"Du hattest mich damals ja bereits zu deiner
Stellvertreterin gemacht. Seit dem habe ich viel über den ganzen Quatsch nachgedacht. Ich weiß nicht, vielleicht wäre es nicht schlecht ein wenig in die oberen Ränge hineinzuschnuppern? Angst machen mir die Bonzen nicht, ich kenne genug von ihnen um zu wissen, dass sie nicht halb so gefährlich sind wie sie tun."
Sie dachte einen Moment nach.
"Allerdings will ich mich nicht einfach so auf den Thron werfen, ist nicht meine Art. Wenn ich also diesen Posten übernehme, erst einmal, dann nur wenn mich der Clan einstimmig dazu wählt. Wir sollten ein großes Treffen einberufen. Allen die erscheinen tragen wir die Idee vor und wenn wirklich jeder von denen die gekommen sind zustimmt, dann probiere ich das mal aus!?
Niemals zuvor seit ihrem Tod war Jenny mehr hin und her gerissen, als heute Nacht. Einerseits verachtete sie die Akademie, das Camarillagehabe, das Bonzentum und all diesen verlogenen Scheiß den das mit sich brachte. Andererseits jedoch, hatten es die Caitiff bis zum Clan geschafft. Sie hatten eine Stimme die gehört wurde und konnten das Schicksal der Stadt mitbestimmen. Das war nur ein kleiner Hebel, ein unbedeutender, aber es war mehr als die meisten anderen Clanlosen hatten. Vielleicht konnte das Beispiel in Finstertal auch überregional Schule machen. Vielleicht würden sich auch in anderen Städten die Ausgestoßenen zusammenrotten und eine nicht zu übersehende Front bilden? Wenn sich in dieser Richtung etwas tat, war das gleichzeitig auch ein Gewinn für das Anarchentum! Möglicherweise sogar hier in Finstertal. Magdalena Buchet war neu und unerfahren, nicht wenige standen ihr kritisch oder sogar ablehnend gegenüber. Ein schwacher... oder besser ungeliebter Prinz war genau das, was die Revolution benötigte.
Für einen Augenblich war Jenny versucht all ihre Prinzipien über Bord zu werfen und mit einem lauten "Scheiße, ich mach das einfach!" die Macht einfach an sich zu reißen. Aber das war nicht ihr Stil! Die grundlegendste Eigenschaft der Gleichbehandlung, war eine Abstimmung unter Gleichberechtigten. Wenn sie Primogen werden musste, dann mit jeglichem Rückhalt der Verfügbar war. Offen, ehrlich und als starke Gemeinschaft.
Vincente trat ins Cafe und gab sich schüchtern. Jenny legte den Helm beiseite und klopfte auf den Sitzplatz neben sich.
"Könnte dir so passen! Wir haben keine Geheimnisse! Außerdem gibt es nen Arsch voll zu besprechen. Komm her, setz dich hin und hör dir an, was es zu sagen gibt. Hat sich viel getan diese Nacht..."
Damit spielte sie den Ball wieder Helena zu.
Die jetzt wieder Toreador war... Teufel auch! Jenny wurde erst jetzt bewusst, was das bedeutete...
Na da soll mich doch!