Rund um Bücher "Sprachzensur" und Rassismus in Literatur und der Umgang damit.

Quellen wofür genau? Dafür dass Worte ganz allgemein einem Bedeutungswandel unterliegen und darum konkret das N-Wort anders übersetzt werden sollte? Nee, die hab ich jetzt gerade nicht - höchstens den Verlag selbst auf dessen Homepage, aber das ist wahrscheinlich nicht wirklich wissenschaftlich.
 
Arlecchino sprach von sich selbst als "kaffeebraunen Arier". Und Ioelet hat wohl schwarze Freunde. Ansonsten sind die Motivationen, was hier eigentlich verteidigt werden soll ziemlich aus den Fugen geraten. Einige wollen die Kinder nicht ewig vor der Realität schützen, und da ist ein Kinderbuch wohl ein so guter Startpunkt, wie alles andere. Zornhau will verständlicherweise nur den Nationalsozialismus nicht zurück und findet Zensur Kacke. Ist alles irgendwie nachvollziehbar in meinen Augen gewesen, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich einiges hier so las, als ginge es primär darum, dass Recht (?) zurück zu erobern, endlich mal wieder ohne schlechtes Gewissen haben zu müssen "Neger" sagen zu dürfen.

An diesem Punkt waren mir die Probleme von neunjährigen schwarzen Mädchen zweitrangig, von da an begann bei mir persönlich ein Denkprozess, der mit der Erkenntnis sein Ende fand, dass ich weder Zensurgegener, noch die schwarze Bevölkerung gegen mich aufbringen will. Ich kann mich lediglich besser damit abfinden, von hysterischen weißen "Gutmenschen" als vermeindlicher Weggefaehrte identifiziert zu werden, als von einem rassistischen NPD-Wähler zu einem Bier eingeladen zu werden, weil ich (seiner werten Meinung nach) so schön "deutsches Wortgut" verteidige. (Wir wissen ja, wie haenderingend die Truppe nach Verbündeten sucht, da wird man bestimmt gerne auch mal missverstanden.)

Ab da war's klar: Kindererziehung, Zensur und verletzt Gefühle hin oder her, Nazis Argumente zu liefern - egal, was man eigentlich damit bezwecken wollte -, find ich eigentlich IMMER Scheiße. Dann nehm ich lieber hin, dass alle vergessen, dass das Wort "Neger" je existiert hat.

Und das kann man ja auch problemlos als White Cake tun.
 
ich bin auf einer anderen seite auf einen link zu einem tagesspiegel artikel hingewiesen worden der ein paar interesaante fragen aufwirft und - in meinen augen - vernünftige schlüsse zieht. nebenbei hört die autorin nicht dabei auf das N-wort in kinderbüchern zu kritisieren, da fängt sie erst an.

auszug:
Die weißen Theatermacher, mit denen ich mich in der Rassismusdebatte am Theater konfrontiert sah, hatten immer gute Gründe, an der Nutzung rassistischen Vokabulars oder rassistischen Praktiken wie Blackfacing festzuhalten. Angeblich brauche man es, um Rassismus zu thematisieren. Da wurde mit dem Ausstellen von Rassismus argumentiert und damit, dass man der Gesellschaft den Spiegel vorhalten wolle. Mit Gesellschaft ist dabei die weiße Mehrheitsgesellschaft gemeint. Eine Gruppe von Leuten, die sich gegenseitig irgendwelche Spiegel vorhalten wollen. Das können sie gern tun, aber in der Konsequenz heißt das, dass Theater sich nur an ein weißes Publikum wendet. Diese Gruppe bleibt unter sich und definiert für sich allein, was rassistisch ist und was nicht.
...
Es kann natürlich sein, dass Astrid Lindgren es nicht so gemeint hat. Dass das nicht das Weltbild ist, das sie vermitteln wollte. Es ändert nur leider nichts an unserem Problem. Die Worte tun ihre Wirkung, auch wenn sie nicht in böser Absicht ausgesprochen werden. Was hat denn das Kind davon, wenn die Intention der Autorin eine andere war? Das N-Wort, heißt es, sei außerdem „damals“ weniger rassistisch gewesen. Es war im allgemeinen Sprachgebrauch, erst heutzutage erhielt es seine abwertende Bedeutung. Das ist falsch. Es war so normal, dieses Wort zu benutzen, weil die abwertende Haltung gegenüber schwarzen Menschen vollkommen normal war. Das N-Wort war früher nicht weniger rassistisch. Rassismus war in Europa nur allgemein akzeptiert. Das ist er jetzt nicht mehr.
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Aber wenn sich alle darin einig sind, dass die Begriffe in den diskutierten Büchern nicht rassistisch gemeint sind, warum sie dann nicht durch welche ersetzen, die tatsächlich nicht rassistisch sind?
von Simone Dede Ayivi

seite eins
seite zwei (!)

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PS: @Ioelet: i would back you up. bin halt nicht so aktiv hier.
 
Aber wenn sich alle darin einig sind, dass die Begriffe in den diskutierten Büchern nicht rassistisch gemeint sind, warum sie dann nicht durch welche ersetzen, die tatsächlich nicht rassistisch sind?
Einfache Antwort: Weil im speziellen Falle von Pippi Langstrumpf ein Abändern der Worte den rassistischen Kontext, in dem sie stehen, nicht gemildert, sondern nur beschönigt wird.

Das ist übrigens mein Problem: Es ist mir völlig egal, ob da jetzt von Südsee oder von Neger gesprochen wird. Es betrifft mich als Person recht wenig. Rein intellektuell würde ich natürlich lieber an Neger festhalten, weil ich sehr schlechte Erfahrungen beispielsweise mit der "Entrassifizierung" von "Onkel Toms Hütte" gemacht habe. Was mich aber richtig stört, ist die Irreleitung, mit dem Austausch rein von Worten sei Rassismus entfernt ("Neger") oder Verständnis geschaffen ("Schuhe wichsen") worden. Das ist Verdummung. Der Rassismus ist noch da. Wenn man ihn nicht haben will, dann soll man das Buch nicht mehr drucken, wenn ein Umschreiben das Buch zu sehr verändern würde. Und Verständnis für einen Text schafft man nicht, indem man Kinder ihres potentiellen Wortschatzes beraubt, denn Wortschatz umfasst wesentlich mehr Worte, als man aktiv spricht. Ja, ich halte es sogar für eine Frechheit, zu sagen, mit dem einfachen Ersetzen des Begriffes "Neger" würde man auf die Gefühle einer entsprechend dunkelhäutigen Minderheit achten. Es gibt Bereiche, in denen ich keine halben Sachen mag. Und das Beispiel von Pippi ist einer der Bereiche, in denen ich sage, dass man den Schritt ganz machen muss, oder eben gar nicht. Alles andere fordert mich geradezu heraus, für Letzteres zu plädieren, weil ich da meinem Kind nämlich wesentlich besser erklären kann, was an dem Text nicht stimmt.
 
Alter. Irgendwer hier muss seinen Sarkasmusdetektor checken. Vielleicht ja auch ich.

Alter, ich hab einen. Ich hab nur deinen Gag ausgeliehen und aus dem Kontext gerissen. Genau das tun die vielen, vielen Menschen um uns herum nämlich ständig: Nicht richtig zuhören, nicht richtig interpretieren, nicht richtig weitergeben. Und das sollte man sich bewusst machen, bevor man in den Ring steigt und für die Akzeptanz diskriminierender Begriffe wirbt.

Wer weiß, wer zuhört.
 
Ich gebe dem Autor da nicht unbedingt bei allem Recht. Die Kritik an Frau Lindgren, finde ich ein wenig arg heftig, da ich nicht glaube, dass sie bewusst rassistisch schreiben wollte - dafür ist mir Pippi zu begeistert von den "Negern".
Die Passage mit den lügenden Kongolesen hat der Autor der Kolumne offensichtlich nicht gelesen oder nicht verstanden. Denn Pippis Behauptung, dass alle Kongolesen lügen, ist relativ offensichtlich (im Kontext der Handlung) gelogen.

Der ZEIT-Artikel, auf den ich glaube ich schon mal verwiesen habe, ist auch online abrufbar:
http://www.zeit.de/2013/04/Kinderbuch-Sprache-Politisch-Korrekt/

Kernsatz:
Aber dieser Versuch, eine totale Gegenwärtigkeit herzustellen, muss bei anspruchsvollen Texten scheitern.

Und so ist das auch. Man kann "Pippi Langstrumpf" nicht in die Gegenwart versetzen, ohne den Text inhaltlich neu zu gestalten. Die Tatsache, dass Literatur eben nicht "zeitlos" und für alle Ewigkeit massenmarkttauglich ist, sollte man sich einfach mal eingestehen.
 
Einfache Antwort: Weil im speziellen Falle von Pippi Langstrumpf ein Abändern der Worte den rassistischen Kontext, in dem sie stehen, nicht gemildert, sondern nur beschönigt wird.

Das ist übrigens mein Problem: Es ist mir völlig egal, ob da jetzt von Südsee oder von Neger gesprochen wird. Es betrifft mich als Person recht wenig. Rein intellektuell würde ich natürlich lieber an Neger festhalten, weil ich sehr schlechte Erfahrungen beispielsweise mit der "Entrassifizierung" von "Onkel Toms Hütte" gemacht habe. Was mich aber richtig stört, ist die Irreleitung, mit dem Austausch rein von Worten sei Rassismus entfernt ("Neger") oder Verständnis geschaffen ("Schuhe wichsen") worden. Das ist Verdummung. Der Rassismus ist noch da. Wenn man ihn nicht haben will, dann soll man das Buch nicht mehr drucken, wenn ein Umschreiben das Buch zu sehr verändern würde. Und Verständnis für einen Text schafft man nicht, indem man Kinder ihres potentiellen Wortschatzes beraubt, denn Wortschatz umfasst wesentlich mehr Worte, als man aktiv spricht. Ja, ich halte es sogar für eine Frechheit, zu sagen, mit dem einfachen Ersetzen des Begriffes "Neger" würde man auf die Gefühle einer entsprechend dunkelhäutigen Minderheit achten. Es gibt Bereiche, in denen ich keine halben Sachen mag. Und das Beispiel von Pippi ist einer der Bereiche, in denen ich sage, dass man den Schritt ganz machen muss, oder eben gar nicht. Alles andere fordert mich geradezu heraus, für Letzteres zu plädieren, weil ich da meinem Kind nämlich wesentlich besser erklären kann, was an dem Text nicht stimmt.

ich komme da nicht mit.
vielleicht ist es die perspektive oder so?
es geht mir gar nicht darum rassimus zu "beschönigen" oder "weg zu machen", ich würde gerne einfach ein schönes kinderbuch haben in dem es keinen unreflektierten rassismus gibt - und ja, damit meine ich auch die kolonialen chauvinistischen entgleisungen die es bei pipi langstrumpf und vielen anderen kinderbüchern gibt. ich sehe das buch dabei auch null als ein historisches werk, denn ich lese es nicht als solches vor (und das würde meine kids auch "noch" nicht interessieren"). weil ich aber vieles an pipi sehr mag und schätze, und auch weil ich zu dem charakter einen eigenen bezug habe, würde ich das buch gerne nutzen. mache ich auch, aber ich verändere eben umstände um es für mich (wieder) vorlesenswert zu machen. ich lese z.b. auch tommi und annika auch mal in verkehrten rollen, oder lass annikas verschlimmbesserungen mitunter ganz weg.
ich setze mich durchaus mit rassismus (auch meinem) auseinander, und werde meine erkenntnisse dabei auch an meine kids weiter geben - jedoch nicht in einer pipi langstrumpf gute nacht geschichte. die ist einfach nicht dafür gemacht, und da gibt es auch 1000 mal bessere materialien.
ich würde bei vielem mitgehen was hier gegen eine änderung vorgebracht wurde, aber für mich kommt es auf das genre an. pipi langstrumpf ist ein werte vermittelndes buch für kinder. sei stark, lass dir nichts gefallen, sei laut, mach dinge die dir gefallen, misch dich ein und sei für deine freunde da. ich sehe keinen wert darin in einem derartigen buch rassismus oder kollonialismus mit drin zu haben - das nehm ich da gerne raus. was anderes wird das wenn die kids später gross genug sind um z.b. selbst den HdR zu lesen (wenn sie das wollen), da gebe ich ihnen mit sicherheit ein paar weitere perspektiven zu der lesart mit - aber das buch ist für ältere menschen gemacht und soll keine empowernden werte vermitteln (oder zumindest keine die nicht auch in jeder "A-team" folge vorkommen ...).
ich mag pipi langstrumpf und ich mag die idee das pipi zeitlos ist und sich dementsprechend entwickelt. für mich ist das auch keine "verdummung", sodern eine weiterentwicklung einer liebenswerten figur. einer figur welche die hohen und sympatie tragenden ansprüche die an sie gestellt werden auch erfüllen kann. ein vorbild eben. nicht nur für weisse menschen, sondern für alle. gestern, heute und morgen.
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well, and now its time to get my supreme white ass on the dancefloor!
 
Alter, ich hab einen. Ich hab nur deinen Gag ausgeliehen und aus dem Kontext gerissen. Genau das tun die vielen, vielen Menschen um uns herum nämlich ständig: Nicht richtig zuhören, nicht richtig interpretieren, nicht richtig weitergeben. Und das sollte man sich bewusst machen, bevor man in den Ring steigt und für die Akzeptanz diskriminierender Begriffe wirbt.

Wer weiß, wer zuhört.

Dann hör das nächste Mal besser zu. Oder lies besser. Ich habe nirgendwo für die Akzeptanz diskriminierender Begriffe geworben.
 
ich würde gerne einfach ein schönes kinderbuch haben in dem es keinen unreflektierten rassismus gibt - und ja, damit meine ich auch die kolonialen chauvinistischen entgleisungen die es bei pipi langstrumpf und vielen anderen kinderbüchern gibt.
Um ein solches Buch vorzulesen, ist man heutzutage am besten damit beraten, sich eines der moderneren Kinderbücher zu schnappen.

Ich mag Pippi Langstrumpf. Und ich finde die Geschichten auch amüsant. Und sie sind gesellschaftlich gesehen nicht gerade auf dem neuesten Stand. Dass du, Asasco, dir die Mühe machst, sie für deine Kinder anzupassen, ist super - aber andere Eltern tun das anscheinend nicht. Oder sind plötzlich davon erschlagen, dass ihre blumige Kindheitserinnerung die Dinge herausgefiltert hat, die sie beim erneuten - oder gar erstmaligen - Lesen nun schockieren. Wenn man den 08/15 Bürger, der mit Pippi in seinem leben in Berührung kam, fragen würde, würde niemand den Rassismus oder das Rollenbild darin erwähnen.

Mir geht es aber um was anderes:
Für einen Verlag und Pippi ist eine Figur, die aufgrund von Verklärung der eigenen Kindheit immer noch Geld bringt. Aber er ist schon vor Jahren auf solche unkorrekten Begriffe wie "Neger" aufmerksam gemacht worden. Natürlich kann er Aufmerksamkeit auf sich lenken, indem er öffentlich ankündige, solche Begriffe nun komplett zu entfernen. Gut und schön, oder?
Du, Asasco, gehörst nun wahrscheinlich zu den Eltern, die diese neuen Passagen lesen und sich denken, "Woah, da stimmt ja was net. Da ist immer noch kolonialer Rassismus drin, auch wenn kein "Neger" mehr vorkommt." Und vermutlich würdest du solche Stellen für deine Kinder umdichten. Aber was ist mit den Eltern, die das nicht tun? Die es unreflektiert lesen und für gut befinden? Zieht dann die Argumentation, dass man Kinder vor Rassismus schützt, wenn sie ihn trotzdem vorgelesen bekommen mit politisch neutralen Begriffen? Fühlt sich das arme, kaffeebraune Mädchen denn dann nicht mehr angegriffen, wenn der schwarze Teil ihrer Herkunft nicht mehr als Neger bezeichnet wird, aber trotzdem noch als "edle Wilde" oder "Bedienstete der Weißen" oder als "Lügner" gestraft wird?

Ich denke, das ist die unsauberste Lösung, die es gibt. Einfach Worte austauschen. Stattdessen hätte man eine komplette Neuübersetzung anstreben können, in dem entsprechende Passagen kindgerecht und unrassistisch verändert wurden - natürlich mit entsprechendem hinweis im Buch. Damit würde man auch Kritik ernten, aber es wäre zumindest keine Lüge, dass damit der Rassismus aus dem Buch genommen wäre. Man hätte betreffende Passagen auch streichen können oder, wenn damit die Bücher zu kurz würden, den Druck eben einstellen.

Da ich aber für eine große Buchvielfalt bin und mich ungerne so vorführen lasse ("'Neger' zu entfernen heißt den Rassismus aus dem Buch zu entfernen"), bin ich für mich dafür, die Originalversion erhalten zu dürfen, um selbst entscheiden zu können, wann mein Kind diese wie zu hören bekommt. Und die Menschen, die sich durch Pippi Langstrumpf persönlich angegriffen fühlen, diese dürfen dann aufgrund offensichtlicher Hinweise auch entscheiden, ob sie es ihrem Kind antun wollen oder nicht.
 
Ist alles irgendwie nachvollziehbar in meinen Augen gewesen, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich einiges hier so las, als ginge es primär darum, dass Recht (?) zurück zu erobern, endlich mal wieder ohne schlechtes Gewissen haben zu müssen "Neger" sagen zu dürfen.
In manchen Aussagen spiegelt sich die Inanspruchnahme einer elitären Geisteshaltung wieder. "Ich weiß, daß 'Neger' ein rassistischer Begriff ist. Und weil ich das weiß, soll er ruhig in Kinderbüchern weiterhin benutzt werden, da ich ja nicht Gefahr laufe die Bedeutung dieses Wortes falsch zu verstehen.".

Es handelt sich aber nicht um ein Buch für den (von sich gerne behauptenden) aufgeschlossenen Erwachsenen, sondern um ein Kinderbuch. Kinder sind noch nicht in der Lage Begrifflichkeiten o.ä. im richtigen Kontext zu sehen. Die lesen, daß da ein dunkelhäutiger Mann als "Neger" bezeichnet wird und übernehmen das unreflektiert.

Natürlich wird die Abänderung eines Wortes den alltäglichen Rassismus nicht lindern. Dann liest das Kind bei Pippi Langstrumpf einen (vermeintlich) korrekten Begriff und am Wochenende, wenn der Sohnemann mit Papa ins Fußballstadion geht, hört er laute Affengeräusche, wenn ein dunkelhäutiger Spieler der gegnerischen Mannschaft am Ball ist.

Daraus aber die Forderung (denn das liest sich hier teilweise wirklich so) abzuleiten, daß da doch gefälligst "Neger" stehen bleiben soll, leuchtet mir kaum ein. (Noch absurder ist übrigens der reflexartige Vorwurf der "Zensur", aber damit scheint man in der jüngeren Vergangenheit ebenfalls schnell zu sein.)

Das mag aber auch daran liegen, daß ich nicht der Meinung bin, daß bei einem Kind der unterschwellige Rassismus und Kolonialismus in Erinnerung bleibt, sondern eher die Beschreibung von Abenteuern in einem fernen Land, mit Leuten, die eben "dunkelhäutig" sind.

Aber nunja, ich bin kein Pädagoge.
 
Ascaso schrieb:
ich sehe das buch dabei auch null als ein historisches werk, denn ich lese es nicht als solches vor (und das würde meine kids auch "noch" nicht interessieren"). weil ich aber vieles an pipi sehr mag und schätze, und auch weil ich zu dem charakter einen eigenen bezug habe, würde ich das buch gerne nutzen. mache ich auch, aber ich verändere eben umstände um es für mich (wieder) vorlesenswert zu machen. ich lese z.b. auch tommi und annika auch mal in verkehrten rollen, oder lass annikas part mitunter ganz weg.
Respekt! (y) Aber pass auf, dass dann nicht plötzlich die Wächter der historisch-literarischen Korrektheit vor deiner Tür stehen wenn du das Werk so mutwillig verfälscht...
 
Es handelt sich aber nicht um ein Buch für den (von sich gerne behauptenden) aufgeschlossenen Erwachsenen, sondern um ein Kinderbuch.
... aus den 40er Jahren. Es in ein Kinderbuch der 2010er Jahre verwandeln zu wollen, ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Und das Ergebnis des Versuchs ist vor allem eines: Sprachlicher und inhaltlicher Müll.

Kinder sind noch nicht in der Lage Begrifflichkeiten o.ä. im richtigen Kontext zu sehen. Die lesen, daß da ein dunkelhäutiger Mann als "Neger" bezeichnet wird und übernehmen das unreflektiert.
So? Bist Du jetzt doch Pädagoge?
 
Ja, ich halte es sogar für eine Frechheit, zu sagen, mit dem einfachen Ersetzen des Begriffes "Neger" würde man auf die Gefühle einer entsprechend dunkelhäutigen Minderheit achten.

Frechheit wäre mir persönlich ein zu starkes Wort, aber prinzipiell sehe ich das ganz ähnlich. "Das N-Wort", beispielsweise, tut nichts anderes, als sich hinter dem ersten Buchstaben zu verstecken und den/m Mitdiskutanten das Wort "Neger" in den Kopf zu pflanzen, ohne es selbst aussprechen zu müssen. Das bringt ja letztlich auch niemanden großartig weiter.

Dann hör das nächste Mal besser zu. Oder lies besser. Ich habe nirgendwo für die Akzeptanz diskriminierender Begriffe geworben.

Mir musst du das gar nicht erzählen. Ich habe hier 14 Seiten lang mitgelesen und mitdiskutiert und bin nach wie vor nicht der Meinung, dass hier irgend jemand aktiv Beutelmützen verteilt. Ich halte es nur auch nach wie vor für paradox, die Bedeutung eines Wortes wegdiskutieren zu wollen, obwohl man gleichzeitig erklärt, man möchte nicht, dass die Bedeutung des Wortes in Vergessenheit gerät. Es mag ja sein, dass hier ein Unterschied gesehen wird zwischen "das Wort aus dem Buch wegeditieren" und "dem Wort krampfhaft die Bedeutung nehmen zu wollen", aber mir persönlich erschließt sich das halt nicht. Für mich sind das beides Versuche, sich die Welt schön zu reden.
 
Für mich sind das beides Versuche, sich die Welt schön zu reden.
Ja, ist es. Beides.

Vielleicht wäre es ja sinnvoll, eine "Pippi Langstrum, die Vorlese-Edition für unsere Kleinsten. Empfohlen für Kinder von 4-7 Jahren." herauszugeben, in dem alles, was wir als negativ empfinden getilgt oder umgeschrieben wurde.

Ab dem Selbstlesealter würde ich allerdings tatsächlich den ursprünglichen Wortlaut verteidigen. Ich klau mal ganz frech aus Yennicos Signatur: “Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.”Ludwig Wittgenstein (1889 - 1951)
Auch ein Grund, warum ich die Anpassung von Texten an moderne Alltagssprache nicht unbedingt schätze. Ich verteidige einen großen Wortschatz, und der beinhaltet nicht immer nur positiv konnotierten Inhalt. Denn wie möchte man irgendwann einmal beispielsweise die Wandlung von Begriffen reflektieren, wenn man sie nicht mehr kennt? Oder wie möchte man Beschönigungen erkennen, wenn man ausschließlich diese vorgesetzt bekommt? Trauen wir unseren Kindern im Schulalter so wenig zu? Trauen wir ihnen tatsächlich zu, dass sie durch Begriffe Ideologien übernehmen, auch wenn sie diese noch unreflektiert lesen? Trauen wir ihnen tatsächlich zu, dass sie die koloniale Rassismuslehre anstatt des Abenteuers verinnerlichen? Wer das aus Kindergartenkinder bezieht, der soll den Absatz drüber nochmal lesen.

Anscheinend hatten meine Eltern mit in meiner Kindheit und Jugend anscheinend wesentlich mehr zugetraut, dass ich aus geschriebenem Text etwas bzw. das Richtige fürs Leben lerne.
 
Mir musst du das gar nicht erzählen. Ich habe hier 14 Seiten lang mitgelesen und mitdiskutiert und bin nach wie vor nicht der Meinung, dass hier irgend jemand aktiv Beutelmützen verteilt. Ich halte es nur auch nach wie vor für paradox, die Bedeutung eines Wortes wegdiskutieren zu wollen, obwohl man gleichzeitig erklärt, man möchte nicht, dass die Bedeutung des Wortes in Vergessenheit gerät. Es mag ja sein, dass hier ein Unterschied gesehen wird zwischen "das Wort aus dem Buch wegeditieren" und "dem Wort krampfhaft die Bedeutung nehmen zu wollen", aber mir persönlich erschließt sich das halt nicht. Für mich sind das beides Versuche, sich die Welt schön zu reden.

Du hast halt auch nichts von dem was ich geschrieben habe, so verstanden, wie ich es meinte. Egal, feiern wir Acasco für seine mutige Revolte gegen literatische Faschisten und lassen das Thema ruhen :rolleyes:
 
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