AW: George R. R. Martin
Was mich an Martin und insbesondere an SoIF besonders beeindruckt hat war zuerstmal sein IMHO sehr hohes sprachliches Niveau (und nein damit meine ich nicht jemand der reihenweise mit Fremdwörtern um sich wirft). Ich lese ja nun wahrlich viel von dem was heute so gerne als "trivial" abgetan wird, und das meiste davon hat es wohl auch wirklich irgendwo verdient in der Schublade zu landen. Aber Martin schafft es IMHO die englische Sprache auf eine Weise in seinen Büchern zu nutzen die mir jedenfalls imponiert, es fühlt sich einfach ganz anders an in meinen Augen als andere 08/15-Fantasy"briketts". Dazu die Genialität mit der er dramaturgische Regeln auf seltsam "realistische" Weise bricht, Hauptcharaktere sterben an Szenen wo man es als Gewohnheitsleser erwartet dass sie wie üblich eben im letzten Moment noch gerettet werden, zwei Charaktere tauchen zufällig im gleichen Dorf auf... und verpassen sich dummerweise um gerade einmal eine Minute. Mehrfach beeindruckt hat mich die Eigenständigkeit seiner Charaktere, die reihenweise wirklich umfassende und durchdachte Pläne schmieden, nur um diese im nächsten Kapitel schon über den Haufen werfen zu müssen und entsprechend anzupassen weil der Rest der Welt nicht mitspielt, alleine das ist mir von der üblichen Standard-Trivialfantasy völlig unbekannt, dazu kommt die schlichte Dichte seiner Charakterzeichnungen, selten so nachvollziehbare, glaubwürdige und gleichzeitig völlig unterschiedliche Charaktere in einem Zyklus gefunden, alleine wie er es schafft einem Jamie im Laufe der Bücher sympathisch zu machen ganz ohne den Charakter künstlich zu verbiegen war für mich sehr beeindruckend. Manchmal habe ich das Gefühl das ganze könnte man beinahe besser als "historischen Roman in einer fiktiven Welt" bezeichnen.
Ja, natürlich ist auch diese Reihe nicht perfekt, es gibt zwischendurch immer wieder Längen die bei solchen Büchern wohl unvermeidbar sind, aber das nehme ich für die herausragende Gesamtqualität gerne in Kauf, jedenfalls ist es die mit Abstand beste Fantasy-Reihe die mir bislang untergekommen ist. Für Gelegenheitsleser aber vermutlich nicht das richtige, man muss schon bereit sein sich auf seine Welt einzulassen, gleichzeitig macht er einem das IMHO leichter und lohnenswerter als andere Autoren. Blut und Gemetzel sollten sich jedenfalls genug wiederfinden, das ist keine Blümchenwelt in der Schwerter die Bösen auf einen Schlag töten und bei den Guten nur Schnittwunden hinterlassen, hier wird verstümmelt, geblutet und danach elendig am Wundbrand verreckt. Das ist definitiv keine kinderkompatible Fantasy, alleine das hebt die Reihe angenehm von einem großen Rest des Genres ab.