Zuflucht [22.05.2008] Im Haus der Oberhexe

Azraella

Regentin der Tremere Seneshall zu Finstertal
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12. Juli 2005
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Die Villa der Mc'Kinneyschwestern und ihrer Angehörigen lag hell erleuchtet zwischen den riesigen alten Bäumen. In allen Etagen brannte irgendwo Licht, sodass anzunehmen war, das mehrere Personen zu Hause waren. Gabriel parkte den Audi nicht auf seinem gewohnten Platz, sondern ließ Caitlin nur kurz aussteigen, bevor er Richtung Gildehaus weiterfuhr, um zunächst der blinden Anna bei ihren Vorbereitungen zu helfen und schließlich mit dem Maibach zurück zu kommen. Schließlich wollte eine Regentin von Haus und Clan standesgemäß vorfahren. Man hatte einen Ruf zu verlieren.

Caitlin schmunzelte bei dem Gedanken. Zumindest hatte sie den Ruf der Besitzers des Maibachs mittlerweile etwas rehabilitiert. Nach Johardo. Dazu, dass man HuC vollständig vertrauen würde, würde es eh nie kommen, eher friert wohl die Hölle ein. Aber sie weigerte sich, ungeniert damit zu leben und arbeitete weiter am Ansehen der Tremere. Es wurde langsam, befand sie zufrieden.

Sie betrat den Vorgarten und winkte Kiera zu, die in dem Moment aus dem Fenster sah. Offenbar in Vorbereitungen für den Ball. Etwas, dass Caitlin auch bevorstand, dabei mochte sie keine Lockenwickler. Sie dachte mit etwas gefrusteten Blick an das schwarze Kleid, welches sie am Schrank hängen hatte. Nichts besonderes, aber besser ging es so kurzfristig eben nicht. Ihre Priorität hatte woanders gelegen. Tat es noch. Konnte sie sich nicht irgendwie vor dem Ball drücken? Sie hatte sooo viel zu erledigen. Aber nein, das ging gar nicht. Nicht als Seneshall, nicht als diejenige, die Lena auf den Tron gesetzt und ihr ihre vollständige Unterstützung zugesagt hatte. Mist.
Etwas schlecht gelaunt schloss sie auf und ging hinein. Ihr erster Weg führte bei Kiera vorbei. Sie hatten sich gestern die ganze Nacht nicht gesehen. Sie klopfte kurz und steckte dann den Kopf zur Tür rein. Dass sie keine Meditation oder etwas Intimes stören würde, hatte sie ja schon durch das Winken am Fenster mitbekommen. "Kiera? Na, stark beschäftigt?"
 
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Streng genommen hatte Kiera ihre Schwester schon seid Tagen nicht gesehen, weil die meistens dann doch im Gildehaus blieb.

Kiera war gerade dabei ihre "Behandlungsräume" zu räuchern und so schlug Caitlin ein lieblicher Duft von Rosenweihrauch entgegen, der für den, der es vertrug gleich eine heimelige Stimmung erzeugte.

Auf dem Schreibtisch brannte eine grosse lila Kerze und einige Teelichter standen zwischen den Relikten und Ritualgegenständen auf dem Altar, von denen es einige im Haus gab, allerdings war keiner der Geister da, die sich hier im Haus immer bemerkbar machten.

"Nein, kein Problem, komm rein, lange nicht gesehen und doch sofort wiedererkannt." Sie lachte. Eigentlich hätte ihr auch ein Spiegel gereicht, wäre die Mambo nicht in Jeans und T'Shirt gewesen. "Wie geht es dir?"

Man kam sich bei der Voodoohexe wirklich immer wie bei einer Magierin vor, auch wenn vieles von den alten Sachen nur Dekoration, aber dafür extrem wertvoll war.
 
Caitlin lachte auch und trat ein. Sie hatte die Boots in der Hand, denn sie waren schlammig und ihr Parker ruhte über dem selben Arm. Ähnlicher als in diesem Moment hatten sich die Schwestern lange nicht gesehen, denn beide trugen momentan Jeans und T-Shirt. "Oh ja, da hast du echt recht. Da denkt man, man lebt ewig und hat doch nie Zeit. Furchtbar.

Und ich dachte, ich würde dich beim Haare hochstecken oder sowas erwischen. Schade." Sie grinste schelmisch und fügte hinterher: "Ich muss auch gleich mal loslegen, aber wenn du mich nachher bei was brauchst, sag Bescheid. Ich meine mich zu erinnern, dass Rashid einfach kein Händchen dafür hat."

Trotz ihrer Worte, setzte sie sich ersteinmal locker in einen Schneidersitz. Wenn sie nicht hier entspannen konnte, wo dann. Weg war die kerzengrade, ladyhafte Haltung. Normales herumlümmeln war mal total schön. "Wie es mir geht? Hm... Ich tanze wie immer auf Messer Schneide, aber ich glaube, langsam bekomme ich Übung. Manchmal wünschte ich wirklich, so frei wie du zu sein. Einfach machen zu können was man möchte und niemanden Rechenschaft ablegen zu müssen. Na außer unserem lieben Baron vielleicht. Aber glaub nicht, dass ich jammer. Noch sorge ich dafür, dass ich mit all meinen illegalen Machenschaften durchkomme." fügte sie schnell hinzu. Mehr oder weniger erfolgreich... "Und dir?"
 
"Ich glaube, je länger man lebt, desto weniger Zeit hat man, das scheint so ein Gesetz zu sein und auf das gestern hätte ich gerne verzichten können", erwiderte Kiera. "ich habe dann den einen oder anderen der Angreifer verhext und habe eher den anderen geholfen, so mit Leute umbringen, vorallem wenn ich merke, die wissen noch garnicht wirklich, wo es lang geht, ist nicht meins.
Was habt ihr hier gestern getrieben?" Nun, sie wußte bisher nur, dass ihre Loa alle ganz nah bei ihr bleiben wollten, auch die von Lurker, der sich erst daran gewöhnen mußte, dass die da waren und auch nicht auf Ruf erschienen, sondern dann wenn sie es für richtig hielten.

So richtig steif sitzen war hier sowieso höchstens in dem alten Schreibtischstuhl drinnen, ansonsten gab es hier nur Sitzkissen und eine Couch, die auch zum Lümmeln einlud.

"Stimmt, das mit der Kontrolle wäre schnell mein Tod, aber was machst du, wenn da so die grosse geistige Allianz kommt oder wurde die inzwischen abgeschafft? Wobei so ganz alles machen, was ich will darf ich auch nicht, aber die Grenzen sind eben sehr grosszügig gesteckt." Sie lachte leise. "Ich glaube, das wäre dem Baron auch vielzuviel Aufwand alles unter Kontrolle zu halten, es gibt nicht nur dir paar Vampire, die unter seinem Einfluss hexen, sondern Tausende mehr oder weniger begabte Menschen.

John hatte ich vorhin angerufen und bescheid gegeben, dass es heute schlecht ist, er wird dann gegen Morgen oder morgen Abend ankommen, möchte aber nicht im Gildehaus schlafen. Ist das für dich in Ordnung?"
 
Caitlin gab Kiera einen kurzen Abriss, beschrieb das Ritual und das Ende von Ziege. Sie erwähnte auch, dass sie grade von den Garou kam.

Zur Frage mit der geistigen Allianz meinte Caitlin mit einem Lächeln: "Bitte sei unbesorgt. Ich werde dir jetzt keine Details über unser Ritual nennen, aber entgegen der vorherrschenden Meinung dient es nicht dazu andere aus zu spionieren, sonder vielmehr uns alle als Teil eines Ganzen zu fühlen. Die Gedanken und Erinnerungen der Einzelnen verschwinden in einem Einheitsbrei und können nicht zu Individuen zugeordnet werden. Ich werde sicher sein, wenn wir uns Ende Oktober wieder vereinigen. Zwar hatte ich auch leichte Sorge, und wollte meine Erinnerung vorher faken beziehungsweise überarbeiten, aber genau das hinterlässt Spuren, die die Oberen und Mächtigen misstrauisch machen. Auf keinen Fall darf ich aus dem Einheitsbrei hinausstechen. Ich bin einer nur eine Ameise von Tausenden. Sonst hätte John auch nicht die vielen Jahre und Zusammenkünfte überstanden, ohne für seinem Patzer mit dir gradestehen zu müssen." Jetzt lachte Caitin. Sie war immer noch entspannt. Offenbar meinte sie, was sie sagte. "Natürlich ist das für mich in Ordnung, wenn er hier übertagt. Ich wundere mich nur etwas. Möchte er nicht dass es offiziell bekannt wird? So unüblich ist es nicht, von seinem Sire Besuch zu bekommen." Jetzt runzelte Caitlin etwas die Stirn. Sie freute sich, John Dow wieder zu sehen, aber war dennoch verwundert. Was genau war das Ziel seines Besuchs?
 
Na, Kiera sah das etwas anders und Caitlin war aufgefallen, Grimm hatte sie auf dem Radar, da konnte es schon sein, dass man sich mehr auf sie konzentrierte und der Patzer mit ihr war begraben worden, vermutlich war einfach keiner auf die Idee gekommen, dass John jemals eine andere als Caitlin wandeln wollte, zu den Zeiten als es geschah in den ganzen Wirren war vieles passiert, aber gut, das würde sie vielleicht ein anderes Mal besprechen, das war auch ein Thema, das sie mit John besprechen musste.

"Es ist gut möglich, dass er noch in Gildehaus gehen wird, aber dann würden nur deine Frauen dort neugierig und noch mehr Neugierde brauchen wir nicht, es muss auch bei denen klar gestellt werden, dass ich keine Tremere bin, wenn das alles klappen soll. Es reicht, dass das die meisten hier nicht wirklich kappieren und nie begreifen werden, dass nicht alle Magie Tremere ist." Sie seufzte. "Am meisten nerven mich dabei die beiden Nekromanten-Caitiff, die mir die Tremere unterstellen, aber selber natürlich erwarten, dass ich umgekehrt ihnen nicht die italienischen Leichenschänder unterstelle, zumal ich viel weiter von den Tremere in meinem Tun weg bin als sie von den Giovanni." Sie zuckte die Schultern. "Soll mir egal sein, ich muss mich ja nicht mit ihnen abgeben.

Was John angeht, zuerst wollte er sich mit mir sogar außerhalb der Stadt an einem neutralen Ort treffen, aber die Neugierde über mein Tun, war dann doch grösser." Sie lachte. "Und natürlich wollte er auch zu dir, die ganze Sache mit Grimm und Johardo möchte er ja auch nicht immer über 50 Ecken erfahren, kann ich verstehen, wenn du mich fragst."
 
Auch Caitlin seufste genervt. "Ja, vor allem bei Katharina wittere ich Zweifel. Ich glaube, Anna ist zu intelligent um ihr was vor zu machen. Sie hat es mit Sicherheit bereits begriffen. Aber ich halte sie für überaus loyal mir gegenüber, solange sie es noch immer so grade mit der Clansloyalität verknusen kann. Und dabei ist sie sehr großzügig.

Bei Katharina sieht das anders aus. Da müssen wir beide sehr aufpassen. Vielleicht behandel ich dich in ihrer Gegenwart zu wenig als Caitiff. Es könnte also sein, dass ich das etwas verstärken muss. Wobei ihr ja jetzt ein offiziell Clan hier seid. Aber dennoch, besser etwas mehr als zu wenig. OK?

Und was die beiden "Caitiff" angeht... Ich hege ihnen gegenüber stärkste Zweifel. Was aussieht wie eine Ente, sich verhält wie eine Ente und so schmeckt wie eine Ente, wird eine Ente sein.

Apropos schmecken." Jetzt grinste Caitlin verschwörerisch.... "Etwas Blut und ich weiß sehr genau was sie sind. Was meinst du? Denn wenn sie tatsächlich Giovanni sind, warum sind sie hier. Was ist ihr Ziel und sind sie eine Gefahr für Finstertal?"
 
"Ich glaube Anna könnte auch offen genug sein, andere Dinge neben der Tremere Thaumaturgie anzuerkennen, sie ist auf jeden Fall intelligent genug, um zu wissen, dass es nicht das einzige ist. Und genau darauf solltest du aufbauen, ich bin Caitiff, war mal Maga vor der Verwandlung und du möchtest einfach die Möglichkeiten nutzen, die es dir bietet, mich zu haben", schlug Kiera vor.

Dass dies auch eine Sache war über die John mit Kiera unter 4 Augen sprechen wollte, konnte sich Caitlin bestimmt denken.

"Katharina, ja, ich weiss auch nicht, sie wirkt doch ziemlich steif und dem Clan hörig, ob sie mich wirklich für eine Tremere hält, keine Ahnung, aber jedenfalls könnte ich mir vorstellen, dass sie irgendwelchen Verrat wittert, fragt sich nur in welche Richtung, ich bin ja keine echte Zeugung ohne Kelch, sondern der typische Unfall, der einem außerhalb eines Clans trägt.

Wie willst du denn an deren Blut kommen? Gibt es da nicht irgendwelche Tremere-Tricks?

Und wenn sie Giovanni sind, ich glaube kaum, dass sie die selben Ziele haben wie wir. Ich weiss zwar nicht wirklich soviel über den Clan, aber darüber, dass sie nicht an das Ritual von gestern gekommen sind, dürften sie sich auf jeden Fall schwarz ärgern, das hätte diesem Clan bestimmt gut gefallen. Und wenn sie welche sind, dann hat der Clan schlechte Vorarbeit geliefert, dies zu verbergen und denen bei zu bringen, wie man sich als Caitiff benehmen sollte und dass man eine entsprechende Hintergrundgeschichte verinnerlichen sollte.

Also jemand, der den Weg geht und gegangen ist, weiss ich, solche Caitiff gibt es nicht."
 
"Tricks? Hm... ja klar gibt es die. Ich überlege nur grade ob ich nicht den offiziellen Weg gehe und mir das vorher über Lena absegnen lasse. Dann haben sie gar kein andere Wahl als sich überprüfen zu lassen. Manchmal ist der einfachste Weg der Beste. Es müssen ja nicht immer Intrigen sein. Und Lena will sicher ebenfalls wissen, woran sie ist. Ich behalte die beiden heute Abend jedenfalls mal näher im Auge. Vielleicht ergibt sich ja eine nette Gelegenheit."

Sie erhob sich und griff nach den Schuhen. "Ich muss langsam nach oben. Dort wartet noch ein Gast, die Enkelin unseres Theodorus, Lara. Deswegen war Maria heute auch ständig hier. Die Kleine wurde übel zusammengeschlagen und ich nehme sie unter meine Fittiche. Bis nachher also, ach ja: Das Angebot steht, Süße, wenn du bei was Hilfe brauchst, ruf einfach hoch." Caitlin zwinkerte und würde Kiera nicht noch was extrem wichtiges berichten, würde sie sich zur Tür bewegen.
 
"Ja, ich weiss, Theodorus hat sich vorhin auch hier rumgetrieben und er war irgendwie doch ziemlich aufgebracht", antwortete Kiera. "In was für einen Mist ist die Kleine denn reingeraten? Ich habe Anna vorhin schon Tinktur gegeben, Geheimrezept aus Haiti, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie es ihr gegeben hat. Ich mache dann auch gleich schluss und muss mich mal umziehen. Lust habe ich in etwa garkeine, ich könnte mir anderes vorstellen."
 
"Oh Oh, das ist nicht gut. Aber ich spreche mit ihm, nur leider sind Geister nicht unbedingt rational. Mist. Lara hat sich mit irgendwelchen Italienern angelegt, die ihr einen mächtigen Denkzettel verpasst haben. Warum habe ich noch nicht raus, aber jedenfalls sind sie derart gefährlich, dass sie wahrscheinlich den Detektiv umgebracht haben, den ich angeheuert habe. Ich habe jedenfalls nichts mehr von ihm gehört und sein Partner auch nicht. Danke für die Tinktur, ich schau mal, ob sie sie erhalten hat. Herrje schon so spät. Aber auch wenn du keine Lust hast - da müssen wir hin. Quasi Pflichtveranstaltung, sonst zeigen wir, dass wir Lena als Prinz nicht unterstützen. Das geht nicht. Und eine bessere Alternative haben wir nicht. Aber ich gebe dir insgeheim Recht, während wir heute feiern und tanzen, bleibt alles liegen." Caitlin seufzte und winkte Kiera noch einmal kurz zu, bevor sie sich auf Socken aus dem Raum begab.

Sie ging direkt nach oben in die Küche wo sie Maria vorfand. Die Guhlin bereitete grade ein Abendessen, heiße Suppe. Sie informierte Caitin über den Zustand Laras und die bislang eingesetzte Medizin. Caitlin mischte eine Honiglösung, gab Kamille, Fenchel und Lindenblüten und Arnikaöle hinein. Dann mischte sie das ganze mit ihrem Blut. Als das ganze fertig angerührt war, übergab sie es Maria mit der Bitte ein paar Minuten nach ihr das Zimmer von Lara zu betreten und ihr diese Medizin auf die übliche Art einzuflößen. Der Guhlin war klar, was Caitlin damit bezweckte. Die Heilkräuter waren gängig. Sie würden entzündungshemmend, beruhigend, schmerzlindernd und Hämatomrückbildend wirken. Der Honig würde es trinkbar machen und ebenfalls keimtötend wirken. Das wichtigste an dem Ganzen war das vampirische Blut, das die Heilung unterstützen und Lara gleichsam an Caitlin binden würde. Maria blinzelte zwar etwas erstaunt, nickte aber nur gehorsam.

Die Regentin war zufrieden, wusch sich die Hande und klopfte sachte an der Gästezimmertür, hinter der Lara in ihrem Bett lag und obwohl der Fehrseher lief, lieber gegen die Zimmerdecke starrte. Dann trat Caitlin ein. Sie lächelte sachte und sagte: "Guten Abend Lara, schön dass du wach bist. Mein Name ist Caitlin McKinney. Vielleicht hast du meinen Familiennamen schon einmal gehört? Ich hätte mir gewünscht, wir hätten uns unter anderen Umständen kennen gelernt. Wie geht es dir?" Sie setzte sich vorsichtig in die Nähe des Bettes.
 
Kiera geendet also noch ihre Aktionen, stellte für ihre Geister ein paar Gaben bereit und ging dann nach oben in die Wohnung, um sich fertig zu machen. Es führte ja kein Weg an dem Ball vorbei, dabei hätte es vermutlich ein Rundschreiben auch getan, aber was sollte man machen. Die Prinz und vermutlich insgeheim auch Moishe und ihre Schwester wollten sich selber feiern, eine weitere unnötige Feier, na hoffentlich brachen sie sich irgendwann nicht beim sich auf die Schulter klopfen sie Hand. Für sie war es egal, wer Prinz war, als Caitiff bekam man sowieso davon nicht soviel mit und in der Stadt mit dem angeblichen Clan der Clanslosen war es eher schlechter als besser. Denn Anerkennung war was anderes.
 
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Das Gespräch mit Lara verlief schleppend. Zumindest besaß das Mädchen die Höflichkeit nach dem Umschalter zu greifen, und den Ton ab zu stellen, das Gerät selbst blieb an. Was fanden die jungen Dinger bloß an diesen dämlichen RTL-Shows a`la „Ich bin ein Star – holt…“ u.s.w. Sie hatten so wenig Zeit zur Verfügung, bevor sie alterten und starben, mussten sie dieses wertvolle Gut mit solchem Unsinn vergeuden? Caitlin schenkte dem Zeug auf dem Bildschirm keinen weiteren Blick und war froh, dass Lara dies auch nicht tat. Stattdessen blickte sie die offenbar gleichaltrige Frau irritiert und etwas verstört an. „McKinney?“ wiederholte Lara unsicher. „ Nein, müsste ich? Und Familie? Die habe ich nicht.“ „Oh wenn du wüsstest, Mädchen“ dachte Caitlin und lächelte leicht. „Sicher, du hast Eltern gehabt, wenngleich dein Vater seit langem tot ist. Meine Familie kennt, äh, kannte deinen Großvater Theodorus gut. Ich weiß viele Dinge über ihn. Dich würde wahrscheinlich überraschen, was für ein toller, witziger und intelligenter Mann das war. Ihr hättet euch blendend verstanden.“

So der Köder war gelegt und das Interesse geweckt. Dennoch sprach das Misstrauen aus ihren Augen, sodass Caitlin froh war, als Maria klopfte und eintrat. In der Hand das Tablett balanciert auf dem ein Teller mit dampfender Suppe, ein Flasche Wasser und das kleine Glas mit der sirupartigen Medizin stand. Der Honig hatte es zähflüssig gemacht und der Fenchel überdeckte für eine menschliche Nase den Blutgeruch. Trotzdem verzog Lara das Gesicht. „Maria, muss ich das wirklich schlucken? Deine Medizin schmeckt scheußlich. Mir geht es auch schon viel besser, wirklich.“ Caitlin musste fast lachen bei dem Gedanken, dass sich Lara wie ein Kind in Gegenwart von Lebertran verhielt. Trotzdem war sie leicht nervös. Komm schon, schluck es, dass wird alles einfacher werden. betete sie und hoffte, dass ihre Angespanntheit nicht wahrgenommen werden würde.
Maria sah Lara nur empört an und meinte: „Medizin, die gut schmeckt gibt es nur bei Bambinis. Sie muss nicht schmecken, sie muss heilen.“ Und reichte ihr das Glas, welches Lara zögerlich an die Lippen setze und nach einem flehenden Blick gen Caitlin nach kurzer Zeit hinunterwürgte. Diese gab ihr ein Glas Wasser hinterher, damit der metallerne Geschmack gar nicht erst so durch kam und meinte lapidar: „War es so schlimm? Geht doch, oder?.“ Aber dafür ernte Caitlin nur einen giftigen Blick und ein: “Sie müssen das ja auch nicht trinken.“ Aber noch bevor die Tremere etwas entgegnen konnte, meinte Lara aus heiterem Himmel ernst: „Warum bin ich hier?“

Da war sie, die gefürchtete Frage. Maria verkrümelte sich rasch und schloss die Tür hinter sich, sodass Caitlin einige Sekunden hatte, sich zu sammeln und schließlich zu antworten.
Nachdem sie einige Zeit miteinander gesprochen hatten, stand Caitlin auf. Es wartete noch immer der Ball und die Zeit wurde langsam eng. Sie würde wahrscheinlich sowieso schon sehr spät ankommen, zu spät sollte es aber nicht werden.

Als sie das Zimmer verlassen hatte, ließ sie das Gespräch noch einmal vor ihren Augen Revue passieren. Warum bin ich hier. Natürlich hatte diese Frage Lara beschäftigt.
Was hätte Caitlin ehrlich sagen sollen: Weil mir ein Geist gesteckt hat, dass ich mich um dich kümmern und dir ein sicheres und langes Leben ermöglichen soll, damit er mein Haus bewacht? Unmöglich. Sie hatte es etwas anders ausgedrückt.

Die Familie würde ihrem Großvater sehr viel verdanken und da sie grade erfahren haben, dass er eine Enkelin hat, wollte sie eben wissen, was aus dem Mädchen geworden ist. Und dann hatten sie sie in so einer Notlage gefunden. Caitlin hatte keine Chance gehabt, anders zu reagieren, als ihre Freundin Melody zu ihr zu schicken, um Lara dort raus zu holen. Aber es war zu spät gewesen.
Glaubwürdig war die Geschichte jedenfalls, dafür waren zu viele Aspekte einfach wahr. Und Caitlin hatte die Aufmerksamkeit schnell auf den Punkt gelenkt, der ihr am meisten Sorge bereitete: „Was genau wollten die Kerle von dir? Warum sind sie bei dir eingebrochen.“ Hier bekam sie aber keine Antwort mehr. Stur schwieg Lara und sah weg. Schließlich hatte Caitlin geseufst und leise gesagt: „Du musst es mir natürlich nicht sagen. Das ist dein Ding. Du solltest nur wissen, dass der Dedektiv, der mir geholfen hat, dich zu finden, verschwunden ist. Wahrscheinlich wurde er sogar von jenen Leuten ermordet. Die machen Ernst und verstehen keinen Spaß. Aber du bist hier in Sicherheit. Es gibt keinerlei Verbindung zu deinem alten Leben und du kannst dich hier in Ruhe erholen. Ich habe die Polizei nicht eingeschaltet, weil ich dich erst fragen wollte, ob es das ist, was du möchtest. Normalerweise tut man so etwas. Aber normalerweise wird man nicht in seinem Haus überfallen und dabei nicht ausgeraubt. Denk in Ruhe darüber nach, was du tun möchtest und wir sprechen uns morgen weiter. Es wird langsam spät für mich.“ Sie hatte Lara über den Arm gestreichelt und war aufgestanden. Zum Abschied gab es einen ersten Erfolg für ihre zarten Bande. Ein Lächeln und ein gehauchtes „Danke“. Ob das schon das Blut war, das hier arbeitete? Caitlin war nicht sicher, ob sie traurig oder erleichtert sein sollte. Sie mochte Lara irgendwie.
 
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