[15.05.2008] Die Höhlen der Schattentänzer

Also später, auch gut, dann los!

Adrian schloss sich der Gruppe wieder an. Er unterdrückte es sich den Wolf noch genauer anzusehen, das würde nur Furcht in ihm wecken und Furcht konnte hier im falschen Moment tödlich sein. Also beeilte sich der Japaner zu Kiera aufzuschliessen.
 
Viel ließ sich über das Stöhnen nicht in Erfahrung bringen.
Die Akkustik im Gang und besonders all die zusätzlichen Geräusche, die die Gruppe in diesem Moment verursachte, machten es unmöglich eine ungefähre Richtung zu bestimmen. Nur das die Geräusche sehr leise waren, aber auch sehr nah, ließ sich mit Sicherheit sagen.

Wer oder was auch immer der Ursprung sein mochte, die Laute waren geprägt von Schwäche, Leid und Qual.
 
Gedanken eines Gefangenen:

Wer kann schon sagen, was schlimmer ist!?
Die alles umfassende Einsamkeit? Die fehlenden Möglichkeiten auch nur den kleinsten Muskel zu bewegen? Der alles verzehrende Hunger, begleitet vom verführerischsten aller Gerüche. So nah und doch unerreichbar für jemanden in seiner Lage. Oder war es schlicht die Tatsache, dass ihm die Garou jeden Knochen im Leib gebrochen, seine Haut zerfetzt und seinen Körper geschunden hatten? Exakt bis zur Grenze des Todes, niemals weiter! Bis sie die Lust an ihm verloren.
Danach hatte man ihn hierhergebracht und sich selbst überlassen. Vor Tagen! Sie brachten ihn hierher, damit er unter den größtmöglichen Qualen langsam sein Leben aushauchte.
Und doch lebte er noch.
Noch!
Noch…!?
Wirklich?
War das noch Leben?

Er war sich nicht sicher! Und wenn doch noch ein kleiner Funke in ihm brannte.
Wozu? Für wen? Aufgeben war doch so viel leichter…
Wie soll man denn auch genügend Hoffnung im Herzen halten, wenn die Welt die einem geblieben ist, aus Dunkelheit und Schmerz besteht? Nichts lebte ewig und zum ersten Mal in seiner durchaus schon sehr langlebigen Existenz wurde ihm klar, wie beruhigend diese Tatsache sein konnte. Wie erstrebenswert erschien ihm der Tod. Wie friedlich, wie begehrenswert. All das hier konnte endlich ein Ende haben.
Wenn er nur aufgab und den letzten Rest leben aus seinem Körper entweichen ließ…!

Lass mich sterben, bitte….!

Plötzlich traten Geräusche an sein Ohr. War da jemand? Kamen sie erneut um ihn zu holen? Angst erfüllte das Herz des Gefangenen. Nackte Angst! Panik! Sterben wollte er, doch hatte er auf ein sanftes entschlafen gehofft. Kein erneutes Martyrium.

Stimmen traten an sein Ohr. Seltsam vertraut, die ein oder andere zumindest. Wenn er doch nur einen klaren Gedanken fassen könnte. Was daran kam ihm bekannt vor? Die weibliche Stimme? Die Wölfe hatten keine Weibchen mehr auf ihrer Seite. Oder doch? Ein verzweifelter Seufzer, entsprungen aus den tiefsten Tiefen seiner gequälten Seele kroch seine Kehle empor und verging bereits auf halbem Weg. Unausgesprochen! Ungehört! Selbst hierzu fehlte es ihm an Kraft!

Geht weg!

Zeit verstrich! Sekunden, Minuten oder Stunden! Für den Gefangenen spielten solche Worte keine Rolle mehr. Er wusste nur, dass man ihn anscheinend nicht zu weiteren Folterungen holen wollte. Keine Wölfe! Durfte er darauf hoffen gerettet zu werden? Konnte sein Herz eine neue Enttäuschung ertragen?
In genau dieser Sekunde verlor er die Kontrolle über seine Gefühle! Er hoffte auf Rettung! Von ganzem Herzen und mit jeder Zelle seines Körpers. In seinen Gedanken schrie er um Hilfe! Wedelte mit den Händen und hüpfte wild umher, damit man ihn auf keinen Fall übersah. In der Realität gelang ihm nichts mehr als ein leiser Seufzer. So still und schwach, dass er selbst ihn kaum zu hören vermochte.

Kampfgeräusche drangen an sein Ohr.

Nun waren sie doch gekommen die Wölfe! Sie kamen um seine Retter zu ermorden. Natürlich! Bisher hatten sie alles und jeden getötet, ihre Macht war allumfassend! Grenzenlos und von einer brutalen Natur gegen das nichts auf dieser Welt bestehen konnte…

Ruhe trat ein!
Das heißt ... nicht ganz? Da waren wieder die Stimmen, die Bewegungen die ihm so seltsam vertraut waren. Wer war dort, dass er gegen die Garou bestehen konnte? Johardo? Nur er hatte genügend Macht! Aber hätte ein Meister wie dieser Tremere ihn nicht längst gefunden? Ihn gerettet und dann mit einem Lächeln und einer maßregelnder Lebensweisheit aus seiner Lage befreit?

Die Stimmen entfernten sich!
Die weibliche war schon etliche Schritte voraus...

NEIN!
BITTE! BITTE! BITTE!

Da wurde es ihm klar!
Wer kann schon sagen, was schlimmer ist!?, hatte er zu Beginn gefagt, nun wusste er es:
Am schlimmsten war nicht wenn das Leben starb, sondern wenn tief im Herzen die Hoffnung zerprang! Unwiderruflich. denn es gab keine Rettung! Nicht für ihn!
Niemals!
Stattdessen nur weitere Qualen!

Endlos!

Irgendetwas zerbrach im Inneren des Gefangenen…

Out of Character
S0! Ihr seid dran! Und wehe mir kommt einer mit: Ich wollte eh grade die Wände abklopfen und den Gang umgraben! ;) Oder nem Zweizeiler...
 
Kiera wartete, die Männer liessen sich Zeit, sicher sie hatten gekämpft und sie war voraus gelaufen, ihre Ohren waren zwar geschärft, doch irgendwie versuchte sie sich nicht von den Geräuschen ablenken zu lassen. Sie konzentierte sich auf die Weisung ihrer Ortung. Wieder ein Geräusch, aber aus welcher Richtung es kam, in dieser Umgebung konnte sie es nicht wirklich feststellen, es hallte und wenn sie Pech hatte, war es eine Falle. Die Kerle diskuttierten immer noch darüber, ob sie erst sauber machen sollten, dann kam Adrian näher.

"Ich weiss nicht, hältest du das für Rufe oder für eine Falle?" fragte sie den Asiaten. "Leider habe ich nicht die Möglichkeit zu erkennen, wo dieses Stöhnen herkommt."

Hätte ihr Lurker gesagt, was ihr der Angreifer oder wer auch immer gesagt hatte, wäre ihr vielleicht geholfen gewesen, aber so wußte sie nichts, allerdings hatte sie das Bedürfniss zu rufen, vermutlich würde sie dafür aber der Malkavianer töten.

'Ich gebe dem noch 10 Sekunden und dann ist es mir egal', nahm sie sich vor.

In welche Richtung würde sie der Hinweis auf Buchet weisen?

Natürlich hatte sie noch immer Angst und natürlich hatten sie noch keinen Rückweg, aber es würde weitergehen müssen, wenn sie nicht alle hier ihre Vernichtung wollten.

Out of Character
Wenn da was hinter der Wand ist, dann sollte der Leitfaden jetzt in die Richtung zeigen. Ist ja immer der direkte Weg, auch durch Wände.
 
Auch Malik hatte zu Kiera aufgeschlossen, seine Waffen diesmal schon in der Hand, sollte noch eine Überraschung auf sie warten. "Wenn es eine Falle ist, dass ist es eben eine. Ändern können wir es nicht mehr." Der Schwarze schaute den Gang weiter hinunter. "Wenn wir Glück haben, war es der einzige Garou in den Höhlen...doch wir sollten keine Zeit verschwenden."

Trotz dieses Angriffes schien der Malkavianer ruhig und selbst eine Falle schien ihn nicht zu schrecken. Malik war weit über den Punkt hinweg, dass er den Tod fürchtete. So oft hatte er ihn schon von Angesicht zu Angesicht gestanden. Hätte er damals weggesehen, wäre er wohl nicht mehr am Leben. Sein Erzeuger hatte einmal gesagt, dass der Tod jeden holen kommt, wenn seine Zeit gekommen ist und daran war nichts zu ändern. Sollte seine Zeit hier in dieser Höhle im Kampf mit diesen Ungeheuern enden, so sei es...ein würdiger Tod.

"Müssen wir den Gang weiter gehen?" Der Schwarze schaute zu Kira. Sie war der Kompass und daher würde er in die Richtung gehen, die sie ihm zeigte.
 
"Es sieht so aus, als müssten wir weiter und tiefer in den Berg um den Prinzen zu finden, aber irgendwie scheint das Seufzen nicht von so weit unten zu kommen, es könnte sein, dass sie hier irgendwo einen von seinen Guhlen verstecken." Die Voodoopriesterin überlegte, dass es vermutlich den Malkavianer herzlich wenig stören würde, wenn ein Guhl draufging, aber es gab da eine andere Möglichkeit. "Also wenn dem so ist und der hier in der Nähe ist, dann könnte es gut sein, dass er uns einiges erzählen kann, was durchaus nützlich sein könnte, außerdem denke ich, man sollte so jemanden nicht einfach so den Wölfen überlassen. Wenn einer von euch ruft und es kommt eine Antwort, dann könnten wir vielleicht genau hinhören."

Sie hatte irgendwann mal was von Triangulierung gehört, auch wenn sie sich da bestimmt nicht für die Meisterin hielt, weil sie sich nicht mehr damit befasst hatte.
 
"Die Laute klingen als kämen sie aus der Nähe, also macht es wenig Sinn noch wesentlich tiefer in den Berg hinein zu gehen, oder? Können Sie denn die Stimme des Prinzen identifizieren oder klingt es eher nach seinem Diener der ja auch vermisst wird?"
Die Frage ging an Kiera und Lurker, die den Prinzen ja als einzige näher kannten, Adrian hatte, wie es jeder Neugeborene im Allgemeinen tat, die Bekanntschaft mit dem obersten Richter und Henker der Camarilla, der sich ganz dem Ventrue-Stil als Prinz bezeichnete, auf ein Minimum beschränkt und traute sich entsprechend nicht zu, dessen Stimme in dieser Akkustik zu identifizieren.
"Ansonsten, selbst wenn es der Diener des Prinzen oder ein anderes sterbliches Opfer der Tänzer ist, so wie das hier aussieht wird man Prinz Buchet nicht gerade bei bester Verpflegung gehalten haben...wir brauchen Nahrung für ihn und das wäre ungern ich. Wenn ich den Geräuschpegel richtig einschätze sind wir entweder schon an der Quelle der Stimme vorbei oder fast in deren direkter Nähe. Was ist denn wenn die Person unter den Leichenhaufen im Raum des Steigers liegt oder es dort noch verborgene Räume oder Türen gibt? Vielleicht übersehen wir etwas? Können wir uns wirklich leisten den Raum nicht zu untersuchen wenn Mrs. McKinney mit ihrem Kompass nicht mehr genau sagen kann wo wir genauhin müssen?"
Adrian machte eine Pause, die Frustration war ihm ins gesicht geschrieben, irgendwie hatte er wohl den Eindruck das alles was er sagte sowieso nicht berücksichtigt wurde und das hätte an dem Nerven jedes Brujah gezerrt, der Japaner schien mühsam an seiner Gelassenheit festzuhalten, während unter der Oberfläche seine Emotionen sich Bahn zu brechen versuchten.
"Außerdem, warum sollte uns der Wolf gerade hier alleine angegriffen haben wenn er nicht gefürchtet hätte das wir genau hier jemanden finden der nicht in unsere Hände gelangen sollte? Er hätte warten können, jede Minute bringt uns dem Sonnenaufgang näher. Danach wären wir ihm hilflos ausgeliefgert gewesen. Es muss einen Grund gehabt haben das er sich entschieden hat uns genau hier und jetzt anzugreifen obwohl es für ihn ein denkbar ungünstiger Ort zum Kampf war." Es sei denn er war komplett dem Wahnsinn verfallen und nicht mehr Herr seiner Sinne, aber diese Deutung würde nur mein Argument entkräften, daher sollen die drei darauf alleine kommen ohne das ich sie mit der Nase darauf stosse.
 
"Hier in diesen Gängen könnte ich vermutlich nicht mal die Stimme von ihnen und der Geissel unterscheiden, wenn sie ein Stück weit weg wären und das war nur ein Stöhnen, daran kann ich nicht feststellen, wer es ist." Ihr Blick ging zu Malik, vielleicht konnte der malkavianer mehr erkennen, immerhin sollten die Verrückten da auch ganz gut sein.
"Kommt, gehen wir zurück, schauen wir nach, ich hoffe, er liegt nicht unter den Knochen. Was den Sonnenaufgang angeht, da haben wir noch etliches anZeit denke ich, aber es stimmt, er sollte es nicht ohne Grund gemacht haben. Am besten dort nicht atmen, denn der Gestank ist schon schlimm."
 
Malik hatte eigentlich keine Ambitionen diesen Raum durchsuchen zu lassen, warum sollte er sich um etwas kümmern, was nicht Buchet war? Natürlich war nicht von der Hand zu weisen, dass sie so Informationen gewinnen konnten, doch was sollten sie noch erfahren? Auch ging es hier nicht darum, dass sie noch eine Menge Zeit hatten, bis die Sonne unterging. Es ging darum, dass sie nur soviel Zeit hatten, wie die Anderen ihnen erkaufen würden.

"Wir sind an diesem raum vorbei gegangen und dann wurden wir angegriffen. Es ging diesen Wolf nicht darum uns von dem Raum fern zu halten, sondern daran zu hindern tiefer einzudringen. Außerdem wer kann schon sagen, ob dieses Wesen noch bei klarem Verstand war.

Der Prinz ist unsere wichtigste Aufgabe. Falls es hier noch andere Gefangene gibt, müssen sie einfach Glück haben und unseren Weg kreuzen. Daher werden wir weitergehen und keine Zeit verlieren, denn es geht nicht um den Sonnenaufgang Miss Mc'Kinny, sondern um die Wölfe die zurück kommen könnten. Doch können sie gerne einmal nach dieser Stimme rufen. Man weiß eh schon, dass wir hier sind, daher brauchen wir jetzt nicht so leise zu sein. Sobald wir tiefer in die Stollen gehen, müssen wir jedoch wieder leiser sein. Vielleicht hat man uns noch nicht gehört."
 
Kiera nickte. "Gut, dann versuchen wir es einfach mal und dann sollte sich bitte jeder drauf konzentrieren, wo was herkommt, ja?"
Einen Menschen einfach so sich selbst zu überlassen, war jetzt nicht das, was sie erwartete, aber das würde vermutlich Malik nicht verstehen können.

Sie ging ein wenig zurück und sah sich noch was um, dann hielt sie die Hände an den Mund und rief so laut sie konnte.

"Hallo, ist da wer? Bitte antworten sie."

Vermutlich würde auch das verzerrt sein, aber das liess sich nicht ändern.
 
Eigentlich war es eine recht unnütze Geste, aber seine Beine schienen zu denken, dass es eine gute Idee sein würde und so ließ sich der Nosferatu mit dem Rücken an der Wand ganz langsam zu Boden rutschen, als der Asiate dem Monstrum den Garaus gemacht hatte und blieb zunächst einmal dort so hocken. Es fühlte sich so an, als würden seine Hände zittern, aber als er eine davon ausstreckte und auf seine Finger starrte war nichts zu sehen. Vermutlich ein Phantomzittern, so wie abgetrennte Gliedmaßen einem Amputiertem noch Schmerzen bereiteten. Dann verbrachte er einige sinnlose Sekunden damit auf den Kadaver zu glotzen, während die Gespräche seiner Mitstreiter für ihn als unverständliches Hintergrundrauschen an ihm vorbeigingen. Interessanterweise stellte er fest, dass sich etwas in ihm Gedanken darüber machte, dass so eine Monsterkralle mit Sicherheit eine wunderbare Waffe abgeben mochte. Dieser Teil seines Verstandes fühlte sich oft ein wenig ekelhaft und kalt an, weswegen Lurker ihn nicht sonderlich mochte, allerdings hatte eben jenes ich seiner selbst schon oft erfolgreich Situationen gemeistert und Ideen gehabt die zwar grausam, aber logisch und zielführend gewesen waren, wenn er ihm die Kontrolle überließ. Wenn es also möglich wäre eine oder mehrere der Krallen an sich zu nehmen, dann würde er das tun, solange die Anderen noch darüber sinnierten was als nächstes zu tun wäre.

Nachdem er sich also wieder aufgerappelt hatte, schloss er sich wieder der Gruppe an. Falls jemand ihm zunicken oder eine Bemerkung darüber machen würde, dass er 'wieder da' wäre, würde er dies mit einem Nicken oder einer Handgeste quittieren. Das Stöhnen hörten die Anderen also auch, das war ja beinahe beruhigend. Dennoch sandte er erneut einen Gedanken an das semi reale Etwas hinaus, dass ihn eben noch gedrängt hatte aus den Schatten zu treten. Jetzt hatte es bekommen, was es wollte, auch wenn zu befürchten stand, dass es ihn nur hinaus hatte locken wollen, damit das Monster ihn zerfetzen konnte. Für sein Empfinden also war es klug gewesen dem zunächst nicht folge zu leisten. Möglich, dass er nur noch deshalb hier war. Nichts desto trotz, Freund oder Feind, wenn man ein Mittel an die Hand bekam, dann nutze man es auch.

Bist du das den wir hören?

Anders als die Anderen aber, wusste er, dass es keinen Sinn haben würde Echos und Schatten hinterher zu jagen hier unten. Genauso gut konnten die Geräusche durch einen Schacht oder Spalt in der Nähe zu ihnen getragen werden und viele Meter in jede Beliebige Richtung sein, egal wie nahe sie sich anhörten. Unter den richtigen Umständen, konnte man in der Unterwelt einen Tropfen fallen hören, der meilenweit weg war. Aber die Anderen waren ja auch Bewohner der Oberfläche. Motten die das Licht jagten. Auch wenn dies hier Feindesland war, war es doch gleichzeitig Heimat und Versteck für den Nosferatu. Während sie also sinnierten, ging der Verborgene in die Hocke, legte eine Hand auf den Boden und eine an die Wand um dann die Augen zu schließen und seinen Verstand beiseite zu schieben und seine Sinne mit seinem Gefühl für die Tiefe zu koppeln. Er lauscht nach dem leisem Herzschlag der Unterirdischen Welt, nach dem Atem der Höhlen und dem Grollem der Steine, so wie ein Fisch versuchte den Geschmack der Strömung zu ermitteln. Er versuchte sich bewusst zu werden wo er war und wo alles andere um ihn herum war, während seine Finger sachte über den Boden strichen um jede Unebenheit und jeden Stein zu erleben.
 
Er war ihnen gleichgültig!
Sie würden ihn nicht retten!
Einfach gehen und ihn zurück lassen...

Gesprächsfetzen drangen an sein Ohr.
Die Angst in seinem Herzen, die Aussicht auf einen einsamen Tod, in Enge und absoluter Dunkelheit ließ keinen Optimismus mehr zu. So hörte der Gefangene nur die Dinge, die ihn in seiner Resignation bestätigten. Alles was erneut in der Lage gewesen wäre, die Hoffnung in ihm ein weiteres mal anzufachen, war unwiderbringlich dahin:

"...wir sollten keine Zeit verschwenden."
"...weiter gehen?"
"Es sieht so aus, als müssten wir weiter und tiefer in den Berg..."
"...jede Minute bringt uns dem Sonnenaufgang näher."
"Daher werden wir weitergehen und keine Zeit verlieren..."

Wieder versuchte er zu schreien, mit seinen Händen gegen irgendetwas zu trommeln, lautstark auf sich aufmerksam zu machen. Irgendwie! Wenn sie nur nicht weggingen und ihn hier zurückließen. Doch blieb dieser verwzeifelte Aufschrei einzig ein Ausgeburt seiner Phantasie. Ein Akt, der sich ausschließlich in seinem Kopf abspielte, denn sein Körper... er... war zu rein gar nichts mehr in der Lage.

Der Gefangene war kein Dummkopf. Schwäche hin oder her, war ihm mit erschreckender Gewissheit bewusst, dass dies hier seine einzige und allerletzte Chance war. Niemals wieder würde sich jemand hierher verirren. Niemals wieder oder in ein paar Jahren. Eine unermessliche Zeitspanne für jemanden, dem nur noch Minuten vom Tode trennten.

"Hallo, ist da wer? Bitte antworten sie."

Die Worte erreichten sein Ohr und blieben doch ungehört. Zu sehr war der Sterbende damit beschäftigt, seine allerletzten Kräfte zu mobilisieren. Ein einziger Schrei würde reichen. Was sonst blieb ihm? Was sonst konnte er tun?

Langsam füllte er seine Lungen mit Luft. Schon diese einfache Bewegung erfüllte seinen Körper mit unsäglichem Schmerz. Etliche gebrochene Rippen, innere Verletzungen und der fehlende Raum ließ ihm schon flaches Atmen zu Qual werden. Trotzdem sog er soviel Luft ein wie es ihm nur irgendwie möglich war. Dann stieß er einen Schrei aus. Tausende Male hatte er gesprochen, gesungen, geschrieen und lauthals gelacht. Einst war er bekannt für seine gekonnte Art sich auszudrücken. Redegwand hieß man ihn, einen begabten Sänger sogar...
Es konnte doch nicht so schwer sein!
Ein Laut nur!

Ein Krächzen, zu mehr war er nicht in der Lage.
Danach schwanden ihm die Sinne und er verlor das Bewusstsein...

***********​

Die Gruppe über ihm horchte und konnte nun endlich zum ersten und einzigen Mal lokalisieren woher der Laut kam. Eine Erkenntnis die Lurker bereits Sekunden vorher gespürt hatte, als er seine Hand auf den kalten Steinboden gelegt hatte. So wäre der Sterbende auch gefunden worden, wenn ihm das Krächzen nicht mehr gelungen wäre. Nur ein Detail vielleicht, wenn auch ein recht bedetungsvolles!

Direkt unter ihnen, keine drei Meter hinter dem blutüberströhmten Raum des Vorabreiters, waren dicke Bohlen in die Erde eingelassen. Uralte Eiche. Schwarz geworden durch den Einfluss der Jahre. Durch hunderte Füße poliert und gefestigt, tief in den Boden eingelassen und nur äußerst schwer von dort zu entfernen.

Niemals hätte man auf die Idee kommen können, dass hierunter etwas oder jemand versteckt sein könnte. Viel zu groß wäre der Aufwand.
Es sein denn, man besäße einen mehr als drei Meter großen Körper mit Muskeln so groß wie Sandsäcke....
 
Adrian war der Diskussion gefolgt bis Malik einmal wieder mit seinem Einwand seine Argumente bei Seite gewischt hatte, danach ging der Japaner gewissermaßen in eine Art innerer Emmigration, schottete sich von der Unterhaltung der Anderen und der aufkeimenden Erkenntnis ab hier quasi nur als Prellbock im Kampf zu dienen, einer dessen Tod in den Klauen der Wölfe in erster Linie das Leben der älteren und wertvolleren Kainskinder in der Gruppe schützen sollte, diesen also die Gelegenheit gab durch seinen Tod Zeit zu gewinnen den Angreifer zu besiegen und weiterzuleben während Adrian zu dem Staub wurde der in der christlichen Begräbnislithurgie immer wieder beschworen wurde.
Was hast du dir denn gedacht? Das irgendjemand deine Beteiligung hier zu schätzen wüsste und dich als wertvollen Teil der Gemeisnchaft bewerten würde? Malik hat versucht dir aus der Sache am See einen Strick zu drehen und dieser Lurker hat dich auch auf dem Kieker...was soll das alles hier? Spiel Deine Rolle und versuch zu überleben. Das ist alles was zählt.
Mühsam unterdrückte Adrian ein Stöhnen über seine Situation, vielleicht fiel ihm deshalb das leise stöhnende Geräusch auf, das seinen Gefühlen so ähnlich war. War ich das gerade? Er könnte schwören das sich dieser gequälte Laut nicht seiner Kehle ohne sein Zutun entrungen hatte...aber er war nicht sicher. Adrians Blick huschte durch den Gang und blieb an den Bohlen hängen. Sollte es so einfach sein?
"Haben Sie das gerade gehört?" fragte er in die Runde.
 
"Ja, habe ich und ich denke wir sollten es tun", erwiderte Kiera und sah dann zu Malik. "Kennen sie den Prinzen oder können sie ihn sich vorstellen? Dann schicken sie ihm eine Nachricht." Sie tippte an ihre Schläfe, damit er verstand, was sie meinte. "Vielleicht kann er ihnen sogar antworten." Dann ging ihr Blick zu Lurker. "Hast du mitbekommen, wo es ist? Für passendes Werkzeug kann ich sorgen."

Natürlich wußte sie zu schätzen, was Adrian gesagt hatte und ihr Lächeln würde ihm das zeigen.
 
Adrian registrierte Kieras Versuch ihm ein wenig Mut zu machen, war aber in erster Linie bestürzt das seine Emotionen offensichtlich so leicht auf seinem Gesicht geschrieben standen, daher wandte er sich eher schnell ab als auf das gut gemeinte lächeln zu reagieren. Stattdessen griff er in eine der Halterungen neben dem Schwertgehänge auf seinem Rücken und zoge eine kleine aber stabile und hochwertige Brechstange hervor.
"Das sollte als Hebel reichen denke ich. Die Bohlen scheinen schwer wie Blei zu sein, da wird einiges an Kraft und Hebelwirkung notwendig zu sein um die zu bewegen. Wollen wir?"
 
Am Ende der Angst, die nicht nur hier unten, sondern allgemein, ein alt bekannter Begleiter war, der sich hier nur besonders groß und stark machen konnte, am Ende des Denkens, das einem bei allen Vorteilen oft in einer Tretmühle gefangen halten konnte, am Ende von Absicht, sei sie gut oder schlecht, eigennützig oder edel, am Ende Vernunft, fand er das kühle Glimmen der Tiefe. Alles um ihn herum, Steine, Leere, Abgründe und der Druck der umgebenden Erde selber war enthalten in den wenigen Quadratzentimetern die er unter seinen Fingern spüren konnte und er spürte die Ruhe der dunklen Unterwelt. Kühl und glatt, wie ein Stein. Geduldig und Stur.
Dann kam ein Impuls, wie ein heftiger Schnitt spürte er etwas, oder jemanden, ganz in seiner Nähe und ein geflüstertes Pochen leitete ihn an. Der Kopf des Nosferatu ruckte herum, nur wenige Sekunden, bevor sie den unendlich gequält klingenden Laut unter sich vernahmen.

Da Kiera die Richtung in die sie mussten kannte, spürte, oder auf eine metaebene wusste, war sie auch schon aufmerksam geworden. Auf ihre Frage hin nickte Lurker und deutete mit dem Finger zielsicher auf eine bestimmte Stelle.

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Krähte er heiser. Als er sich allerdings den Boden und die Beschaffenheit des Holzes ansah, bezweifelte er, dass sie mit einem Hebel, zumal einem eher kleinem, genug Kraft aufbringen würden. An dem Brecheisen würde es vermutlich nicht genug Platz geben um die geballte Kraft aller Anwesenden aufzunehmen.

Wenn wir ein paar kleine Stahlrohre, wie sie hier unten als Querstreben in Gerüsten verbaut werden, nehmen und die Krallen von der Werbestie hinein stecken, könnte man sie wie einen Speer in das Holz, oder einen Zwischenraum rammen, und dann mit mehreren, längeren Hebeln arbeiten.

Super. Wann war denn aus der Kanalratte plötzlich hier der innovative Tüftler und Anführer geworden?
 
Auch Malik hatte das Krächzen gehört und es hörte sich für ihn zu menschlich an, als das es der Exprinz sein sollte. Es würde ihn jedenfalls sehr stark wundern, wäre es der Exprinz.
"Suchen sie einfach nach einer beschädigten Stelle. Die Werwölfe werden sicher nicht mit Samtpfoten die Dielen gehoben haben und dann können wir sehen, was dort unten ist."

Das Adrian sich abgeblockt fühlte, registrierte Malik nicht wirklich, da es ihm ziemlich egal war. Ob es das Verhältnis der beiden jetzt noch verschlimmerte, war ihm auch gerade nicht wichtig, da er mit seinen Gedanken bei der Mission war und den Rest der Geschehnisse der Stadt außenvor ließ.

Die Geste von Kiera hatte er auch mitbekommen und reagierte nur mit einem Nicken. Er kannte Buchet nicht, hatte gerade mal ein Foto oder ein Bild von ihm gesehen und eine kurze Beschreibung. Wäre es so einfach ihn zu erreichen, hätten es schon längst andere Kainiten geschafft, aber auch damit beschäftigte er sich erst einmal nicht. Warum jemanden sagen, dass es nicht ging, wenn es ihnen doch Mut machte und nicht wichtig war.
 
Beim näheren Hinsehen gab es tatsächlich einige Furchen im Holz, die von den Klauen der Garou stammen konnten. Allerdings waren sie durchweg oberflächlich und nicht wirklich von Nutzen. Stangen aus Stahl, Stützstempel und auch eine Vielzahl der verschiedensten Werkzeuge lagen überall um die Gruppe verstreut.

Auch hier brachte eine veränderte Sichtweise neue Erkenntnisse.
Anscheinend hatten die Betreiber der Mine, wahrscheinlich jene die hieraus ein Museum errichten wollten, versucht, die Stollen erneut zu sichern und in einen publikumswirksameren Zustand zu bringen. Wie auch beim restlichen Museum ersichtlich, konnten die Arbeiten auf Grund fehlender finanzieller Mittel nie fertig gestellt werden.

Gut für die Gruppe, die mit ihren bisherigen Ideen durchaus in der Lage sein sollte, die Bohlen -unter koordinierter Kraftanstrengung- anzuheben.
 
Kiera besah sich die Gegenstände die rumlagen, da war das eine oder andere was man vermutlich benutzen konnte, es würde ihr Ressourcen sparen, wenn sie kein Werkzeug erschaffen musste. Sie probierte einige Sachen aus und würde vermutlich auch schnell was passendes finden, was man in die Spalte zwischen den Bohlen schieben konnte und jetzt ein Hebel und Kraft. Physik für die Unterstufe - Hebelgesetze

"Hey kommt packt mit an, zusammen sollten wir es schaffen hier die Bohlen raus zu bekommen."
Zumindest Lurker und Adrian standen in der Nähe und vielleicht würden sie auch schnell mal mit angreifen und wenn es nicht reichte, würde wohl auch Malik helfen müssen.
 
Adrian griff beherzt zu als er sah auf welches Werkzeug Kiera als Hebel ausgesucht hatte. Er setzte die Stange an und wartete bis sich Lurker ihm anschlosse. Mit seiner nicht unerheblichen Kraft sowie der übernatürlichen Stärke die er in seinem Blut hatte sollte es kein Problem sein diese Bohlen aufzustemmen.
 
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