[07.05.2008] Es ist wieder soweit - Krisensitzung der Primogene

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Kiera sah auf das Display und ging dann auch dran, so sehr viele Leute hatten ihre Nummer ja nicht.

"Hallo, Caitlin, wie geht es denn?" fragte sie.
 
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Ghul der Seneshall, Laura Raabe:

Nachdem die Sekretärin Gabriel eingelassen hatte, begrüßte sie ihn mit ein paar knappen Worten und bot ihm dann an sich zu setzen. Ohne größere Umschweife brachte sie das Thema direkt auf den Punkt.

"Guten Abend Herr Dupont. Ich hoffe Sie kommen nicht bereits wegen der Übergabe zu mir!? Ich hatte bisher kaum Gelegenheit alles soweit vorzubereiten, dass es wenigstens in den gröbsten Zügen weitergegeben werden kann. Wie Sie sicher wissen, ist in den letzten Nächten sehr viel geschehen. Dazu kommt, dass ich selbst nur äußerst wenig Zeit hatte mich in das Chaos hier einzuarbeiten."

Laura wies mit der Hand einmal durch den Raum.

"Ich halte es schon für unmöglich Ihnen morgen Nacht alles sauber übergeben zu können. Finstertal ist keine Hinterhoffirma und die Arbeit hier in der Akademie, weiß Gott kein Zuckerschlecken!"
 
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Niemand hatte sich um den Nosferatu geschert, seit der Sheriff sich erhoben und mit dieser Geste die Sitzung beendet hatte. Das machte es so einfach zu den Verborgenen zu gehören. Es war überhaupt nicht viel Aufwand oder Mühe nötig, damit man übersehen wurde. Die allgemeine Bereitschaft wegzusehen war so groß bei Mensch und Vampir, das es nur ihren Instinkten zu verdanken war, dass sie nicht andauernd mit den Köpfen gegeneinander stießen. Weltmeister im Verdrängen waren sie alle. Alle würden später wohl der Meinung sein, dass sich Lurker einfach erhoben und die Akademie verlassen haben musste. Was sollte er auch ansonsten getan haben?

Er wusste nicht, ob die Seneschall, oder zumindest einige Teile von ihr ihn bereits bemerkt hatten. Er vermutete aber, dass zumindest die Lasombra in ihr, ein so gutes Verhältnis zu der Dunkelheit in der sich die Nosferatu versteckten hatte, dass sie zumindest ahnte, dass er in der Nähe war. Vielleicht interpretierte er aber auch nur zuviel in die Tatsache hinein, dass sich die Noir bislang selten erschrocken hatte, oder überrascht gewesen war ihn zu sehen. Gut möglich, dass die Toreador auch einfach nur eine so gute Schauspielerin war, dass man ihr ein Stutzen oder aufschrecken nicht so recht ansah und es deshalb so wirkte, als wüsste sie bescheid.

Der Nosferatu kloppfte von Innen an die Türe des Büros. Natürlich war es unverschämt einfach so hier hinein zu kommen, genauso wie es schon frech genug war, dass er ganz nonchalant in den Sitzungssaal spaziert war. Aber wie so oft, schützte ihn die Tatsache, dass sich sein Gegenüber zum Einen wohl keine Blöße geben wollen würde, denn wenn sie ihn nun schimpfte, würde er einfach nur antworten, dass er angenommen hatte, es wäre ihr lieber, wenn niemand wusste, dass er nun hier ihr bei ihr war und dass er sich deshalb verstohlen bewegt hatte, und zum Anderem, dass er als Verbündeter einfach zu nützlich war um sich mit ihm wegen ein paar Marotten anzulegen. Sobald die Lady Noir irgendein Zeichen gab, dass er eintreten sollte, auch wenn er schon lange innerhalb des Büros war, würde er mit einer Verbeugung in den Bereich ihrer Wahrnehmung treten.
Man musste höflich sein bei all diesem, sonst nahm einen niemand mehr ernst.

Sie haben schon beim letzten Mal versucht den Posten loszuwerden. Es wird etwas geschehen mit den 'Herrscher' der Stadt, nicht wahr? Egal ob es der tatsächliche oder nur ein nomineller ist. Er ist eines von Zacharris wichtigen Zielen nehme ich an?

Natürlich hatte der Nosferatu nicht für eine Sekunde an die feurige Rede über mangelndes Vertrauen und zu wenig Rückhalt in der Gemeinschaft geglaubt. Niemand konnte so dämlich naiv sein. Mochten andere auch noch so sehr auf dem Küken Status dieser Frau herumreiten, ganz sicher machte sie Fehler, aber nicht so einen. Sie war länger als ein Menschenleben an der Seite eines der verschlagensten Wesen die Lurker kannte gegangen, hatte sehr viel Zeit gehabt die Vampire und ihre Gesellschaft kennenzulernen. Sie wusste, dass selbst Buchet seinerzeit nur die Freunde hatte, die er sich mit Geschenken gekauft hatte und das niemand dem Anderem vertraute.

Pareto wird sich später noch bei ihnen melden und er wird ihre Hilfe bei diesem Ritual als selbstverständlich voraussetzen und sie werden sie gewähren, soviel habe ich verstanden. Aber ich nehme an, dass irgendetwas geschehen wird. Wenn sie es nicht wissen, ahnen sie es zumindest, nicht wahr?

Wie wunderbar war es doch Verbündete zu haben, mochte sich die Lady denken. Ausgerechnet bei den Kanalratten war sie nun gelandet. Aber taten das Ende nicht alle? Wahrscheinlich gab es diese Wesen sogar nur noch genau aus diesem Grunde.
 
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Es lief so ab, wie der alte Nosferatu es sich gedacht hatte. Auf sein Klopfen hin, folgte ein deutlich wahrzunehmendes "Herein!". Als er dann wie aus dem Nichts in ihren Wahrnehmungsbereich trat, zeigte ihr Gesicht wie erwartet keinerlei Überraschung. Noir war ganz die Schauspielerin, die in ihr gesehen wurde. Wenn sie nicht wollte, das man etwas an ihr erkannte, dann gab es auch nichts zu sehen. Während Lurker sprach, begrüßte sie ihn mit einem wortlosen, aber nicht weniger höflichen Kopfnicken und bot ihm einen Sitzplatz an.

"Sowohl als auch, mein Lieber! Ich bin tatsächlich nicht bereit an der Spitze einer Stadt zu stehen, die mir kein Vertrauen schenkt. Ein Anführer kann nicht arbeiten, wenn er keine Unterstützung hat. Ich hätte mir meinen Platz durch Terror und Furcht sichern müssen und das entspricht weder meinen Zielen, noch meiner Art! Das nur vorne weg!"

Noir ließ die Worte wirken, es war ihr wichtig das der Nosferatu wusste, dass vieles von dem was geschehen würde auch Schuld der Primogene war und nicht allein die ihre.

"Da Sie sich aber die Mühe gemacht haben, noch einmal bei mir vorzusprechen und ich Ihr Engagement sehr zu schätzen weiß, will ich Ihnen sagen was ich denke. Vieles ist schief gegangen in den letzten Nächten. Der Kampf gegen die Garou hat eine Vielzahl von Opfern gefordert. Nicht wenige unter den Vermissten waren Kainiten mit gutem Ruf und exzellenter Stellung. Nicht umsonst habe ich akribisch festgehalten, wen wir alles unter der Sparte Verlust zu verbuchen haben. Diverse Primogene, Geißeln und andere Berühmtheiten, sie alle sind verschwunden. Der ein oder andere mag irgendwann an anderer Stelle wieder auftauchen, die meisten jedoch, werden aber wohl als vernichtet betrachtet werden müssen. So etwas wird unweigerlich einige sehr mächtige Wesen auf uns aufmerksam machen. Finstertal steht schon länger im Fokus der Justikare und ihrer Herren. Dazu kommt das Verschwinden oder der Tod des Prinzen selbst! Ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich hiefür die absolte Verantwortung trage. Diese werde ich auch gegebenenfalls vor jedem vertreten, der mich damit konfrontiert. Auch für mehr würde ich meinen Kopf hinhalten. Mit Stolz im Herzen, wenn ich das so theatralisch sagen darf. Aber sicher nicht, wenn mir dann der Rest des Primogenrates in den Rücken fällt! Ich liebe diese Stadt! Jede meine Erinnerungen liebt diese Stadt. Jede auf ihre Weise, aber doch aufrichtig."

Ein kurzes Lächeln folgte, das irgendwo zwischen verträumt und fröhlich einzuordnen war.

"Aber auch Ihre Annahme ist nicht ganz von der Hand zu weisen, mein Freund! Unser Sieg gegen Zacharrii ist keineswegs gesichert! Das Ritual mit dem wir seine dämonische Bindung an unsere Welt zerreissen können, ist außerordentlich fragil. Der kleinste Fehler und wir erreichen das genaue Gegenteil! Wenn dies geschieht, wird der Herr dieser Stadt erklären müssen, warum er so ein unaussprechliches Ungetüm auf die Welt losgelassen hat. Sofern das noch möglich ist, natürlich! Wie dem auch sei, die Führung dieser Stadt wird in den nächsten Nächten wohl der undankbarste und gefährlichste Job werden, den man auf dieser Erde überhaupt erlangen kann."

Ein kurzes, etwas zu spitzes auflachen folgte.
Es hat nichts mehr von dem Charme wenige Augenblicke zuvor.

"Wissen Sie! Ich habe überlegt einfach abzureisen. Wie es aussieht bin ich noch immer die Einzige die dieses Ritual vollführen kann. Wenn mich meine Erinnerungen nicht trügen, dann gibt es einige hochwichtige Bewegungsabfolgen, die während des Rituals vollführt werden müssen. Diese sind in dem Schreiben nicht hinterlegt und existieren nur irgendwo in meinem Kopf. Nicht das ich sie jetzt nennen könnte. Ich hoffe sehr, dass sie mir wieder einfallen, wenn ich die Worte höre.... Was wenn nicht? Bin ich nicht auch so schon die Dumme in diesem Spiel? Schon jetzt wollen mich die meisten hier tot sehen. Niemand glaubt mir, kaum jemand steht auf meiner Seite. Letztendlich wird man auf mich zurückgreifen müssen. Aber auch dies nur mit Neid und Mißgunst im Herzen. Wenn es schief geht, wird man mich verantwortlich machen, wenn alles klappt und ich es bin die Zacharii endlich dahin schickt wohin er gehört, meinen Sie man wird mir danken? Nein, sie werden einen anderen Weg suchen mich zu vernichten, denn ich bin zu anders, als das man mich einfach so am leben lassen könnte!"
 
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Waren sie nicht schon jetzt ein harmonisches Paar? Wunderbar aufeinander eingespielt und voller milder Akzeptanz für die Angewohnheiten des Anderen. Es hatte nur eines absonderlichen Unfalles und eines Geister Koldunen der sie alle vernichten wollte bedurft um Lurker zu einem Verbündetem der Akademie zu machen. Wobei sich abzeichnete, dass die Akademie bald nicht mehr existierte. Pareto würde ganz bestimmt nicht hier jeden Abend den Zirkusdirektor geben und die fleißige kleine Hexenbrut Vorzimmer Tippse würde alles schnellstmöglichst an sich reißen und in ihr Hexenhäuschen verlegen wollen. Noirs Einleitung ließ ihn dann allerdings kurz eine haarlose Augenbraue im Schatten seiner Kapuze anheben. Er ging hinüber zu dem angebotenem Stuhl, setzte sich aber mit einem leichtem Kloß in der Magengegend. Vor der Versammlung eben hatte die Seneschall darauf verzichtet ihr Lasombra Erbe sichtbar werden zu lassen, aber er hatte es heute Nacht bereits gesehen und wusste, was unter der lieblichen Schale brodelte, wie ein Kessel voller dunklem Teer.

Aber nicht doch, keine Mühe. Ich dachte ich hätte mich heute Nacht in den Tunneln unter der Stadt klar geäußert, als ich meine Unterstützung angeboten hatte. Für meinen Teil sind wir Verbündete, wie ich es angeboten hatte.

Zumindest solange, wie ich glaube, dass man dich brauchen wird und du das weißt. Am Ende aller Dinge wirst entweder du, oder Pareto den großen Zampano geben und ich werde wie die Kröte im Märchen bei beiden mit am Tisch sitzen und vom goldenem Tellerchen mitfressen, weil ich für euch beide jeweils den goldenen Ball aus dem Brunnen geholt habe.

Den Vertrauenspathos ließ er unkommentiert. Wenn sie auf diesem Unsinn beharren wollte, sollte es ihm egal sein. Wäre die Situation eine Andere als sie nun einmal im Augenblick war, bedroht vom Krieg und von der unheimlichen Macht Zacharris, einem verwaistem Thron und einer Kreatur an der Spitze der Stadt, die selbst für Wesen wie Vampire fremdartig war, hätte sich der Brujah Sheriff sicherlich niemals durchsetzten können. Sicher, er war ein Alphatier und ein Anpacker, aber er war auch grobschlächtig und nur begrenzt diplomatisch
im Umgang. Bestünde keine Notwendigkeit, würde sicherlich irgendein hohes Tier sich durch den raubautzigen Italiener vor den Kopf gestoßen fühlen und ihn absägen.
So war er aber auf den Thron gestiegen, weil man im Moment genau so jemanden zwischen sich und der Katastrophe stehen haben wollte. Wenn eine Horde wilder Barbaren Schädelsammelnd und Blutsaufend durch die eigenen Straßen zog, wählte man keinen noch so geschickten Diplomaten oder Feinsinnigen Unterhändler für sich. Man wählte den größten, stärksten Soldaten den man finden konnte und hoffte, dass hinter ihm genug Platz war.

Ihr Auflachen war als führe einem eine Lanze aus Eis in die Glieder. Kurz versteifte sich der Nosferatu, dessen Lachen selber die Qualität von rostigen Ketten in denen ausgeblichene, abgenagte Knochen hingen hatte. Nervös öffneten und schlossen sich seine Finger für einen Augenblick. Manchmal fragte er sich, warum ausgerechnet er immer solche Verbündete bekam. Aber wen sollte ein Monster auch anders zum Freund haben?

Es ist natürlich nicht unwahrscheinlich, dass man sich, nachdem man sich ihrer Hilfe bedient hat, die Fackeln und Mistgabeln heraus holt und beschließt direkt das nächste Ungeheuer in einem mit auszumerzen. Sonderlich Dankbar sind die Einwohner unserer schönen Stadt nicht, da spreche ich aus Erfahrung. Aber immerhin hat man beim letztenmal auch den Tzimiscen der uns geholfen hat seiner Wege ziehen lassen. So oder so, sie wären nicht die Erste die Hilfe bei uns sucht. Ich kann sie verstecken, wenn sich hier das Blatt wendet und auch aus der Stadt schaffen, wenn sich hier Justicare und Archonten tummeln.

Es gab Zeiten, da hätte seine Stimme wohl gezittert und er hätte gewinselt vor Furcht bei diesem Gedanken. Aber der Nosferatu sprach von Dingen die er bereits erlebt hatte. Es war sicher das Gegenteil von angenehm solchen Leuten zu begegnen, aber immerhin wusste Lurker wovon er sprach.
 
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"Das werden sie! Der Clan der Toreador wird sich eine Stadt wie Finstertal nicht einfach wegnehmen lassen und auch die Ventrue haben mit uns noch ein paar Rechnungen offen. Sobald sich der Staub des Krieges über diesen Straßen wieder gelegt hat, wird einer der beiden Blutlinien - wahrscheinlicher aber gleich beide - ein paar Vertreter entsenden, die hier für Ordnung sorgen werden. Wie auch immer bis dahin hier das Sagen haben wird, er oder sie wird sich verantworten müssen. Für jeden Fehler, für jeden Toten und für alles was sich nicht im Sinne der Mächtigen entwickelt hat. Es wird Bauernopfer geben und Köpfe rollen. Anschließend wird jemand neues auf den Thron gehoben. Vorzugsweise und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Toreador und dann geht alles wieder seinen Gang. Wo ich zu diesem Zeitpunkt sein werde, ist hierbei ein äußerst interessanter Aspekt. Möglich, dass ich mich bei Ihnen verstecken muss, möglich aber auch, dass ich erneut Anspruch auf die Macht erheben werde. Was in naher Zukunft geschieht hängt davon ab wie gut wir Zacharii zur Strecke bringen und wie Fähig sowohl Schläger als auch Hexe in Sachen Führung erweisen!"

Noir hatte einen langen Monolog gehalten und sprach irgendwann mehr zu sich selbst, als zu dem Nosferatu. Das einiges von dem was sie sagte einem gewissen Wunschdenken entsprang wusste sie selbst. Allerdings hatte sie noch ein oder zwei Trümpfe in der Hand die vieles verändern konnten. Sie mussten nur in der richtigen Minute ausgespielt werden.
Alles eine Frage des Timings....
 
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Caitlin hörte mit Freude die Stimme ihrer Schwester. Sie saß mittlerweile im Auto, Gabriel wusste, was er zu tun hatte und würde sich dadurchwurschteln. Besser jedenfalls als wäre er morgen Nacht von jetzt auf gleich ohne Einarbeitung Sekretär. „Hallo Große, ja, die Sitzung ist endlich vorbei und ich bin auf dem Weg zur Ruine. Ich habe vor ein Ritual auszuführen und den Keller vorab auf Fallen und ähnliches zu untersuchen. Damit ich nicht in einen Haufen Werwölfe oder ähnliches renne, werde ich Max mitnehmen. Aber ich möchte jemanden im Rücken haben, dem ich vertrauen kann. Würdest du zur Ruine kommen?“

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Caitlin´s Guhl, Gabriel Dupont

Derweil sah Gabriel Laura kurz lächelnd an und antwortete dann mit einem Schmunzeln, auf ihren Monolog:“ Guten Abend, Frau Raabe. Ihren Worten entnehme ich, dass Sie aufgebracht sind. Das tut mir sehr leid. Ich habe wirklich nicht vor zu beweisen, dass ihre Arbeit ein Klacks ist und sie einfach nur zu dusselig waren, sie zügig und dabei ordentlich in den Griff zu bekommen. Ich glaube Ihnen wirklich, dass das eine fast unmögliche Aufgabe für mich sein wird. Können Sie mir bitte helfen, mich zu gut es geht, heute noch einzuarbeiten? Bitte zeigen Sie mir die Grundstruktur, damit ihr ihre Ordnung verstehen kann. Ich kenne nur die Abläufe eines Gildehauses, nicht die einer ganzen Stadt. Deswegen bin ich heute schon hier. Um von Ihnen zu lernen, Miss Raabe.“

Natürlich war ihm bewusst, dass er zudem ein Auge auf Noir und die Raabe haben sollte. Er wusste von Caitlin, dass nichts die Akademie heute verlassen durfte und war entsprechend gespannt, ob die beiden noch etwas ausheckten. Sein Tonfall und seine Mimik waren schüchtern, aber sehr, sehr freundlich.

„Darf ich mich zu Ihnen setzen?“
 
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"Gut, ich kann kommen, klar, Enio ist gerade hier aufgelaufen und dieser Malkavianer macht sich anscheinend wichtig", erwiderte Kiera. "Ich denke aber es wird keiner was sagen, wenn ich abhaue."
Sie sah sich kurz um.
"Max ist hier, hat Anna im Schlepptau oder umgekehrt, soll ich ihn fragen, ob er mitkommt?"
 
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Ghul der Seneshall, Laura Raabe:

"Sie werden es so oder so tun, nehme ich an. Ich habe also nichts dagegen... natürlich nicht!"

Laura wies auf den freien Stuhl vor ihrem Schreibtisch und zuckte dann mit den Achseln.

"Im ernst, das ist lächerlich! Zudem ist es verlogen. Was wollen Sie denn meinen Vorbereitungen entnehmen? Ich werde die nächsten Stunden Papiere ordnen, Vorgänge anlegen, Übersichten erstellen und alles was möglich ist so abstellen, dass Sie keine Arbeit mehr damit haben. Was bitte gibt es daran zu lernen? Wenn Sie diese grundsätzlichen Dinge nicht beherrschen sind Sie hier definitiv fehl am Platz. Also kriechen Sie mir bitte nicht in den Arsch und tun so als hätte ich ein Brett vor dem Kopf!"

Sie war sauer und dachte nicht daran es vor dem anderen Ghul zu verheimlichen.
Was dachte sich dieser Kerl?

"Außerdem müssen Sie meine Arbeit nicht bewerten. Es ist mir egal ob sich mich für fähig oder für einen blutigen Anfänger halten. Ich genieße das Vertrauen meiner Herrin und das ist alles was für mich zählt. Also wäre ich Ihnen dankbar wenn Sie auch das unterließen. Ich bin raus, Sie machen weiter. Wir werden sehen, was das bringt..."
 
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Jetzt sprach die Seneschall eine Sprache die Lurker verstand. Er hätte allerdings nichts davon als Wunschdenken abgetan, sondern betrachtete einfach alles Mögliche als Variable in einer Gleichung, die man Schritt für Schritt auflösen würde. Die Königsblüter waren mit Sicherheit stocksauer. Aber wenn selbst ein Mann wie Alexander Stahl, der sich schon so lange Zeit erfolgreich in Finstertal bewegt hatte, am Ende den kürzeren gezogen hatte, wen wollten sie dann noch schicken. Der Nosferatu glaubte zwar, dass der Ventrue sich alleine deswegen so lange hatte halten können, weil er so unauffällig war und selten mehr getan hatte als seine Anzüge spazieren zu tragen und ab und an ein Gewehr zu schwingen, wenn irgendwo zur Jagd geblasen wurde, aber immerhin hatte er es bis hierher geschafft. Auch wenn er ihn bislang als unfähig eingestuft hatte, ganz dämlich konnte man nicht sein, wenn man es so lange gemacht hatte.

Nach seinen Plänen würde entweder Enio oder die Noir am Ende das Sagen haben. Egal in welcher Form. In beiden Fällen würde man sich an seine Hilfe erinnern müssen, wenn man ihn nicht vergrätzen wollte. Er würde es dem neuem Anführer leicht machen, denn er würde keine jährliche Parade zu Ehren der Nosferatu abhalten wollen. Seinetwegen musste man auch keine Straße nach ihm benennen. Nichts musste nach Außen hin darauf hindeuten, wie wichtig sein Clan in dieser Stadt für die neue Herrschaft war. Er würde in aller Ruhe und ohne dass jemand darauf aufmerksam werden konnte, aus dem Schatten heraus agieren. So wie es seine Art war. Das war ein Geschäft, auf das sich jeder noch so stolze Herrscher einlassen konnte.

Am Ende ihres Dialoges erhob sich Lurker. Eigentlich musste man natürlich warten, bis man entlassen wurde und das Gegenüber das Gespräch beendete, aber das war Camarilla Standesdünkel Unsinn für ihn. Er war ein großer Freund von angebrachter Höflichkeit, das hatte er bewiesen, aber er wollte mit der Seneschall hier nicht bis zum erbrechen das Hofprotokoll durchexerzieren. Das wäre sicherlich langweilig für beide Beteiligten.

Da sie dies hier geplant haben weiß ich, im Gegensatz zu der Regentin vom hochgeschätzten Clan und Haus Tremere, dass sie alles was es zu erledigen gab und alles was an Korrespondenz die Akademie verlassen sollte bereits erledigt haben werden. Daher bleibt es eine Floskel, wenn ich ihnen anbiete alles mitzunehmen und heimlich hier rein und raus zu bringen was sie möchten.

Für ihn war es nur logisch, dass die Noir alle ihre Geschäfte bereits vorher erledigt hatte. Selbst wenn sich der Abend anders entwickelt hätte, so musste sie diesen Ausgang doch miteingeplant haben und war mit Sicherheit nicht so dämlich, jetzt zu bemerken, dass sie noch ein paar wichtige Briefe und Telefonate zu führen hatte. Die Hexe war scheinbar kurzsichtig, wenn sie so etwas annahm. Trotzdem wollte er es seiner Verbündeten anbieten. Vielleicht hatte sich ja tatsächlich etwas neues ergeben, oder möglicherweise gab es noch eine persönliche Kleinigkeit den er für sie hier herausbringen konnte. Ihren Lieblings Briefbeschwerer oder so etwas.
 
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"Vielen dank für die Frage, aber... nein danke! Ich bin zurückgetreten und wurde in keinster Weise abgesetzt. Alles was für mich von Bedeutung ist, habe ich schon vor Tagen in Sicherheit gebracht."

Ein ehrlich amüsiertes Lächeln trat auf die Lippen der ehemaligen Seneshall. Das Lurker sich nicht an die Etikette hielt, störte sie indess wenig. Sie war nicht mehr in der Postion derartiges für sich zu verlangen. Darüber hinaus legte zumindest ein Teil ihrer Dreieinigkeit keinerlei Wert auf solche Dinge.

"Sie scheinen der einzige zu sein, der mich nicht unterschätzt Lurker, meinen Respekt dafür. Wenn ich das bisherige Verhalten der werten Damen und Herren Primogene und ihre unsäglichen Machtspielchen richtig deute, und davon gehe ich mehr als aus, dann scheint mich die allgemeinen Einschätzung als gesellschaftlich vernichtet zu betrachten. Das jeder hier in der Stadt genau das tut was ich möchte, scheint niemandem hier wirklich bewusst! Man wird bald gezwungen sein mich um Hilfe zu bitten. Ich werde diese Hilfe gewähren und dann wird sich zeigen was zu erreichen wir in der Lage sind. Anschließend wird die Nacht kommen in der die vielen offenen Rechnungen zu begleichen sind. Dank meiner derzeitigen Position kann ich mich diesbezüglich recht bequem zurücklehnen. Ich habe die Stadt durch meine Taten und mein Engagement gerettet, habe die Macht in vermeindlich fähigere Hände gegeben und mich dennoch bemüht überall dort zu helfen wo es meiner bedarf! Wer auch immer letztlich der Anführer sein wird, ihm wird es belassen, sich für den Rest zu verantworten. Ein Rest, der nur schwer zu verdauen sein wird, möchte ich meinen."

Sie zwinkerte dem Nosferatu zu.

"ich liege am Boden, weil ich mich hingelegt habe, nicht weil man mich ausgenockt hat. Sobald der Feuersturm über die Stadt hinwegefegt ist, werde ich mich wieder erheben und dann werden die Karten hier neu gemischt. Da können Sie sicher sein..."

Noirs Augen blitzten gefährlich auf. Sie hatte viele Demütigungen ertragen müssen, wusste nun aber auch wer Freund und wer Feind war. Glücklicherweise schienen die Freunde intelligenter als die Feinde zu sein.
Gut!
 
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Caitlin überlegte kurz und meinte dann:" Ja, bitte. Das wäre gut. Anna kann gerne mitkommen, wenn sie mag. Ein Gruppe von 4 Kainiten werden sie hoffentlich nicht so schnell angreifen. Ich fänds auf jedenfall lebensmüde allein dorthin zu gehen. Das muss ja nicht sein. Max und du werdet eh von Enio in die Gruppe eingeteilt, die in den Keller hinab geht, Anna kann dann Helena unterstützen, die den Rückzug sichert. Gut, Treffen wir uns also gleich an der Ruine. Ich werde im Wagen warten.“

Caitlin beendete das Gespräch und fuhr los zur Ruine. Sie hatte alles dabei, was sie brauchte und war neugierig, was sie alle im Keller erwarten würde.

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Gabriel sah Noirs Guhlin für einen Moment fassungslos an. "Ob ich von Ihnen lernen kann oder nicht, wird sich zeigen. Im Moment nutze ich einfach jede Chance und greife nach jedem Strohhalm, dass düfte doch verständlich sein. Ich bin seit vielen Jahren Sekretair und Assistent, aber jeder hat sein eigenes System. Ich halte Sie nicht für dämlich, aber wagen Sie es nicht, mich in diese Schublade zu stecken. Klar kann ich nachvollziehen, dass sie eine Wut im Bauch haben. Sie haben sich mühsam durch die Aktenberge gequält und jetzt, wo sie Licht am Horizont sehen, komme ich daher und nehme ihnen ihren Platz weg. Doch ich hab mir das nicht ausgesucht und wäre auch viel lieber in unserer Bibliothek bei meinen Büchern!" sagte er schließlich und sah Laura wütend an.

Ihr hätte doch klar gewesen sein müssen, dass Noir nicht dauerhaft Seneshall bleibt. Sie ist ein Küken! War das Laura nicht bewußt? Oder hatte Noir sie getäuscht?

Dann seufzte er und sagte versöhnlicher:" Da haben wir Blutsklaven keinen Einfluss drauf. Also gut, schauen wir mal, dass wir diese Stadt am Laufen halten." Er setzte sich und verschaffte sich einen Überblick. Laura hatte genug Freiraum, alles zu sortieren, Übersichten zu erstellen und was auch immer sie tun wollte. Wann immer es schien, dass sie einen Moment Freiraum hatte, stellte Gabriel die ein oder andere Frage.

Das Ablagesystem verstand er nach einigem Einblick von alleine. Nach Clan, Status und Alphabet sortiert, das war eindeutig. Ihn interessierten zunächst Verträge/Absprachen zu den Behörden, Sicherheitsmechanismen der Stadt, Absprachen/Verbindungen mit anderen Städten, Territoriale Besonderheiten , Empfangsroutinen und die Art der Überprüfung von Neuzugängen.

Gleichzeitig behielt er Laura im Augenwinkel gut im Auge.
 
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Ghul der Seneshall, Laura Raabe:

"Ok, wie Sie wollen!"

Sie hielt ihm einen Stapel hin.

"Dies sind die Daten der möglicherweise vernichteten Kainiten. Sie müssen sich an die Erzeuger der Vermissten wenden und vorsichtig anfragen ob eventuell irgendwetwas über deren Verbleib bekannt ist. Für den Fall, dass sie eine negative Antwort bekommen, sollten Sie den Tod des Betreffenden in Aussicht stellen und die Hintergründe erklären."

Sie wies auf einen zweiten, wesentlch dickeren Stapel.

"Dies sind die Unterlagen der Neuankömmlinge. Wir haben ziemlich viele Einwanderer und nicht alle haben den Fragebogen den ich ausgehädigt habe bereits wieder zurückgegeben. Sowohl jene die hier liegen, als auch solche die noch eingehen müssen umgehend und akribisch auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft werden. Mylady geht davon aus, dass das ein oder andere schwarze Schaf in der Menge zu finden sein wird. Unsere Kriese zieht auch Kriegsgewinnler und Verrückte an. Die Adressen der wichtigsten Kainiten und Oberhäupter finden Sie in meinem Rechner. Die Passwörter gebe ich Ihnen später. Es versteht sich von selbst, dass die Adressen und Verbindungen Topsecret sind, werde sie an dritte weitergegeben, wäre das Ihr Ende!"

Die Hand der Goth glitt einen Stapel weiter.

"Sie sind verpflichtet den Prinzen und Herren der umliegenden Städte einen wöchentlichen Rapport zuzusenden. Noir hat dieses Vorgehen eingeführt und es hat uns bisher eine Menge Ärger erspart. Sie sollte zusehen, dass sie den Machtwechsel in Finstertal schnellstmöglich und möglichst detalliert an die Herren weiterleiten. Versuchen Sie möglichst genau darzulegen, wer hier jetzt wie das Sagen hat. Wenn irgendwer auch nur annähernd auf die Idee kommt, das hier in der Stadt die Zügel durchhängen, ist Ihre Herrin Geschichte. Kainiten sind fiese und machthungrige Kreaturen. Nichts lockt sie mehr an, als erkennbare Schwäche!"

Sei holte kurz Luft, dann legte sie die Hand über mehrere recht unordentlich wirkende Papiere.

"Dies sind die Akten die ich noch nicht einsortieren konnte. Romero, mein Vorgänger, hat alle Informationen nicht nach der Person oder einem Datum, sondern nach Ereignissen und Einschätzungen seines Herren vorgenommen. Dies für jemand anderen nachzuvollziehen ist vollkommen unmöglich. Mir ist es in der kurzen Zeit gelungen etwas mehr als die Hälfte des Chaos zu beseitigen und in übliche Regelungen umzusortieren. Sie haben einige fertige Ausfertigungen vor sich liegen. Aber der Rest dürfte noch eine Menge Arbeit machen. Sie werden es hassen, glauben Sie mir. Trotzdem eilt auch dieser Schritt! Sollte es zu einer Überprüfung kommen, macht es einen sehr schlechten Eindruck, wenn schon der Grundstock der Führungsaufgaben einem Chaos entsprechen!"

Seufzend lehnte sich Laura zurück.

"Darüber hinaus müssen Sie wöchentlich die Rechungen des El Privilegio überprüfen und dann überweisen. Es gilt die Blutlieferungen an das Cafe zu bezahlen. Vergessen Sie nicht, dass einige Bestechungsgelder fließen müssen. Wie sie das Geld an den Mann bringen ohne dabei eine Spur zu hinterlassen wollte ich Ihnen aufschreiben, aber Sie lassen mir ja keine Zeit. Der Wolfsforst im Süden ist wie Sie wissen Naturschutzgebiet. Dieser Status soll in den nächsten Tagen von Bundesweit auf die EU erweitert werden. Einige Prüfer sind bereits vor Ort. Da die Akademie die Finanzen für den Wald zur Verfügung stellt, muss ein Bericht mit den kommenden Vorhaben und Geldmitteln aufgesetzt werden. Vergessen Sie bitte nicht, das dies das Verhalten der Garou beeinflussen wird. Trotz des Krieges haben wir noch ... so eine Art Verbündete unter den Lykantrophen. Es wäre nicht gut sie zu verärgern. Sprechen Sie mit Frau McKinney wie sie sich das Vorgehen in dieser Sache vorstellt.
Alle Dinge die die Akademie selbst betreffen, gedenkt Lady Noir auch weiterhin in Händen zu halten. Sie dienen rein künstlerischen und kulturellen Dingen und haben keinen Einfluss auf die Welt der Untoten!"

Es schien, als käme Laura ein Gedanke.
Sie lächelte nicht unfreundlich. Langsam erhob sie sich von ihrem Platz.

"Wollen wir nicht die Plätze tauschen? Ich hätte einen offiziellen Antrag zu stellen und ich finde wir könnten diesem auch direkt nachgehen, oder nicht? Nehmen wir es als Ihre erste Amtshandlung!"
 
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"Gut, bis gleich, Cait", antwortete Kiera noch und sah dann zu, wie sie möglichst unauffällig hier weg kam, denn eigentlich war die Chance nicht so gut.
 
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Die Art wie sein Gegenüber nocheinmal betonte aus freien Stücken zurückgetreten zu sein ließ ihn für einen Moment schmunzeln. Möglich das da die junge Rosenprinzessin aus ihr sprach, deren Stolz sie verpflichtete diese Formalität zu unterstreichen, wo andere Versatzstücke ihrer Persönlichkeit mit dem eingeschlagenem Weg überhaupt keine Bedenken hatten. Der uralte und gerissene Teil der Seneschall würde sicher noch ganz andere Dinge tun als sich selbst in einem Winkelzug vorübergehend zu entmachten. Wenn es für den Plan nötig war sich tot zustellen und sich unter einem Haufen stinkendem Unrat zu verstecken, dann tat man das halt. Ein Plan musste effektiv sein, nicht stilvoll.

Da bin ich mir sicher. Darum bin ich schließlich hier. Dann wünsche ich ihnen eine erfolgreiche Nacht.

Er war zufrieden damit, dass alles scheinbar in den Bahnen verlief die er vermutet hatte. Er würde diese Sache im Auge behalten müssen, denn ein Wesen wie die alte Lasombra würde natürlich als allererstes auf genau dieses Mittel zurückgreifen. Viele Männer waren sicher so dumm gewesen zu denken, dass sie alles durchschaut und die Pläne dieser Frau verstanden hatten und die Witwe hatte genickt und ihnen recht gegeben und Egos bestätigt wo immer dies nötig war. Er würde noch eine Weile warten, bevor er sich selber auf die Schulter klopfte und sich bejubelte wie schlau er doch war.
Daher erlaubte das paranoide Flüstern, das jeder Vampir irgendwann entwickeln sollte, wenn er nicht als Fußabstreifer am unteren Ende der Nahrungskette enden wolle, im Augenblick nur einen kleinen Triumph.

Wenn es sonst nichts weiter gab, würde sich Lurker genauso leise und ungesehen wieder aus dem Büro der Frau zurückziehen wie er hinein geschlüpft war.
 
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"Die wünsche ich Ihnen ebenfalls Lurker."

Noir zeigte sich nach wie vor sichtlich beeindruckt von dem Nosferatu. Er hob sich deutlich von der Masse ab und schien den eigentlichen Zusammenhängen näher auf der Spur als die meisten anderen. Zumindest lief er auf seinen eigenen Bahnen und schwomm nicht träge mit dem Fluss wie die meisten anderen Kainiten der Stadt. Wäre Noir nicht überzeugt, einen mehr oder weniger vertrauenswürdigen Verbündeten in ihm zu haben, hätte sie ihn ihm eine echte Gefahr gesehen. So aber war er ihr von Nutzen, was ihr auch wesentlich besser gefiel.

"Auf ein baldiges Wiedersehen!"
 
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Gabriel hatte gut zugehört und viel über den Ablauf in der Stadt gehört. Es unterschied sich in weiten Teilen vom Führen eines Gildehauses, aber mit guter Oranisation sollte man das hinbekommen. Nur die Nachforschung über die Herkuft der Gäste war etwas völlig neues. Bei den Tremere gab es immer eine kurze Rücksprache mit den ehemaligen Vorgesetzten, dann war auch gut.

Als Laura plötzlich anbot die Plätze zu tauschen, war er etwas überrumpelt. Heute war er hier um zu lernen.
"Hm, eigentlich beginnt meine Verantwortung erst morgen. Aber gut, wenn Sie etwas auf dem Herzen haben, immer heraus damit. Testen Sie, wie gut ich ihnen zugehört habe."

Er lächelte leicht und spielte das Spiel, das eigentlich so bitterer Ernst war, mit. "Bitte setzten sie sich doch. Was kann ich denn für Sie tun, Frau Raabe?" sagte er und deutete auf den Platz vor dem Schreibtisch, während er auf den freigewordenen Stuhl rückte.
 
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Ghul der Seneshall, Laura Raabe:

Die junge Goth brachte die Prozedur ohne weitere Gefühlsregung hinter sich. Sie sprach nicht, zeigte kein Schmunzeln und verzichtete auch sonst auf jeden weitere Geste. Auch auf Gabriels hörbar humoristisch gemeinte Begrüßung und die nette Aufforderung sich zu setzen hin, ließ sie sich nicht anmerken was in ihr vorging.

Da sie nun an der Reihe war, räusperte sie sich kurz und begann dann zu sprechen.

"Guten Abend Herr DuPont. Ich möchte mich offiziell bei Ihnen anmelden. Mein Name ist Laura Raabe und ich gedenke für die nächsten Nächte hier in der Stadt zu bleiben. Welcher Blutlinie ich angehöre ist nicht recht klar, aber ich würde sagen, dass ich als direktes Kind der Magdalena Noir Buchet, zum Clan der Rose, der Toreador gezählt werden muss. Ich gedenke auf unbestimmte Zeit in Finstertal zu verweilen. Ich besitze bereits ein Zimmer in der Villa des Prinzen, habe aber auch eine Suite im El Privilegio angemietet. Die Akte mit meinen Daten liegt bereits vor Ihnen. Gibt es noch etwas, dass Sie von mir wissen möchten?"

Machte sich Laura gerade lustig?
 
AW: [07.05.2008] Es ist wieder soweit - Krisensitzung der Primogene

Gabriels Lächeln gefrohr förmlich. WAS SOLLTE DAS? Verarschte ihn die Goth grade? Sollte das ein Trainig für den Ernstfall oder sowas sein? Oder meinte sie das tatsächlich ernst?
Er starrte Laura für einige Momente fassungslos an. Vielleicht würde sie ihm das als Versagen anrechnen, aber mit soetwas konnte doch keiner rechnen. Dann räusperte er sich und fing sich mühselig, wobei endlich wieder Bewegung in seine Gesichtszüge kamen und sich der leichte Bartwuchs von heute morgen in Bewegung setzte. Aber nicht zu einem Lachen oder Grinsen, sondern einem zaghaften, ehrlichen Lächeln.

"Ich verstehe und heiße Sie im Namen der Stadt Fintertal als Kainitin willkommen." OK, man sah ihm an, dass er ganz und gar nicht verstand, aber vielleicht war Laura höflich genug über diese kleine Notlüge hinwegzu sehen. Was für eine Situation, kaum 1 Minute im Einsatz und dann sowas. Wie sollte er denn nur den Wahrheitsgehalt dieser Aussage überprüfen? Vor allem, war es ein oder schon zwei Tage her, dass er sie mit Andrue, dem Ventrue-Guhl vor der Burg gesehen hatte? Es war hellichter Tag gewesen.
Er überflog kurz die Akte, von der Laura gesprochen hatte. War dort ein Hinweis auf ihren Erschaffungstag zu finden? War die Akte überhaupt real? Klang Laura, als würde sie die Wahrheit berichten? Hatte sie wirklich das geschafft, was sich nahezu jeder Blutsklave wünschte? Er würde sie beneiden, solange sie nicht log.
 
AW: [07.05.2008] Es ist wieder soweit - Krisensitzung der Primogene

Laura Raabe:

Es hatte alles seine Richtigkeit, zumindest was die Papiere anging. Der Akte nach hatte Noir die Goth am dritten Mai des Jahres 2008 gezeugt. Laura war als Kainit also nicht einmal eine Woche alt. Unter Clan war Toreador angegeben. Als Leumund für einen hervorragenden Charakter und eine zweifellose Glaubwürdigkeit hatten sich niemand weniger als Lord Johardo und einige weitere äußerst angesehene Kainten der Clans Toreador, Ventrue und Tremere schriftlich verbürgt. Diese bestätigten auch, das der Clan der Rose sein neues Kind erfreut in den eigenen Reihen willkommen hieß. Außer diesen bereits recht eindrucksvollen Punkten, schien Laura einige Teile des Akademiegeländes zu besitzen. Den Unterlagen nach wurden diese ihr bereits vor drei Tagen von Noir übereignet.

"Vielen Dank für die netten Worte Gabriel!"

Laur verzichtete darauf den Ghul mit Nachnamen zu betiteln. Er war ein Ghul nicht mehr, ein Blutsklave der hier zwar einen ausgesprochen wichtigen Dienst versah aber sich letztlich nun wirklich nicht auf Augenhöhe mit einem Kainiten befand.

"Ich bin, dank meiner Tätigkeit hier in der Akademie recht genau über die bisherige Rechtslage informiert würde jedoch gerne wissen, ob diese sich in nächster Zeit ändern wird? Immerhin bedeutet ein Führungswechsel auch immer einen großen Umbruch in dem sich einiges - auch das geltende Recht - den neuen Umständen anpassen muss! Nichts läge mir ferner als durch bloße Unwissenheit gegen eine wichtige Regel zu verstoßen!"

Ein Lächeln folgte, dessen Ursprung nicht zu deuten war.
Ob er reiner Gehässigkeit entsprang oder ernsthaft wohlgemeint war, lies sich auch mit viel Übung nicht sagen.

"Darüber hinaus würde ich gerne wissen, wer zukünftig als Primogen des Clans der Rose vorgesehen ist. Derzeit gibt es weder einen anerkannten Prinzen, noch einen offiziell bestätigten Seneshall. Finstertal ist formell also noch immer fest in der Hand des Clans der Rose. Auch wenn die Stadt nicht mehr durch ihn geführt wird, so denke ich doch, dass es weiterhin einen Ansprechpartner geben muss, der für die Interessen meiner Blutlinie einsteht. Es geht nicht nur darum, dass die Akademie einer weiteren Führung durch berufener Hand bedarf, sondern auch um die Tatsache, das nicht wenige Blicke kritisch auf den weiteren Machenschaften des Kriegsherren und seiner Vasallen ruhen! Sie wissen sicher, das Lady Noir aus nachvollziehbaren Gründen für dieses Amt nicht mehr zur Verfügung stehen wird? Da man ihr offiziell das Vetrauen entsagt hat, wäre es eine Farce ihr trotz allem die Führung eines für Finstertal so bedeutenden Postens zu überlassen, finden Sie nicht auch?"

Das Lächeln auf den Lippen der Goth wuchs in die Breite.
Die Tremere hatten sich mit den Toreador in den Ring begeben. Die armen Hexer hatte ja keine Ahnung auf was sie sich da eingelassen hatten. Dies war das Parkett der Posseur und Laura eröffnete so eben Runde 1.

"Und?"
 
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