AW: angebliche Publikumsbeschimpfung durch F&S
Hallo Haldir,
ein langes Posting von dir, daß einer langen Antwort bedarf:
Das Problem des Misserfolges der nWoD liegt wohl eher an der inhaltlichen zu großen Nähe zur oWoD. Die oWoD ist schon sehr verbreitet, so dass die angedachte Ziellgruppe der nWoD weitgehend identisch ist mit den oWoD-Spielern. Diesen bietet man aber nur in wenigen Fällen eine hinreichend große Abweichung vom bereits gekauften System, so dass kein Kaufanreiz besteht.
Die Ähnlichkeiten sind kleiner als du denkst. Bei Vampire mag man da noch so sehen, allerdings sind die Ähnlichkeiten auch auf die Namen beschränkt. Die Nosferatu sind vollkommen anders, die Daeva sind mehr als Torador, die Ventrue sind die wahnsinnigen, die Gangral haben nichts mehr mit Natur und Tieren zu tun, und die Mekhet sind auch etwas neues.
Die mystische Hindergrund um Kain ist weg, einen Schöpfungsmythos gibt es nicht mehr, Generationen gibt es nicht mehr, viele Kleinigkeiten haben sich geändert, die auf den ersten Blick nicht auffallen.
Bei den Werwölfen und den Magi hat sich die Kosmoligie und Aufgabe komplett geändert und hat
nichts mehr mit der OWOD zu tun.
Um das zu erkennen, muß man sich allerdings mit den Regelbüchern erstmal beschäftigen.
Erfolgreicher wäre es gewesen, eine alternative Ergänzung zur oWoD herauszubringen, so dass die neuen Regeln für alle gelten, aber es zwei alternative Hintergründe gibt. Die neuen Regeln wären von den old fashioned WoDlern akzeptiert worden und der Rest hätte sich nicht geändert (vgl. Systemwechsel DSA3 zu DSA4). Dann wäre für die nWoD ein anderer Name wünschenswert gewesen, so dass den oWoDlern nicht auf die Füße getreten worden wäre.
Das bloße Regelsystem ist seperat käuflich zu erwerben, heißt World of Darkness und beinhaltet genau nichts zu Vampiren, Werwölfen und Magi.
Hinzu kommt der Wegfall von Camarilla und Sabbat und Ersetzen durch die 5 Covenants oder Bünde.
Und welchen Namen hätte man der NWOD denn geben sollen ?
Oder die nWoD hätte soweit anders sein müssen, dass den WoDlern etwas völlig neues geboten wäre. Vampire und Werwölfe jedoch sind nicht neu.
Sie bieten durchaus viel neues, siehe oben. Nur aufgrund des Namens darauf zu schließen, daß es um die selben Inhalte gehe, ist sehr kurzsichtig. Mit der selben Begründung hätte sich nie ein Fatasy-RPG verkauft nach den ersten 3 - 4, denn welches Fantasy-RPG bietet schon etwas neues, wenn ich nur auf die Oberfläche achte ?
Ein Spiel mit ähnlichem Thema wären vll. die Gargoyles nach der alten Zeichentrickserie gewesen, was dann einfach nicht in die oWoD integriert wird. Dazu als Ergänzungsband dann Frankensteins etc. und alles, was es in der oWoD noch nicht gibt. Malkavianer durch Malkovianer zu ersetzen griff jedoch zu kurz.
Die Malkovianer sind eine kleine Blutlinie, eine ironische Anspielung auf die NWOD. Sie sind nur nebensächlich. Wichtig sind die 5 großen Clans, die größtenteils komplett umgestrickt wurden. Aber natürlich kann man sich an solchen Kleinigkeiten hochziehen.
Ein weiterer Fehler bestand darin, die oWoD radikal abzuschaffen. Das stößt die Fans vor den Kopf. Damit wird der Verlag zum Schurken abgestempelt, ein teurer Imageschaden. Für viele Fans ist die WoD mehr als ein Spiel, sie ist Teil ihrer Weltanschauung geworden, und dies sollte ihnen nun genommen werden. Eine Hintergrundwelt einzuführen ist ja nicht schlecht, aber dies mit der Abschaffung einer anderen zu koppeln, schafft einfach eine miese Stimmung.
Für wen die WoD eine Weltanschauung und mehr als ein Spiel ist, bei dem tickt sowieso irgendetwas nicht richtig und ihm ist nicht zu helfen.
WW hatte ein Problem, nein sogar mehrere:
Die alte WoD, speziell Vampire, war vollgepfropft mit Quellenbüchern zu allen möglichen Aspekten der Welt. Es gab keine Nische, die nicht in einem Buch beschrieben war, von den beiden Sekten und den Anarchen bis zum Leben in der Stadt allgemein (Gilded Cage) und dem Promogen als solchen. Da war einfach nicht mehr rauszuholen. Schon das sorgte für teils heftige Kritik (Geldschneiderei).
Hinzu kam, daß aus dem nebulösen Gehenna des ersten GRW mittlerweile der Metaplot geworden ist. Im Zuge von 3 Auflagen dominierte der immer mehr das Spiel, bis schließlich die Zeit des dünnen Blutes kam und die Methusalems über die Erde spazierten.
Als Verlag muß ich aber Geld verdienen. Was als tun ? Am meisten Geld verdient man mit Grundregelwerken. Also V:tM 5 ? Noch einen Schritt näher an Gehenna ? Damit hätten sie wohl ebensoviel Hiebe eingesteckt wie so.
Also taten sie das einzig mögliche, nämlich Gehenna über uns kommen lassen und Neustarten.
Natürlich hätten sie auch eine Post-Gehenna WoD machen können, aber wer weiß, was darauf herausgekommen wäre.
Und zwei paralelle Systeme am Laufen zu halten heißt auch mehr Ausgaben, mehr Manpower, etc.
Letztendlich ist die durchgeführte Lösung die wirtschaftlich einzig vernünftige gewesen. Und in den USA ist die NWOD ja auch wesentlich erfolgreicher als in Deutschland.