Löwenclub Pen & Paper-Rollenspiel am Ende (von Frank Heller)

Dies Thema ist aus dem ehemalien Löwnclub veröffentlicht worden.
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@Niedertracht: Das WoW im Prinzip schon Mainstream, zumindest in der Zielgruppe der Computerspieler, also vieler zwischen 12 und 50, ist eine Wahre Aussage.

Somit fallen einige Sonderlinge in dieser Gruppe nicht weiter ins Gewicht. Auch weil jeder Redakteur einen WoW, oder Computerspieler kennen dürfte. Bei P&P RPGs ist man schon eher ein seltenes Pflänzchen.
 
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Zu Beginn ein paar Worte zu mir. Ich spiele seit den Anfängen von DSA - also seit 1984 - diverse Fantasy Rollenspiele - meist nur Pen & Paper, doch auch ein paar Computerrollenspiele.

Als Mann der ersten Stunde dürften dir aber eigentlich sämtliche Argumente, die du hier anführst, auch schon seit 1984 bekannt sein. Rollenspieler waren schon immer Freaks, die Szene schon immer dicht, andere Dinge schon immer viel interessanter usw.

Auch ich bin seit 1984 dabei und seitdem sterben Rollenspiele und Rollenspieler aus. Deswegen bin ich ja auch so zuversichtlich, dass ich noch die nächsten 25 Jahre nicht der einzige Rollenspieler auf dieser Welt sein werde.

Bitte den Artikel von Frank genau lesen - und nicht nur die Überschrift. Rollenspielverlage und die Umsätze mit Rollenspielen schrumpfen langsam aber stetig.

Erstens ist das ein Trend, der auch wieder anders werden kann. Das halte ich nicht für sehr wahrscheinlich, aber möglich.

Zweitens ist eher fraglich, ob Rollenspielverkäufe unbedingt etwas über den Zustand der Rollenspielszene aussagen. Wie auch schon mehrfach angemerkt, gehen Verkäufe aus vielen Gründen zurück, zum Beispiel wegen Raubkopien, die als PDFs über Tauschbörsen gehandelt werden. Nicht zwangsläufig aus mangelndem Interesse.

Auch die Umsätze der Musikindustrie sind rückläufig. Und, ja, die Musiklehrer trauern, weil immer weniger Jugendliche Instrumente spielen. Aber niemand macht sich ernsthaft darüber Gedanken, dass es in den nächsten Jahrzehnten keine Musik mehr geben würde. Ich denke, das ist eine durchaus vergleichbare Entwicklung.
 
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Auch ich bin seit 1984 dabei und seitdem sterben Rollenspiele und Rollenspieler aus. Deswegen bin ich ja auch so zuversichtlich, dass ich noch die nächsten 25 Jahre nicht der einzige Rollenspieler auf dieser Welt sein werden.
Dem kann ich nur zustimmen. Ich habe etwa zum gleichen Zeitpunkt angefangen zu spielen und wie Marcus schon sagte, ist seitdem das Rollenspiel-Hobby schon vieler Tode gestorben. Aber trotz aller Nahtod-Erfahrungen (vor WoW hat bereits Magic das Hobby schon mal umgebracht), gibt es uns immer noch. Klar, es mag sein, dass sie Szene schrumpft (ist das überhaupt bewiesen?), aber es gibt immer noch eine aktive Szene in der viel Bewegung ist und das wird sich auch in den nächsten paar Jahren nicht ändern.
 
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Hach, ich glaube, mit der Ansicht über die Rollenspielszene ist es wie mit deutschen Endzeit-RPGs, es wird immer alles düster, hoffnungslos und ohne Aussicht auf Rettung dargestellt.
Dabei zeigen doch gerade die jüngsten Entwicklungen im Bereich Indiegames, viele neue Vernetzungen von Con-Orgs (Conring-Südwest), ein neues Fanzine (Abenteuer.) und auch (subjektiv spürbar) immer mehr weibliche Rollenspieler, dass das Hobby noch immer begeistern kann und sich stndig selbst erneuert.
Würde der deutsche Michel endlich mal seine Scheuklappen und seine "Alles ist schlecht"-Mentalität ablegen, würde er vielleicht merken, dass es gar nicht so sehr bergab geht wie immer postuliert wird.
 
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Hi,

Wie auch schon mehrfach angemerkt, gehen Verkäufe aus vielen Gründen zurück, zum Beispiel wegen Raubkopien, die als PDFs über Tauschbörsen gehandelt werden. Nicht zwangsläufig aus mangelndem Interesse.
ich glaube nicht, dass Rollenspielverkäufe wegen irgendwelchen Raubkopien zurueckgehen, noch viel mehr als bei Musik probiert man mit getauschten Sachen vielleicht mal was neues aus, oder holt sich auch ein Buch das man sonst nie kaufen wuerde, aber die meisten Personen die ueberhaupt Buecher kaufen wuerden, kaufen es sich auch dann, wenn sie das PDF daheim liegen haben, oder kaufen sich gezielt ein PDF weil sie die regelmässigen Updates haben möchten.

Klar, es mag sein, dass sie Szene schrumpft (ist das überhaupt bewiesen?), aber es gibt immer noch eine aktive Szene in der viel Bewegung ist und das wird sich auch in den nächsten paar Jahren nicht ändern.

ich weiss nicht ob die Szene schrumpft, aber ich bin mir sehr sicher, dass alle Ausrufe die Szene schrumpft nicht mit wirklichen Zahlen unterlegt werden können. Was auffällt ist, dass die Anzahl an Con-Besuchern zurueckgeht, aber das heisst noch nicht, dass es deswegen weniger Rollenspieler gibt. Ich kenne bei mir in der Gegend viele früher regelmässigen CON-Gänger die heute quasi nicht mehr auftauchen, da eben Familie und Job viel Zeit kosten, die meisten der Leute spielen aber trotzdem noch mind. 2-3 mal im Monat Rollenspiel, aber eben nur noch in ihren Hausrunden

Martin
 
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ich weiss nicht ob die Szene schrumpft, aber ich bin mir sehr sicher, dass alle Ausrufe die Szene schrumpft nicht mit wirklichen Zahlen unterlegt werden können.
Ich glaube hier liegt auch wirklich ein grosses Problem unserer Szene.
Es ist unmöglich heraus zu finden, wieviele Spieler oder Spielgruppen es da draußen gibt.
Weder die Forenszene, noch die Congänger geben wirklich Aufschluß darüber, wie aktiv die deutsche Rollenspiel-Landschaft ist. Von 8 Leuten mit denen ich regelmäßig spiele, sind 2-3 in Internet Aktiv und gehen auf Cons. Die anderen wollen einfach nur spielen.
Nachlassende Verkäufe als Faktor für eine sterbende Szene hinzustellen, funktioniert auch nur bedingt, weil es sicher auch viele Gruppen gibt, die haben was sie zum spielen brauchen und nur punktuell ihre Sammlung erweitern. Es müssen ja nicht alle Rollenspieler auch Sammler sein. ;)
 
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Ich glaube hier liegt auch wirklich ein grosses Problem unserer Szene.
Es ist unmöglich heraus zu finden, wieviele Spieler oder Spielgruppen es da draußen gibt.
Weder die Forenszene, noch die Congänger geben wirklich Aufschluß darüber, wie aktiv die deutsche Rollenspiel-Landschaft ist. Von 8 Leuten mit denen ich regelmäßig spiele, sind 2-3 in Internet Aktiv und gehen auf Cons. Die anderen wollen einfach nur spielen.
Nachlassende Verkäufe als Faktor für eine sterbende Szene hinzustellen, funktioniert auch nur bedingt, weil es sicher auch viele Gruppen gibt, die haben was sie zum spielen brauchen und nur punktuell ihre Sammlung erweitern. Es müssen ja nicht alle Rollenspieler auch Sammler sein. ;)

Schön wäre es.

Es gibt aber ein paar Faktoren die sprechen gegen ein Wachsen der P&P RPG Szene.

  • Wenn die Umsätze mit Produkten zurückgehen, dann heißt das das es immer weniger neue Spieler gibt. Die Alten Hasen die nur noch wenige Pet RPGs haben, sind eben das. Alt. Da zähle ich mich dazu.
  • Wenn es nicht genug Umsatz gibt, dann sparen die etablierten Verlage an Marketing und neuen interessanten Produkten, was noch weniger neues Blut ins Hobby bringt. Den alten Hasen ist der Inhalt z.Tl. deutlich wichtiger als die Aufmachung.
  • Wenig Umsatz heißt auch das die FLGS entweder Ihr Programm ausweiten müssen mit der Gefahr auf das falsche Pferd zu setzen, oder schrumpfen/pleite gehen müssen.
  • Conbesucherzahlen sprechen sind auch ein Hinweis. Ein gewisser Teil der RPG Leute geht auf Cons. Wenn die Besucherzahlen schrumpfen, dann kann man davon ausgehen das die Gesamtzahl der Leute die P&P RPGs (aktiv) spielen zurückgeht.
  • Europa schrumpft. Weniger Kiddies, weniger Neukunden.

Aber es gibt Hoffnung:

  • Ein Produkt ist heute in PDF-Form viel leichter zu veröffentlichen. Das Grundrauschen in der Verlagsszene erhöht sich. Mehr Produkte = potentiell mehr Spieler.
  • Mit dem Internet als Distributionskanal (eBay, Amazon, PDF-Downloads) lassen sich potentiell mehr Leute ansprechen als durch ein Netzwerk an FLGS je möglich wäre.
  • Mit den Bereichen MMORPG, TCG, Literatur, Film, Tabletops und CRPG gibt es sechs, zum Teil wachsende, Medien die durchaus auch Ableger im P&P RPG Sektor mit dann wieder neuen Spielern erzeugen könnten.
  • Die Weltbevölkerung wächst, Mehr Kiddies, mehr potentielle P&P RPG Spieler!
 
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Schön wäre es.
Es gibt aber ein paar Faktoren die sprechen gegen ein Wachsen der P&P RPG Szene.

Wohlgemerkt: Ich habe nicht behauptet, die Szene würde wachsen. Natürlich kann ich meinen Eindruck auch nicht an Zahlen belegen, aber nach meiner Einschätzung ist die Rollenspielszene ziemlich konstant.

  • Wenn die Umsätze mit Produkten zurückgehen, dann heißt das das es immer weniger neue Spieler gibt. Die Alten Hasen die nur noch wenige Pet RPGs haben, sind eben das. Alt. Da zähle ich mich dazu.

Eben diese These wage ich anzuzweifeln. Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Mir wäre es auch lieber, die Rollenspielverlage würden dolle Umsätze fahren und Läden würden wie Pilze aus dem Boden sprießen. Aber das halte ich für unrealistisch. Einen direkten Zusammenhang zwischen Umsätzen und Spieleranzahl halte ich für gewagt. Umsätze werden durch viele Dinge beeinflusst, wie z.B. die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und vor allem die Situation der Einzelhandels. Wer die Presse mal verfolgt, wird feststellen, dass es dem Einzelhandel schon seit Jahren zunehmend schlechter geht. Wäre merkwürdig, wenn sich Rollenspiele hier vom Trend vollkommen abkoppeln würden.

[*]Wenn es nicht genug Umsatz gibt, dann sparen die etablierten Verlage an Marketing und neuen interessanten Produkten, was noch weniger neues Blut ins Hobby bringt. Den alten Hasen ist der Inhalt z.Tl. deutlich wichtiger als die Aufmachung.
[/LIST]

Ich bin ein "alter Hase" und ich würde dem nicht zustimmen. Außerdem denke ich, bei einer so kleinen Community wie unserer, ist Mundpropaganda viel wichtiger als PR-Aktionen der Verlage. Ist aber auch nur so eine Behauptung von mir, die auf Erfahrung basiert, die ich natürlich nicht empirisch unterfüttern kann.

[*]Wenig Umsatz heißt auch das die FLGS entweder Ihr Programm ausweiten müssen mit der Gefahr auf das falsche Pferd zu setzen, oder schrumpfen/pleite gehen müssen.
[*]Conbesucherzahlen sprechen sind auch ein Hinweis. Ein gewisser Teil der RPG Leute geht auf Cons. Wenn die Besucherzahlen schrumpfen, dann kann man davon ausgehen das die Gesamtzahl der Leute die P&P RPGs (aktiv) spielen zurückgeht.
[*]Europa schrumpft. Weniger Kiddies, weniger Neukunden.
[/LIST]

Auch in den 1980ern ist die Bevölkerung Europas bereits geschrumpft. Und von Conbesuchern auf die Szene oder den Nachwuchs zu schließen, halte ich ebenfalls für falsch. Die Gründe dafür wurden schon weiter oben genannt. Auch Parteien, Gewerkschaften und Sportvereine klagen über rückläufige Mitgliederzahlen. Der mangelnde Wille zur Organisation, um seine Interessen zu vertreten, ist ein allgemeines Phänomen, das nicht unbedingt etwas über den Zustand der Szene oder die Zukunft des Rollenspiels aussagt.

Aber es gibt Hoffnung:

  • Ein Produkt ist heute in PDF-Form viel leichter zu veröffentlichen. Das Grundrauschen in der Verlagsszene erhöht sich. Mehr Produkte = potentiell mehr Spieler.
  • Mit dem Internet als Distributionskanal (eBay, Amazon, PDF-Downloads) lassen sich potentiell mehr Leute ansprechen als durch ein Netzwerk an FLGS je möglich wäre.
  • Mit den Bereichen MMORPG, TCG, Literatur, Film, Tabletops und CRPG gibt es sechs, zum Teil wachsende, Medien die durchaus auch Ableger im P&P RPG Sektor mit dann wieder neuen Spielern erzeugen könnten.
  • Die Weltbevölkerung wächst, Mehr Kiddies, mehr potentielle P&P RPG Spieler!

Eben.
 
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Als Mann der ersten Stunde dürften dir aber eigentlich sämtliche Argumente, die du hier anführst, auch schon seit 1984 bekannt sein. Rollenspieler waren schon immer Freaks, die Szene schon immer dicht, andere Dinge schon immer viel interessanter usw.

Auch ich bin seit 1984 dabei und seitdem sterben Rollenspiele und Rollenspieler aus. Deswegen bin ich ja auch so zuversichtlich, dass ich noch die nächsten 25 Jahre nicht der einzige Rollenspieler auf dieser Welt sein werde.

Bitte den Artikel von Frank genau lesen - und nicht nur die Überschrift. Rollenspielverlage und die Umsätze mit Rollenspielen schrumpfen langsam aber stetig.

Erstens ist das ein Trend, der auch wieder anders werden kann. Das halte ich nicht für sehr wahrscheinlich, aber möglich.

Zweitens ist eher fraglich, ob Rollenspielverkäufe unbedingt etwas über den Zustand der Rollenspielszene aussagen. Wie auch schon mehrfach angemerkt, gehen Verkäufe aus vielen Gründen zurück, zum Beispiel wegen Raubkopien, die als PDFs über Tauschbörsen gehandelt werden. Nicht zwangsläufig aus mangelndem Interesse.

Auch die Umsätze der Musikindustrie sind rückläufig. Und, ja, die Musiklehrer trauern, weil immer weniger Jugendliche Instrumente spielen. Aber niemand macht sich ernsthaft darüber Gedanken, dass es in den nächsten Jahrzehnten keine Musik mehr geben würde. Ich denke, das ist eine durchaus vergleichbare Entwicklung.


Ich habe mir den ganzen Artikel genau durchgelesen und mir meine eigenen Gedanken dazu gemacht. Die Entwicklung des Rollenspiels habe ich schon genau mitbekommen. Sicher gab es diese Freaks teilweise schon immer, aber die Szene wurde nicht von jenen zahlenmäßig beherrscht. Bis Anfang der 90er ist der Kreis der Rollenspieler stets gewachsen, doch nun sind seit Jahren die Zahlen rückläufig. Vielleicht habe ich es vergessen zu erwähnen, ich beziehe dies auf meine Heimatregion und kann natürlich nicht für Gesamtdeutschland sprechen. Viele Leute, die ich kenne, haben mit Rollenspiel aufgehört und sie waren früher begeisterte Spieler. Natürlich werden wir in 25 Jahren nicht eine Minirest sein, aber z. Z. sehe ich nicht, dass Jugendliche sich dafür begeistern können.

Ich gebe Dir auch recht, dass nicht nur der Rückgang der Rollenspieler und/oder das mangelnde Interesse mit Verkaufsrückgängen zu tun hat. Es geht aber sehr oft Hand in Hand.

Du hast deine, ich meine Meinung - eine schöne Diskussionsgrundlage.
 
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Der Sturmdrache, das einzige Rollenspielgeschäft von ganz Freiburg und für sehr, sehr weites Umland, wird in 6 Wochen seine Pforten schließen :(
(Das heißt insbesondere für mich umdisponieren, da ich eigentlich das dortige Spielzimmer als neutralen und öffentlich zugänglichen Ort für meine westmarschige Kopikala-Kampagne nutzen wollte... Jetzt heißt es schnell was spielfertiges hinkriegen, Präsenz zeigen solange es noch einen einzelnen Bezugspunkt für alle Freiburger Rollos gibt, wo ich auch auffalle, und dann hoffen, dass mir jemand folgt wenn ich einen neuen Ort gefunden habe.)

Allerdings wurden zu diesem traurigen Anlass auch einige konkrete Zahlen zum Führen eines LGS rausgerückt. Besonders interessant: Das Geschäft lebt von ganz anderen Sachen als Rollenspielen (in diesem Fall hängen 46%(!) an Warhammer-TT-Kram), und die Monate von großen Fußballturnieren sind Einbruchsmonate (hätte ich angesichts der Nerdigkeit von Rollos nicht erwartet - oder hängt das eher an den meist jüngeren und in der Schule dem Gruppendruck unterworfenen TCGlern?)
 
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Willkommen im Club der Rollospieleladenlosen Gesellen.

Die berliner Stammläden sind ja auch bekanntermaßen alle nicht mehr (oder nicht mehr was sie mal waren...).
Wobei hier ja wie an anderem Ort bemerkt gerne mal einfach neue Läden aufmachen.
 
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Ich glaube nicht, Timmy.
Mit nur 200k Einwohnern und ansonsten nur ländlichem Raum in weitem Umkreis (das dazu zu einem guten Teil vom französischsprachigen Elsass abgeknapst wird) glaube ich einfach, dass in Freiburg kein Rollenspielladen überleben kann, trotz der großen Uni.
 
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Der jetzige scheint auch nicht besonders... Traditionsreich zu sein. 3 Jahre ist nicht soo viel.
 
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Das Geschäft ist älter. Der Sturmdrache war lediglich die reine Spieleauskopplung des allgemeinen Phantastikladens UFO (inzwischen "Buchhandlung am schwarzen Kloster"), und das gibt es schon... eine ganze Weile, mindestens seit ich vor 10 Jahren ins Hobby eingestiegen bin.

"Otherland" in Berlin ist übrigens wiederum eine ehemalige Zweigstelle dieses Freiburger Ladens...
 
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Allerdings wurden zu diesem traurigen Anlass auch einige konkrete Zahlen zum Führen eines LGS rausgerückt. Besonders interessant: Das Geschäft lebt von ganz anderen Sachen als Rollenspielen (in diesem Fall hängen 46%(!) an Warhammer-TT-Kram)

Dass dich das noch überrascht, überrascht mich wiederum immens.

Hat es jemals reine Rollenspielläden gegeben? Selbst zu den besten Zeiten hatten die doch alle Nebensegmente. Auch ein Grund, warum für mich der Rollenspielbegriff auch Sachen wie Battletech und Talisman und Zubehör wie Grenadier- und Metalmagic-Zinnfiguren umfasste - das war Zeug, das Rollenspielläden an Rollenspieler verkauften, und über das die selbsternannte Fachpresse ganz selbstverständlich berichtete.

Warum wohl waren Magic und Pokemon so wichtig für das Überleben der Läden? (Da war das Verhältnis höher als 46%...!)
Warum war der selbstverordnete GW-Boykott (Anfang der Neunziger) so ein Schlag ins Kontor (und bröckelte schnell wieder)?

, und die Monate von großen Fußballturnieren sind Einbruchsmonate (hätte ich angesichts der Nerdigkeit von Rollos nicht erwartet - oder hängt das eher an den meist jüngeren und in der Schule dem Gruppendruck unterworfenen TCGlern?)

Das ist mir allerdings in zehn Jahren Ladentätigkeit nie aufgefallen. Aber mit einem Spiele-Gemischwarenangebot (Kinderspiele, Puzzles, Familienspiele, RPG, Zinn, CCG, edles Holz Schach/Backgammon/Kalaha) ist man wohl flexibler gewesen. Oder die heutige Spielergeneration ist anders drauf als vor 10 Jahren?
 
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Es "überrascht" nicht, es ist "interessant", nämlich insofern dass man mal ganz konkret und in ganz konkreten Zahlen gezeigt bekommt, wovon Rollenspielläden denn eigentlich wirklich leben. So wie ich es eigentlich immer vermutet habe und wie es anekdotenhaft in Gesprächen von mir mit Verlags- und Ladenleuten durchgeschimmert ist.
 
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Ein weitere Idee zur Erklärung, wieso in der Szene zur Zeit besonders viel Katzenjammer herrscht: Die 4th Edition von D&D wird ja von vielen als ein Schuss in den Ofen empfunden - auch von mir. Das ist natürlich ein großes Problem, wenn der weltweite Marktführer schwächelt. Aber was genau ist die Ursache dafür?

Natürlich kann ich diese Frage nicht mit Bestimmtheit klären, aber eine Idee habe ich zumindest. 3e hatte in meinen Augen ein absolute Kunststück vollbracht: Es hat eigentlich alle Rollenspieler jeglicher Ausrichtung umarmt - vom Powergamer bis zum Storyteller. Im ersten Jahr von 3e schrieben noch Leute wie Robin Laws und Kenneth Hite tolle Artikel im Dragon zu 3e - und auch in den Quellenbüchern. Ich denke da beispielsweise an einen meiner Lieblingsartikel über Kampfschreie im Dragon von Laws und wie diese gleichzeitig rollenspielerisch wie auch regeltechnisch den Kampf bereichern können.

Später, spätestens mit 3.5, wurden solche Bemühungen wieder aufgegeben. Aber da hatte D&D bereits Spieler wie mich gebunden.

Um es etwas abstrakter auszudrücken: 3e hatte sich an die Spitze der Rollenspieltheorie gesetzt. Im Prinzip war 3e damals Avantgarde, zumindest in kleinen Teilen, wie halt eben Dragon-Artikeln. Das ist für einen Marktführer angemessen.

4th Edition macht hingegen in den Augen vieler Rollenspieler - zumindest in meinen - einen Rückschritt. Viele Metadiskussionen werden diesmal einfach ignoriert, stattdessen wird einfach nur ein auf Dungeoncrawling spezialisiertes System geliefert. Ich mag Dungeoncrawling. Aber ich mag halt nicht NUR Dungeoncrawling. Und ich vermute, vielen anderen Rollenspielern geht das ähnlich. Und diesen Spielern bietet D&D 4 einfach nichts.

Wieso haben die Designer nicht versucht, auch den vielen Retro-Spielern ein Angebot zu machen? Das scheint doch ein sehr starker Trend zu sein? Man hätte die Regeln nach einem Baukastenprinzip aufbauen können: Ganz einfach Grundregeln für die Retro-Fanatiker, mittleres Regelniveau mit viel Fluff für die Storyteller und ein ausgefeiltes System für die Taktiker und Strategen. Das wäre innovativ gewesen und hätte viel, viel mehr Spieler ansprechen können. Denke ich jedenfalls.

Zudem liegt für die meisten Rollenspieler der Fokus bei einem neuen Spiel gar nicht auf den Regeln, sondern auf der Hintergrundwelt. Wieso also nicht einfach mal aus der Tretmühle ausbrechen und nicht die x-te Version der Forgotten Realms präsentieren, von denen nun wirklich jeder schon mindestens zwei Versionen im Schrank hat, sondern eine ganz neue, abgefahrene Fantasy-Welt. Eberron hat doch gezeigt, das Innovationen honoriert werden. Pathfinder bastelt gerade an einer tollen Welt, deren Vorankündigungen bereits Begeisterung bei den Fans auslösen.

Wieso hat sich WotC bei allen diesen Entwicklungen nicht an die Spitze gesetzt, wie damals 3e? Warum wurde auf den positiven Erfahrungen nicht aufgebaut?

Statt dessen die ganze Energie in einen Online-Support zu stecken, der dann nicht funktioniert ... Das hätte eigentlich jedem klar sein müssen, der sich noch an die Versuche des alten Character Designers von D&D erinnert, dass das kaum jemanden vom Ofen hervorholt.

Monte Cook hat sich ja aufgrund der vielen Entlassungen bei WotC in die Richtung geäußert, dass mit vielen Mitarbeitern auch viel Erfahrung und Know How verloren ging. Ich würde ergänzen, dass WotC mit ihnen offenbar auch ein Gespür für die Szene abhanden gekommen ist, das früher da war.
 
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So wie ich das sehe ist 4e aber gar nicht mit "der Szene" im Hinterkopf entstanden. Jedenfalls nicht als PRIMÄRE Zielgruppe. 4e ist quasi die Wii des Rollenspiels, insofern als dass die alten "hardcore" Fans verprellt werden, weil man sich auf eine neue, viel, viel breitere Zielgruppe auszurichten versucht. Nintendo hat das erfolgreich geschafft. Ich weiß nicht ob das bei WotC hingehauen hat...
 
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Ein interessanter Vergleich. Aber wo ist dann das Äquivalent zu den traditionelleren Konsolen der neuesten Generation?

mfG
mlr
 
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