Es war nicht schwer zu ertragen gewesen in das kalte, schwarze Wasser zu gleiten. Wenngleich der Nosferatu auch trockenen Passagen den Vorzug gab bei den Reisen durch das unterirdische Reich Finstertals, kam es oft genug vor, dass man mehr als nur ein wenig nasse Füße bekam und oftmals waren es unangenehmere Gemische als Grubenwasser. So blieb er also stoisch an Kieras Fersen geheftet und schlich leise und unbemerkt hinter der Gruppe her. Seine Augen hatten versucht durch schiere Willenskraft die Dunkelheit des Schachtes zu durchdringen und die Quelle für das irre Kichern ausfindig zu machen, das wohl von ihrem Angreifer ausgestoßen wurde.
Im Augenblick sah es wohl so aus, dass er die Wahl hatte sich von dem leisen tröpfeln des Kondenswassers und dem merkwürdigen Hall der Mine vor Angst in den Wahnsinn treiben zu lassen und jedem Geräusch, jedem Echo, hinterher zu jagen, oder sich die Eigenschaften seiner Umgebung zu nutze zu machen und dem stur geradeaus führendem Schacht zu folgen und sich darauf zu konzentrieren einen Fuß vor den Anderen zu setzen.
Das der Wahnsinn schon lange an Bord war und sich in Malik Trapper personifiziert hatte war dann auch schnell bewiesen, als die Geißel doch tatsächlich immer davon sprach den Rosenprinzen zu suchen. Hatte es jemals einen Beweis dafür gebraucht, dass die Mondkinder völlig, total und komplett übergeschnappt waren, dann war dieser also nun erbracht. Anstatt ganz schnell einen Weg aus diesem Todesloch heraus zu suchen, wollte der Schwarze hier tatsächlich noch eine Rettungsmission durchziehen?
Von allen Anwesenden sollte ihre Umgebung Lurker wohl am wenigsten nervös machen, denn er war es gewohnt sich in der Welt unterhalb der Oberfläche zu bewegen und wenn er lieber jetzt als gleich den Notausgang nehmen wollte, konnte man das als sicheres Zeichen nehmen, dass sie verschwinden sollten. Dummerweise wäre es aber ein ebenso großes Zeichen von Irrsinn, und zwar von der ausgesprochen dummen Sorte, sich jetzt, da sie mindestens einen Verfolger hatten, von der Gruppe zu trennen.
Außerdem ging auch die Mambo weiter und da er beschlossen hatte sie nicht allein zu lassen, blieb jetzt nur in den sauren Apfel zu beißen und Teil der Truppe zu bleiben.
Allerdings hatte er nicht damit gerechnet direkt angesprochen zu werden. Verwirrt zuckte sein Kopf von rechts nach links, in dem Versuch zu erkunden mit welchem Ohr er die seltsame Stimme gerade wahrnahm. Da sie aber körperlos blieb, war es schwer sie nach akustischen Maßstäben zu bewerten, oder zu verorten. Anscheinend hatte die gruselige Stimme also beschlossen, dass es ihr nichts ausmachte, wenn der Nosferatu sie einfach ignorierte, oder besser gesagt sie einfach als Begebenheit hinnahm, ohne weiter darauf einzugehen und so war sie immer noch da. Alleine das Beharren der Stimme darauf wie sinnlos und dumm es war, dass er verborgen blieb machte ihn stutzig. Wenn es doch so unsinnig und umsonst war, warum tanzte Geisterstimme dann andauernd darauf herum? Entweder war sie mit den Monstren im Bunde, dann wäre es taktisch klüger ihn nicht darauf hinzuweisen wenn diese ihn entdecken konnten, da man damit den Überraschungseffekt zunichte gemacht hätte, oder es war eine Lüge, damit der Verborgene sein angeblich sinnfreies Tun unterließ.
Wieder war es der kaltblütige Anteil Lurkers, der schnell kalkuliert hatte, dass es keinen vernünftigen Grund gab sich nicht weiter zu verstecken, egal wie effektiv dies wäre, weil er dadurch auch nicht mehr zu verlieren hatte. Er würde sich einfach nicht darauf verlassen, das immerhin brachte ihm einen Vorteil. Allerdings gab es noch eine andere Variante und die war vielleicht interessant. Nicht unbedingt hilfreich in dem Sinne dass es sie hier raus holen konnte, aber immerhin war seine Neugierde geweckt.
Vielleicht hatte das etwas das mit ihm hier Kontakt aufnehmen wollte auch rein gar nichts rechtes mit den Werbestien zu tun die sich hier schließlich auch nur einquartiert hatten und spielte hier ein völlig eigenes Spiel?
Wenn dem so war, würde es wohl nicht Schaden eine Runde mit zu bieten. Davon abgesehen, wenn Lurker einmal ein Geheimnis witterte, hatte ihn noch niemals etwas aufhalten können.
Also schön, ich spiele mit. Was willst du?
Er hatte wenig Lust auf den Mumpitz einzugehen wie furchtbar verdammt sie alle waren und wie schrecklich die Monster da draußen, die ihn natürlich ja alle sehen konnten. Er hatte bereits maximale Angst und war mit dieser in diesen Schacht geklettert. Das war nicht wirklich beruhigend, aber akzeptabel.
Er war ein paar Meter hinter den anderen geblieben um seine stumme Antwort an die Entität zu richten und nun witterte er Blut. Das half und wie an einer Schnur gezogen holte er auf, witterte und schlich vorwärts. Als er schließlich mit den Anderen den Raum erreichte presste er sich eng an eine der Wände und krallte sich fest, damit er nicht in Versuchung kam in das Büro zu schleichen und die Wände abzulecken.