AW: Nackter Stahl: Doomstone Industrial Western RPG
Ob man ein Rollenspiel schlecht bewerten darf, hängt doch nicht in erster Linie von der Qualität des Rollenspiels ab, sondern wer die größte Fanbase und deren Checker als User hinter sich her zieht und die coolsten Sprüche ablässt. Sprich, wer beliebt ist, sagt, was alle dufte finden dürfen.
Ja. Bei manchen Rollenspielen habe ich ja Angst, direkt dumm angemacht zu werden, wenn ich nur eine kritische Frage stelle. Gegenüber einem Verlag, den ich jetzt nicht namentlich nenne, traue ich mich z.B. überhaupt nicht mehr, etwas kritisches zu sagen, obwohl die auch eine katastrophale Veröffentlichungs- und Informations- und Vertröstungspolitik betreiben. Und die machen auch komische Sachen, wie sich immer mehr ins Boot zu holen (z.B. weitere Lizenzen oder für ein Zugpferd des Verlages ein alternatives Regelsystem entwickeln, real tut sich dann aber nichts) und niemand findet das merkwürdig oder gar kritikwürdig.
Umgekehrt muss man ja Angst haben, etwas positives über NaSta und deren Produkte zu sagen.
Zu Tsus Kritikpunkten:
Ich finde z.B. Jagdgründe und Halbwelt ausreichend beschrieben, dass ich sie ins Spiel einbringen kann. Mir fehlen dafür andere Settingdetails und teils zugehörige Regeln. Ich sehe es so, dass Doomstone im Moment nur die Basisregeln liefert und das auf 90 Seiten. Da erwarte ich auch keine alles umfassende Vollständigkeit. Reichen Setting und Regeln aber zum Spielen? Für mich ja, auf jeden Fall. Was ich damit sagen will: Tsu hat schon Recht, Doomstone braucht dringend Setting- und Regelergänzungen. Aber es war von vornherein als Basisregeln angekündigt und dass mehr Material mit Erweiterungen nachgereicht wird. Ich kann das verschmerzen, da ich den Preis nachwievor angemessen finde. Es ist nicht so billig wie manches PDF von Evil Hat, aber es ist immer noch günstiger als die PDFs einiger namhafter Verlage.
Das DSA4-Basisregelwerk ist z.B. auch "unvollständig" und wird erst mit allen Wege-Bänden "komplett". Mir gefällt die Richtung, in die Doomstone geht und ich freue mich schon darauf, in der RFE mehr insbesondere über das Setting zu lesen und vor allem über Regeln, wie ich selber Doomstone (das Metall) einsetzen kann, um Effekte zu erzielen.
Was die Mängel am pdf-Standard angeht, die ich in meiner Rezi auch kritisiert habe, so ist es ja leider so, dass diese Standards längst nicht von allen Verlagen eingehalten werden. Bei Ulisses heißt es, man arbeite nun daran, aber das sind die Leute mit dem Errata-Chaos. Ob da wirklich jemals Lesezeichen für die PDFs kommen? Gerade das Fehlen der Layer ist aber für ein vollfarbiges PDF ärgerlich. Man könnte natürlich auch konstruktiv sein und NaSta den Vorschlag machen, eine prienter-friendly-version mit zum Download dazuzugeben. Ich bin NaSta nur im Moment genug auf die Nerven gegangen, daher warte ich damit erstmal bis nach Weihnachten
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Die schlechte Struktur ist nervig, aber wenn man es durchgelesen hat weiß man ja, wo man was findet oder verwendet Inhaltsverzeichnis und Index. Es sollte niemand durch die Struktur überfordert sein, da das Heft ja ziemlich dünn sind. Wären das jetzt 450 Seiten in so einer Struktur ginge das mal gar nicht. K.A., vielleicht bin ich auch zu sehr durch Midgard und DSA4 an versteckte Regeln in Halbsätzen gewöhnt, dass mir Doomstone da gar nicht so schlimm auffällt. Hätte ich in der letzten Zeit meinetwegen nur Gurps gespielt, würde ich es vielleicht auch anders sehen. Die schlechte Struktur hält mich jedenfalls nicht vom Spielen ab, es erschwert nur den Einstieg.
Über die Regeln kann man wohl unendlich streiten. Mir gefällt vor allem, dass sie so einfach sind: Ich habe nur ein paar Werte und einen Mechanismus, der eigentlich auf alles angewandt wird. Wer mit den Karten so überhaupt nicht klar kommt, kann ja immer noch auf die Würfel ausweichen. Werde ich irgendwann auch mal ausprobieren.