zum Sprachgebrauch am Anfang des 20. Jahrhunderts heranziehen wird, sondern in der Regel an der Lektüre der enthaltenen Geschichte interessiert sein wird.
Hier ist weniger eine buchstabengetreue Widergabe des Inhalts interessant, sondern viel mehr eine im Sinne der intendierten Bedeutung.
Sprache verändert sich! Wurden die überarbeiteten Begriffe zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehrdeutig verwendet, so ist im heutigen Sprachgebrauch je nach gewünschter Bedeutung, eine differenziertere Wahl üblich.
Sicher, die Frage in welchem Sinne der Autor ein bestimmtes Wort gewählt hat, ist zum heutigen Zeitpunkt nicht mehr eindeutig klärbar.
Sehen wir die Behauptung: "Astrid Lindgren hat allerdings 1970 gesagt, dass sie das Wort "Neger" inzwischen nicht mehr verwenden würde." als gegeben an, so können wir zumindest in diesem Fall recht sicher davon ausgehen, in welcher Bedeutung das Wort "Negerkönig" gemeint war.
Um Missverständnisse, die angesichts des aktuellen Sprachgebrauchs entstehen könnten, zu vermeiden, scheint mir eine Überarbeitung hier durchaus angebracht und sinnvoll.
Eine buchstabengetreue Wiedergabe hingegen würde ich als sehr viel größere Verfälschung des Werkes sehen, als eine sinngemäße Anpassung an aktuelle Gewohnheiten.
Sicher, das bloße Austauschen eines Wortes ändert nichts an Umständen und mag nur allzu gerne suggerieren mit dem Austausch eines Wortes allein wäre es getan.
Hierzu abschließend ein, wie ich finde recht treffendes Zitat aus Roger Willemsens "Wer wir waren" (Fischer Verlag GmbH, 2016 - ISBN 978-3-10-397285-6)
Auch in der Sprache bildeten wir immer neue Empfindlichkeiten aus, verfemten Wörter wie "Neger", "Zigeuner", [...] Reizbar waren wir durch die Vorstellung, dass da unter dem Gesagten etwas Gemeintes sei [...] All das fand mehr in der Sprache als in der Welt der politischen Tatsachen [...] statt, die wir schmerzlos quittierten.
In diesem Sinne: Quittiert nicht schmerzlos! Seid Aufmerksam und wehrt Euch gegen Rassismus, wo immer Ihr ihn trefft!