AW: Warum ich mit RAW und Abenteuerspiel im RPG nichts anfangen kann
Ich bin fast der Überzeugung, dass alles, wofür du die "Goldene Regel" einsetzt, sich genausogut oder besser mit minimalen Regeländerungen (s.o.) und ohne "Goldene Regel" umsetzen ließe.
Ich bin sogar der FESTEN Überzeugung, daß sich per Hausregel und abgestimmter Auslegung nicht eindeutiger Regelteile überhaupt KEIN GRUND ergibt jemals zu so etwas wie der "Goldenen Regel" greifen zu müssen.
Wenn man etwas als im verwendeten Regelwerk problematisch in der Anwendung oder unklar in der Formulierung oder schlichtweg nicht gefallend empfindet, so ist ohne viel Arbeit einfach diese Passage per Hausregel, die da heißen kann: "Kapitel 17.1 und 17.2 werden in unserer Runde nicht angewandt." in die RAW für die jeweilige Runde aufgenommen.
Solche Regelanpassungen sind völlig normale Praxis um sich ein Regelwerk für seine jeweilige Spielergruppe zu erschließen.
Sobald diese Regelanpassungen feststehen, kann sich JEDER in der Gruppe (Spieler UND Spielleiter) darauf verlassen, daß sie so gelten und so zur Anwendung kommen, wie festgelegt.
Wie kann man damit das immer wieder angeführte "Problem" des "vorzeitig" getöteten Oberschurken lösen?
Ganz einfach in dem man die Regel von Castle Falkenstein für sein beliebiges anderes Regelsystem übernimmt, daß WICHTIGE Charaktere (wozu stets die Spielercharaktere gehören, aber auch besondere NSCs) eben NICHT durch einfaches Würfelglück/-pech sterben können, sondern nur durch eine bewußte Handlung. - Bei CF ist das Ausführen dieser bewußten Handlung durch settingspezifische Verhaltensvorgaben deutlich erschwert (nicht jedoch regeltechnisch!). Die RAW geben nur den Rahmen, der besagt "Du hast den Überbösen besiegt. Er liegt nun mit gebrochenen Knochen sich windend vor Dir und ist gänzlich in Deiner Gewalt." Das eigentliche Töten dieses HILFLOSEN ist dann eine BEWUSSTE Entscheidung eines Spielers, der damit gegen die "Gesetze des höflichen Gebarens" verstößt und dafür die KONSEQUENZEN tragen muß!
So etwas geht natürlich bei einem Setting, in welchem es solche Verhaltensvorgaben und -erwartungen an die SCs gibt, leichter, als in einem Western-Setting, wo man erwartet, daß ein Gunslinger dem Hilflosen die Kehle durchschneidet um Munition zu sparen. - Aber in solch einem Western-Setting passen ja auch "unsterbliche" Charaktere (SC wie NSC) nicht so recht.
Somit sind solche Fragestellungen, wie die "Rettung" eines SC oder NSC vor dem eigentlich sicheren Tod stets SETTINGSPEZIFISCH zu beantworten.
Wenn es ein hartes, realistisches Setting ist, in welchem gerade auch der sinnlose Tod, der JEDEN dort ereilen kann (auch SCs!) in den Vordergrund gestellt wird, dann wird eine solche Regel fehl am Platze sein. Und dann wäre aber auch ein Regelbruch eines Spielleiters, der den bereits erwarteten Tod eines SCs noch haarsträubend und die Settingkonventionen sprengend abwendet, sehr unstimmig und hinterläßt einen bitteren Nachgeschmack.
Was ich gerne einmal von den Vertretern der "Goldenen Regel" aufgeführt haben möchte, sind Situationen, in denen das Spielgeschehen tatsächlich NUR MIT DER GOLDENEN REGEL am Laufen gehalten werden kann. - Also Situationen, die tatsächlich niemals mittels Hausregeln oder der Verwendung eines auf den beabsichtigten Fokus des Spielgeschehens vielleicht besser passenden Regelsystems behandelt werden können.