AW: [28.04.08] Industriegebiet Ost - Beginn des (Gewalt)Marsches
Fabian sah auf. Er konnte hören was Olaf durch den Kanal sprach. Scheinbar gab es Ärger mit einer jungen Frau und einem Punk. Na ja, war zu erwarten gewesen. Bei so einer Ansammlung musste es ja zwangsläufig Auseinandersetzungen geben.
Doch irgendetwas in Fabian sagte ihm, dass dies etwas besonderes war. Waren es Kainskinder, die sich mit Menschen prügelten? Wie auch immer, das was Olaf durchsagte, klang ganz nach etwas in dieser Art.
Doch letztendlich war auch dass nicht mehr wichtig. Fabian griff nach dem Plastikbeutel. Er zog den schwarzen Anzug, das Hemd und die Krawatte heraus. Langsam begann er sich zu entkleiden.
~
Eigentlich war es ein Wunder, dass der Vogel es da oben über dieser lärmenden Menschenmasse aushielt. Es war wohl einzig die Liebe zum Herrchen und gutes Training zu verdanken, dass er nicht sofort davon flog und sich ein ruhiges Fleckchen suchte.
Der Nosferatu trat auf die Dreiergruppe zu, die gerade beriet, wie sie am besten vorgingen. Es wirkte fast als planten die kleine Gruppe einen Banküberfall. Doch als die beiden Männer hinzutraten, verstummten sie und blickten etwas abweisend und misstrauisch hinüber.
Doch als Massimo zu verstehen gab, dass sie alle Teil einer Gruppe war, öffnete sich das Gesicht der jungen Frau. Sie hielt im den Flyer hin.
"Klar, das hier geht noch ab."
Sie grinste breit wie ein Honigkuchenpferd.
Ein Kerl ging einen Schritt vor und blickte zu den beiden Kerlen.
"Wollt ihr mitmachen? Wir können dort nocht ein paar Steine aus dem Straßenpflaster brechen, zumindest steht das in den Informationen."
Er zeigte auf den Flyer. Doch Massimo konnte immer noch misstrauen in dem Gesicht erkennen. Vielleicht wollte er sie testen. Tja, jetzt hies es wohl die Bereitschaft mitzumachen zu bekunden.
Die junge Frau tippte wieder auf den Flyer.
"Wir werdne jetzt dafür sorgen, dass denen mal richtig heiß unter dem Hintern wird. Das wird denen lehren, nicht mehr so mit uns umzuspringen. Vielleicht hören sie sogar auf Studentengebühren zu verlangen."
Tja, Massimo schien mit seiner Vermutung nicht ganz daneben gelegen zu haben. Hier hatte er das wahre Motiv, warum diese Gruppe Menschen bei dieser Demonstration mitmachten. Dass sich dieses Motiv dann plötzlich in etwas völlig anderes verwandelte, war bedenklich.
Der Flyer zeigte das Gebäude eine Zeitarbeitsfirma, die bekannt dafür war, ihre Kunden und Angestellten auszupressen. Es waren sogar Gerüchte im Umlauf, dass sie ihre Angestellten bestahl, was die Lohnauszahöung anging. Außerdem hatte es Anfang dieses Jahres einen großen Prozess gegen diese Firma gegeben.
Auf dem Zettel waren Informationen über Kameras, Schwachstellen des Gebäudes und die Möglichkeit zur weiteren Bewaffnung angegeben. Außerdem gab es einen kleinen Vermerk auf der Rückseite, wie man ein Auto zum Kippen bringen konnte und was man tun musste, damit das Benzin auslief, so dass man es entzünden konnte. Dabei wurde einem viel Spass im Namen von Ravachol gewunschen.
~
Einer der Skinheads reichte sein Bier zu seinem Kollegen. Alle drei richteten sofort ihren Blick auf Peter, als er an den Wagen herantrat. Derjenige mit dem Walkie-talkie hingegen schien eher gestresst abzuwarten, was geschehen würde, während er Funksprüche empfang und absendete. Es klang als gab es an anderer Stelle kleinen Ärger.
Der Skin, der sein Bier weitergereicht hatte, trat einen Schritt auf Peter zu. Eigentlich sah der kleine Kerl mit dem Bierbauch und dem kahlen Kopf -etwa Anfang 20- ganz nett aus und Peter konnte auch ein freundliches Funkeln in den Augen erkennen, doch er war eindeutig hier, um Personen wie den Ravnos davon abzuhalten, den Van zu betreten.
"Hey, mein Freund, wo willst du hin?"
Dann sprach Peter sein Lob aus. Der Skinhead lachte kurz auf.
"Jup, wir haben einiges auf die Beine gestellt. Trotzdem kannst du nicht..."
Er brach ab und nickte zum Van.
Docch plötzlich veränderte sich etwas in Peters Tonlage. Der Skinhead blickte gebannt in die Augen des Ravnos und die einzige Reaktion war ein hirnloses Grunzen und ein kurzes Nicken. Damit trat er mit glasigem Blick an die Hintertüren des Vans und öffnete siie mit einem schnellen Rucken. Seine Kollegen starrten ihn ungläubig an und der eine vergass sogar etwas in sein Walkie-Talkie zu sprechen.
Gerade als sie sich den Ravnos packen und zu Boden schleudern wollten, erklang eine Stimme aus dem Inneren.
Peter konnte Fabian Mahler, den Brujah sehen, der sich gerade eine Anzughose anzog und einen Gürtel umwarf. Ansonsten war er bereits ganz in einen dunklen Anzug gehüllt, der so gar nicht zum sonstigen Erscheinungsbild des Brujah passte.
Anhang anzeigen 15637
"Freut mich das du kommen konntest."
Eine kurze Aussage, die Stimme neutral. Der sonstige flapsige Unterton war nicht vorhanden und auch das Grinsen fehlte. Es machte den Brujah ein wenig älter und lies ihn wesentlich gefährlicher erscheinen. Hatte das Mitglied des Clans der Proleten bisher lediglich eine Rolle gespielt und sich das coming out für diesen Moment bewahrt? Fast wirkte es so.
Was Peter nicht wusste war, dass Fabian sehr verblüfft war, den Ravnos plötzlich an der Tür zu sehen. Doch letztendlich machte es keinen Unterschied. Im Gegenteil, es konnte sich als recht nützlich erweißen.
Mit einem kurzen ratschen, schnallte er den Gürtel um und nickte dann den Skinheads zu, dass es okay war, den Kerl in den Wagen zu lassen.
Der Innenraum des Vans war mit jederlei technischem Kram ausgestattet. Nicht jedoch wie in einem der Aktionfilme, jede Menge blinkende Lichter und hochtechnisierte Überpcs, oder etwas in der Art. Nein, es waren viele Teile, alte wie neue, die alle ihre Funktion erfüllten. Der Ravnos konnte neue Flachbildschirme sehen, die an einfache Datenverarbeitungsrechner angeschlossen waren. Kameraequipment, das mindestens 20 jahre alt war. Doch darauf kam es nicht an. Es funktionierte, das war das was wichtig war. Nicht das aussehen.
Ganz anders verhielt es sich dabei mit Fabian. Er legte gerade sehr viel Wert auf sein Aussehen, so schien es. Das dabei die einfachste Mathematik gewirkt hatte, lies das Ganze etwas glanzlos erscheinen. Klar, was zog man an, wenn man nicht mit dem Mob in Verbindung gebracht wurde? Einen teuren Anzug, der einen wirken lies, als stünde man auf der anderen Seite.
Fabian lies sich zurück auf den Hocker fallen, vor seinen Laptop.
"Ich kann dir leider nicht viel anbieten, aber warum kommst du nicht herein, dann haben wir ein wenig Ruhe."
Jetzt kam es darauf an, dass der Ravnos nicht gleich wieder verschwand. Aber wahrscheinlich hatte der Kerl -der Name war Peter Krähe, oder so- selbst genügend Fragen.