Male Gaze im Rollenspiel

Noch einmal konkret etwas zu Verantwortlichkeiten:
Unter der Prämisse, dass eigentlich nur Frauen hinterhergepfiffen wird, die einen Reiz ausüben haben wir bereits hier eine vielschichtige Problemstellung:

1. Irgendein Individuum der Gattung Mann, dass offensichtlich keine Kinderstube genossen hat oder diese im Rudel bereit ist abzulegen, um vor allem die eigene Unsicherheit zu kaschieren.
2. Eine Dame - um die gehts ja hier schließlich - die einerseits Zeit und Geld investiert um optisch gut auszusehen, vielleicht um sich selbst zu gefallen, auf der anderen Seite aber zuwenig Selbstbewusstsein hat auch mit dieser als negativ Empfundenen Resonanz klar zu kommen.

Das ist gerade einmal die Basis, da noch verschiedenste Faktoren dazu kommen: Religion, Biographie der Beteiligten, Peer-Kontext ... so als erstes Brainstorming. Mit einem einfachen "Kerle lasst das Pfeifen sein, ich bin kein Köter" isses da einfach nicht getan. Bzw. netter Wunsch, aber irgendwie doch sinnlos. Das hat etwas von Verantwortung abgeben - sich eben nicht mit sich selbst und den eigenen Belangen auseinander setzen wollen. Wir reden hier wie gesagt erstmal nur von doofen Sprüchen und Pfiffen ... da ist noch kein Gesetz gebrochen außer vielleicht die Zusammenhänge des guten Anstands verletzt worden.
Das werden sie aber tagtäglich in den unterschiedlichsten Bereichen.

Wäre also einer Dame wirklich damit geholfen, wenn man ihr mit auf den Weg gibt, dass die anderen halt alle einen an der Mütze haben? Ich mein ja ... das mag und wird ja sogar sein. Aber die betroffene Dame ist diejenige, die sich nicht wohl fühlt und hinterher mit nem Magengeschwür rumrennt ... also muss doch eher geguckt werden was die Dame da tun kann, um sich besser abzugrenzen - denn die schlechte Kinderstube (religiöse Vorbelastungen, Gruppengehabe, etc. pp.) von irgendwelchen Fraggles da draußen wird sie garantiert nicht ändern, indem sie mal ordentlich den Kopf einzieht. Is nun mal so.
Die Wahrheit Arngeir liegt irgendwo in der Mitte. Es muss weiterhin daran gearbeitet werden, damit auch unsere Nachwuchsgeneration mit Respekt groß wird und das Gegenüber schätzt ungeachtet der Hautfarbe, des Geschlechts, der Nationalität oder politischen Gesinnung. Das entbindet jenes Gegenüber aber nicht davon ebenfalls etwas dafür zu tun, die eigene Gesundheit am Laufen zu halten. Bzw. weniger aggressiv formuliert: Nur ich selbst kann Dinge so verändern, dass ich mit den Umständen besser zurecht komme. Und dazu gehört es eben sich abzugrenzen, Nein zu sagen, ne gehörige Portion Leck mich am Arsch zu verinnerlichen und vor allem ab und an auch mal herzhaft zu Lachen - auch wenns bitter sein mag. Menschen die soetwas partout nicht hinbekommen haben möglicherweise innere Blockaden ... und an denen kann man arbeiten.

Ich habe kontinuierliches Mobbing seit dem Grundschulalter hinter mir und damit immer noch zu kämpfen. Die hervorgehobene Stelle im Zitat, ja da erkenne ich mich drin wieder. Mein Selbstbewußtsein hat sich über die Jahre inzwischen deutlich gebessert, aber die Antwort von Kaffeebecher hat sich für mich zuerst wie ein: Selber schuld, Du hast zuwenig Selbstbewußtsein gelesen.
Inzwischen hat Kaffeebecher den ersten negativen Eindruck wieder wettgemacht, aber es hilft tatsächlich nicht da draußen auf der Straße, wenn hier im Forum steht: Kopf hoch, da stehst Du drüber! Mein Selbstbewußtsein wird dadurch nicht aufgebaut.
Sich aufzubrezeln hilft dem Selbstbewußtsein tatsächlich, nur dass dieses Anstarren einem das gleich wieder zunichte machen kann.
Die typischen "graue Maus Klamotten" haben durchaus die Wirkung eines schützenden Panzers und wenn man diesen Panzer ablegt und sich aufbrezelt fühlt man sich erstmal deutlich ungeschützer und fühlt sich deutlich nackter. Sich trotzt Nackheit immer noch von einem Panzer umgeben zu fühlen, muss man lernen!

Außerdem habe ich immer noch leichte Komplexe was meinen Hintern angeht, da er doch deutlich größer ist als der Durchschnittshintern. "Entenarsch" und ähnliches und natürlich "Fettarsch" war eine beliebte Anrede für mich damals in der Schule und als ich mal auf Kur war. :cry: Heute weiß ich ja, dass der richtig klasse ist, aber manches mal muss ich mich immer mal wieder daran erinnern.
Ja, mein Selbstbewußtsein ist in der Schulzeit systematisch torpediert worden, weil ich die Erste Klasse wiederholt habe und auf derselben Schule geblieben bin. Bis heute habe ich damit zu kämpfen, weil ich auch auf den weiterführenden Schulen zur Außenseiterin geworden bin.

Außerdem muss man als Frau einfach eine Fernsehzeitschift mit einer Frau auf dem Cover deren Dekolletee bis zum Bauchnabel (wie Ioelet das ausgedrückt hat) reicht kaufen, weil man einfach eine Fernsehzeitschrift braucht, wenn man sich freiwillig eine kauft. Es gibt keine Alternative dazu, wer am Inhalt interessiert ist muss es sich kaufen, weil es anders nicht angeboten wird.
Dieses DSA Buch zum Beispiel nicht zu kaufen schränkt einen beim DSA spielen ein.
Wenn man der Elfe richtige Brüste anstatt Kugeln gezeichnet hätte, wäre das nicht so problematisch geworden. Die Darstellung ist schon sehr dominant, aber wieso müssen Frauen dabei immer so leicht bekleidet sein und die Brüste hoch- und zusammengeschnürt werden? Wobei hochschnüren und zusammendrücken der Brüste frau deutlich die Luft zum Atmen wegnimmt und als Kämpferin die sich körperlich sehr anstrengen muss doch sehr einschränkt.

Außerdem habe ich an mir beobachtet, dass wenn ich wütend bin und lauter als normal werde, ich sehr aufgeregt bin und da irgendetwas mit meiner Atmung nicht stimmt, was sich auf die Stimme auswirkt. Wenn ich lauter werde und etwas Angst habe, weil ich eine etwas niedrigere Sozialkompetenz besitze und Menschen nicht gut "lesen" kann, kippt meine Stimme.
Laut zu werden ist für mich eine Option die ich spät wähle, da ich auf Lautstärke empfindlicher reagiere als der Durchschnittsmensch. Kino ist zum Beispiel mit anschließendem lange andauerdem Taubheitsgefühl in den Ohren verbunden. Alles klingt dann so gedämpft als ob Watte in den Ohren wäre... (n)

Eine Bitte noch:
Bleibt doch beim Thema, dass die optische Präsentation von Frauen in unserer Medienwelt einfach zu oft missbräuchlich verwendet wird. Frei nach dem Motto: Sex sells!
Ich will hier nicht über: Warum bekommen Frauen weniger Gehalt? Wieso müssen Frauen auch mit Kurzhaarschnitt mehr beim Friseur bezahlen als Männer? Wieso wird Frauenfußball nicht so anerkannt wie der Herrenfußball? Wieso dürfen Frauen einem Hobby wie Stricken nachgehen und gelten Männer wenn sie ebenfalls gerne Stricken deshalb als homosexuell?

@Kaffeebecher
Ein intensives Hinterherglotzen oder ausdauerndes Anstarren ist kein Kompliment! Willst Du mit circa 20 Jahren von einer 50-jährigen wenn nicht sogar 70-jährigen mit Blicken ausgezogen werden, die Deinem Empfinden nach häßlich wie die Nacht ist?
Oder einer gleichaltigen, die Dir einfach unsympatisch ist, weil einem manche Menschen auf dem ersten Blick einfach unsympatisch sind?
Wir Frauen starren ja auch, nur fällt euch Männern das kaum auf, weil rein optische Reize bei Frauen meistens nicht ausreichen, dass die Hormone die komplette Kontrolle übernehmen.
 
Ach, mir sind schon Sachen ganz anderer Kaliber passiert und hatte dann die Entscheidung, ob ich mich wegducken oder offensiv damit umgehen soll. Zweiteres hat sich immer bewaehrt.
Fuer mich ist jeder seines eigenen Glueckes Schmied.
 
Man 'Kralle, so wie Du das schreibst, klingt das wirklich obergruselig.
Aber wir Kerle sind auch nicht auf die Welt gekommen, so wie wir sind. Wie viele von uns waren wohl der kleine, dicke Junge mit der Brille (und der Zahnspange, damals noch gar nicht cool)?? Rollenspielende Schüler sind ja doch ziemlich nah dran an der Physikclub/ Schach AG Bande...
Und gelästert wird ja wohl eher durch die Mädels, Jungs verlieren schnell den Spaß dran. Oder nicht?

Nagut, in Sachen Selbstbewußtsein/ Selbstwertgefühl hilft Dir das wenig weiter.
Aber solltest Du da weiterhin Defizite an Dir selbst feststellen, empfehle ich eine etwas ungewöhnliche Methode: Kampfsport, politisch korrekt: "professionelle Selbstverteidigung".
Ganz im Ernst, wirkt manchmal Wunder. In 1-2 Jahren erkennst Du Deine "Ängste" nicht mehr wieder.

Und im Grunde empfinde auch ich diese "Male Gaze" Diskussion als viel Lärm um nichts: Männer glotzen, Frauen lassen sich feiern. Das war schon immer so, und das wird auch noch sehr lange so sein. Ist reine (Verhaltens)Biologie und mMn ein grundlegendes Element des Topf-sucht-Deckel-Wettbewerbs. Wem das alles zu animalisch oder wenig zivilisiert ist, der kann gerade heut zu Tage in einer anonymisierten Großstadt dicke Mauern um sich ziehen, nur glücklich wird man dabei eher nicht.
Und das dieses Prinzip mittlerweile (seit über 50 Jahren??) als "sex sells" in der Indusrie Fuß gefasst hat, ist wirklich keine Neuigkeit. Man kann das anprangern, sicherlich. Aber wenn sich die Damenwelt darüber aufregt, dann erinnert mich das doch sehr an das Hickhack um Damenmode: Der kurze Rock mit den hohen Stiefeln war gestern noch was für Schlampen und Flittchen, aber heute zieht die Moralpredigerin ihn selbst an. Trägt man jetzt so hihi.
Ein ewiger Wettbewerb.
Und dabei sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass Männer nur eine Seite der Medaille sind: Oftmals schlagen auch Frauen Profit aus "Male Gaze", und dann ist es "business", und nicht verwerflich. Wird der dt. Playboy von Frauen gestaltet oder ist es ein hartnäckiges Gerücht?
Aber wenn TopModels Riesengagen abgreifen, hat das auch etwas mit "Mal Gaze" zu tun. Uswusf.
 
Kemo schrieb:
Aber solltest Du da weiterhin Defizite an Dir selbst feststellen, empfehle ich eine etwas ungewöhnliche Methode: Kampfsport, politisch korrekt: "professionelle Selbstverteidigung".

I second that one ... das hat noch nicht mal etwas damit zu tun irgendwelche Straßenschlachten im Stil von Chun Li und Co antreten und gewinnen zu können. Aber bei einem ordentlichen Training lernt man sich, seinen Körper, sein Schmerzempfinden und seine Möglichkeiten neu kennen. Ich kann auf ewig davor Angst haben eine gelatscht zu kriegen oder im Trainingsrahmen feststellen, dass das letztlich auch nicht sooooo schlimm ist. Wenn der Groschen erstmal gefallen ist, dann tritt man anderen ganz anders gegenüber. Und in den meisten Fällen von hinterher pfeifen gehts ja glücklicherweise nicht um körperliche Übergriffe ... bis dahin steckt aber etwas in dem "bösen Blick", den man der Person zurückwirft.
 
Und dabei sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass Männer nur eine Seite der Medaille sind: Oftmals schlagen auch Frauen Profit aus "Male Gaze", und dann ist es "business", und nicht verwerflich. Wird der dt. Playboy von Frauen gestaltet oder ist es ein hartnäckiges Gerücht?
Aber wenn TopModels Riesengagen abgreifen, hat das auch etwas mit "Mal Gaze" zu tun. Uswusf.
Und deswegen würde ich gerne die Begriffe
"Sexualisierung" und "Sexismus" voneinander treffen.

Wenn ich konsequent Frauen aufgrund ihres Geschlechtes sexualisiere, also aufgrund ihres Geschlechts auf ihren Wert auf der Sexyness-Skala reduziere bzw. diesem einen bedeutenden Stellenwert zuordne, dann ist beides erfüllt.

Auf der anderen Seite hat ein Bild von einer leicht-bekleideten Frau aber genau so wenig etwas mit Sexismus zu tun, wie der Chef, der keine Frauen einstellt, weil die lieber Kochen und Putzen sollen mit Sexualisierung - nämlich garnichts.
 
Auf der anderen Seite hat ein Bild von einer leicht-bekleideten Frau aber genau so wenig etwas mit Sexismus zu tun,

Und dabei spielt es gar keine Rolle, warum die Frau leicht bekleidet abgebildet ist???

Ich denke, da muss man leider genauer unterscheiden: Handelt es sich um ein Werbeplakat, auf dem Anna Nicole Smith sich vorbeugt und für H&M Bademode wirbt, dann ist es in den Augen einiger... "moral gefestigter" (??)... sexualisiert, und damit auch sexistisch, weil sie die Werbenachricht "schaut her, so toll ist diese Bademode" einzig und allein durch ihre femininen Reize transportiert (Schnitt und Entwurf der Mode, Farben oder Muster spielen so gut wie keine Rolle mehr, es geht nur noch um ANS Argumente).
Kann natürlich sein, dass das Plakat für Unterwäsche warb. Spielt das ne Rolle?

Mir fällt auch nicht ein, wie man besser für Bademode oder Unterwäsche werben soll. Aber es gibt Menschen, die finden das sexistisch.
Könnte ich wetten.
Wobei hier "Male Gaze" auch nur wieder die zweite Geige spielt. Immerhin soll es doch den Damen suggerien, wie unwiderstehlich sie aussehen können, wenn sie sich exakt diesen (abgebildeten) Hauch von nichts zulegen... ;)
 
Bleibt doch beim Thema, dass die optische Präsentation von Frauen in unserer Medienwelt einfach zu oft missbräuchlich verwendet wird. Frei nach dem Motto: Sex sells!

Ganz einfach, weil Männer dumm genug sind es deswegen zu kaufen. Das lässt zwar mit dem Alter nach, aber es bleibt so. Das ist aber eine überwiegend männliche Schwäche, keine weibliche. Das Problem dabei ist aber, dass viele Frauen denken sie müssten dann auch so aussehen. Das ist Quatsch! Beinahe jede Frau ist auf ihre Art sexy und toll (ok es gibt auf beiden Seitne ein paar die sind dumm und hässlich, aber selbst die finden den meist den passenden Deckel für ihren Topf).

Das ganze Thema diskriminiert Frauen nicht, es soll nur Männer dazu bringen Geld auszugeben. Wenn Frauen auch überwiegend so blöd wären, dann würde man das bei ihnen auch anwenden um ihnen die Kohle aus den Taschen zu ziehen.
 
So, nachdem ich die Angelegenheit ein wenig habe sacken lassen, möchte ich gerne noch einmal einen Versuch wagen, hier zusammengefasst (m)eine Theorie zu äussern, wie es zu dem "Sex Sells!" Phänomen kommt, und warum gerade Männer darauf anspringen. Ich werde nicht umhin können, das Thema Diskriminierung zumindest indirekt anzureissen, mache hiermit jedoch im Vorfeld noch einmal deutlich, dass ich (!) einen expliziten Unterschied sehe zwischen der Sexualisierung - also der Darstellung von Reizen - eines Menschen, um ein Produkt zu verkaufen, bzw. es deswegen zu erwerben, und der Diskriminierung eines Menschen aufgrund seines Geschlechts. Ich räume weiterhin ein, dass ich damit und auch mit meiner Theorie vollkommen falsch liegen kann. Letztendlich aber liegt es einfach in meinem Bestreben, eine Theorie in den Raum zu werfen, die ich persönlich für plausibel halte. So es mir denn gegönnt ist, will ich diese auch gerne noch einmal erklären. Meine Qualifikationen diesbezüglich sind ein paar wenige Jahre Marketing und mein Geschlecht, was auch immer das bedeuten könnte. Für wen meine Theorie plausibel genug klingt, um das Phänomen zu erklären, der mag sie teilen. Wer sich nicht mir der Theorie anfreunden kann, der kann und wird in meiner Achtung nicht sinken.
wieso müssen Frauen dabei immer so leicht bekleidet sein und die Brüste hoch- und zusammengeschnürt werden?
Ganz einfach, weil Männer dumm genug sind es deswegen zu kaufen.

Ich denke nicht, dass es Dummheit ist. (Oder der Wunsch, das andere Geschlecht zu unterdrücken/kontrollieren.) Ich denke, der Grund dafür liegt im direkteren und oft auch unbedachterem Umgang mit sexuellen Wünschen.

Der Mann musste in den letzten Jahrhunderten weit weniger Unterdrückung erfahren, was den Umgang mit sexuellen Wünschen und Phantasien angeht. Männer haben sich die Freiheit nehmen können, diese Phantasien an die Öffentlichkeit zu tragen, einfach damit zu prahlen oder sich darüber auszutauschen. Der Frau waren diese Möglichkeiten nicht vergönnt. Ihre (nicht nur sexuellen) Wünsche und Träume hatten gesellschaftlich keine Relevanz. Ich bin mir sicher, dass die sexuelle Freiheit des Mannes im Umgang mit Phantasien (auch) Nährboden in der sexuellen Unterdrückung der Frau fand. Ich glaube allerdings nicht, dass sich sexuelle Phantasie auf der einen Seite und die Unterdrückung des anderen, begehrten Geschlechts, zwingend bedingen muss.

Ich will mich nicht damit aufhalten, die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Phantasien detailiert zu durchleuchten. Über letztere kann ich ohnehin nur theorisieren. In jedem Fall glaube ich, dass viel mehr Männer als Frauen offener und protzig damit umgehen und deswegen auch kein Problem darin sehen, ihre sexuellen Phantasien auf Produkte zu kleben und/oder zu kaufen. Und ich glaube ebenfalls, dass viel mehr Frauen als Männer diesen Phantasien ihnen gegenüber misstrauisch gegenüber stehen.

Wir reden hier aber letztendlich über Phantasien. Wünsche. Träume. Wir reden nicht über die Realität. Würden nicht soviele Männer ihre Phantasien so offen nach außen tragen, wären diese Gedanken ein ebenso großes Mysterium für viele Frauen, wie das umgekehrt der Fall zu sein scheint. Doch wir haben, und das seit Jahrhunderten. Das ist der Grund, warum alle Welt so gut Bescheid weiß darüber, was "der Mann" will - und auch, warum es so zielsicher ausgenutzt werden kann. Unsere Phantasien sind nicht nur wohlbekannter, als die der Frauen, sie sind auch nichts, weswegen wir uns vergleichbar gesellschaftlich erzwungen hätten schämen müssen. (Von den üblichen Ausnahmen, wie zum Beispiel der männlichen Homosexualität, einmal ganz klar abgesehen.) Und hier ist der springende Punkt:

Niemand muss sich wegen seiner Phantasie schämen! Männer nicht, und Frauen auch nicht. (Wir sollten sie nur auch nicht jedem ständig auf's Brot schmieren.)

Phantasien müssen nicht gefallen. Phantasien können abschreckend sein und können auch beschämen oder sogar verletzen. Ich denke, dass viele Frauen den so öffentlichen Umgang mit bestimmten, männlichen Phantasien eben einfach auch nicht ständig unter die Nase gerieben bekommen möchten, und das ist auch ihr gutes Recht. Es darf in meinen Augen aber keine Lösung sein, den offenen Umgang mit bestimmten Arten von sexuellen Phantasien zu verbieten und sie aus der Gesellschaft zu verbannen, weil man sich damit nicht auseinander setzen möchte. Oder diese Phantasien als falsch zu deklarieren. Es kann nicht im Sinne der Gleichberechtigung sein, die Wünsche der einstigen Unterdrücker und ihren Umgang damit an die unsägliche Situation der einstigen Unterdrückten anzupassen.

Im Gegenteil. Die Frau hat jedes Recht, mit ihrer sexuellen Phantasie umzugehen, wie sie es für richtig hält. Der Mann auch. Wenn Kaffeebecher davon redet, dass wir (Männer wie Frauen) mehr Selbstbewusstsein brauchen, dann meint er meiner Meinung nach, dass wir mehr Selbstbewusstsein benötigen im Umgang mit unseren eigenen Phantasien, und auch mit denen des anderen Geschlechts. Ob das nun heißt, dass Frauen lockerer werden müssen im Umgang mit der Zurschaustellung von männlichen Phantasien, oder ob das heißt, dass Männer sensibler werden müssen, was die öffentliche Zurschaustellung ihrer Wünsche angeht, soll jeder für sich selbst entscheiden. Selbstbewusstsein ist nicht der Lösung letzter Schluss, aber es sorgt dafür, dass wir einen coolen Kopf behalten, während wir nach der Lösung suchen.

Ich halte beides für wichtig. Ich denke, dass ein etwas dezenterer, öffentlicher Umgang mit den männlichen Phantasien genauso wenig schaden könnte, wie ein forscherer öffentlicher Umgang mit den weiblichen Phantasien. Nur so kann man sich annähern. Und auch nur, wenn beide Seiten gewillt sind, die Phantasien und Wünsche des jeweils anderen wenn nicht (immer) zu teilen, dann doch zumindest als etwas Natürliches zu akzeptieren. Und auch Akzeptanz zu zeigen, wenn man nicht alle Phantasien, seien sie nun die eigenen oder die des jeweils anderen, ständig teilen müssen möchte, obgleich man dem anderen dies zu gönnen bereit ist.

Fazit:

Sex verkauft sich beim Mann also leichter, weil eine ausreichende Anzahl von uns offener und sicherlich auch plumper in der Art waren/sind, männliche Phantasien in der Öffentlichkeit zu kommunizieren, und darauf wurde mit entsprechendem Erfolg reagiert. Jedenfalls ist das meine Vermutung. (Dabei geht es nicht darum, zu beurteilen, ob diese Phantasien von leicht bekleideten, oft unrealistisch proportionierten Frauen nun positiv oder negativ ist. In jedem Fall sind sie vorhanden und werden entsprechend bedient. Alles, was darüber hinaus geht, ist eine andere Baustelle.)
 
Der Mann musste in den letzten Jahrhunderten keine Unterdrückung erfahren, was den Umgang mit sexuellen Wünschen und Phantasien angeht.

Der Umgang mit sexuellen Wünschen und Phantasien wurde (und wird) bei beiden Geschlechtern unterdrückt und tabuisiert. Die Männer konnten (und können) sich aufgrund ihrer dominanten Stellung in der Gesellschaft lediglich mehr erlauben, bevor sie mit negativen Folgen rechnen mussten (müssen).
An deinen Schlussfolgerungen ändert sich dadurch natürlich nicht viel.
 
Ja. Ich gebe zu, es (teilweise absichtlich) recht grob gehalten zu haben. Alle Ausnahmen und Relativierungen abzudecken geht denke ich gar nicht, da hab ich's gar nicht erst versucht.

Mann/Frau möge mir auch verzeihen, von "dem Mann" und von "der Frau" geredet zu haben. Ausnahmen und individuelle Blickwinkel gibt es immer. Sie spielen nur beim Sex Sells! Phänomen eine weniger große Rolle, solange sie nicht in der Überzahl sind, bzw. einfach faktisch kaufen.

Edit: Ich hab "keine" durch "weit weniger" ersetzt. (Und noch ein paar Sachen umformuliert, bzw. ergänzt. Hoffe, das passt so.
 
Ich möchte dazu für mich noch ergänzen, dass einige Sachen einfach attraktiv sind.

Warum finden wir den goldenen Schnitt gut? Warum mögen wir Slogans die sitzen? Warum merken wir uns Aliterationen leichter?

Da passt für mich auch die Darstellung von attraktiven oder idealisierten Frauen rein. Sie wirken attraktiv auf und. Das bringt den Reiz und Anziehungskraft ins Produkt.

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Was ich dabei kritisch sehe: Wenn das (Beispiel DSA-Cover) auf Frauen eben keinen Reiz ausübt, oder sogar einen negativen. Dann führt das ja nicht nur das Marketinginstrument ad absurdum, sondern auch zu einer Ungleichbehandlung.
Ich bin wahrlich kein Freund davon (voreiligen) Aufschreien wegen Ungleichbeahndlung viel Aufmerksamkeit zu schenken. Sei es im Feminismus, im Rassismus oder beim AAG. Aber hier läge dann ja wirklich eine sehr auffällige und sich ständig wiederholende Art von Ungleichbehandlung vor. Und Ungleichbehandlung ist eben Diskriminierung.

Daher würde mich sehr interessieren, wie die Damen das Produktcover sehen. Spricht es sie nicht an? Spricht es sie vielleicht sogar negativ an?
 
Hm, dieses DSA-Cover an dem sich so viel entzündet hat, ist für mich relativ neutral.
Die klassisch dicktittige Fantasyfrau (die für mich nur bei Sword & Sorcery klargeht), ist kein Stück aufsehenerregend für mich, und leider auch nicht gerade hübsch. Was jetzt nicht unbedingt nur an den Brüsten liegt.
Gefällt mir halt gesamt nicht so gut.
Aber auch nicht so negativ, dass ich mir das Buch deswegen nicht kaufen würde, sofern ich DSA spielen würde.
Cover sind mir generell eher wumpe. Selbst für mich nicht gelungene Illustrationen kann ich verschmerzen, wenn's inhaltlich passt.
Bei Videospielen find ich es da schon nerviger, wenn es einerseits keine interessanten, tiefgründigen weiblichen Charaktere gibt (zumindest, sofern solche Charaktere männlichen Geschlechts vorliegen - wenn alles flach ist, dann sei's drum), und andererseits alles auf Pornoschick reduziert wird. Das geht für mich halt so gar nicht. Einige durchaus satirische, überzeichneten Beispiele mal außen vor.


Was mir auf die Nerven geht, ist dass so ziemlich jedes Produkt (jetzt mal abseits von Büchern, RPGs etc.) mit nackten Weibern verkauft wird, und dann oft nicht gerade ästhetisch aufgemacht.
Ist für Frauen mit einem Problem im eigenen Körperbild nicht gerade förderlich - und dann fänd ich es nett wenigstens genug nackte Tatsachen von gut gebauten Kerlen zu sehen zu kriegen. ;)
Gleichwohl kann ich durchaus damit leben, solangs eben auch ästhetisch ist, und wenigstens nicht die volle Stereotyp-Schiene von der nackig putzenden Hausfrau oder dem Boxenluder bedient wird.

Weder Frauen-, noch Fernsehzeitschriften würde ich mir allerdings kaufen, die sorgen laut Studien sogar dafür, dass Frauen sich ihres Körpers wegen deutlich schlechter fühlen nach dem Lesen.
Brauch ich nicht in meiner Freizeit.


Bin vor einiger Zeit mal über diese Werbung gestolpert, die fand ich da schon irgendwo ein wenig doller, auch wenn nicht viel Haut zu sehen ist.

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Allerdings wurde diese Werbung auch mit dem Bild eines Mannes verwendet. Und sie haben dann irgendwann die Kampagne eingestampft.


[Wollte hier ja eigentlich nicht posten, weil ich mich irgendwie schlecht fühle wenn ich bei den Blutschwertern/Aktion Abenteuer plötzlich nur noch feministischen Kram schreibe.
Aber nun habt ihrs geschafft! :D ]
 
Sehr mutig wie sich Tigerkralle hier äußert und trotz dem Erlebten fähig ist neutral und sachlich zu bleiben.
Respekt.
 
Ich als leidlich übergewichtiger Mann hab mich bei den "Twillight"-Filmen auch ganz schlecht gefühlt, weil die alle so tolle Bodys haben und durchgehend mit nackten Oberkörper rumrennen. Aber daheim vor dem Spiegel dachte ich dann: Ist doch nicht ganz so schlimm was ich da sehe;)

Da scheinen wir Geschlechter wirklich unterschiedlich zu sein. Die wenigsten Männer machen sich da nen Kopp. Ist interessant, wenn man bedenkt dass es mehr Männer als Frauen gibt, müsste es eigentlich umgekehrt sein...
 
Da scheinen wir Geschlechter wirklich unterschiedlich zu sein. Die wenigsten Männer machen sich da nen Kopp. Ist interessant, wenn man bedenkt dass es mehr Männer als Frauen gibt, müsste es eigentlich umgekehrt sein...

Ich denke da besteht schon ein großer Unterschied in gesellschaftlichen Erwartungen und Sozialisation...
kleine Mädchen sollen oft einfach nur hübsch und niedlich sein, und ein Großteil des sozialen Status läuft für Frauen über den Körper.
Als Frau, deren Körperbild der Norm nicht entspricht, kann so schon der Besuch des Schwimmbads oder der Einkauf zu einem Spießrutenlauf aus Blicken und Bemerkungen werden - was dann natürlich prägt (weiß nicht wie stark das gegenüber Männern ausgeprägt ist, da wird eine "bärige" Statur ja auch nicht automatisch für hässlich befunden).
Um das auszugleichen, muss man schon hart an sich arbeiten...
Wobei das nicht heißt, dass man sich automatisch bei jedem Bild einer schönen Frau schlecht fühlen muss. Gibt genug, die ich einfach als echt schön stehen lassen oder bewundern kann, weils einfach gut aussieht.
Das muss ja nicht gleich mit der eigenen Abwertung einhergehen.
Manche Medien für Frauen arbeiten zwar schon nach diesem Prinzip, da muss man ja aber nicht mitmachen. ;)

Ich erinnere mich da an die Enkelin unserer Nachbarn: Hat im Laufe der Pubertät, also schon vergleichsweise früh, eine Psychose entwickelt. Durch die Medikamente dagegen hat sie etwas zugenommen. Reaktion von Oma und Opa: Setz den Mist ab, du wirst fett und hässlich.
 
Scathach schrieb:
Bei Videospielen find ich es da schon nerviger, wenn es einerseits keine interessanten, tiefgründigen weiblichen Charaktere gibt (zumindest, sofern solche Charaktere männlichen Geschlechts vorliegen - wenn alles flach ist, dann sei's drum), und andererseits alles auf Pornoschick reduziert wird. Das geht für mich halt so gar nicht.

Aber das hat man im Grunde auch bei männlichen Gamecharakteren. Mir fällt spontan wirklich kein Spiel ein in dem ein tiefgründiger männlicher Hauptcharakter mit Sexy-Gamebabe-but-bimbo Counterparts auf weiblicher Seite zu tun hat.

Ist für Frauen mit einem Problem im eigenen Körperbild nicht gerade förderlich

Mit Verlaub ... ich kenne nicht eine Frau, die kein Problem mit ihrem Körperbild hat. Ich kenne höchstens Frauen, die nicht darüber reden ... geht mir mit Männern aber nicht anders - dazu später mehr ;)

Als Frau, deren Körperbild der Norm nicht entspricht, kann so schon der Besuch des Schwimmbads oder der Einkauf zu einem Spießrutenlauf aus Blicken und Bemerkungen werden

Ohja ... "Guck mal was die da anhat ... die fette Sau!" - "Ne weiße Hose?!?! Mit schwarzem Schlüpper? Bei DEM Arsch??? Hoffentlich fängtse jetzt an zu bluten!!!" - "Guck, mal der Hagelschaden ... und DIE trägt nen Minirock!" - "Ja, scheiße, wenn man auf Pfennigabsätzen nicht laufen kann, wa?!"

... ja, meine Ex konnte auf Basis ihrer eigenen Unzulänglichkeiten richtig fies austeilen.
Darf ich bitte mal zu Protokoll geben, dass Werbung und Videospiele und Filme nicht die einzigen Faktoren sind, die Oberflächlichkeiten zelebrieren. Männer tun das ... keine Frage. Aber Frauen auch...

Swafnir schrieb:
Da scheinen wir Geschlechter wirklich unterschiedlich zu sein. Die wenigsten Männer machen sich da nen Kopp. Ist interessant, wenn man bedenkt dass es mehr Männer als Frauen gibt, müsste es eigentlich umgekehrt sein...

Hm ... hmmmmmmmm .... Seh ich anders. Ich kenne Bodybuilder Verschnitte - die tuns des Körperkultes wegen. Ich kenne Leute, die sich leidenschaftlich gern tätowieren lassen, weil sie das für ihr Selbstbild benötigen - sie fühlen sich sonst nicht wohl. Ich kenne den typisch durchschnittlichen Mann mit schlaffen Brustmuskelbereich, leichter bis schwerer Wampe und womöglich noch dem einen oder anderen Pickel im Gesicht. Und alle drei Typen haben ein ernsthaftes Problem mit sich und ihrem Selbstbild. Die einen kaschieren durch "Hautschmuck", die nächsten durch noch mehr Einheiten in der Muckibude und wieder andere sind frustriert und tragen möglichst weite Kleidung. Auch da herrscht ein großer Druck ... das wird IMO nur gern kleingeredet, weil "Mann" damit ja kein Problem hat. Scheiße hat der nicht ...
 
Ich habe gerade so für mich entschieden, dass ich von nun an aktiv TV Zeitschriften boykottiere, auf denen halbnackte Frauen drauf sind*. Das macht für mich überhaupt keinen Sinn. Da könnte auch ein Hühnerei drauf abgebildet sein, das kauf ich doch wenn, dann wegen dem Inhalt.

* Ausnahme ist Salma Hayek.
 
... weil die alle so tolle Bodys haben und durchgehend mit nackten Oberkörper rumrennen. Aber daheim vor dem Spiegel dachte ich dann: Ist doch nicht ganz so schlimm was ich da sehe

Ich habe oft gemerkt, dass das so eine typisch-männliche Einstellung zum eigenen Körper ist. Während Frauen sich oft wegen kleinster Probleme (die, sind wir doch mal ehrlich, den meisten Kerlen überhaupt nicht erst auffallen) schlecht, ungenügend oder gar häßlich fühlen, halten sich noch die größten Straßengrabenverlauser für Gottes Geschenk an die holde Weiblichkeit und sind der Meinung, sie wären wunder wie toll und attraktiv...

@Swafnir: nur, um eventuellen Mißverständnissen vorzubeugen: das soll nicht auf dich gemünzt sein, mir selbst geht es nicht viel anders mit der Selbstbetrachtung, aber die Aussage hat halt gepaßt.

Natürlich gibt es auch Kerle, die mit ihrem Selbstbild entsprechend Probleme haben, das hat Ioelet ja auch angedeutet. Aber da kenn ich deutlich weniger als Frauen, die sich dazu äußern. Vielleicht ist auch das ein Problem, drüber reden und so. Vielleicht ist die männliche Dunkelziffer ja viel höher, wer weiß...
 
Darf ich bitte mal zu Protokoll geben, dass Werbung und Videospiele und Filme nicht die einzigen Faktoren sind, die Oberflächlichkeiten zelebrieren. Männer tun das ... keine Frage. Aber Frauen auch...

Die habe ich doch auch nie rausgenommen.
Natürlich gibt es dieses "Ich werte andere ab und fühle mich dadurch toll" auch und gerade unter Frauen.

Ich habe oft gemerkt, dass das so eine typisch-männliche Einstellung zum eigenen Körper ist. Während Frauen sich oft wegen kleinster Probleme (die, sind wir doch mal ehrlich, den meisten Kerlen überhaupt nicht erst auffallen) schlecht, ungenügend oder gar häßlich fühlen, halten sich noch die größten Straßengrabenverlauser für Gottes Geschenk an die holde Weiblichkeit und sind der Meinung, sie wären wunder wie toll und attraktiv...

Stimmt schon.
Wobei letzteres doch deutlich selbstwertdienlicher ist - mag auf Außenstehende gern mal albern wirken, aber emotional fährt man damit wohl besser. ^^
 
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