AW: Sollte man auf seine eigene Leistung beim Rollenspiel stolz sein?
Die Frage: "Sollte man auf seine eigene Leistung beim Rollenspiel stolz sein?" kann ich nur mit einem kräftigen
JA, NATÜRLICH! beantworten.
Was dabei "Leistung" ist, das wird doch eh jeder für sich persönlich unterschiedlich wahrnehmen. Aber wenn man nach seinen eigenen Maßstäben richtig was geleistet hat, dann darf man natürlich darauf stolz sein. - Warum sollte man denn nicht? Falsche Bescheidenheit und unterdrückte Emotionen machen einen doch nur KRANK und HÄSSLICH.
Leistungen:
- Ich hatte im Kampf meines Gelehrten-SCs gegen einen riesigen Höhlentroll in RuneQuest nur eine 5% Chance ihn mittels eines Fußfegers zu Fall zu bringen und habe mit einem Wurf von 2% das schier Unmögliche vollbracht und unsere Runde spricht heute noch von dieser Aktion. - Stolz? *Brust anschwell* Natürlich!
- Ich habe ein meiner Meinung nach obergeiles Szenario eine ganze Woche vorbereitet, indem ich jede Nacht Wachtürme, Festungsmauern, Figuren, Gebäude etc. gebastelt habe, habe die Nacht vor dem eigentlichen Spieltermin vielleicht drei Stunden Schlaf bekommen und das Szenario über fast 10 Stunden OHNE jegliche Müdigkeitserscheinungen bei mir und unter vollster Aufmerksamkeit der Spieler geleitet, und die Spieler waren BEGEISTERT. - Stolz? Na, klar!
- Ich habe einen Charakter, der ein totaler Nichtkämpfer ist, sowohl durch eine mörderische Intrige, als auch durch ein Zombie-Survival-Horror-"Ereignis", sowie durch einen üblen Slasher-Movie-Stoff UNBESCHADET und als EINZIGEN Überlebenden(!) durchbekommen. - Stolz? Na, was sonst?
- Ich habe 27 Seiten vorbereitetes Szenario auf Mitte Seite 2 komplett knicken können, weil meine Spieler ALLES anders gemacht hatte, als ich JE gedacht hätte - und dann habe ich "mit'm Arsch" geleitet und es wurde ein ultraspannendes und actionreiches Szenario, bei dem ich zu keinem Zeitpunkt meinen vorbereiteten Seiten, die in den Schredderaufsatz wanderten, nachtrauerte. - Stolz? Na, aber sicher doch!
- Ich habe ...
(schier nicht enden wollende Aufzählung hier abgeschnitten)
Ich wüßte überhaupt nicht, warum es "böses Blut" bei dieser Fragestellung geben sollte. - Wenn ich etwas gemacht habe, was mir nach meinen eigenen "Leistungsmaßstäben" (heißt: Bauchgefühl) eine bemerkenswerte Leistung erscheint, dann bin ich vollkommen zurecht darauf stolz.
Im Job, wo im REGELFALL die exzellente fachliche Leistung von Vorgesetzten weder gewürdigt wird, noch (leider allzu häufig) aufgrund fachlicher INKOMPETENZ überhaupt als solche erkannt wird, darf ich trotzdem auf meine als selbstverständlich erachteten WUNDER stolz sein.
Im Kampfkunsthobby darf ich stolz darauf sein, daß ich so schnelle Auffassungsgabe hatte, daß mir ein Wudang-Meister Lob darob zollte, und ich darf stolz darauf sein, daß ich einen 15 Jahre jüngeren, schnelleren, agileren Kämpfer im Vollkontakt schlichtweg "verprügelt" habe, und ich darf stolz darauf sein, daß ich beim Langbogenschießen nicht mehr wie in der Anfangszeit ewig am Pfeilesuchen bin.
Warum sollte ich dann nicht im Rollenspiel auf tolle Leistungen (nach MEINEM Verständnis!) als Spieler, als Spielleiter, als Szenerien-Bastler, als Organisator, als "Würfel-Magier" stolz sein dürfen?
Offengestanden: Ich bin sogar stolz darauf, daß sich in MEINEN häuslichen Spielrunden KEINE derart gestörten Rollenspieler einfinden, wie man sie gerade in vielen Rollenspiel-Foren als niederschmetternde Beispiele des Spektrums menschlicher Verhaltensäußerungen erleben darf. Ich bin ganz ehrlich STOLZ darauf, daß ich ALLE meine Spieler MAG und GERNE mit ihnen spiele.
Und das ist KEIN Stolz auf eine "Leistung". Eigentlich sollte ich mich "nur" GLÜCKLICH SCHÄTZEN ob dieser glücklichen Fügung. Doch was ich wirklich dabei empfinde ist nicht, daß ich mich für einen "Glückspilz" halte solche tollen Leute zu kennen, sondern daß ich darauf stolz bin.
Mir egal, ob damit jemand ein Problem hat. - Ich fühl' mich gut dabei.