AW: Schlachten? Sind sie möglich oder Humbug?
ob Schlachten, wie dort beschrieben, überhaupt möglich sind.
Ein Held (Krieger) stellt sich alleine hunderten Feinden entgegen.
Ja. Das geht. - Es hängt halt nur vom Genre ab.
Ist es ein WIRKLICH HEROISCHES Setting, dann ist so etwas für die legendären Charaktere IMMER drin.
HeroWars/HeroQuest hat genau solch einen Fall als Beispiel für das Wirken von auf einen einzelnen Verteidiger eines ganzen Stammes konzentrierter Magie des Stammes beschrieben. Dort vereinigt dieser VORKÄMPFER seines Stammes die spirituelle Energie ALLER STAMMESMITGLIEDER auf sich, ist durchdrungen von der Magie der Götterwelt, spürt die Rituale der rückhaltlosen Unterstützung durch seinen Stamm auf sich wirken (und hat die Verantwortung für den gesamten Stamm, denn stirbt er, so wird ein großer Teil des Stammes im selben Augenblick auch sterben!). - Dieser Krieger stellt sich einer ganzen Armee aus unterschiedlichen Truppenteilen, mit Spezialisten wie Magiern, "Heroformern" (diese Verkörpern die Essenz legendärer Helden früherer Zeitalter), etc. - und er GEWINNT!
Bei HeroQuest geht das (entsprechend kompetenten HELDEN vorausgesetzt) durchaus. Es sind dort NIE die einzelnen Soldaten, seien es auch noch so viele, die den Unterschied machen, sondern immer nur die HELDEN, die ja im Rampenlicht dieses heroischen Fantasysettings stehen.
1. Die Feinde, selbst dumme Orks, werden sich doch nicht in einer Reihe aufstellen und wie in schlechten Filmen darauf warten, bis sie dran sind und erst dann den Held angreifen.
Und selbst in weit weniger heroischen Settings kommen solche Szenen vor, wenn die Feinde nur noch ein verrottendes Hirn haben (z.B. die Walking Dead von Deadlands, diverse dumme Zombies von AFMBE, oder die "Spiders" von Evernight). - Es GIBT Feinde, die NICHT intelligent vorgehen, die wie eine wütende Horde vorstürmen. - Wie dumm DSA-Orks sind, kann ich nicht beurteilen. Die Savage Worlds Orks hätten selbst einem Legendären Helden durch koordiniertes Vorgehen, Tricks, Einschüchtern, Ablenken, Kampfmanöver (wie eben Abdrängen, Ringen, Entwaffnen), etc. den einzelnen Verteidiger bald niedergemacht. Zwar auch unter ordentlichen Verlusten (vor allem weil Massentruppen ja immer Extras sind, die schneller umfallen, als die wichtigen NSCs), aber es hätte nicht einmal so arg lang gedauert.
Ob solche Szenen bei einem GEFÄHRLICHEREN oder auch nur ZUFALLSBESTIMMTEREN (siehe explodierende Würfel) Regelsystem möglich wären, hängt von den genauen Regeln für Kampf, Schaden etc. ab.
Ein Hitpoint-System, welches keinen One-Hit-Kill durch kritische Treffer kennt, kann einen Charakter LANGE gegen eine Masse Gegner aushalten lassen, ohne daß seine Kampfkraft beeinträchtigt ist. - Ein Health-Level-System mit schnell akkumulierender Erschöpfung während des Kampfes, ist für solche Aktionen meist weniger geeignet, weil irgendwann systembedingt die Erschöpfungsspirale greift, die Erfolge seltener werden und die ersten Health-Level verloren gehen; dann ist man flugs auf der Abwärtsspirale.
Daher steht es einem jeden Regelsystemautoren gut an zu überlegen, ob gerade solche (natürlich unrealistischen, aber KLASSISCHEN!) Szenen vom System unterstützt werden sollen, oder nicht.
Bei HeroQuest SOLL man solche Szene spielen. Die ganzen (erzählerisch orientierten) Regeln sind auf genau solche ÜBERHELDEN ausgerichtet. Das Regelsystem skaliert problemlos bis zu Halbgöttern und Göttern, die es mal unter sich ausmachen wollen.
Bei Savage Worlds KANN man es VERSUCHEN, braucht aber schon hohe Kompetenz und VIEL Glück auf der eigenen und kein Glück auf der Gegnerseite (explodierende Treffer- und Schadenswürfel können schon SEHR starke Effekte hervorrufen, die eine solche heroische Szene eher kurz werden lassen - und umgekehrt, sie können einen einzelnen Charakter wie ein Ein-Mann-Schlachthaus durch eine Mauer gegnerischen Fleisches marschieren lassen und ihn noch sein Kanu und seine Ziege hinter sich herziehen lassen); hier soll man in bestimmten Settings (bei Savage Worlds sind settingspezifische Regeln SEHR wichtig) so etwas durchaus spielen können (z.B. Shaintar, aber auch Evernight und erst recht in Superhelden/schurken-Settings wie Necessary Evil), in anderen Settings aber nicht.
Bei Deadlands wird durch den Pusteschaden-Mechanismus, der verdammt schnell diese Form an Erschöpfung akkumulieren läßt, der Charakter bald außer Gefecht sein, keinen Arm mehr heben können, und überwältigt und niedergemacht werden; hier SOLL man eben solche Überhelden NICHT spielen können, weil das Setting zwar heroisch, aber nicht SOOO heroisch ist.
2. Selbst wenn die Umgebung beengt, der Held noch so stark ist und die Feinde den Helden nicht umzingeln können, so können sie ihn doch einfach durch ihre Masse überrennen oder zumindest soweit nach hinten drücken, bis sie ihn entweder umzingeln können, er irgendwo herunterfällt oder er an die Wand gedrückt wird, so dass er keinen Handlungsspielraum mehr hat.
Wie gesagt: gutes Ausnutzen der Umgebung, überlegtes, KOORDINIERTES Vorgehen KANN vorkommen, MUSS aber nicht. - Niemand zwingt die Feinde besonders SCHLAU vorzugehen (gute Beispiele: US-Bürgerkriegs-Bajonettangriffswellen, die eine um die andere niedergemäht wurden, oder 1. Weltkriegs-Infanterie-Angriffswellen: raus aus dem Schützengraben, rüber übers Minenfeld, und hinein in den Kugelhagel aus MG-Nestern, alle tot - SCHLAUES Vorgehen ist anders. Aber solche Beispiele finden sich in der Historie ZUHAUF.)
3. Wohin mit den 500 erlegten Feinden?
Siehe hier:
Ich bin ja sonst kein(e) Freund(in) von purem Realismus, doch ganz unlogisch mag ich es auch nicht. Aber vielleicht übersehe ich ja etwas und jemand kann mir erklären, wie man als Meister sowas gestaltet.
Mut zur Größe!
Ja! sagen.
Wenn die Spieler solche Überhelden spielen wollen, dann sagt man "Ja! Macht doch!" und legt seine Kampagne darauf aus, daß genau solche harten Szenen wie bei Horatius Kokles möglich sind:
Horatius Kokles
Der vertriebene Tarquinius Superbus versuchte, mit Hilfe des Etruskerkönigs Porsenna die Königswürde zurückzugewinnen, und brachte Rom in schwere Gefahr.
Sicherlich wäre es den Feinden gelungen, über die hölzerne Tiberbrücke in die Stadt einzudringen, wenn nicht Horatius, ein alter Legionär mit dem Beinamen Kokles, das heißt "der Einäugige", unerschrocken sein Leben eingesetzt hätte.
"Zieht euch über die Brücke zurück und brecht sie sogleich hinter euch ab!" befahl er seinen Landsleuten. Als sie ihn verspotteten, erbot er sich, ihre Arbeit mit seinem Schwerte zu decken. Mit noch zwei Gefährten hielt er dem Ansturm der Tusker stand. Als die Brücke in seinem Rücken fast ganz abgetragen war, entließ er auch seine Mitkämpfer, die glücklich waren, ihr Leben zu retten. Ganz allein wehrte er die andrängenden Feinde ab, und erst als die letzten Balken zusammenbrachen, sprang er bewaffnet in die Fluten. "Hilf mir, Gott des Stromes!" rief er, und wirklich führte Gott Tiberinus ihn sicher hinüber. Das Andenken des braven Legionärs ehrte eine bronzene Statue auf dem Kapitol.
So geht das. Und sogar (fast) ohne übernatürliche Fähigkeiten.