Wenn man sich einmal in Bewegung gesetzt hatte, dann ging es. Lediglich für Kiera und Malik wurde es noch einmal recht unangenehm, als der Nosferatu, obschon des Höllenspektakels das los ging, die gehaltenen Hände vor lauter Anspannung sehr stark quetschte. Glücklicherweise jedoch nicht in unkontrollierter Panik, denn sein Clan hatte eine gewisse, unnachgiebige Kraft in seinem Blut, die auch einen anderen Untoten verletzen konnte. Schließlich waren sie aber im Aufzug und so wie die Last des Spuks in der großen Halle von Lurker abfiel, ließ auch augenblicklich der Griff seiner Hände nach.
Leider, wie sich wenige Sekunden später herausstellte, denn als ihr Gefährt attackiert wurde und Kiera den Halt verlor, war er nicht mehr kräftig genug um sie zu halten. Kurz darauf löste auch Trapper seinen Griff und ließ den Nosferatu alleine im Versteck zwischen Wahrnehmung und Realität zurück. Sicher hätte Lurker geflucht und wäre durch die Luke nach oben gesprungen, aber der Asiate ging nach Anweisung der Geißel als Erster und kurz darauf wurde leider sein Inneres komplett nach Außen gestülpt, als die Kabine einen Schlag versetzt bekam und in die Tiefe raste. Der Aufprall in das schwarze, unterirdische Wasser schüttelte ihn durch und ließ seine Zähne klappernd aufeinander schlagen, aber glücklicherweise verursachte das grobe hin und her schleudern keine ernsthaften Verletzungen.
Obwohl sich alles in Sekunden abspielte, in denen der Verborgene mit nichts anderem beschäftigt war als sich versteckt zu halten und weiterhin vor der Wahrnehmung der Welt zu fliehen, arbeitete sein Verstand fieberhaft. Es galt unendlich viele Optionen abzuwägen. Fest stand für ihn Yoshida als Prallbock zwischen sich und allem zu halten, dass eine Gefahr darstellen mochte, denn der war im Moment noch für nichts verplant das der Verborgene vor hatte. Trapper zu opfern wäre hingegen schon unschön, denn bislang war die Geißel ebenso nützlich wie kompetent gewesen und ein guter Draht zum Henker der Stadt war wichtig für ihn. Schließlich war es für seinen Clan wichtig einen gewissen Einfluss darauf zu haben wer vom Bodensatz der Vampirgesellschaft alle Knochen bekommen und wer nur mit einer Schelle davon kommen würde.
Kiera indes hätte den Nosferatu eigentlich vor einen Konflikt stellen sollen. Immerhin war die Caitiff und das Wort dass er ihr gegeben hatte das Einzige das zwischen der Auslöschung ihrer Schwester und den Interessen des Clans der Verborgenen stand. Sollte ihr hier unten etwas zustoßen, dann wäre auch die Abmachung nichtig und man könnte die Oberhexe aus dem Weg räumen und in Sachen Zieglowski gänzlich anders und vor allem viel einfacher vorgehen. Nicht wäre als so günstig für die Nosferatu, als wenn die Mambo diesen Stollen nicht mehr verlassen würde.
Allerdings musste der nüchterne, kalkulierende Lurker erstaunt feststellen, dass es diesen Konflikt nicht gab. Kiera war als Verbündete zu ihm gekommen und viel wichtiger, sie hatte sich um Stray gekümmert und geholfen als es nötig war. Sicher würden dutzende seines Blutes gequält aufstöhnen, eingedenk der Tatsache welche Chance sich der verdammte Dummkopf hier entgehen ließ, aber die hatten auch nicht viele Jahre in Finstertal verbracht. So wurden die Dinge hier nicht gehandhabt. Seine Tochter hätte es als ekelhaft und illoyal empfunden, wenn die McKinney hier unten aus Clansinteressen geopfert werden würde und wenn er eines nicht wollte, dann einer aufgebrachten Stray erklären, warum es klüger und besser für die eigenen Ziele war einer Kiera hier unten nicht aus Leibeskräften zu helfen. Also war es beschlossen. Er würde bei der Voodoo Hexe bleiben. Blieb nur die Frage wo sie landen würden.