Sturmschwinge
Notorischer Besserwisser
- Registriert
- 15. September 2006
- Beiträge
- 3.557
AW: Opus Anima ist fertig!
OK, hier wie versprochen mal die ersten paar Seiten des Spiels durch die Augen eines Lektors betrachtet.
Das fängt an mit dem Untertitel des Spiels. Nicht weil er sprachlich schlecht ist, sondern weil er ... wie soll ich sagen ... Vampire anyone? Leute, da hätte euch schon was anderes (eigenes) einfallen können!
Die einleitenden Worte:
Ihnen wurde das Wertvollste genommen, das Sie besaßen: Ihre Seele. Sie fühlen sich leer, ausgebrannt, spüren im Innern eine nagende Kälte, die Ihr Herz umklammert hält und Ihnen den Atem raubt. Nur ein Traum, hoffen Sie? Vielleicht. Der schlimmste Albtraum Ihres Lebens, aber zum Glück nur ein Traum, oder? Mitnichten. Sie werden nicht erwachen. Im Gegenteil: Ihre Odyssee hat gerade erst begonnen.
Wieso die erste Frage hier mit "vielleicht" beantworten, um dann die selbe Frage nochmal zu stellen und mit "nein" beantworten? Das ist nicht nur redundant sondern auch völlig unlogisch und damit völlig unnütz. Nur ein Traum, hoffen Sie? Vielleicht. kann man hier komplett streichen.
In den folgenden vier Absätzen findet man dann gleich zweimal das Wort "überfordert". Das muß nicht sein. Und es ist an der Stelle eine recht unglückliche Wortwahl. Denn wenn dem Leser hier schon unterstellt wird, sich überfordert zu fühlen, was erwartet ihn denn dann erst auf den nächsten 400 Seiten? (Ja, ich weiß, hier wird eigentlich die Spielfigur angesprochen. Aber das ist einfach nicht gut genug gelungen, um nicht doch wieder diese Assoziation auszulösen.)
Als nächstes bin ich über züchtige Sitten und strenge Etikette gestolpert. Strenge Sitten und Etikette hätten es vielleicht auch getan. Züchtig bedeutet ja schon "den guten Sitten gemäß". Das verwendet man einfach nicht so. Oder zumindest nicht mehr in den letzten 500 Jahren.
Das ist auch ein Zeichen für das größte Manko der Sprache in diesem Spiel. Man versucht hier ein möglichst gutes Deutsch zu schreiben, indem man eine möglichst hochgestochene Sprache verwendet. Aber das ist kein gutes Deutsch, schon gar nicht, wenn man nicht geübt darin ist, einen solch elaborierten Code zu verwenden. Dann passieren eben sehr schnell viele kleine Fehler beim Sprachgebrauch, die ein ungutes Bauchgefühl beim Leser hinterlassen. Der weiß nämlich auch oft nicht, was da falsch ist. Er weiß nur, daß etwas falsch ist, denn Sprache hat viel mit Gefühl und Rhythmus zu tun.
Deshalb wird auf der nächsten Seite bei Die Würfelprobe von einer Schwelle gesprochen, statt einfach "Wert", "Erfolgswert" usw. zu verwenden. Und eine Schwelle knackt man auch nicht, man überschreitet sie. Das wird nicht mal durch die Anführungszeichen gut oder lustig.
Statt Regelgeflecht hätte ich lieber "Regelwerk" oder (besser weil schlichter) "die Regeln" gelesen.
Und so geht das munter weiter.
Sehr positiv ist, daß der Text wirklich gut auf Rechtschreibung und Zeichensetzung Korrektur gelesen wurde. Mir sind auf Anhieb nur ein Kommafehler und ein Komma, das ich anders gesetzt hätte, aufgefallen (nach der neuen Rechtschreibung ist man da ja recht flexibel). Das bekommt ein gewisser deutlich größerer Verlag längst nicht so gut hin.
OK, hier wie versprochen mal die ersten paar Seiten des Spiels durch die Augen eines Lektors betrachtet.
Das fängt an mit dem Untertitel des Spiels. Nicht weil er sprachlich schlecht ist, sondern weil er ... wie soll ich sagen ... Vampire anyone? Leute, da hätte euch schon was anderes (eigenes) einfallen können!
Die einleitenden Worte:
Ihnen wurde das Wertvollste genommen, das Sie besaßen: Ihre Seele. Sie fühlen sich leer, ausgebrannt, spüren im Innern eine nagende Kälte, die Ihr Herz umklammert hält und Ihnen den Atem raubt. Nur ein Traum, hoffen Sie? Vielleicht. Der schlimmste Albtraum Ihres Lebens, aber zum Glück nur ein Traum, oder? Mitnichten. Sie werden nicht erwachen. Im Gegenteil: Ihre Odyssee hat gerade erst begonnen.
Wieso die erste Frage hier mit "vielleicht" beantworten, um dann die selbe Frage nochmal zu stellen und mit "nein" beantworten? Das ist nicht nur redundant sondern auch völlig unlogisch und damit völlig unnütz. Nur ein Traum, hoffen Sie? Vielleicht. kann man hier komplett streichen.
In den folgenden vier Absätzen findet man dann gleich zweimal das Wort "überfordert". Das muß nicht sein. Und es ist an der Stelle eine recht unglückliche Wortwahl. Denn wenn dem Leser hier schon unterstellt wird, sich überfordert zu fühlen, was erwartet ihn denn dann erst auf den nächsten 400 Seiten? (Ja, ich weiß, hier wird eigentlich die Spielfigur angesprochen. Aber das ist einfach nicht gut genug gelungen, um nicht doch wieder diese Assoziation auszulösen.)
Als nächstes bin ich über züchtige Sitten und strenge Etikette gestolpert. Strenge Sitten und Etikette hätten es vielleicht auch getan. Züchtig bedeutet ja schon "den guten Sitten gemäß". Das verwendet man einfach nicht so. Oder zumindest nicht mehr in den letzten 500 Jahren.
Das ist auch ein Zeichen für das größte Manko der Sprache in diesem Spiel. Man versucht hier ein möglichst gutes Deutsch zu schreiben, indem man eine möglichst hochgestochene Sprache verwendet. Aber das ist kein gutes Deutsch, schon gar nicht, wenn man nicht geübt darin ist, einen solch elaborierten Code zu verwenden. Dann passieren eben sehr schnell viele kleine Fehler beim Sprachgebrauch, die ein ungutes Bauchgefühl beim Leser hinterlassen. Der weiß nämlich auch oft nicht, was da falsch ist. Er weiß nur, daß etwas falsch ist, denn Sprache hat viel mit Gefühl und Rhythmus zu tun.
Deshalb wird auf der nächsten Seite bei Die Würfelprobe von einer Schwelle gesprochen, statt einfach "Wert", "Erfolgswert" usw. zu verwenden. Und eine Schwelle knackt man auch nicht, man überschreitet sie. Das wird nicht mal durch die Anführungszeichen gut oder lustig.
Statt Regelgeflecht hätte ich lieber "Regelwerk" oder (besser weil schlichter) "die Regeln" gelesen.
Und so geht das munter weiter.
Sehr positiv ist, daß der Text wirklich gut auf Rechtschreibung und Zeichensetzung Korrektur gelesen wurde. Mir sind auf Anhieb nur ein Kommafehler und ein Komma, das ich anders gesetzt hätte, aufgefallen (nach der neuen Rechtschreibung ist man da ja recht flexibel). Das bekommt ein gewisser deutlich größerer Verlag längst nicht so gut hin.