AW: but their tanks were way cool
Im Tabletop, KoSim oder "simplen" Brettspiel, und natürlich nicht zuletzt auch im Computerspiel,
Hier hat man NULL Identifikation mit einem Charakter.
hat scheinbar kein Designer ein Problem damit Wehrmacht/Nazis/Hitler-Deutschland als normale Partei zu integrieren, und kein Spieler ein Problem damit sie auch zu spielen (manchmal möchte man sogar meinen das Gegenteil sei der Fall und Designer wie Spieler seien besonders versessen darauf diese Rolle einzunehmen).
Weil NS- bzw. Wehrmacht-Uniformen, Waffen, Fahrzeuge, etc. TATSÄCHLICH COOL aussehen. (Darth Vader ist das prominenteste Beispiel.)
Wie mir ein Kollege aus der Wehrtechnik-Industrie sagte: "Waffen müssen SEXY aussehen, sonst bekommt man den Auftrag sie zu entwickeln und zu produzieren nicht." - Und recht hat er.
Der beliebteste Panzer bei den Modellbauern (egal ob Plastik, Papier, sonstwas) ist der "Tiger" aus dem 2. Weltkrieg. Dicht gefolgt vom "Panther" und "Königstiger". - Und das, obschon diese Panzer nicht die überragenden Waffensysteme waren. - Aber sie sehen GEIL aus.
Wenn man dann noch die Entwurfsskizzen (siehe "Secret Weapons of the Luftwaffe" für seltsame Flugobjekte) anschaut, dann ist das Sci-Fi pur. Weird Science. Weird Military Science Fiction. - Eben COOL.
Der Reiz liegt vornehmlich in der Optik.
Und dann "im Bösen".
Deutschland - egal welche Epoche - ist für "das Ausland" eben seit dem 2. Weltkrieg das Reich des Bösen. Die Deutschen sind erst einmal ALLE "Lawful Evil". Sie sind brutale Bastarde, die Leute vernichten, während sie Wagner-Musik hören und Bratwurst mit Sauerkraut essen.
Klischees machen auch vor Spiele-Designern nicht halt. - Und sie machen das Design einfacher, eingängiger, und für den Endkunden zugänglicher.
Niemand will eine irgendwie "differenzierte" Auseinandersetzung mit Fragen von Moral und Ethik in den deutschen Truppen im 2. Weltkrieg per Computerspiel oder Tabletop-KRIEGSSPIEL(!) führen. - Allein schon die Grundthematik dieser Spiele schließt dies aus.
Im Rollenspiel verliert sich dieser Trend plötzlich. Wenn Nazis auftauchen dann in aller Regel als Antagonisten.
Warum?
Weil hier mit einer EINZELPERSON eine IDENTIFIKATION des Spielers möglich und sogar (zu gewissem Grade mindestens) erwünscht ist.
Statt eine "Nazi Evil She-Wolves of the SS"-Einheit gegen die "Arkansas Rocketeer Troop" im Pulp-Tabletop zu führen, stellt man im Rollenspiel ja den GESAMTEN Charakter dar.
Und wenn dies ein fanatischer, gläubiger(!) SS-Offizier ist, der seinen Dienst im Vernichtungslager für eine "gute Sache (tm)" hält, weil er eben ein gläubiger Anhänger der "Bewegung" ist und fanatisch loyal, dann ist dies eine Rolle, die man schon als Spieler darstellen kann. - Das geht sogar ganz sicher.
Engel ist der Beweis, wie solche gläubigen, fanatischen und MENSCHENVERACHTENDEN Charaktere von jeder Menge Rollenspielern GERNE gespielt werden.
Die Engel-Spieler haben damit kein Problem, weil es ja ALLES FIKTIV und weit losgelöst von realer Historie ist.
Es gibt ein ganz grundsätzliches Problem bei historischen (historisch-akkuraten, nicht pulpig-poppigen) Settings: Man spielt SEHR REAL wirkende Leute in einem Setting, an dessen Realität (historischer "Wahrheit") KEIN ZWEIFEL existiert - und existieren KANN! (Ähnliches gilt auch für zeitgenössische Settings wie UA, WoD, etc.)
Man WEISS, daß SS-Truppen bestialisch unter russischer Zivilbevölkerung gehaust haben. - Und nun soll man einen davon spielen.
Was bedeutet das für den Spieler?
Ich sehe schon einen DEUTLICHEN Unterschied, ob ich in eine völlig fiktiven Welt einen fanatisch loyalen, fanatisch gläubigen, zu allem bereiten Charakter spiele, der eine im Setting vorhandenen, dort beschriebenen Organisation angehört, die bestialischer Brutalitäten - laut Setting-Fluff - definitiv schuldig ist, oder ob es in einer NICHT-FIKTIVEN Welt gilt einen der von MIR aus HEUTIGER RÜCKSCHAU als moralisch verwerflich und für MEINE WERTE inakzeptabel agiert habenden Charaktere zu verkörpern.
Ich spiele auch in Fantasy-Settings keine Vergewaltiger, keine Geiselnehmer, usw. - Einfach weil ICH das nicht spielen mag, mich nicht in deren Denkweise hineindenken mag; auch nicht als Spielleiter (siehe die Kleine Ängste Thematik).
Bei einem NS-Setting, wo man entsprechend historisch belegt für MICH und MEINE WERTE unerträgliche Charaktere als SPIELERCharaktere spielen kann oder gar soll, da gilt für mich das Gleiche: Weil ICH das nicht in Fantasy, Horror, Sci-Fi, oder historischen Settings spielen mag, spiele ich solche Leute auch NICHT in historischen oder nicht-so-ganz-historischen NS-Settings.
Ich habe selbst auch in Fantasy-Kampagnen das Spiel als Spielleiter abgebrochen, als ein Spieler anfing sich wie ein psycho-freakiger emotionsloser Massenmörder aufzuführen. Das MAG ICH NICHT. - Nicht in meinen Runden, auch nicht in Runden, wo ich nur mitspiele.
Andere Leute mögen das spielen wollen und keine Probleme damit haben. - Bitteschön. - Solange ich davon nichts mitbekomme, läßt mich das auch kalt.
Hierzulande ist man natürlich besonders belastet durch die "Ewige, Untilgbare Volksschuld (tm)" aller Deutschen an allen Greueltaten des 2. Weltkriegs.
Daß also deutsche Rollenspieler etwas zögerlicher als fremdländische reagieren, wenn es darum geht einschlägig bekannte Kriegsverbrecher, bestialische Schlächter, fanatische Massenmörder zu spielen, die eine deutsche Uniform tragen, kann ich verstehen.
Diese Zurückhaltung habe ich bei meinen Rollenspiel-Bekannten in England und den USA nicht - und zwar NICHT IM GERINGSTEN - erfahren. - Für diese ist das Spielen von Nazis nach eigenem Bekunden genauso "problematisch" wie wenn sie Drow, Zombies, Vampire, und andere klassische BÖSE Charaktere spielen.
Wer eine D&D-Evil-Runde spielt, der kann eigentlich auch eine D20-Modern/Past-Nazi-Runde spielen. - Wenn er das KANN (gemeint ist: WILL). - Der Unterschied in allen ethischen Fragestellungen ist, wie ich meine, gering. Nur das "Trapping", die "Färbung" ist anders. Die D&D-Evil-Runde ist in Fantasy-Klamotten gehüllt und metzelt sich durch Halblingsdörfer. Die Nazi-Runde ist in SS-Uniformen gehüllt und metzelt sich durch Juden-Ghettos.
Ich finde BEIDE problematisch. - Interessanterweise spielen aber so manche, gerade auch deutsche Spieler gerne "Evil"-Charaktere. Warum, das würde mich schon einmal interessieren.
Vor allem, weil ich den Eindruck habe, daß die LUST auf Evil-Charaktere erst aufkommt, WEIL es im Regelwerk klare Festlegungen, klare Unterscheidungen von Gut und Böse gibt, und die Spieler "die andere Seite" als irgendwie cool empfinden.
In langen Jahren mehrere RuneQuest-Kampagnen, wo es ja bekanntlich weder Alignments noch eine klare Unterscheidung von Gut und Böse gibt, habe ich solche "Spielbedürfnisse" bei KEINEM EINZIGEN Spieler erlebt. Dort ist es nämlich so, daß "böse" immer "die anderen" sind. Daß man selbst viel öfter der "Böse" ist, weil man ANDERS, weil man FREMD ist. Und diese Erfahrung machen RQ-Charaktere, die ein wenig auf Reisen sind, ständig.
Deutsche sind böse. Deutsche sind die "Orks" der Pulp-Settings geworden (zwar erst seit Indiana Jones, aber den darf man ja inzwischen zu Pulp im weiteren Sinne zählen). Deutsche sind "Lawful Evil"-Uniform-Fetischisten. Deutsche Offiziere sind brutale Bastarde, die es aber einem verschrobenen Ehrenkodex zufolge vorziehen sich mit würdigen US-Gegnern zu duellieren, statt den Cowboy über den Haufen schießen zu lassen. SS-Offiziere haben die Knarre von Han Solo, die Uniform des Psi-Manipulators aus Starship-Troopers, und den Körper eines durchtrainierten Top-Athleten. SS-Oberbösewichte haben reihenweise scharfe, fanatisch hingebungsvolle BdM-Gespielinnen, die auf Lack und Leder stehen.
Deutsche Charaktere im 2. Weltkrieg zu spielen, dürfte für die meisten Anglo-Amerikaner einfach so etwas sein, wie eine reine Ork-Gruppe oder eine Drow-Gruppe zu spielen. - Mehr Probleme haben die damit nicht.
Der REIZ ist DERSELBE. - Cooleres Aussehen, "gefühlt" weniger Einschränkungen der Art "aber das tut man doch nicht!", und "gefühlt" mehr Handlungsfreiheit. - Das sind eh die Triebfedern JEDER "Evil"-Runde (so bescheuert sie auch sind - aber das trifft ja auch auf JEDE "Evil"-Runde zu).
Wenn ich 1. oder 2. Weltkriegs Flugsimulatoren/Ballerspiele am Rechner spiele, dann spiele ich vornehmlich die Deutschen. Einfach, weil das für mich ein HEIMSPIEL ist und die deutschen Flieger wesentlich COOLER aussehen als die langweiligen Alliierten-Kisten. - Ich fühle mich komisch, wenn ein Franzmann oder ein Tommy gegen das Fliegeras "Fritz von Fritzenwitz" gewinnt. Umgekehrt macht mir mehr Spaß. "Dieser Krieg, wird kein leichter sein ..."
Beim Fußball halte ich ja auch zu unseren Jungs bzw. Mädels und nicht zu den GEGNERN.
Ähnlich bei Tabletops oder Brettspielen bzw. CoSims. - Die meisten sind natürlich aus Sicht der Anglo-Amerikaner geschrieben worden und gehen davon aus, daß man Helden spielen möchte, die Cheese-Steak oder Haggis essen mögen statt Sauerkraut und Knackwurst. - Doch hier gilt eben für mich der HEIMSPIEL-Faktor, der mir UNSERE Seite attraktiv(er) erscheinen läßt (auch wenn sie z.T. von den Spielwerten absichtsvoll benachteiligt umgesetzt ist - das ist dann eine besondere Herausforderung es den anderen mal so richtig zu zeigen).
Im Rollenspiel empfinde ich NICHT diesen "Heimspiel-Faktor". - Jedenfalls nicht in historischen Settings (ob das das - leider öde - 20er-Jahre-Reenactment-German-Cthulhu ist, ob das Weird Wars II ist, ...).
Ich empfinde durchaus Scham für das, wofür Deutschland im 2. Weltkrieg internationale Bekanntheit erlangt hat.
Und Scham zu empfinden (NICHT Schuld! - Auch wenn uns weit nach dem 2. Weltkrieg geborenen Deutschen das so manche Kreise auch heute noch einreden wollen.), ist nicht gerade ein "positiver Identifikationsfaktor" um einen der potentiellen TÄTER-Charaktere dieser Zeit darzustellen.