AW: Warum ich mit RAW und Abenteuerspiel im RPG nichts anfangen kann
Es ist bei uns bisher (in den 2-3 Fällen, wo ich über den Gebrauch der GR nachdenken musste) eher so gelaufen, dass ich gesagt hab: "Hier Leute, das und das habe ich gerade gewürfelt und das könnte zu echten Problemen führen, was meint ihr?"
...
a) einen solchen Fall immer dem Konsens der Gruppe überlasse (bisweilen jedoch mit dem Hinweis meinerseits, dass ich den besseren Überblick über den weiteren Verlauf der Kampagne habe, falls etwas derartiges schon in meinem Kopf existiert),
Finde ich nicht gut. Da bleibt ein übles "Geschmäckle" zurück. Die Gruppe hätte eigentlich etwas anderes an Konsequenzen sich REDLICH verdient (im Guten wie im Schlechten gemeinsam), und nun soll das alles wie in der Datenbank zurückgerollt werden und alles ist anders und Pamela kommt aus der Dusche und Bobby lebt und man soll sich da nicht doof vorkommen? - Konsens hin oder her, das "rettet" nichts, sondern zieht die gesamte Kampagne runter. Mir als Spieler wäre so etwas total unangenehm und für mich bekäme da die Kampagne einen Sprung.
Ich glaube wir meinen nicht exakt dasselbe... also, ich meine das nicht rückwirkend, sondern eher "bevor ich den Todeskampf beschreibe".
Meinst Du das trotzdem? Kannst Du Deine Antwort zu dem Punkt noch ein bisschen ausformulieren?
Was heißt "nicht rückwirkend"? Wenn Du einen Riesenhaufen Schaden gewürfelt hast, dann liegt das Ergebnis der Handlung, des Angriffs doch schon fest. Die SCs oder der Wichtige NSC (tm) sind Toast. - Wenn man dann darüber abstimmen läßt, ob das dann doch nicht soooo schlimm gewesen sein soll, dann ist das für mich rückwirkend.
Oder meinst Du, BEVOR Du den Schaden wirfst, fragst Du Deine Spieler, ob das in Ordnung ist, wenn Du ihnen nur halben Schaden gibst, weil sie ja gerade schon so angeschlagen sind? - Das fände ich genauso unerwünscht. Da werden halt die Samthandschuhe, die zur Situation überhaupt nicht passen wollen, vorher schon ausgepackt, statt hinter dem Spielleiterschirm übergestreift zu werden. - Ein Erlebnis: Unsere Midgard-Gruppe wurde dermaßen gebeutelt von vom Spielleiter augenscheinlich in ihrer Kampfkraft unterschätzten Monstern. Plötzlich ertönte aus weiter Ferne ein Horn und die Monster trollten sind in diese Richtung hinfort und wir lagen in unserem Blute. - Die Stimmung in der SPIELER-Gruppe war auf dem Tiefpunkt. - In derselben Runde, ein paar Monate Spielzeit später hatte der Spielleiter in einem "Aufwärmkampf" gegen ein paar Orks in einem unterirdischen Gangsystem seinen uns begleitenden NSC-Magier eine Art magischer "Handgranate" werfen lassen wollen. Und er baute einen kritischen Fehler: das Ding ging genau vor seinen Füßen hoch, und alle anderen Charakter standen rund um ihn herum, weil wir unseren tollen Auftraggeber doch schützen wollten. Resultat: von 7 SC lebten nach der Explosion noch ein oder zwei, als der Spielleiter meinte, daß durch die Explosion noch die zweite dieser "Handgranaten" in der Tasche des Auftraggebers mitexplodieren würde. Resultat: Total-Party-Kill. - Wir waren geschockt. Betroffen. Betrübt. Und beeumelten uns so nach und nach darüber. Und auch heute noch ist das eine tolle Geschichte, an die sich JEDER der Spieler von damals noch sehr gut erinnert.
Die Geschichte wäre nicht so erinnerungswürdig gewesen, wenn es nicht ein für die "Geschichte im Ganzen" total unsinniger, rein aufgrund eines Zufallsentscheids erfolgter, tragisch-unnötiger Tod von sovielen bereits länger gespielten SCs gewesen wäre. Der Spielleiter hat hier RAW angewandt und wir fanden das gut und finden das noch immer gut.
Zum Thema goldene Regel und wie sie den Spielspaß schmälern kann:
Naja ich habs halt dadurch überlebt, aber der Ausgang der situation war nur mäßig befriedigend, da meine Aktion nun irgendiwe nichts heldenhaftes mehr hatte da ich ja eh nicht sterben konnte. Wär ich gestorben hätte ich wenigstens einen Heldentod gehabt, hätte ich doch noch gewonnen, naja dann hätte ich was gehabt auf das ich zu recht stolz sein könnte.
Es muß noch nicht einmal der Heldentod sein (siehe oben). Aber wenn ein Spieler BEWUSST den Tod seines Charakters in Kauf nimmt um etwas Heroisches zu tun, dann ist es eben dieses UNGEWOLLTE und INAKZEPTABLE Hinein-Verharmlosen, daß den gesamten Helden-Akt entwertet.
Und so etwas kann einem auch beim Gruppen-Konsens, wenn der Spielleiter die Frage an alle stellt, passieren. Der EINE Spieler hat das Risiko bewußt in Kauf genommen, nun geht es den Bach runter, und da sollen plötzlich ALLE darüber abstimmen dürfen und DEM SPIELER REINREDEN dürfen? - Nein. Finde ich nicht gut.
Was hätten wir wohl bei dem obigen Total-Party-Kill gesagt, wenn uns der Spielleiter gefragt hätte? - "Klar, laß uns alle überleben. Dann war das eben ein Blindgänger, hähä."? - Vielleicht. Aber dann hätten wir einen 08/15-Standard-Kampf gegen die Handvoll Orks durchgezogen und wären weitermarschiert. Und? - Es wäre nicht im geringsten erinnerungswürdig gewesen.
Manchmal schlägt das Schicksal erbarmungslos zu. Das kann auch meinen Lieblings-NSCs passieren. Da bange ich jedesmal mit, daß sie mir nicht von glücklichen oder schlauen Spielern vorzeitig aus dem Spiel entfernt werden. Aber ich werde den Teufel tun, sie daran zu hindern meine NSCs lang und schmutzig abzuledern. Wenn sie das hinbekommen, dann haben sie sich das VERDIENT. Und dann dürfen sie sich darüber freuen, daß sie etwas erreicht haben.
Deshalb halte ich da nichts von "Abstimmung durch alle" mit einem "bedenkt, ICH, der Spielleiter, WEISS ja wie die schöne, schöne Kampagne weitergehen soll, daher bitte ich Euch zu überlegen, ob das wirklich so sein soll". - NATÜRLICH SOLL ES SO SEIN! Screw the campaign! - Wenn der Spielleiter seine Kampagnen so fragil konstruiert, daß die das nicht abkönnen, wenn die Spieler man Würfelglück oder schlauere Taktiken haben, dann ist er halt selbst schuld. EINE Geschichte kommt IMMER dabei heraus. - Ob es nun eine "bessere" wäre, das ist ja nur eine von vielen Möglichkeiten (es könnte ja auch eine allgemein enttäuschend schlechtere dabei herauskommen - weiß man's vorher?).
Daher mag ich diese Idee oben nicht.