Serie The Man in the High Castle

Nö, er sollte sich nicht bei YT beschweren, sondern einfach die Werbung blocken, das macht einen viel lockerer und erspart einem Werbefilmchen ;)
 
Bei mir fehlt's an Begeisterung. Ich hab das Gefühl, die Serie fußt eigentlich bloß auf der Grundprämisse, dass die Nazis gewonnen haben und hat sonst so gar nix. Hab jetzt die ersten Folgen gesehen und will den Hauptplot wissen, aber die Figuren und wie die Story getragen wird, reißt mich so überhaupt nicht vom Hocker. Die Nazis sind einfach böse und das war's, und eigentlich hat auf die auch niemand so richtig Bock, zum Beispiel. Da hätte ich mir mehr Begeisterung innerhalb der Gesellschaft gewünscht, das wäre interessant gewesen. Und überall wird mit dem Hakenkreuz derartig rumgewedelt, dass man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, es soll möglichst oft gezeigt werden, um zu schockieren und davon abzulenken, dass da sonst nix is in der Serie...außer der Schocker "Nazi" halt. (Mit Enthusiasmus rumheilen traut man sich dann aber doch nicht, dafür komplett idiotische Hakenkreuz Symbole auf öffentlichen Telefonen.)

Ma weiterkieken. Aber so richtig Hoffnung hab ich nich mehr.
 
Hmm. Also eigentlich geht es um Loyalität und Verrat.
Zu seinem Land.
Zu seiner Famlie.
Zu den Menschen die man liebt.

Und man sieht bei John Smith und Inspektor Kido auch die akkurate, bürokratische Banalität des Bösen.
Sie tun in ihrem jeweiligen Wertesystem das "Richtige", aber wir, als Betrachter mit unserem Geschichtswissen, wissen das es Unrechtssysteme sind und verurteilen sie daraufhin.
Was wäre aber wenn John Smith ein Mitarbeiter der Heimatschutzbehörde im hier und jetzt wäre und die Rebellen die vermuteten Leute von Al-quaida oder IS? Wäre so ein Handeln immer noch falsch?
Bzw. wie würde wir das sehen?

Um die Serie einschätzen zu können sollte man die heutige amerikanische Wirklichkeit nicht ausser Acht lassen.
Es lassen sich sicher Parallelen ziehen und ggf. neue Blickwinkel sowohl auf die Serie wie auch auf die amerikanische Wirklichkeit gewinnen?
Oder spinn ich hier total?
 
Und all das hätte man in der Serie besser in Szene setzen können. Hat man meiner Empfindung nach aber verpasst.
 
Man muss das ja nicht in GROSSBUCHSTABEN für Doofe darstellen. Eine nouancierte Darstellung die auch andere, oder sogar gegensätzliche, Interpretationen zuläßt ist sicher im Geiste Philip K. Dicks Originalgeschichte.
 
Keine Ahnung, was du da gesehen hast. Ich hab bisher nur in GROßBUCHSTABEN für Doofe dargestellen gesehen, dass Nazis voll die Bösen sind die normale Menschen alle nicht leiden können und dass Hakenkreuze ein toll böses Nazi-Symbol ist, dass man überall hinklebt, damit niemand vergisst, dass die Nazis jetzt in New York wohnen. (Die Straßenschilder sind aber auch noch in Englisch, mit den drei deutschen Worten drangemalt, die englische Regisseure halt kennen, und New York heißt noch New York. Münzaparaten Hakenkreuz Symbole auf der Wählscheibe spendieren ist nämlich 'ne coole Idee, die Stadt in Neu Witten umzubenennen eher nicht.)

So ein paar Leute aus dem Volk, die sich nicht benehmen, als hätte ein Cartoon-Regime unter der Anleitung des Triumphirats Judge Doom, Darth Sidious und Kater Karlo die Kontrolle übernommen, die vielleicht sogar zustimmen und zeigen, dass die wirkliche Gefahr und der Erfolg eben nicht von den aktiven Unterdrückern, sondern dem passiven, aber zustimmenden Volk ausgeht, das hätte ich Bombe gefunden. Hab ich nicht gesehen bisher. Den Rest von dem, was du beschreibst, auch nicht. Ich seh da bis jetzt nur 'ne Serie, an der Menschen arbeiten, die den Nationalsozialismus und die deutsche Geschichte jetzt nicht so lange studiert haben, hauptsächlich die Klamotten cool finden und mit Nazi-Flaggen 'ne Amazon-Serie hypen wollten.

Aber wenn's drin ist, cool. Dann wär's vielleicht für Doofe nicht verkehrt gewesen, es doch in GROßBUCHSTABEN zu schreiben. So, denke ich, bleibt hauptsächlich der Gedanke nach der Serie, dass die Hakenkreuze mochten. :D

Aber ma kieken. Zwei Folgen schau ick noch.
 
gesehen, dass Nazis voll die Bösen sind die normale Menschen alle nicht leiden können
Hmm. Weiss nicht. Wenn der Verdacht des Unterstützens einer terroristischen Vereinigung besteht, dann sind das eher keine "normalen Menschen", sondern Staatsfeinde. Mit denen gehen so gut wie keine Staatsbedienstete so um das sie wie "normale Bürger" behandelt werden....

Mal sehen.
Die Nazi's sind überwiegend selbst Amerikaner und, wenn man mal sich anschaut auf was allem die AmiFlagge prangt, dann ist das jetzt nicht sooo viel mehr mit den Hakenkreuzen wie mit Amiflaggen.
Ich gehe mal nicht davon aus das eine grosse Anzahl Deutscher an der Westküste rumgurken muss um das Regime aufrecht zu erhalten.
Ein paar "Unbelehrbare" die ihre Heimat verteidigt haben lehnen sich halt auf.
Es sieht auch nicht so aus als gäbe es einen grossen Widerstand, sondern wirklich winzigkleine Grüppchen, die ohne diese Wochenschauaufnahmen nicht weiter motiviert werden könnten.
Die nationalsozialistische Revolution ist auch kein grosses Novum mehr, ausser bei irgendwelchen Parteiaufmärschen gibt es wenige jubelnde Mengen, die Leute sind damit zufrieden, vor allem jene an die der Reichtum der enteigneten übertragen wird.
Das erinnert auch stark an das Lebensgefühl in kommunistischen Staaten.
Solange man nicht aufmuckt sorgt das System für einen einigermaßen.
Aber wehe man fällt dem System unangenehm auf ohne Protektion zu haben. Dann kann schnell Gefängnis oder schlimmeres drohen.

Ich finde "The Man in the High Castle" als durchaus gelungene, eben nicht überzeichnete, Darstellung totalitärer Systeme. Die Japaner sind ein klitzekleines bisschen weniger böse als die Nazis, aber eher nur in Nouancen.
Das der Familie die Kosten für Hinrichtung und Beseitigung von Familienmitgliedern die Staatsfeinde sind aufgebürdet wird war im Nationalsozialismus so, und ist auch in China heute so (Sowjetunion hab ich jetzt keine Ahnung).
Auch das Sippenhaft angewendet wird, das ist totalitären Regimes gemein.

Alleine schon die Benamsung der John Smith Figur, klasse.
Der "Jedermann" der amerikanischen Gesellschaft.
Mal die Uniform ersetzt und man hätte daraus einen echten 50-er Jahre Ami wie er im Buche steht sehen können.

Oder Frank Frink der vor die Entscheidung seine Liebe zu verraten, oder seine Schwester und deren Kinder zu verlieren, auch Klasse gemacht.
Vor allem da seine Freundin ihn ja verläßt und er damit beide, Freundin, und Familienmitglieder, verliert.
D.h., das moralisch Richtige zu tun kann sehr hohe Kosten verursachen, die man, würde man den Preis vorher genau kennen, ggf. dann doch nicht zahlen würde.

Das die amerikanische Nazi Partei in den 30-ern durchaus viele Anhänger hatte und die Gesellschaft gegen Schwarze und Latinos offen, gegen Juden partiell rassistisch war, läßt durchaus eine Entwicklung zu, wo die Rassisten eben die Oberhand gewinnen. Ganz so verschieden wie es die Amerikaner nach dem 2-ten Weltkrieg meinten, waren sie nämlich nicht von den Nazis in Deutschland. Die teschnische Überlegenheit imponierte.

Die Serie muss jetzt nicht jedermanns Geschmack sein.
Ich finde sie bis jetzt (noch recht am Anfang) durchaus gelungen.
 
Klingt, als ob mich der Eindruck, den die penetrant auf Youtube geschalteten Trailer hinterlassen haben, nicht getäuscht hat: Von Dicks Themen ist nichts übrig geblieben; stattdessen hat man auf altbackene Klischees wie "Hitler wins", "It could have happened here" und einen ordentlichen Schuss Trommelwirbelpatriotismus ("Ich will mein Land wieder zurück", wirklich?) gesetzt.

Sehr schade. Eine tatsächliche Verfilmung des Buches hätte interessant sein können.
 
Ich würde mich von unseren Geschmäckern und Meinungen nicht verwirren lassen. Selbst Meinung bilden ist die einzige Art sich ein Urteil zu erarbeiten das kein Geschmäckle hat.

Schaut man sich die Wertungen auf Imdb an, dann ist hier eine 8,2 gar nicht sooo schlecht.
Hell on Wheels hat z.B. 8,3 und die mochte ich auch gerne sehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hab jetzt die erste Folge gesehen, hat mir gefallen, war spannend, hat Lust auf mehr gemacht. Von daher hoffe ich mal, dass es für mich so bleibt.
 
*achselzuck*
Ich kann den verschiedenen Beschreibungen schon entnehmen, dass die Serie über ein paar Namen und Schlagworte hinaus mit dem Buch nichts zu tun hat. An einer generischen "Die Achse beherrscht-Amerika"-Serie hätte ich ohnehin kein Interesse gehabt, wenn nicht der Titel gewesen wäre.
 
Da ich gerade meine Mehrfachintegrale nicht gescheit substituiert bekomme schreibe ich euch halt,... (das ist erbärmlich aber Mut zur Hässlichkeit habe ich schon immer gehabt,...)

Ich hab mal die ganzen "Nazis sind doof" Kommentare nur quer gelesen, da ich diese Aussage für einen gesamt gesellschaftlichen Konsens halte. Allerdings schließe ich mich auch Allen an die diesen Konsens für medial überstrapaziert halten (ich hätte im Geschichtsuntericht an der Schule auch gerne mal etwas über den Afrikanischen Kontinent, Amerika, die DDR erfahren und es würde mich auch mal interessieren warum in unseren Dorf immer noch britische Besatzer rum laufen). Aber auf die Überstrapzierung der Clichés über Deutsche, Russen, Japaner und so weiter (Die ich im übrigen für den wahren Rassismus halte) wollte ich gar nicht hinaus.

Ich brauche mal wieder eure Hilfe,
ich raffe nämlich den Story Plot nicht,... Vielleicht liegt das daran, dass ich bisher nur bis zur fünften Folge gekommen bin aber worum geht es in der Serie eigentlich??

Also bisher ist nur eine dystopische amerikanische Geselschaft vorgestellt worden, die von den Achsenmächten regiert wird. Wobei natürlich alle bekannten Nazie Clichés (militärische Disziplin, bedingungslosere Gehorsam, übersteigerte Grausamkeit, mittelmäßige bis fehlende Intelligenz bei Ausführenden Organen, extreme Intelligens bei der Führungselite und den Wissenschaftlern und alle sagen immer (selbst wenn sie verdeckt ermitteln) "Heil Hitler"etc. etc. (gäääähn) Dazu fällt mir noch ein polnischer Witz ein: F: Warum brauchen Deutsche zwei Viagras? A: Weil nach der Ersten erst der Arm hoch geht).

Naja in diesem Naziidyll voller Angst und Gewalt gerät nun eine "junge" Frau plötzlich an einen Film der beweist, dass die Nazis den Krieg NICHT gewonnen haben????? Also ich meine (????????)
Wahrscheinlich muss ich die Serie tatsächlich weiter sehen um diesen großen Kontextfehler zu übersehen (oder ich habe irgendetwas nicht verstanden,... ich gucke Serien meistens auf Englisch und da kann es schon mal passieren, dass irgendein wichtiger Hinweis verloren geht) aber mal im Ernst: Wenn jetzt irgendwo ein Video auftauchen würde, in dem zu sehen ist, dass Nazi Deutschland DOCH gewonnen hat und irgendwelche SS Soldaten in New York rumspazieren würden, dann würde ich bestimmt nicht an der Welt, wie ich sie kenne zweifeln und sofort den Arm hoch reißen und "heil Hitler" schreien (Immer diese Clichés,... Aber ich muss an dieser Stelle auch für Alle denen es noch nicht aufgefallen ist erwähnen, dass ich das Wort "Cliché" sehr liebe).

Also kann mir bitte einer erklären wie die Nazis den Krieg gewinnen konnten während sie den Krieg verloren haben (Ihr könnt auch gerne spoilern, ich gucke die Serie eh nicht weiter).
Sollte das einer hinbekommen erkläre ich auch was Beweise per vollständiger Induktion sind!!!
 
Zuletzt bearbeitet:
In der Romanvorlage ist die Welt, in der die Achsenmächte gewonnen haben, laut chinesischem Orakel nur eine Parallelwelt, während sie in der richtigen Welt verloren haben. Im Buch ist es auch kein Film, sondern ein Roman der das beweist.
 
Danke für die Aufklärung :up:

Aber mir würde ein Buch oder Film trotzdem nicht reichen um an meiner Welt zu zweifeln,... Aber ich werde das noch mal neu Bewerten, wenn es denn mal passiert :)
 
Es geht nicht ums an der Welt zweifeln.
Die Geschichte, egal ob als Film oder Buch das die Allierten gewinnen wird von den Menschen nicht als "wahr" angesehen, sie sehen aber eine andere Wirklichkeit wie es "haette sein koennen".
Im Gegensatz zur tristen Wirklichkeit fuehlt sich das nun fuer die Betrachter/Leser "richtig" an. Zumindest fuer die, denen die Besatzung auf den Zeiger geht.

Das Regime sieht in der Existenz dieser Medien nun eine Gefahr fuer die innere Sicherheit als gegeben, da sich mit diesen Medien Leute radikalisieren lassen.
Als Parallele kannst Du heute z.B. Propaganda-Videos des I.S., oder einer radikalen Splittergruppe Deiner Wahl, nehmen.
Totalitaere Regimes moegen keinen Aufruhr, keine Rebellion und versuchen mit vielen Mitteln diese im Keim zu ersticken.
Paradoxerweise fuehrt aber diese Erstickung, wenn zu radikal und ruecksichtslos ausgefuehrt zu einer Gegenteiligen Reaktion in der Bevoelkerung.
Auch demokratische Staaten koennen in diese Falle tappen wenn sie rechststaatliche Prinzipien immer mehr mit Fuessen treten.

"The Man in the High Castle" muss man auch mit Hinblick auf "Homeland-Security", "Anti-Terror" Gesetzgebung und "Drohnenkrieg" sehen.
Amerikaner werden hier sicher Parallelen zu ihrem hier und jetzt ziehen. Nicht viele, aber einige. Ist vielleicht auch ein Gegenentwurf zu "24"?

Das Bevoelkerungen anderer Laender unverkrampfter, aber zum Teil auch deutlich naiver, mit Nazi-Symbolen umgehen wird klar wenn Prinz Harry zu einem Kostuemball in einer Afrika-Korps Uniform erscheint. Nur weil er ein Royal ist, ist das unangenehm aufgefallen. Bei einem 08/15 Briten haette das eine hochgezogene Augenbraue erzeugt, mehr nicht.

Amerikanern muss man auch oefters vor Augen fuehren das Patriotismus und Nationalismus sehr eng miteinander verwandt sind und die Grenzen sind fliessend sowie unscharf.
 
OffTopic
Werbung zu blockieren - oder auch sie einfach nicht anzuschauen - ist nicht strafbar. Ich blockiere keine Youtube-Werbung, aber Leute, die das tun, einer Straftat zu bezichtigen, ist schon ein bißchen harter Tobak.
 
@ Mutterkorn
Im Buch weckt der Roman "The Grasshopper Lies Heavy" auch keineswegs sofort "Zweifel an der Realität". Es wird von den Deutschen als subversives Buch eingestuft und ist demzufolge in den von Nazis dominierten USA (= der Ostteil der heutigen USA. Im Buch sind die USA und die PSA - Pacific States of America - kolonialartige Marionettenstaaten und keine direkten Bestandteile der jeweiligen Siegermächte) verboten. Der Topos "Zweifel an der Realität" schleicht sich erst langsam und subtil ein. Es gibt auch eine Traum/Visionssequenz, in der einer der wichtigsten Protagonisten im Buch sich in der "Realität" wiederfindet. Was auch eine Rolle spielt, ist der bei den meisten amerikanischen und japanischen Charakteren vorhandene Glaube an das I Ching-Orakel, und darüber die Verknüpfung mit mystischem Denken. Darüber hinaus ist die Alternativweltgeschichte in vieler Hinsicht nur ein Aufhänger für Fragen über Kolonialismus bzw. Rassismus, Sprache, Illusion und Realität, Schicksal und anderes mehr. Und wie bei Dick üblich hat man am Ende des - relativ kurzen - Buches mehr Fragen als Antworten. Dass am Ende des Buches irgend etwas "bewiesen" sei, stelle ich in Abrede. ;)
Ich weiß nicht, welchen Niederschlag all das in der Serie findet, weil ich sie nicht gesehen habe - aber mein Eindruck ist: Keinen besonders großen.
 
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