Hier ist übrigens auch ein schönes Beispiel, wie wenig Fortschritt insgesamt, natürlich auch was Genderfragen bedingt, das Medium bis jetzt wirklich verbuchen kann.
http://teamcoco.com/cluelessgamer
Conan O'Brien "reviewed" Spiele, ohne sie nach eigenen Angaben überhaupt zu mögen oder jemals wirklich zu spielen. Es ist der lustige Effekt, wenn man dem Onkel von Gestern das Gamepad in die Hand drückt und ihm dabei zusieht, wie er versucht, in der virtuellen Welt klarzukommen - und seine Erlebnisse kommentiert. Im Grunde ein nettes, nicht aufsehenerregendes und harmloses Konzept, teilweise auch zum Brüllen komisch.
Es ist nur auffällig, wie viele Klischees Conan bedient, auch wenn er nicht in seiner Rolle des "Clueless Gamer" ist. Angekündigt werden die Spiele ziemlich oft mit "all the kids are playing it", was das mindset aus den 50igern schonmal schön untermauert. Wenn es dabei um Spiele geht, die teilweise nicht mal für Jugendliche freigegeben sind (GTA V) wird das noch deutlicher. Natürlich kann auch ein 18-Jähriger für Conan noch unter die Kategorie "Kid" fallen, die allgemein zugänglichen Zahlen der durchschnittlichen Alterseinteilung widerspricht ihm allerdings ziemlich eindeutig, ganz abgesehen von den ganzen sehr erwachsenen Designern und Entwicklern, die diese Dinger produzieren. Man muss sich nur mal vorstellen, wie sich ein etablierter Schauspieler fühlen muss, der einen oscarprämierten, ernsten full feature Film bei Conan promoted und dieser betitelt die Arbeit ständig als "for Kids" um zu verstehen, wie unangebracht und zurückgebliebenen diese altmodische und unaufgeklärte Kategorisierung ist. Geschenkt.
Conan verkörpert bewusst den sexistischen, hirnlosen Gamerstereotypen, natürlich zu Comedyzwecken. Jede bitch muss flachgelegt werden (was anderes sind Frauen im Spiel ja auch nicht) und es ist cool, wenn man Leute tötet. Das hat zwar Unterhaltungswert, schlägt aber auch in eine Kerbe, die schon so überstrapaziert ist, wie Dieter Bohlens Fresse es wäre, wenn ihm alle dort reintreten dürften, die es wollten.
Vor allem aber ist es wohl ein ziemlich großes Anliegen, herauzustellen, dass Frauen "sowas", also die Spiele, ja sowieso nicht zocken - "and we all know you're guys" ist hier ein zweites Klischee, das auch gut in die Diskussion hier passt.
Jetzt kann man versuchen, das über die Kunstfigur abzuwälzen, die er in den kleinen Videos darstellt. Dass das Ganze nicht wirklich ernstgemeint ist, dürfte Jedem nach den ersten paar Sekunden klar werden - aber auch nach längerem Schauen kann ich zumindest nicht umhin, die persönliche Note zu erkennen. Das ist nicht nur der Clueless Gamer. Das ist Conan O'Brien, stellvertretend für einen Großteil seiner Generation, die immer noch davon ausgeht, dass Videospiele sexistische Gewaltorgien für unreife, männliche Kinder sind. Vielleicht weil ein Teil der Konsumenten und der Industrie hartnäckig versuchen, dieses Image aufrecht zu erhalten, weil sie Angst vor der Übernahme der bösen Feminazis haben, die ihnen ein weiteres Hobby wegnehmen wollen? Neeein. Viel zu gewagte These, völlig unrealistisch...