Raben-AAS
Clansgründer
- Registriert
- 27. Juni 2005
- Beiträge
- 2.879
AW: RPGs und Werbung
Als "Mann vom Fach" (Werbekonzeptioner) sag ich mal: Es gibt kein Produkt, für das keine Werbung möglich wäre. Und die Größe bzw. Kleinheit der Zielgruppe ist kein Argument.
Die Frage ist vielmehr gerade bei Nischenprodukten, wo diese ansetzt und wie sie gestaltet werden kann.
Nehmen wir die Rollenspiel-Greise weg, die eh betreffs ihrer Produkte im Bilde sind und sich wenn dann von anderen Greisen auf interessante neue Produkte aufmerksam machen lassen, so haben wir es in bezug auf Rollenspiel-Werbung mit einer tendenziell jüngeren Zielgruppe zu tun, die es vom Hobby Rollenspiel und "ihrem Einsteigersystem" zu überzeugen gilt.
Besonderer Aufwand um die Werbung von Neu-Rollenspielern rechtfertigt sich für Anbieter schon deshalb, weil Rollenspieler speziell betreffs ihres "Einstiegssystems" STAMMVERWENDER sind: Egal, wieviele adere und ggf. bessere Systeme es heute oder irgendwann gibt, "ihrem" System bleiben sie mit besonderer Liebe verbunden (Nostalgiefaktor), und neue Releases dieses Systems haben es bei Stammverwendern leichter.
Das Grundproblem des Rollenspielmarktes war und ist die Entkoppelung des Handels: SB-Warenhäuser und große Ketten wie Toys'R'Us führen in der Regel keine Rollenspiel-Produkte mehr. Die Ware kann real nur in Spezialgeschäften in Augenschein genommen werden, die wiederum sehr oft nur ausschließlich RPGs und Tabletops verkaufen – was bedeutet, dass man sie nur dann betritt, wenn man bereits RPG/Tabletop-Verwender ist.
Wenn ich Hersteller eines RPG wäre, würde gewiss meine erste Baustelle eine "Basisausstattung" bestehend aus Plakaten und Flyern sein, die ich (a) bei Cons verwende und (b) den RPG-Shop Betreibern zur Verfügung stelle.
Damit Letztere meine Flyer z.B. beim Versand anderer Produkte beilegen, würde ich als weiteres Standbein entweder ein Bonusprogramm für Händler einrichten, das diese dazu motiviert, für mich aktiv Werbung zu machen (z.B. über Prämien für soundso viele mehrverkaufte Exemplare) und würde meine Flyer um redaktionelle Inhalte ergänzen, so dass diese ein echter "Gewinn" für RPGler sind und von diesen aktiv nachgefragt werden (z.B. indem ich in mein periodisch erscheinendes Werbeheft ein Gratis-Abenteuer, ein neues Monster oder sonst ein goodie reinpacke).
Was Warenhäuser und Spielwarenhandel angeht, ist das erst meine dritte Priorität. Zunächst mal geht es darum, ONLINE präsenter zu sein. Dazu gehört, dass ich dringend bei amazon und ebay präsent bin, mir Adwords bei google buche und bei amazon nachhake, auf dass Querverweise zu meinen Fantasy-RPG-Produkten z.B. allen Bestellern der Herr der Ringe Trilogie als "Tipp" gegeben werden.
Ich versuche generell, so viel über den Typ Mensch, der RPGs spielt, in Erfahrung zu bringen, um solche Menschen, die eigentlich RPGler sind, es aber noch nicht wissen, "abzuholen", wo immer sie sich herumtreiben. Dazu können auch virale Kampagnen beitragen (witzig gemachte Videos, die im Bekanntenkreis versendet werden und nebenher auf mich verweisen).
Von Bannerwerbung halte ich bei Massenprodukten wenig, aber für NNischenprodukte kommt auch sie in Frage. Hier wird ein Minus an Etat durch ein Plus an pertsönlicher Mühe und Recherche ersetzt – Banner werden nach Traffic bezahlt, und mir geht es nicht darum, so viel Traffic wie möglich abzugrasen, sondern speziell die Leutz mit Botschaften zu beschießen, die für mich interessant sind (sprich: Ich suche mir jene weniger stark besuchten und mit Werbung beballerten Seiten aus, auf denen sich im Idealfall nur meine Zielgruppe herumtreibt).
Wenn ich all dies zu meiner Zufriedenheit erreicht habe, gehe ich den Handel an. Und wenn der nicht mit mir rreden will, suche ich die Kooperation anderer Spielehersteller. Mit denen mache ich einen Deal aus, wonach diese versuchen mich bei ihren Händlern einzulisten (bzw. ich publiziere unter ihrem Label) und dafür bekommt der Verlag X% Anteil am Umsatz (besser: Gewinn!). Vermutlich werden meine Bemühungen aber erfolglos sein, also gehe ich von den ganz großen weg und versuche wenigstens bei mittelständischen Spielehändlern präsent zu sein.
UMGEKEHRT helfe ich meinen RPG-Händlern, auch dadurch dass ich sie dazu ermutige bitte keine Idioten zu sein und auch Monopoly und Co. ins Schaufenster zu legen. Dann nämlich kommt auch Mutti rein mit ihrem 13-jährigen Sohn, für den sie ein Geschenk sucht. Und wenn der ne Pappschachtel mit Monstern drauf sieht, will er DIE haben und nicht das doofe Monopoly.
Überhaupt: Verpackung!
Bücher sind doof. Spiele haben in Pappschachteln zu sein. Jedenfalls für Nicht-RPGler. Also sehe ich zu, wie ich meinem Produkt mehr den Look eies Spieles geben kann. Und: Wie ich dem Einsteiger überhaupt das Spiel zugänglicher mache, indem ich mir von meinen heißgeliebten 4.000 Skills im System 3.950 schenke. Ein Intropaket für Einsteiger ist eh Pflicht.
Worauf ich bewusst verzichte, ist der Direktvertrieb per Online Shop bei mir als Verlag. Damit verprelle ich mir nur den Handel (Online wie Offline) und der ist meine top-Priorität bei der Akquise neuer Kunden.
Ach, und was Anzeigen und so angeht: Das Geld schenke ich mir und stecke es stattdessen in Support meiner Fans, z.B. durch Aufbau eines Online Registers für Spielgruppen meines Systems, deren Subscriber dann Bonusmaterial (kostenlose PDF-Abenteuer oder mal ein sonstiges Goodie) von mir bekommen und die ich als "Demo-Team" für mein System zu aktivieren suche ("Jetzt bei den Chrome Berets anmelden, Support-Team-Pack inkl. GRATIS Demo-Abenteuer und Screen bekommen und für jedes Demo-Spiel in deinem RPG-shop X Dankesvjön-Punkte abgreifen, für die du Fan-Merchandise oder Nachlass auf unsere Produkte bei deinem Händler bekommst").
Das mal so als erstes Brainstorming. Wenn ich Daten und Details zu Spiel, Verlag, Etatgröße, Zielgruppe, Verbreitungsgrrad etc. wüsste könnte ich auch Spezielleres sagen. Immer gerne PN an mich
Als "Mann vom Fach" (Werbekonzeptioner) sag ich mal: Es gibt kein Produkt, für das keine Werbung möglich wäre. Und die Größe bzw. Kleinheit der Zielgruppe ist kein Argument.
Die Frage ist vielmehr gerade bei Nischenprodukten, wo diese ansetzt und wie sie gestaltet werden kann.
Nehmen wir die Rollenspiel-Greise weg, die eh betreffs ihrer Produkte im Bilde sind und sich wenn dann von anderen Greisen auf interessante neue Produkte aufmerksam machen lassen, so haben wir es in bezug auf Rollenspiel-Werbung mit einer tendenziell jüngeren Zielgruppe zu tun, die es vom Hobby Rollenspiel und "ihrem Einsteigersystem" zu überzeugen gilt.
Besonderer Aufwand um die Werbung von Neu-Rollenspielern rechtfertigt sich für Anbieter schon deshalb, weil Rollenspieler speziell betreffs ihres "Einstiegssystems" STAMMVERWENDER sind: Egal, wieviele adere und ggf. bessere Systeme es heute oder irgendwann gibt, "ihrem" System bleiben sie mit besonderer Liebe verbunden (Nostalgiefaktor), und neue Releases dieses Systems haben es bei Stammverwendern leichter.
Das Grundproblem des Rollenspielmarktes war und ist die Entkoppelung des Handels: SB-Warenhäuser und große Ketten wie Toys'R'Us führen in der Regel keine Rollenspiel-Produkte mehr. Die Ware kann real nur in Spezialgeschäften in Augenschein genommen werden, die wiederum sehr oft nur ausschließlich RPGs und Tabletops verkaufen – was bedeutet, dass man sie nur dann betritt, wenn man bereits RPG/Tabletop-Verwender ist.
Wenn ich Hersteller eines RPG wäre, würde gewiss meine erste Baustelle eine "Basisausstattung" bestehend aus Plakaten und Flyern sein, die ich (a) bei Cons verwende und (b) den RPG-Shop Betreibern zur Verfügung stelle.
Damit Letztere meine Flyer z.B. beim Versand anderer Produkte beilegen, würde ich als weiteres Standbein entweder ein Bonusprogramm für Händler einrichten, das diese dazu motiviert, für mich aktiv Werbung zu machen (z.B. über Prämien für soundso viele mehrverkaufte Exemplare) und würde meine Flyer um redaktionelle Inhalte ergänzen, so dass diese ein echter "Gewinn" für RPGler sind und von diesen aktiv nachgefragt werden (z.B. indem ich in mein periodisch erscheinendes Werbeheft ein Gratis-Abenteuer, ein neues Monster oder sonst ein goodie reinpacke).
Was Warenhäuser und Spielwarenhandel angeht, ist das erst meine dritte Priorität. Zunächst mal geht es darum, ONLINE präsenter zu sein. Dazu gehört, dass ich dringend bei amazon und ebay präsent bin, mir Adwords bei google buche und bei amazon nachhake, auf dass Querverweise zu meinen Fantasy-RPG-Produkten z.B. allen Bestellern der Herr der Ringe Trilogie als "Tipp" gegeben werden.
Ich versuche generell, so viel über den Typ Mensch, der RPGs spielt, in Erfahrung zu bringen, um solche Menschen, die eigentlich RPGler sind, es aber noch nicht wissen, "abzuholen", wo immer sie sich herumtreiben. Dazu können auch virale Kampagnen beitragen (witzig gemachte Videos, die im Bekanntenkreis versendet werden und nebenher auf mich verweisen).
Von Bannerwerbung halte ich bei Massenprodukten wenig, aber für NNischenprodukte kommt auch sie in Frage. Hier wird ein Minus an Etat durch ein Plus an pertsönlicher Mühe und Recherche ersetzt – Banner werden nach Traffic bezahlt, und mir geht es nicht darum, so viel Traffic wie möglich abzugrasen, sondern speziell die Leutz mit Botschaften zu beschießen, die für mich interessant sind (sprich: Ich suche mir jene weniger stark besuchten und mit Werbung beballerten Seiten aus, auf denen sich im Idealfall nur meine Zielgruppe herumtreibt).
Wenn ich all dies zu meiner Zufriedenheit erreicht habe, gehe ich den Handel an. Und wenn der nicht mit mir rreden will, suche ich die Kooperation anderer Spielehersteller. Mit denen mache ich einen Deal aus, wonach diese versuchen mich bei ihren Händlern einzulisten (bzw. ich publiziere unter ihrem Label) und dafür bekommt der Verlag X% Anteil am Umsatz (besser: Gewinn!). Vermutlich werden meine Bemühungen aber erfolglos sein, also gehe ich von den ganz großen weg und versuche wenigstens bei mittelständischen Spielehändlern präsent zu sein.
UMGEKEHRT helfe ich meinen RPG-Händlern, auch dadurch dass ich sie dazu ermutige bitte keine Idioten zu sein und auch Monopoly und Co. ins Schaufenster zu legen. Dann nämlich kommt auch Mutti rein mit ihrem 13-jährigen Sohn, für den sie ein Geschenk sucht. Und wenn der ne Pappschachtel mit Monstern drauf sieht, will er DIE haben und nicht das doofe Monopoly.
Überhaupt: Verpackung!
Bücher sind doof. Spiele haben in Pappschachteln zu sein. Jedenfalls für Nicht-RPGler. Also sehe ich zu, wie ich meinem Produkt mehr den Look eies Spieles geben kann. Und: Wie ich dem Einsteiger überhaupt das Spiel zugänglicher mache, indem ich mir von meinen heißgeliebten 4.000 Skills im System 3.950 schenke. Ein Intropaket für Einsteiger ist eh Pflicht.
Worauf ich bewusst verzichte, ist der Direktvertrieb per Online Shop bei mir als Verlag. Damit verprelle ich mir nur den Handel (Online wie Offline) und der ist meine top-Priorität bei der Akquise neuer Kunden.
Ach, und was Anzeigen und so angeht: Das Geld schenke ich mir und stecke es stattdessen in Support meiner Fans, z.B. durch Aufbau eines Online Registers für Spielgruppen meines Systems, deren Subscriber dann Bonusmaterial (kostenlose PDF-Abenteuer oder mal ein sonstiges Goodie) von mir bekommen und die ich als "Demo-Team" für mein System zu aktivieren suche ("Jetzt bei den Chrome Berets anmelden, Support-Team-Pack inkl. GRATIS Demo-Abenteuer und Screen bekommen und für jedes Demo-Spiel in deinem RPG-shop X Dankesvjön-Punkte abgreifen, für die du Fan-Merchandise oder Nachlass auf unsere Produkte bei deinem Händler bekommst").
Das mal so als erstes Brainstorming. Wenn ich Daten und Details zu Spiel, Verlag, Etatgröße, Zielgruppe, Verbreitungsgrrad etc. wüsste könnte ich auch Spezielleres sagen. Immer gerne PN an mich