Enio nickte stumm. Nein es machte ihm nichts aus. Im Gegenteil… es war ihm ein großes Anliegen nicht mit dem Müll und den Sorgen anderer belastet zu werden. Seine eigenen Probleme bereiteten ihm schon genügend Kopfschmerzen, wer brauchte da noch die Last der anderen. Zumal Enio jetzt auch nicht gerade für sein enormes Mitgefühl und Einfühlungsvermögen bekannt war. Vielleicht würde es ja Cat gelingen und sie würde es tatsächlich vergessen.
Die ehemalige Sheriff war also noch nicht auf dem Laufenden. Verständlich! In Finstertal war es immer schwer auf dem Laufenden zu sein und wenn man mal 2 Wochen weg war, konnte man das unter Umständen gleichsetzen mit dem Wegbleiben aus einer anderen Stadt für einen Zeitraum von 2 Jahren. Ja es gab auch noch so tolle langweilige Städte. Aber offenbar hatte Cat ja das eine oder andere mitbekommen und in knappen Gesprächen aufgeschnappt. Enio wußte nicht wie er der Gangrel so zwischen Tür und Angel mal kurz die Geschehnisse der letzten Wochen auftischen konnte aber womöglich war er hilfreicher als so manch anderer.
„Puuhh! Letztendlich werden wir sicherlich nachher bei der Primogensitzung das eine oder andere etwas ausführlicher belabern aber für einen kurzen Umriß kann ich vielleicht behilflich sein.“ Enio hatte durchaus einen tridtigen Grund warum er sich die Mühe machte und as lag nicht alleine an seiner Symphatie der Gangrel gegenüber. „Die Garou hier wurden aus den eigenen Reihen angegriffen und weitgehend vernichtet. Eine andere Gruppe hat sich dafür breit gemacht… natürlich die, die für den Tod der anderen verantwortlich waren. Die Typen haben es sich auf den Leib geschrieben und zu Kleinholz zu verarbeiten und verdammt nochmal… sie haben anfangs erschreckend gute Arbeit geleistet. Naja… bei einem Teil der Garou-Vampir-Aktion warst du ja selber dabei. Immerhin hat uns eine ehemalige Gefangene – diese Silva Parxx – ja auf die Spur von Ziege gebracht… indirekt.“ Enio erinnerte sich noch gut daran an welchem Abend Cat ihren Schwanz bekommen hatte… auch wenn er überhaupt nichts von ihrem Tiermerkmal wußte.
„Seis drum. Irgendwann sind wir dazu übergegangen uns zu wehren… haben aber zuvor schon mitbekommen, daß bei den Garou auch so einiges schief läuft und sie sich gegenseitig auch nicht so grün sind. Demzufolge haben wir die Zwietracht ausgenuzt und dafür gesorgt, daß sie sich gegenseitig vernichten… natürlich nicht ohne uns mit einer Seite zu verbünden. Ein paar von den Idioten haben sich nämlich – doof wie sie sind – mit Zacharii verbündet und sogar mit ihren Feinden – nämlich genau mit diesen Tänzern – ein Bündnis eingegangen. Irgendwo während dieser ganzen Scheiße ist auch mal der Prinz kurz für vernichtet erklärt worden aber man hat mitlerweile herausgefunden, daß er offenbar von den Tänzern… oder von Stark, das ist der Anführer der Garou… entführt wurde und möglicherweise noch existiert. Dazu werden wir wohl die Tänzer vernichten müssen um Gewissheit zu errlangen. So!“ Enio sah kurz ins Leere und wirkte angestrengt. Es war einfach zu viel passiert um da noch eine vernünftige chronologische Reihenfolge hinzubekommen.
„Und was hab ich jetzt noch vergessen? Pfffff… bestimmt nix wichtiges. Egal… jedenfalls wurde Zacharii geschlagen und das ein für alle mal. Wie genau das von statten ging und was wir im Vorfeld alles erleben mußten ist eine eigenständige Geschichte, die ich dir bei Gelegenheit erzähle, wenn wir mal 3 bis 4 Jahre Zeit haben okay? Der Wichser ist vernichtet und das ist zunächst mal wichtig. Das Ziege für ihn gearbeitet hat hast du ja schon mitbekommen aber vermutlich nicht, daß Buchet das alles wußte und eigentlich auch nur darauf aus war etwas mehr über Ziege und seine merkwürdige Existenz herauszufinden. Naja… warst ja selber schon in dem Keller unten und weißt ja was für merkwürdiges Zeugs da unten rumhängt und das Buchet dort unten den Anker für Ziege aufbewahrt hat. Den haben wir übrigens immer noch nicht. Und Ziege ist auch irgendwo da drausen noch.“ Enio log die Gangrel an dieser Stelle natürlich faustdick an aber hierbei hatte er ein gutes Gewissen, da er sie damit zwangsläufig schützte. Je weniger sie davon wußte, desto weniger Fragen mußte sie beantworten oder darauf achten was sie erwiederte. Wenn man tatsächlich keine Ahnung hatte war es meistens recht leicht einfach die Schulter zu zucken und einen auf unwissend zu machen. Das hatte vermutlich bei der heiligen Inquisition oftmals nicht so gut funktioniert.
„Noir ist übrigens auf Hausarest weil sie sich den Archonten gegenüber noch erklären muß und vor allem sicherstellen muß, daß sie mitlerweile wieder die ist, die sie bei ihrer Zeugung war. Eine einfache Toreador ohne Evil-Overlord-Tendenzen. Eine weitere Spielerin hat sich nämlich in ihr manifestiert. Sie nannte sich Portugisische Witwe und war vor vielen Jahrhunderten die Geliebte von Zacharii. Eine verdammte Lasombra, die uns fast alle verarscht hätte und die es sogar fertig gebracht hat für den Fall des Koldunen verantwortlich zu sein. Naja… aber auch sie taugt jetzt maximal noch für Streugut im Winter. Wieder einer mehr, der die Vampire von Finstertal unterschätzt hat.“ Enio war der Meinung, daß es vorerst genug Erklärungen gegeben hatte auch wenn er wußte, daß er auch nur kleine Brocken hingeworfen hatte. Aber der Brujah wollte ein wichtiges Thema ansprechen über das er in der Vergangenheit mit Cat eigentlich einer Meinung war. Womöglich hatte sich das jetzt geändert.
„Aber Cat… kommen wir nun zu der entscheidenden Kenntnis, die sich mir förmlich aufgedrängt hat bei dem ganzen Bockmist, den wir hinter uns gebracht haben. Es geht um die Garou. Ich denke wir waren uns in der Vergangenheit immer einig wie man mit den Pennern umgeht. Ich habe meine Einstellung überdacht und das aus gutem Grund.“ Ohne Cat die Chance zu geben etwas zu erwiedern sprach Enio einfach weiter. „Wenn ich etwas in den letzten Jahren in Finstertal über die Garou gelernt habe – und glaub mir… es war mehr als in den 50 Jahren zuvor – dann ist es die Tatsache, daß in dieser Stadt etwas ist, daß den Gestaltenwandlern sowas wie heilig ist. Um genau zu sein ist es wohl etwas in der Ruine. Ein Platz… ein Gegenstand, ein Artefakt oder was weiß ich was das sein soll. Jedenfalls wird es Caern genannt. Egal wie viele Werwölfe wir töten oder aus der Stadt jagen… das ist ihnen so wichtig, daß sie immer wieder kommen werden… und nach ihnen wieder andere und danach wieder andere. Das ist der klassische Windmühlenflügelkampf. Sie werden diese heilige Stätte niemals aufgeben und wie unbelehrbar sie sein können brauch ich dir ja nicht zu sagen. Daher war es für mich naheliegend mich mit dem zu anrangieren was ich zur Hand habe und einen Waffenstillstand und minimales gegenseitiges Akzeptieren herauszuhandlen. Selbst wenn wir die Garou hier nicht angreifen und vernichten, werden es früher oder später wieder andere aus den eigenen Reihen machen, weil sie wie beim letzten Mal der Meinung sind, daß die ortsansässige Werwölfe sich von uns korrumpierene haben lassen und dem Feind dienen. Das wird schon nervig genug für uns, danach erneut einen Kampf gegen die neuen Wandler auszufechten bis sie geschnallt haben, daß wir nicht so einfach zu vernichten sind wie die denken und sie ebenfalls zu einem Waffenstillstand einlenken. So könnte das noch Jahrtausende gehen und wir würden die Garou immer als erstes Bollwerk gegen ihre eigene Rasse haben. Vorausgesetzt sie kommen nicht irgendwann dahinter und geben es auf sich gegenseitig abzumurksen. Wie warscheinlich das ist kannst du dir ja selber denken.“ Enio sah hin und wieder nach irgendwelchen Lauschern in ihrer näheren Umgebung. Das was er Cat zu sagen hatte war momentan nur für sie bestimmt auch wenn er diese Empfehlung – wenn auch in abgespeckter Form – Galante selbst gegeben hatte.
Jetzt blieb es an Cat hängen ob sie Enio Plan etwas abgewinnen konnte und an langfristigen Änderungen interessiert war. Der Brujah selbst machte seine Meinung nicht von der der Gangrel abhängig aber es wäre sicherlich nicht so lustig wenn sie plötzlich gegeneinander arbeiten würden. Merkwürdigerweise kam Enio bei seinen Ausführungen gar nicht darauf, daß bereits vor vielen Jahrzehnten Buchet ebenfalls auf die Idee gekommen sein könnte sich genau so zu verhalten und deshalb dieser dubiose Waffenstillstand zwischen den Garou und den Untoten zustande gekommen war.