AW: Zu viel Vielfalt in der Vampire World of Darkness?
Es macht wahrscheinlich ungleich mehr Mühe mir nen ehemaligen Firmenchef vorzustellen und wie der sonst so drauf ist und was für Einstellungen er hat und wen er mag und wen nicht und alles drum und dran...
Ich finde, das muss man auch ausarbeiten, wenn man beispielsweise einfach einen Ventrue spielt. Für mich kommt die Persönlichkeit an erster Stelle, dann das Vampir-Sein und dann der Clan. Deshalb kann ich mir ein Spiel ganz ohne Clans auch als sehr interessant vorstellen, da es für mich an der Individualität der Charaktere (SC und NSC) und am "persönlichen Horror" nichts ändern würde. Das wäre für mich dann halt nicht Vampire:tM mit allem, was sonst noch drin steckt, da ich beispielsweise auch Clanpolitik und Konflikte der Clans untereinander sehr interessant finde. Und aufgrund der clansinternen Politik und Einstellung und der Position des Clans innerhalb des Gesamtgefüges neigt eben jeder Clan dazu, Leute aufzunehmen, die in dieses Bild passen. Das führt natürlich auf der einen Seite zu Stereotypen, aber IMHO eben nicht nur. Es führt eben auch zu einem interessanten Gesamtbild. Ein Clan, der nur aus Stereotypen besteht, macht auch für mich keinen Sinn - aber eine Menge unterschiedlicher Clans, die sich alle in unterschiedliche Richtungen entwickeln und dafür Leute rekrutieren, das macht mir persönlich Spaß. Und Clans bestehen eben aus Individuen, die einige, aber nicht alle Eigenschaften mehr oder weniger teilen.
Ich sehe da eine Menge Parallelen zur Prototypen-Theorie aus der Linguistik: Wir können uns alle einen prototypischen Stuhl oder Hund vorstellen, der die Idealeigenschaften eines Stuhls oder eines Hundes besitzt. In der Realität sind wir aber sogar in der Lage, Dinge als Stuhl oder Hund zu erkennen, die nur ganz wenige Eigenschaften mit dem Prototyp teilen. Wir haben quasi in der Mitte das (nicht reale) Idealbild und drumherum eine Menge Sachen, die alle Stuhl oder Hund sind, aber teils nur einige Eigenschaften des Idealbildes haben aber sich nicht mal untereinander Eigenschaften teilen müssen.
Der Ventrue an sich ist nun mal ein nicht existenter Prototyp, aber existierende Ventrue müssen sich nicht untereinander ähneln sondern können unterschiedliche Eigenschaften des Idealbildes haben. Trotzdem sind alle eindeutig Ventrue.
Gut, das ist jetzt sehr theoretisch und mit Sicherheit nicht ausreichend, um einen Clan zu analysieren oder zu erklären, aber ich mag diesen Ansatz einfach.
Für mich würde einem Spiel ohne Clans eben dieser politische Aspekt fehlen. Bzw. wenn sich in einem Spiel ohne Clans wieder einzelne politisierende Fraktionen herausbilden, kann ich für mich auch gleich bei den Clans bleiben. Gut, es wäre nicht ganz dasselbe, aber ähnlich genug.