ich würde gerne einfach ein schönes kinderbuch haben in dem es keinen unreflektierten rassismus gibt - und ja, damit meine ich auch die kolonialen chauvinistischen entgleisungen die es bei pipi langstrumpf und vielen anderen kinderbüchern gibt.
Um ein solches Buch vorzulesen, ist man heutzutage am besten damit beraten, sich eines der moderneren Kinderbücher zu schnappen.
Ich mag Pippi Langstrumpf. Und ich finde die Geschichten auch amüsant. Und sie sind gesellschaftlich gesehen nicht gerade auf dem neuesten Stand. Dass du, Asasco, dir die Mühe machst, sie für deine Kinder anzupassen, ist super - aber andere Eltern tun das anscheinend nicht. Oder sind plötzlich davon erschlagen, dass ihre blumige Kindheitserinnerung die Dinge herausgefiltert hat, die sie beim erneuten - oder gar erstmaligen - Lesen nun schockieren. Wenn man den 08/15 Bürger, der mit Pippi in seinem leben in Berührung kam, fragen würde, würde niemand den Rassismus oder das Rollenbild darin erwähnen.
Mir geht es aber um was anderes:
Für einen Verlag und Pippi ist eine Figur, die aufgrund von Verklärung der eigenen Kindheit immer noch Geld bringt. Aber er ist schon vor Jahren auf solche unkorrekten Begriffe wie "Neger" aufmerksam gemacht worden. Natürlich kann er Aufmerksamkeit auf sich lenken, indem er öffentlich ankündige, solche Begriffe nun komplett zu entfernen. Gut und schön, oder?
Du, Asasco, gehörst nun wahrscheinlich zu den Eltern, die diese neuen Passagen lesen und sich denken, "Woah, da stimmt ja was net. Da ist immer noch kolonialer Rassismus drin, auch wenn kein "Neger" mehr vorkommt." Und vermutlich würdest du solche Stellen für deine Kinder umdichten. Aber was ist mit den Eltern, die das nicht tun? Die es unreflektiert lesen und für gut befinden? Zieht dann die Argumentation, dass man Kinder vor Rassismus schützt, wenn sie ihn trotzdem vorgelesen bekommen mit politisch neutralen Begriffen? Fühlt sich das arme, kaffeebraune Mädchen denn dann nicht mehr angegriffen, wenn der schwarze Teil ihrer Herkunft nicht mehr als Neger bezeichnet wird, aber trotzdem noch als "edle Wilde" oder "Bedienstete der Weißen" oder als "Lügner" gestraft wird?
Ich denke, das ist die unsauberste Lösung, die es gibt. Einfach Worte austauschen. Stattdessen hätte man eine komplette Neuübersetzung anstreben können, in dem entsprechende Passagen kindgerecht und unrassistisch verändert wurden - natürlich mit entsprechendem hinweis im Buch. Damit würde man auch Kritik ernten, aber es wäre zumindest keine Lüge, dass damit der Rassismus aus dem Buch genommen wäre. Man hätte betreffende Passagen auch streichen können oder, wenn damit die Bücher zu kurz würden, den Druck eben einstellen.
Da ich aber für eine große Buchvielfalt bin und mich ungerne so vorführen lasse ("'Neger' zu entfernen heißt den Rassismus aus dem Buch zu entfernen"), bin ich
für mich dafür, die Originalversion erhalten zu dürfen, um selbst entscheiden zu können,
wann mein Kind diese
wie zu hören bekommt. Und die Menschen, die sich durch Pippi Langstrumpf persönlich angegriffen fühlen, diese dürfen dann aufgrund offensichtlicher Hinweise auch entscheiden, ob sie es ihrem Kind antun wollen oder nicht.