[09.05.2008] Ungewollter Besuch

AW: [09.05.2008] Ungewollter Besuch

Auch der beste Kämpfer kommt nicht ganz ohne Glück aus. Egal wie gut man ist oder wie schnell man auf plötzliche Ereignisse reagieren kann. In einer Schlacht kommt es immer wieder zu Situationen in denen alleine Fortuna über Sieg, Niederlage oder Untergang entscheidet. So war es auch bei Jenny. Ihre kurze Unachtsamkeit hatte der Spinne einen weiteren Angriff ermöglicht, diese wusste ihn aber nicht ausreichend zu nutzen. Ein Fehler den die junge Caitiff nicht beging. Sie nutzte eine Öffnung in der Verteidigung der Plage um ihr mit einem einzigen Gewalthieb den gesamten Unterbauch aufzuschlitzen. Die Krallen der Clanlosen durchschnitten den Panzer dabei wir brüchige Pappe und ließen stinkend schwarzes Blut und widerliche Eingeweide hervorquellen. Das Spinnenwesen starb innerhalb weniger Augenblicke und blieb reglos am Boden liegen. Dies gab Jenny die Chance sich einen kurzen Überblick über das Geschehen um sie herum zu verschaffen. Drei Untiere konnten bereits getötet werden, das hieß das noch drei weitere am Leben waren. Eine kämpfte gegen Helena die sich nach Kräften verteidigte. Eine weitere stand Meyye gegenüber. Die Farbige war gerade dabei sich das klebrige Netz vom Körper zu reißen. Hoffentlich ging das gut. Wenn die Spinne es verstand diesen Augenblick der Hilflosigkeit richtig zu nutzen, konnte es die Gangrel in echte Schwierigkeiten versetzen.

Siedendheiß wurde Jenny ein Fehler in ihrer Betrachtungsweise bewusst. Wo war Spinne Nummer drei? Ein Ungeheuer fehlte...
Erschrocken fuhr die Anarche herum, wo war dieses Mistvieh? Nichts! Nirgendwo war es zu finden...

Dann plötzlich fiel etwas Staub auf die junge Kainitin hinab und Jenny verstand. Ruckartig riss sie ihre Hände nach oben um den hinterhältigen Angreifer abzuwehren, aber es war schon zu spät. Die Plage hatte sich mit ungeheurer Geschwindigkeit an die Decke des Rohbaus bewegt und fiel ihrem Opfer nun von oben herab in die ungeschützte Seite.

"Fuck!", zu einer anderen Reaktion war Jenny nicht mehr in der Lage.
 
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Den Spinnen war klar, dass sie es hier mit einigen äußerst zähen Gegnern zu tun hatten.

Sie hatten in kürzester Zeit die Hälfte ihrer Horde verloren und selbst kaum Erfolge erzielt. Und damit nicht genug! Anscheinend fehlte den Blutsaugern auch noch der nötige Respekt. Anstatt sich in wilde Kämpfe zu binden und der Gräfin so eine vernünftige Chance zur Flucht zu verschaffen, sprang einer nach dem anderen durch das Mauerloch, verfolgte sie und ignorierte so die vorhandene Bedrohung im Obergeschoss.

Die verbliebenen drei Plagen waren fest entschlossen die noch kämpfenden Untoten dafür bezahlen zu lassen. Koste es was es wolle. Mit blindem Verständniss einigten sich die Plagen darauf, ihre Strategie zu ändern. Es gab einen Vorteil den sie gegenüber ihren Gegner besaßen, ihre Schnelligkeit! Auch wenn ihre oberen Gliedmaßen vergleichsweise träge waren, sie also nur in Geschwindigkeiten kämpfen konnten, die als normal zu bezeichnen waren, so konnten sie ihre acht Beine zu einem Tempo beschleunigen das mehr als nur atemberaubend war. Hierzu kam, dass sie sich sowohl an den Wänden, als auch mühelos unter der Decke sebst bewegen konnten.

Eben diesen Trick wandte eines der Ungeheuer an. Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde verschwand es außer Sicht der Vampire und unter die Decke des Rohbaus. Von hier aus ließ sich die Plage dann mit ungeheurer Wucht auf das kleine schwarzhaarige Mädchen fallen und traf es mit unvermindeter Härte. Blut spritzte der Spinne entgegen, als ihre Krallen Fleisch durchschnitten. Das Untier gab zufrieden rasselnde Geräusche von sich und bereitete sich darauf vor das Opfer entgültig zu töten...
 
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Noch ein Netz trifft Meyye, aber das wird gleich mit abgeräumt. Wenn sie nicht so beschäftigt wäre, würde sie dieser Monsterspinne vielleicht den Stinkefinger zeigen.. aber den braucht sie unter anderem um das Netz loszuwerden. Auch anderswo wird weitergekämpft, aber irgendwie macht es Meyye nervös, dass sie nur noch zu dritt gegen die Mistviecher sind.. und, naja, eine von den dreien Helena ist, der sie allerhöchstens noch zutrauen würde, mit einem normalgrossen Achtbeiner fertigzuwerden.. nicht mit solchen Kalibern.

Unheimliche Scheisse. Die Spinnen können aus dem Stand in full speed gehen, was bei diesen vielen Beinen krass aussieht.. und sie können ebenso abrupt verharren, was ihren Bewegungen etwas ruckartiges, unberechenbares gibt. Bisher war Meyye keins von den Mädchen das beim Anblick von Spinnen schreiend auf einen Stuhl gesprungen ist.. vielleicht sollte sie das nochmal überdenken. Die Spinne, die gerade noch ihre Krallen abbekommen hat, macht einen Satz zurück, und jetzt verharrt sie schon ein Weilchen nach dem unnützen Netzschuss und starrt sie aus tückisch glänzenden Augen an. Worauf wartest du? Komm schon!

Als hätte sie es gehört rast sie heran, gerade als Meyye beide Arme am Netz hat. Sie kann dennoch den linken noch hochreissen, als das Mistvieh sie förmlich anspringt, die volle Wucht auf die scharfen Mandibeln legt.. hätte sie noch Zeit dazu, würde Meyye sich vielleicht denken, dass sie wirklich Glück hat, so viele unterschiedliche Arten von Schmerz kennenlernen zu dürfen. Dass eine Riesenspinne ihr mit der Eleganz einer dampfgetriebenen riesigen Gartenschere den Arm abtrennt und die Mandibeln in den Körper stösst, fühlt sich ganz anders an als etwa von einem Gargylen an die Wand geklatscht zu werden, oder diese reissenden Wunden in Zachariis Traumwelt. Das Ergebnis ist allerdings das Gleiche: Meyye reisst die Augen auf, spuckt wertvolles Blut und spürt danach gar nichts mehr, fällt in endlose Dunkelheit mit der panischen Gewissheit, dass sie diesmal nicht mehr aufwachen wird...
 
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Nichts war so unberechenbar wie ein Kampf.
In einem Moment fühlte man sich noch Herr der Lage und im anderen sah man sich einer hoffnungslosen Übermacht gegenüber. Eben so erging es Jenny. Seite an Seite mit Meyye kämpfend, war sich die Anarche vollkommen sicher den Sieg davonzutragen. Die schwarze Gangrel war einer der wenigen in der Stadt die noch eine ganze Ecke mehr als sie selbst zu bieten hatte. Mit ihr zusammen würde sie nötigenfalls durch die Reihen dieser widerlichen Spinnenviecher ziehen, wie ein Mähdrescher durch erntereifes Korn. Dann aber fiel Meyye plötzlich und verschwand in einem schmutziggrauen Kokon aus Spinnengarn. Ausgerechnet Meyye, das war doch unmöglich!? Damit war sie gänzlich aus dem Spiel und plötzlich sah sich Jenny einer Übermacht von drei zu eins gegenüber. Gut, da war noch Helena. Aber die war eine Toreador. Wie sollte so jemand eine Leistung bringen zu der nicht einmal eine Meyye im Stande war?
Unmöglich!

Oh, ihr Götter! Wenn Meyye fällt, wie soll ausgerechnet ich dann noch bestehen?

Panik krabbelte die Kehle der jungen Anarche hoch und explodierte in ihrem Verstand. Nackte Angst schnürrte ihr die Kehle! Eine betäubende Frage hallte immer und immer wieder durch ihren entsetzten Verstand. Wie sollte sie selbst gegen diese Ungeheuer bestehen? Sie? Instinktiv lies Jenny ihre Muskeln stärker und geschmeidiger werden. Mehr als gut für sie war, denn durch all die kleinen Verletzungen die sie bisher hatte hinnehmen müssen, war ihr Körper –oder besser der Blutgehalt darin- am Ende seiner Leistungsfähigkeit. Doch hier war die Furcht der Kommandeur, nicht die Vernunft.

Aufgeben kam aber auch nicht in die Tüte.
Jenny hatte zwar keine Angst vor dem Sterben, im Gegenteil wer sie kannte wusste, dass sie von einer gewissen Sehnsucht nach ihm getrieben wurde, aber wenn sie schon starb dann doch bitte nicht als eingesponnene Zwischenmahlzeit die an irgendeiner traurigen Mauer hing. Wie eklig! Verflüssigt als Spinnenfutter in nem stinkenden Sack zu verrecken! Widerlich und beängstigend zugleich!
Die junge Caitiff tat das Einzige was ihr in dieser Situation noch blieb, sie warf sich mit aller verbliebenen Gewalt in den Kampf. In den Augenwinkeln sah sie, wie Helena von einem Hieb der Spinne getroffen wurde. Arme Frau, das war es dann wohl mit ihr… Jennys Angriff war indes ebenfalls von Erfolg gekrönt. Ihre immense Kraft und ihr unbedingter Wille zu siegen trieben ihre Krallen tief in den Körper der Plage und töten sie innerhalb weniger Sekunden. Waren nur noch zwei, die es zu vernichten galt.

Der Hunger wuchs und wurde schier unerträglich. Trotzdem machte die Anarche weiter. Was blieb ihr auch anderes übrig? Verbissen kämpfte sie gegen die nächste Plage die ihr den Sieg nicht ganz so leicht machte. Aber auch sie starb schlussendlich unter den Krallen der clanlosen Kainitin. Dieses Mal jedoch allein durch reines Glück, denn Jennys zweiter Hieb war nicht nur schlecht ins Ziel gebracht, er glitt auch fast gänzlich vom Panzer der Plage ab. Trotzdem reichte es.

Erschöpft, verängstigt und hungrig wie kaum jemals zuvor sah sich die Caitiff nach der letzten Spinne um. Da sah sie, dass diese noch immer gegen Helena kämpfte. Unglaublich. Die olle Toreador stand da und schlug wie wild auf ihren Gegner ein. Etwas zerzaust, über und über mit klebrigem Netz überzogen und trotzdem ohne jeden ersichtlichen Kratzer. Es wirkte fast, als wäre Helena unzerstörbar. Man konnte meinen, sie wäre eben erst aus dem Bett gekrochen und hätte nur vergessen ihr Betttuch vom Körper zu nehmen.
Jenny hob die Brauen. Trotz der misslichen Lage konnte sie nicht anders als belustigt und voller Respekt die Brauen zu heben. Helena mochte nicht unbedingt die Stärkste sein- mal so gar nicht- aber es schien als hätte sie eine härtere Haut als der bonzigste Ventrue. Und das wollte verdammt nochmal etwas heißen.

Los! Gibs ihr, Hel!

Es schien also, als käme die Torrichefin ganz gut alleine klar. Für Jenny das Signal sich selbst erst einmal vom Netz an ihrem Körper zu befreien. Wenn sie noch ein oder zwei treffer von diesem klebrigen Scheißzeugs abbekam, war sie selbst fast völlig zugesponnen. Dann könnte sie sich auch selbst gleich an die nächste Mauer pappen.
 
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Ja, Helena war bestimmt nicht die beste, wenn es ums Austeilen ging, doch sie konnte sich gut ihrer Haut erwehren, bzw. sie war ausgesprochen zäh, wenn ihr einer etwas wollte.

Mit der Schaufel, die sie gefunden hatte, schlug sie verbissen auf das Biest ein, das so langsam aber sicher dann doch getroffen wurde und doch Schrammen davon trug. Ein Seitenblick zu den anderen, das mit Meyye war irgendwie echt Sch...e, so etwas hätte nicht eschehen dürfen. Jenny wehrte sich auch verbissen, das war gut. Als sie den Blick von Jenny spürte, grinste sie diese kurz an.

Es war schon ziemlich seltsam, daß ausgerechnet Helena noch unverletzt war und nur ihre Kleidung nicht mehr als solche zu bezeichnen war.

Dann noch ein Schlag auf das Biest, irgendwann mußte es doch vorbei sein, wenn nur diese blöden Netze nicht wären, doch darum konnte sie sich später kümmern, nun erstmal das letzte der Viecher aus dem Weg räumen, sich eine Übersicht verschaffen und dann? Man würde sehen, Meyye abhängen und auswickeln mußte man auch noch.
 
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Und dann endlich, kam das Ende! Helena und ihr Spaten fanden eine Lücke in der Panzerung des Untiers und brachten es endgültig zu Fall. Während die Toreador zu Meyye eilte um sie aus ihrem schrecklichen Gefängnis zu befreien, warf Jenny jede Vorsicht über Bord und sprang -nachdem sie sich von dem klebrigen Netz der widerlichen Spinnen befreit hatte- unbesehen durch den Durchbruch in der Außenmauer.

Stille kehrte im Obergeschoss ein. Nach all der Angst, der Not und der verzweifelten Gegenwehr gegen die fürchterliche Wesen die aus der Hölle selbst zu kommen schienen, schien die Ruhe beinahe fehl am Platze. Sicher, von draußen her waren nach wie vor die Kampfgeräusche zu vernehmen. Pistolenschüsse, das Starten eines Wagens, Schmerzenzschreie und die schrecklichen Geräusche die verursacht wurden, wenn scharfe Waffen durch Fleisch schnitten. All dies aber schien fremd und entfernt. Klänge wie aus einer anderen Welt. In dieser Sekunde zählte nur der siegreiche Kampf hier oben. Nahe der Büros eines unbedeutenden Lagerhausrohbaus wurde über das zukünftige Schicksal der Stadt entschieden. Das Gute war dem Sieg einen kleinen Schritt näher. Aber es war nur einer von noch sovielen die folgen mussten und die noch um ein sovieles schwerer werden würden.
 
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Helena atmete einige Male tief ein und aus, sah Jenny einen Moment hinterher, die nach unten sprang. Wäre wohl auch für sie machbar, aber was dann, da waren auch Schreie auf der anderen Seite. Sie warf einen Blick nach unten, dort war diese grosse Bestie zu Gange, aber auch Leute genug. Schnell legte sie Meyye an einer versteckten Stelle in einem der wenigen kleineren Räume ab, um sich dann umzusehen, ob sie etwas fand, was sich eignen würde, den Viechern besser zu Leibe zu rücken.

Meyye wegbringen würde warten müssen oder sie müßte ihr von ihrem Blut geben, doch das war etwas, was Helena wirklich nur im äußersten Notfall tun würde und das war eben nicht jetzt der Fall, später könnte sie ihr anderes normales Blut geben, wenn es noch ein später gab.

In ihren zerfetzen Klamotten machte sie sich auf den Weg nach unten und sah sich dann nach einer besseren Waffe um. Schon wollte sie sich wieder mit etwas wie Schaufel oder Stange zufrieden geben, als ihr der Schweißbrenner auffiel. Eine hervorragendde Idee für jemanden, der es sich traute, diesen zu benutzen und zumindest die Caitiff in Helena traute sich, diese Beister töteten Menschen und somit war kein Grund sie zu schützen.

Vielleicht würde der eine oder andere etwas dumm aus der Wäsche schauen, wenn Sekunden später die Primogena der Rosen mit einem Schweißbrenner in den Händen aus dem Haus kam, ein Feuerzeug zum Anzünden hatte sie auch dabei. Ein Blick, wo waren die nächsten Spinnen?
 
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"Njargh!"

Jenny fummelte an dem Netz herum und wurde schier wahnsinnig.

Wer sie kannte wusste, das sie nur die Geduld einer scharfen Handgranate hatte. Maximal! Das das Netz nun bei jeder Berührung an ihren Fingen haften blieb und sich nur schwer wieder von dort entfernen ließ, macht die Sache nicht einfacher. Langsam wurde die Caitiff hibbelig. Ein tiefer Seufzer entfuhr ihrer Kehle als auch der Dritte Versuch es zu entfernen schief ging.

"Waaaaaah! Du verflucht bepisstes Drecksteil von einem Scheißnetz, geh endlich ab verdammt!"

Endlich gelang es ihr den Hauptteil der an ihr pappenden Masse mit einem Mal abzuziehen. Damit war zumindest ihr Körper wieder befreit. Nun aber klebte das Zeug endgültig an ihren Fingern. Das sie noch immer die Krallen ausgefahren hatte, macht die Sache dabei nicht besser. In ihrer Not trat die Caitiff auf einen herabhängenden Fetzen des Netzes und zog mit ihren Händen solange in entgegengesetzter Richtung bis sie endlich ebenfalls befreit waren.

Ohne zögern stürmte Jenny los. Sie sprang in vollem Lauf durch den Mauerdurchburch den Max hinterlassen hatte und hielt sich nicht für eine Sekunde damit auf zu prüfen was da draußen unter ihr eigentlich so los war. Die Anarche würde entscheiden was zu tun war, wenn sie sich im freien Fall befand. Zumindest war das der Plan. Ein sehr schlecht durchdachter zugegeben.

Erinnerte man sich aber daran in welch kurzer Zeitspanne er getroffen war, war jetzt auch nicht soo übel...

Der Körper der Caitiff flog durch die Öffnung und zog einen wehenden weißen Schleier aus Spinnennetz hinter sich her der noch immer unter ihrer Schuhsohle klebte und lustig im Flugwind (oder sagt man hier eher Fallwind?) flatterte.
 
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Und am dritten Tage wird er auferstehen.. na gut, so lange will ich dann doch nicht warten...
Zuerst hatte Meyye ja wirklich geglaubt, jetzt hat ihr letztes Stündlein geschlagen. Plagen die von Zacharii geschickt wurden.. ob die sie gleich fressen (lösen Spinnen ihre Beute nicht auf und schlürfen dann die Suppe? Lecker!) oder zu ihrem Herrn und Meister bringen, bleibt da fast egal.. wobei, nein, eigentlich will sie lieber von einer Spinne gefressen werden, wer weiß was dem Koldunen noch alles einfällt bei dieser 'lästigen Wespe'...

Dann hat sie verwundert festgestellt, dass sie noch da ist. Die Schmerzen waren grauenhaft und sie war desorientiert von dem Herumrollen als sie eingesponnen wurde.. sie hörte Schreie, Kampflärm, und das ist ungewöhnlich für eine Starre. Also keine Starre. Sie versuchte sich zu bewegen.. aber das fühlte sich an als würde sie gleich in viele Filetstückchen auseinanderfallen, also ließ sie es.. sie konnte ohnehin nichtmal vor Schmerz schreien, auch wenn sie das gern getan hätte. Erneut Panik.. selbst wenn sie noch da ist, wie soll sie aus dem Kokon rauskommen wenn sie mal ganz eingesponnen ist? Blut.. sie muss sich heilen. Totstellen und heilen, einfach nicht darauf achten wie sie herumgewälzt und eingesponnen wird, wie das klebrige Netz sie einhüllt die Mullbinden eine Mumie, einfach nicht darauf achten.. das Blut fließt, es drängt den Schmerz zurück, vor allem am Arm.. sie fühlt ihn wieder, kann ihn nicht bewegen aber fühlt ihn.. vielleicht hängt er doch noch an ein paar Haut- und Muskelsträngen an der Schulter. Das wäre schön.

Die Spinne lässt sie los. Hoffentlich bekommen Jenny und Helena das hin.. Meyye kann ihnen nicht helfen, noch nicht.. sie muss wieder heilen, ganz werden.. dann bewegt sie sich plötzlich wieder und irgendwas passiert.. Finger berühren sie, wo sie das Netz von ihr abreissen. Wer ist das? Meyye hat die Augen geschlossen, sieht es nicht und wagt auch noch nicht, sie zu öffnen.. kein Kampflärm mehr. Noch ein bißchen heilen.. aber nicht zuviel, denn sie spürt bereits wie der Hunger wächst. Ihre Gedanken ernüchtern.. erst vor kurzem hat sie einen Menschen getötet. Wieder. Es ist nicht der erste und wird nicht der letzte sein, aber sie will es nicht wieder tun. Vor ihrem inneren Auge sieht sie Julian, Viktor, Tatjana.. und ihre Gesichter sind traurig. Nein, keine Heilung mehr. Sie wird noch weiterkämpfen müssen, dann braucht sie ihr Blut noch dringend woanders.

Gerade als sich Helena abwendet öffnet Meyye die Augen und hebt mühsam den Kopf. Die hat mich also befreit.. und nichtmal versucht, mir Blut zu geben. Was sie schon in Betracht gezogen hatte, verdichtet sich zur Gewissheit.. in der Zachariiwelt wollte Helena schlicht nur, dass es weitergeht und sie sich nicht gegenseitig an die Gurgel gehen. Sie hat die falsche Person verteidigt, aber das ist nicht der Punkt. Mit einem leisen Ächzen steht Meyye auf, sieht Jenny durch ein Loch in der Wand fallen. Na schön... das wird der Weg den sie auch nimmt. Sie geht hin und schaut runter.. ihre Augen weiten sich und wieder entkommt ihr ein Ächzen, als sie die Riesengottesanbeterin sieht. Sie wünscht sich die Spinnen zurück... aber dann presst sie die Lippen zusammen und geht etwas zurück, um Anlauf zu nehmen. Hoffentlich zielt sie richtig.. das Riesenvieh wird ihren Sturz schon bremsen. Sie rennt los, springt ab und...
 
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