AW: [05.05.2006] Der Angriff aufs Labor
Es gibt sicher im Leben jedes Menschen Momente, an denen man sich für eine Seite entscheiden sollte. Natürlich die richtige, versteht sich. (Oder besser, indem er sich gern für eine Seite entschieden hätte.)
Und ihr kleines Ego richtet seinen ganzen Stolz auf die Illusion, dass man persönlich in diesen Momenten auch entscheiden durfte, entschieden hat, und danach mit dem Folgen leben muss.
Als Michael allerings spürte, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten, und mit angstgeweiteten Augen das Grauen sehen musste, was ihm die Knie weich werden lies und das Atmen schwer machte, da war er schon mit Händen und Füßen auf dem Rückzug. Er hätte sich in die Hosen gemacht, wäre nicht sein ganzer Körper vor Entsetzen verkrampft.
Dieses... Grauen brachte ihn weiter weg von seiner kleinen Persönlichkeit, als er es je mit rauschhaften Substanzen, intensiven Orgasmen oder exzentischer Musik geschafft hatte, weiter, als er es sich je zu träumen gewagt hatte und definitiv weiter, als er je hätte gehen wollen, wäre er gefragt worden.
Alles verlor in diesem Moment seine Bedeutung. Nein, nicht alles, sein ureigenster Überlebensinstinkt lies ihn aus- und einatmen, bewegte seine Füße, und zeigte ihm das Ziel: Fahrstuhl, als die Erde um ihn zu beben anfing.
Dieser Instinkt brauchte keine Alternativen, um sich für das Richtige zu entscheiden.
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Für Mahmud freilich war das Poblem ein anderes...
Bis zu dem Moment, da die Realität begann, zusammenzubrechen war er zugleich stolz und beschämt gewesen, ein für ihn höchst verwirrender Zustand.
Stolz war er auf seinen Schlag, der seinen Gegner fast getötet hätte, auf die Kraft in seinem Inneren, von der er bislang nur in schwachen Momenten zu träumen gewagt hatte und über die Angst, die er zur Zeit im Raum verursachte.
Scham und Schuld fühlte er, weil er wusste, dass er gesündigt hatte, weil er zu schwach war, um sein Tier zu halten, weil er vielleicht Unschuldige verletzt hatte und er fühlte die Angst vor den Konsequenzen seines Tuns...
Er wollte nicht in diese Anlage gehen... er wusste, weshalb er es doch getan hatte... obwohl er es nicht zugeben wollte.
Er war kein Kämpfer und wollte es nie sein. Und er wusste insgeheim, dass dies alles war, was er für sein Verhalten vorbringen konnte.
Wenigstens im Moment. Es braucht viel Zeit, um Fehler einzusehen, und noch weit mehr, um sie zu korrigien, hatte sein Mentor gesagt.
Er war mitten in dem Gedanken und auf dem besten Wege, um sich aus dem monströsen Killer in den Vernuft-Vampir Mahmud zurückzuverwandeln, als das Chaos um ihn ausbrach und er auf einmal in die Luft gehoben wurde...
Er hatte Ernest aufgrund der Beleidigung nur einen Moment aus den Augen gelassen und dies war wohl die gerechte Strafe für seinen Fehler.
Es brauchte nicht erst Cats Worte, um ihn von dem Gedanken der Flucht zu überzeugen. Beide Stimmen in Mahmuds Kopf drängen ihn zu einem schnellen Abgang und aber noch wehrte er sich gegen die Panik.