AW: Savage Worlds kommt auf Deutsch?!
Das Irreführenste an der ganzen Sache ist, dass für Raises Steigerung genommen wurde anstatt Erhöhung.
Ich finde ja auch, daß sich "Erhöhung" für Raise inzwischen völlig eingebürgert hat - zumindest in den Foren-Diskussionen zu Savage Worlds. - Aber manche verbinden das eventuell mit "Exaltiertheit" oder anderen Begriffen und finden "Erhöhung" nicht so treffend.
Steigerung ist ja durchaus auch für einen Raise im Poker (wo ja - wieder einmal - dieser Begriff herkommt) eine passende Übersetzung. Der Einsatz wird gesteigert. Der Einsatz wird erhöht. - Beides geht.
Steigerung geht auch als Begriff für Raise, ist nur nicht so eingebürgert wie Erhöhung.
Ganz besonders, weil beim "Level Up" auch von steigern die Rede ist und so gut wie jeder unter Steigerung einen Stufenaufstieg versteht.
Das ist das eigentliche Problem bei Steigerung. - Unter Steigerung hatte ich bei Stufensystemen eher den Stufenanstieg verstanden. - Das kann man auch Aufstieg nennen, jedoch wirkt hier Steigerung und Aufstieg als synonym für das, wasl im Originaltext Level-Up genannt wurde.
Kompetenzzuwachs.
Entwicklungsschritt.
Lernmöglichkeit.
Alles mögliche Begriffe, die jedoch länger, deutlich länger als das Level-Up/Aufstieg sind. - Die Entscheidung für Raise => Steigerung, Level-Up => Aufstieg ist eine nicht sehr glückliche, aber eine, mit der man leben und SPIELEN kann. Steigerung spricht sich ganz gut und am Spieltisch haben auch Neulinge schnell diesen Jargon drauf.
Es gibt immer Leute, deren persönliches Sprachgefühl ANDERE Begriffe im Deutschen für dieselben englischen Begriffe als passend empfinden würde. - Ich hätte z.B. nie Talente/Handicaps verwendet, sondern nüchtern Vorteile/Nachteile benutzt (und so spreche ich auch darüber - auch schon über Edges/Hindrances: wenn ich einem neuen SW-Spieler die Edge/Hindrance-Thematik erkläre, dann heißen die sofort Vorteile und Nachteile und JEDER hat das bislang verstanden).
Mit manchen Begriffen kann man leben - manchmal zähneknirschend. Wirkt der Begriff am Spieltisch, also da, wo es darauf ankommt, daß er SPRECHBAR ist und nicht nur gelesen wird, immer noch hölzern, dann sollte man sich um einen flüssiger sprechbaren Begriff bemühen.
Genauso wie Angeschlagen für Shaken. Genauso ein Fehlgriff. Wirkt besonders Lächerlich in Verwendung mit der lächerlich gewählten Bezeichnung Geistige Duelle für Smarts Tricks.
Angeschlagen paßt ziemlich gut. - Angeschlagen hat keineswegs die alleinige Bedeutung von "körperlich angeschlagen", sondern man kann auch "psychisch angeschlagen" sein, oder "finanziell angeschlagen", oder "moralisch angeschlagen" oder "sozial angeschlagen" sein.
Psychisch angeschlagen ist man durch ein Resultat eines Willensduells (mein Favorit aus alten, deutschsprachigen Deadlands-Zeiten), was in der SW-GE als Geistiges Duell bezeichnet wird (Willensduell trifft es für mich besser, aber Geistiges Duell ist OK). Ein Einschüchtern macht einen Gegner in seinem Kampfeswillen angeschlagen. Er ist psychisch angeschlagen. Er ist Angeschlagen.
Auch ein Trick-Manöver kann einen Gegner schlecht aussehen lassen. Durch einen Trick der Geschicklichkeit ist er desorientiert und motorisch ausgetrickst worden. Er ist in seiner Orientierung und Motorik angeschlagen. Er ist motorisch angeschlagen. Er ist Angeschlagen.
Wenn ein Charakter etwas sieht, das Menschen zu kennen nicht bestimmt war, dann macht er seinen Mumm-Wurf. Und wenn er diesen nicht schafft, dann kann ein Effekt davon sein, daß er vor Entsetzen wegläuft und nach einer Runde Sprintens völlig in seinen Glaubenswerten und seiner Moral angeschlagen verharrt. Er ist moralisch angeschlagen. Er ist Angeschlagen.
Für mich sind Begriffe, die äußerst häufig am Spieltisch fallen keine Kleinigkeiten, die belanglos sind, sondern sehr entscheidend.
Für mich erstmal! - Eine KERNANFORDERUNG an ALLE Rollenspielregelbegriffe ist die SPRECHBARKEIT.
Rollenspielregeljargon wird viel öfter gesprochen als geschrieben oder gelesen. - Daher ist auf eine klare Sprechbarkeit zu achten, ohne die Sprecher ständig peinliche Gefühle des Stammelns erleben werden, oder sich ständig Zungenbrechern stellen müssen. - Wer beim Verwenden von deutschsprachigem Regeljargon noch weniger wie ein "Muttersprachler" wirkt, als wenn er Regel-Denglisch verwendet hätte, der hat ein Regelsystem mit nicht gut sprechbarem Jargon erwischt.
Savage Worlds gehört für mich nicht zu den "Unaussprechlichen" der Regelsysteme.
Ich ahb damit kein Problem wenn Leute damit glücklich werden. Nur kann man wenigstens so viel verlangen,d ass diese Leute auch akzeptieren, dass es welche gibt, die damit nicht glücklich werden und ich gehöre zu diesen Leuten.
Das finde ich selbst jetzt besonders schade, da ich hoffte, Du würdest Deine DSA/Myranor-Conversions mit deutschem Regeljargon versehen, weil sie so viel zugänglicher für die oftmals "anglophoben" deutschen Rollenspieler sein würde.
Viele kaufen die deutsche Regelausgabe und sind sehr zufrieden damit. Viele davon werden sich als (Ex-)DSA-Spieler für Deine DSA-Conversion interessieren. - Mit dem deutschen Jargon wären diese sicherlich besser bedient als mit einer Denglisch-Fassung.
Wärst Du bereit - nur für die Downloads Deiner DSA/Myranor-Conversion - die deutschen Begriffe zu verwenden? Das wäre weniger ein Gefallen für Prometheus Games als für die deutschen Savages, die mit der SW-GE bewaffnet sich in Scharen auf Deine Conversions stürzen werden.
Und was sagt ihr wenn ihr einen Smarts Trick ansagen wollt?
Im Deutschen wie im Englischen sagen wir: "Ich mache einen Trick" oder "Ich versuche ihn auszutricksen".
Welches Attribut dieser Trick dann letztlich verwendet, das hängt von der Schilderung des Betreffenden ab. Es gibt da ja bekanntermaßen Schilderungen, die sowohl als Trick über Verstand als auch über Geschicklichkeit abgewickelt werden können. Und spätestens seit dem Trick-Whispers-of-the-Pit-Artikel und seit PotSM werden ja auch Tricks über Stärke und "asymmetrische" Tricks (Stärke zum Kippen eines Tisches, auf dem gerade ein Gegner steht und mit einem Verbündeten davor am Fechten ist, gegen die Geschicklichkeit des "Tischfechters", um nicht die Balance zu verlieren) regelmäßig verwendet.
Daher ist es IMMER eine Frage der Schilderung, was für ein Attribut hier die bestimmende Größe im Trick ist.
Ich mache einen Trick, bei dem ich dem Gegner sein Cape zwischen den Beinen durch- und hochziehe, so daß ich ihm einen Preßsack verpasse. - Gut. Würfel mal auf Geschicklichkeit, ob Du das so hinbekommst, wie Du Dir das denkst.
Ich trickse ihn aus. Ich schaue intensiv über seine linke Schulter und sage "Schlag jetzt zu, Fritz!" - Das könnte er durchschauen. Würfel mal Deinen Verstand gegen seinen Verstand.
Das Manöver heißt auch schon in der englischen Fassung NUR "Trick". Die Ausprägungen, je nach führendem Attribut, kann man davor, danach oder auch garnicht positionieren.
Aber darum geht es hier ja nicht. Das waren nur einige von den Sachen, die mir absolut nicht zusagen wie z. B. die Tabellen mit ihrem blau/weiß/braun Gemisch, das nicht nur mir in den Augen beißt, sondern zusätzlich dazu noch ein totaler Stilbruch zu dem Resrt des Buches darstellt (Notizzettelkram etc.). Die Kapiteleinleitenden Bilder sind ja sogar richtig gut, passen aber auch nicht richtig zur Aufmachung des Buches.
Über die optische Gestaltung wird man NIE einen wirklich breiten Konsens bekommen können.
Ich finde die blau unterlegten Tabellen etwa zu dunkelblau. Aber ich finde es verdammt gut, daß die Tabellen überhaupt optisch abgesetzt sind. Das ist ein Luxus, den sich Pinnacle sehr oft NICHT leistet - auch bei langen Tabellen!
Ich meine, daß die Alternativ- und Optional-Regeln in den "Zetteln" nochmal anders hätten abgesetzt werden können, als die Tipps und Hinweise und Erläuterungen. - Aber das ist halt MEIN Geschmack und MEINE Idee von Usability.
Ich finde aber die Gesamtaufmachung, die IDEE hinter dem Layout sehr gut, sehr überzeugend. - Und die Idee mit dem Settingkompaß trifft mitten ins Herz von Savage Worlds. Es geht um viele verschiedene WELTEN, nicht nur eine Welt. Das kommuniziert der Settingkompaß und die "Geschichte" rund um Wilbert ganz gut, meine ich.
Das es mir halt nicht gefällt ist halt meine Meinung. Und Meinungen sind halt wie Arschlöcher, jeder hat eins.
Ja. - Die Frage ist nur, ob alles, was da rauskommt, auch wirklich wohlverdaut wurde. - Und dazu kann man dann auch wieder eine Meinung haben. (siehe unten für meine zu Deiner)
Ich hab es mir bei einem von meinen Spielern angeschaut, der sich das Buch gekauft und sich darüber geärgert hat, dass er es gekauft hat.
Wenn er sich über seine Ausgabe ärgert, will er es wieder verkaufen? - Ich würde natürlich keinen Neupreis bezahlen, da dieses Buch sicherlich viele, nicht zarten Umgang pflegende Hände erlebt hat (wenn ich mit einem Buch unzufrieden bin, dann blättere ich es viel rücksichtsloser um, als ein Buch, das ich schätze). Im Zweifelsfalle: PN an mich für einen Verkauf, da ich mindestens so viele SW-GE im Haus griffbereit liegen haben möchte, wie ich SW:EX herumliegen habe.
So gerne ich eine deutsche Ausgabe von SW unterstützt hätte, aber diese kann ich nicht gut heißen, bei mir landet diese Version eher im unteren Mittelfeld ein.
Ich habe den Eindruck, daß Du Dir nicht wirklich die Zeit genommen hast, die SW-GE in Ruhe durchzulesen. - Vom Durchblättern und Herauspicken "gefühlt kritischer Übersetzungsprobleme" bekommt man nicht den Eindruck dessen, was diese Ausgabe WIRKLICH zu bieten hat.
Ich hätte eine Bitte. Falls Dein Spieler mir seine SW-GE, mit der er nicht zufrieden ist, nicht sogleich verkaufen mag (oder sie mir zu teuer angeboten wird), dann leihe sie Dir doch mal aus, lies sie in aller Ruhe (ruhig etwas quer, aber bitte mit Augenmerk auf Inhalte, zusätzliche Materialien, Erläuterungen, Regeltextklarheit usw.).
Und dann schreibe eine KNÜPPELHARTE Rezension dazu. Mach eine echte ABRECHNUNG mit der SW-GE.
Du weißt, daß ich selbst auch dazu tendiere anderer Leute Rollenspielprodukten die letzte Ölung samt Nachruf zu verpassen. Manchmal MUSS man alles, was man findet, auch klar und offen darlegen.
Ich bin sicher, daß eine SW-GE nur davon profitieren kann, wenn man OFFEN und OHNE ZURÜCKHALTUNG alles Kritisierenswerte auf den Tisch legt und das Ganze seziert.
Ich schätze Deine Meinung zu SW sehr (auch wenn sie öfter anders ist als meine eigene, die ich natürlich noch mehr schätze
). - Daher würde ich eine verzettelte Kritik in so kleinen Portionen und nur stichpunktartig wie hier im Thread als nicht genügend empfinden.
Ich möchte von Dir eine Kritik des GANZEN lesen. Dazu kannst Du ja Deinem Spieler die SW-GE für ein paar Tage in "Schutzhaft" nehmen. - Mir wäre wichtig zu wissen, wie Du bestimmte Punkte (Kapitel, Umformulierungen, andere Inhalte) einschätzt.
Ich meine auch, daß die deutschen Savages mehr von einer kontroversen, aus unterschiedlichen Sichtweisen kommenden Kritik der SW-GE profitieren können.