So. Ich habe mich mal durch den Anfang durchgewurstelt. Hakelige Optik und schwammiges Steuerungsgefühl. Unnötige Dialoge und Optionen, die statisch und trivial wirken. An anderer Stelle wird dann plötzlich ausgeplaudert, woher man kommt und wer man ist zu wildfremden, dahergelaufenen Personen - da hat man keine Wahl.
Für mich ist Deus Ex dagegen ein Sahneschnittchen. Weiß nicht, wie die Leute so begeistert sein können. Der Engine ist für mich ein wesentlicher Teil der Spieldynamik. Weiß nicht, ob man das überhaupt noch bessern kann.
As the PS4 and Xbox One generation draws to an end, we highlight the games that defined the last seven years
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Magst du uns kurz sagen ob du es auf PC oder Konsole spielst? Aufgrund der verlinkten Highlights für PS4 und Xbox wage ich die Vermutung, dass du ein Konsolenspieler bist. Da gebe ich dir recht, die Berichte über das Spiel auf Konsole (insbesondere wenn es keine PS4 Pro ist) sind erschreckend. Am PC (I9 9900k, 2080TI, 32GB Ram) läuft es flüssig und sieht bombe aus. Hakelige Steuerung habe ich immer dann wenn es heißt „folge Character XY“ weil das Spiel dann erwartet das man hinter dem Char hergeht. Gehen gibt’s zur Zeit nicht, damit bin ich immer zu schnell und das Spiel bremst mich aus, was sich anfühlt als hätte man FPS Einbrüche, liegt aber nur daran dass man auf den NPC warten muss. Gleiches passiert manchmal in Autos wenn man in Bereiche fährt die man nicht befahren soll, wie zum Beispiel das Nomad Lager
Den Vergleich zu DeusEx habe ich jetzt ein paar mal gelesen und kann als DeusEx Fan dem nicht ganz zustimmen wenn man objektiv bleibt. DeusEx 1 war damals ein Hit, vergleichbar mit CP2077 heute, halt in den Grenzen des technisch machbaren. Aber im Vergleich zu den damaligen Shootern hatte es ein grauenhaft schlechtes Gunplay, was heute aber nie erwähnt wird. Es war damals auch schon mehr Rollenspiel als Shooter, DeusEx 2 kannst du vernachlässigen glaube ich, das war immens schlecht. Mankind Divided dagegen ist jetzt mehr Taktikshooter mit schlechtem Gunplay als Rollenspiel. Aber es macht Spaß und die Story trägt das Spiel. Die unterschiedlichen Herangehensweisen lassen dem Spieler die Wahl wie er handeln will, Stealth wird aber stark bevorzugt, da es deutlich mehr Erfahrungspunkte gibt. Im Gegensatz zu CP2077 hat DeusEx aber keine echte offene Welt, eher große Level in denen man zu den Missionen gehen kann mit einer Handvoll kleiner Nebenmissionen die man abarbeiten kann. Fahrzeuge selber steuern kann man z.Bsp. gar nicht. Die Missionen selbst spielen dann in abgeschlossenen Arealen welche nicht Teil der offenen Welt sind, hier hinkt der Vergleich zu CP2077 also gewaltig. Jede Mission in DeusEx Mankind Divided hat in etwa den Umfang eines Gig´s aus CP2077 nur dort sind es die Hauptplots, bei CP2077 die Nebenplots usw. Am Anfang von Mankind Divided hat man noch in etwa das Gefühl das die Entscheidungen die man treffen kann (und die sind sehr dünn gesät) eine Konsequenz haben, spätere Level haben dann kaum noch Nebenmissionen oder halt sehr lineare Nebenmissionen in denen man kaum noch Entscheidungen treffen muss.
Ist das Spiel deswegen Schlecht, nein auf keinen Fall, es rockt total, aber es ist eben kein guter Vergleich zu CP2077, weder bietet es den Umfang, noch die Grafik (auf dem PC) noch die Vielfalt an Missionen, noch die frei begehbare Welt. Cyberware ist vielleicht der einzige gemeinsame Nenner.
Aber Geschmäcker sind ja glücklicherweise unterschiedlich und jeder soll mögen was er will. Bei dir Hare habe ich nur ein wenig das Gefühl das du das Spiel von Anfang an nicht mochtest, warum spielst du es dann oder kaufst es dir?
@Cryn
Deinem Post kann ich voll zustimmen. Ich bin seit Operation Flashpoint ein Fan von Open World spielen, daher werde ich mal meine subjektive Meinung an 3 Beispielen teilen die meine positive Sicht auf CP2077 vielleicht erklären.
Anfangen möchte ich mit Bethesda´s Fallout 3 in das ich viele Stunden investiert habe (auch dank Mods). Das ist das Spiel was ich am ehesten mit CP2077 vergleichen möchte. Es hat einen Hauptplot und eine sehr lebendig gestaltete Welt mit vielen Nebenmissionen. Es ist ein Waschechtes Rollenspiel ähnlich wie CP2077 mit Attributssteigerungen, Fertigkeiten und Spezialeigenschaften. Beide spielen originär aus der Egoperspektive, FO3 bietet aber auch eine 3P Ansicht. Der Kampfpart von FO 3 als Shooter ist grauenhaft schlecht, nutzt man das Trefferzonen und AP System läuft es gut. Die Hauptstory von FO3 ist sehr kurz und eher schlecht, damit würde man keinen Blumentopf gewinnen, warum man trotzdem stundenlang Spaß mit dem Spiel haben kann liegt an der offenen Welt und der Vielzahl an Nebenmissionen die man machen kann, welche meist eine gute Story haben und einen gut beschäftigen. Der Spieler wird dafür belohnt die Welt zu erkunden. Was FO3 nicht leistet, nach Abschluss der Missionen ist der Part auch immer und für alle Zeit abgeschlossen. Kommt man später zu Ort XY zurück gibt’s noch ein paar wenige flache, sich ständig wiederholende Dialogoptionen aber im Grunde genommen nichts mehr zu tun.
Im Vergleich zu CP2077 soll (ich kann es noch nicht sagen) die Hauptstory ebenfalls kurz, langweilig sein usw. bisher würde ich das nicht sagen. Hier möchte ich aber auf die Nebenmissionen eingehen, welche sich meist über mehrere Stationen erstrecken und selbst mit Abschluss nicht vorbei sind, sondern i.d.R. immer noch weitere Arbeit für ein und denselben Kontakt nach sich ziehen. Das hebt CP2077 im Gegensatz zu FO3 deutlich heraus und macht die Spielwelt noch ein ganzes Stück lebendiger. Auch das hat seine Grenzen, aber die Missionen sind keine fire ´n forget Handlungen. Im Vergleich zu FO3 (Fokus Rollenspiel) hat CP2077 (Fokus Rollenspiel) ein eher gutes (in meinen Augen überragendes) Kampfsystem. Kann das Kampfsystem mit einem reinrassigen Shooter mithalten, in meinen Augen ja, aber das ist Geschmacksache. Wichtig ist der Shooter Part passt gut zum Rest und das ist bei CP2077 der Fall.
Als nächstes nehme ich mal Rockstar Games GTA V. Vorweg ich habe es nicht lange gespielt da es von Anfang an nicht mein Fall war. Was ich lange gespielt habe war GTA San Andreas und GTA V fühlte sich von Anfang an wie GTA SA an, mit allen Stärken und Schwächen. GTA ist für mich persönlich so was wie die eierlegende Wollmilchsau. 3rd Person Shooter, Fahrsimulator, Rollenspiel, Flugsimulator, Open World irgendwas. Es ist alles drin, aber alle Teile insgesamt sind eher mähh, nach dem Motto kann alles aber nichts so richtig. Außerhalb der Missionen hat man diese unglaublich riesige Open World, spielt man die Missionen wird diese Open World aber meist in einen Schlauchlevel eingedampft. Als Beispiel nehme ich mal die Anfangsmission von GTA V irgend so ein Raubüberfall. Clou ist, dass man das Personal und die Wachleute mit einem Gas außer Gefecht setzen soll, dafür klettert man über die Dächer bis zum Geschäft und wirft die Gasgranate in die Lüftung…aber halt nein, man kann zwar auf alle Dächer in der Umgebung klettern, kommt aber nicht auf das Dach des Geschäfts, weil da wartet ein Minispiel auf einen, das heißt treff mit der Granate den Lüftungsschacht. Tolle OPEN World, tolle Entscheidungsfreiheit, tolle Immersion. Die Flucht läuft dann nach Schema F ab, die Cops haben alle Straßen rechts und links gesperrt und aus der Open World wird ein Schlauchlevel dem man entlangfahren kann bis punkt X wo man dann entkommt. Vergleichbar mit einem Arcade Racer. Jetzt kann man mir vorwerfen, hey du hast nur die erste Mission gespielt und bist gleich so negativ. GTA San Andreas habe ich durchgespielt und was soll ich sagen, da liefen die Missionen und die „open world“ nach dem gleichen Schema ab, ich habe nicht erwartet das sich daran noch mal was ändert. Ganz davon ab das die Charaktere von GTA V mir tierisch auf den Sack gingen.
Im Gegensatz dazu bietet CP2077 eine tatsächliche Freiheit wie man Missionen angehen will und springt nicht immer in Schlauchlevel sobald die Story einsetzt. Fehlen Fahrzeugverfolgungen, ja und nein. Ja es wäre cool wenn CP2077 sie hätte, aber nein nicht wenn ich dafür die open World aufgeben müsste. Nach anfänglicher Kritik an dem Fahrmodell von CP2077 hat sich das bei mir relativiert, unterschiedliche Autos fahren sich unterschiedlich und auch der „Hoovercraft“ Effekt hat sich bei mir gelegt. Ein Supersportler ist verdammt nervös auf der Hinterachse, ein SUV eher behäbig usw. das reicht mir. Bei GTA oder WatchDogs hatte ich die gleichen Steuerungsprobleme am Anfang und sobald man sich daran gewöhnt hat läuft der Laden…oder besser gesagt fährt.
Nun zu Ubi Soft und Far Cry / Watch Dog
Ubi Soft ist gut darin ein Sandbox zur Verfügung zu stellen und damit hat es sich dann auch fast schon erledigt. Die Story´s sind mal mehr mal weniger gut und der Spieler ist angehalten das beste aus der Welt zu machen. Erobere das Dorf um Punkt xy zu sichern, die Bedrohung im Gebiet zu senken, übernehme Datenpunkt z und mache das gleiche in einer anderen Umgebung. Das motiviert eine Zeitlang, aber weder Far Cry noch Watchdogs welche grundsätzlich sehr ähnlich wie CP2077 angelegt sind konnten mich auf Dauer überzeugen. Es ist zu repetitive und bietet zu wenig Belohnung für das Verhalten des Spielers. Es fehlt nach einer Zeit der Whow Effekt. Die Charakter sind bis auf wenige Details unveränderbar usw. Alles recht eindimensional.
Daher glaube ich das CDPR mit CP2077 sich von all den üblichen, in den letzten Jahren etablierten Open World Spielen tatsächlich positiv abhebt und einen neuen Weg gegangen ist (auch gegenüber ihrer eigenen Marke Witcher). Das Verhalten des Spieles wird sofort belohnt und spiegelt sich in der Welt wieder, Kontakte kommen und gehen nicht, sie bleiben und man kommt immer mal wieder auf sie zurück. Nicht nur die Fixer sondern auch die Charaktere welche man so „am Wegesrand“ trifft. Der Spieler ist frei in seinen Entscheidungen was er wie und wann machen will, er muss Entscheidungen treffen und die Welt ist mit genau so viel Liebe gefüllt wie die von Fallout 3, d.h. man kommt um eine Ecke und kann Details entdecken die man leicht übersehen würde. Aber anders als bei z.Bsp. Ubi soft findet man auch handfeste Belohnungen wenn man die Welt erkundet. In den Badlands habe ich in einem Stollen z.Bsp. ein echt cooles Fahrzeug gefunden, für lau. Ein vergleichbares Fahrzeug kostet beim Fixer 100k Eddies. Ich habe schon mehrfach zwischen Müllsäcken, abseits jeder Mission Leichen gefunden die coole Kleidungstücke oder Ausrüstungsgegenstände dabei hatten. Das macht für mich eine Welt lebendig und erkundenswert, Optik nutzt sich irgendwann ab, solche Belohnungen nicht.