Rollenspieltheorie Rollenspiel und Religion

Aber sind die Atheisten, von denen in diesen alten Quellen gesprochen wird, wirklich Atheisten in dem Sinn, um den es hier geht? Also Leute, die den Gedanken an Götter an sich ablehnen? Ich würde davon ausgehen, dass es eigentlich um Leute ging, die nur nicht an den gerade opportunen Gott glaubten oder denen die Gottlosigkeit einfach aus politischen Gründen attestiert wurde. Sokrates beispielsweise war sicher nicht areligiös. Dennoch wurde ihm der Prozess wegen Gottlosigkeit gemacht, weil er nicht an die Athener Stadtgötter glaubte. Für einen Atheismus im heutigen Sinn, den ja Arashi einfach mal so voraufklärerischen Gesellschaften als Denkmöglichkeit unterstellt, brauchte es ja erstmal die Ich-Zentrierung Descartes. Dazu musste ja überhaupt erstmal einer (Descartes eben) auf die Idee kommen, dass Ich als Zentrum des Universums zu setzen. Und auch der war ja nun noch bei weitem kein Atheist. Aber das war die Grundvoraussetzung, dass sich Atheismus im heutigen Sinn überhaupt erstmal entwickeln konnte. Und um den geht es ja in der Diskussion zwischen Arashi und mir. Nicht darum, dass in der Antike irgendein magisch denkender Mensch einem anderen magisch denkenden Menschen Gottlosigkeit vorwirft, weil der an die falschen Götter glaubt. Sondern um die Vorstellung, dass es einfach überhaupt keine Götter gibt, dass die Welt und die Menscheit sich ohne göttlichen Einfluss von selbst entwickelt haben kann und dass Götter eine Erfindung der Menschen sind und nicht umgedreht. Und das, wie gesagt, ist vor cogito ergo sum allenfalls eine Vorstellung für einige wenige isolierte Wahnsinnige.

Umm. Dass wird dann schwerer wenn diese Welt tatsächlich durch Götter erzeugt wurde und die einen Quasi auf eine Studienreise zu den Anfängen schicken könnten.
Hängt also m.M. nach schon stark von der Spielwelt ab was denn nun normal und usus ist und was nicht.
 
Mir vermischst du da zu sehr den Gottesbegriff mit spieltechnischen Anforderungen ohne entsprechende Anpassungen zu machen, denn im RL sind "COOL POWERZ" etwas, an das Leute glauben. Also übertragen auf die RPG-Welt, würde also für die Gottesverehrung der Glaube daran ausreichen (entweder in den Sinne, dass sie nichts bringen, oder, dass der Glaube der Person selbst etwas bewirkt) - oder wenn in der Spielwelt Göttergaben als existent voraussetzt, wäre es schon auch denkbar, dass ein Anhänger des Pharaos kleine, spezielle Kräfte für seinen Glauben bekommen könnte. Letztere Idee gefällt mir gut und passt in eine Geschichte, die ich mir mal vor Jahren ausgedacht habe und nie niedergeschrieben (da hätte die göttliche Macht auch von der Anhängeranzahl abgehangen).

Wie gesagt gibt es entweder diese Götter die den Priestern die Powers geben, in der jeweiligen Spielwelt, oder es gibt sie nicht.
Da muss ich nix mit RL vermischen.
Funktioniert die Magie auch ohne die Götter, dann sind ja nicht sie (egal ob sie nun existieren oder nicht), die diese Powers verleihen.

Für mich, jetzt als Spieler, nicht für meine SCs, wäre ein Gott den man töten kann eben kein Gott sondern nur ein weiteres, wenn auch mächtiges, sterbliches Wesen. Für ein Setting sind das aber durchaus valide Götter.
Die Frage ob man jetzt ein Wesen als Gott, Riese, Titan, Dämon, Teufel, etc. ansieht ist oft nur eine Frage des Standpunktes. Hierbei mag die Einstellung der, potentiellen, Götter den Menschen gegenüber, durchaus einen Einfluss darauf haben ob sie angebetet werden.

In einem Setting kann es gottähnliche Wesen geben die angebetet werden und auch solche die als Götter nicht angebetet werden.
Und dann kann es Glauben an nicht existente, oder mundane Wesen geben. Der Glaube ist dann real, der Gott dann aber nicht, oder er ist ein gewöhliches Wesen dieses Settings.

In gewissem Sinne würde ich jetzt die "Göttklichkeit" eines existenten Wesens daran festmachen ob es einen Einfluss auf das Setting haben kann, den ein Mensch, oder eine Gruppe von Menschen, samt aller Ihrer magischen oder technologischen Macht, nicht haben kann.
Erst wenn etwas "überirdisch" ist würde ich von Gott, oder Göttern, sprechen.

Dabei ist es unerheblich ob an dieses Wesen geglaubt wird oder nicht.

Das ein Gott, persönlich, seinen Priestern "coole Powerz" verleiht, mag jetzt ein Spezialfall sein, aber es ist durchaus ein starker Hinweis das es jetzt ein tatsächlicher Gott ist.

Das jetzt nicht jeder dem ich das Prädikat "göttlich" auch ein Spielweltgott in einem Setting ist und umgekehrt, das es Religionen in der Spielwelt geben kann deren Verehrung bei Wesen landet die ich jetzt nicht als "göttlich" ansehen würde, versteht sich von selbst, aber die Religionen wollte ich gar nicht behandeln.

Ggf. muss ja der Gott-to-be noch irgendwas weltbewegendes anstellen damit er ein Zentrum der Verehrung wird.
 
Wir bewegen uns ein wenig sehr vom Grundthema weg. Hat noch Jemand Erfahrungen damit gemacht, Probleme bei der Darstellung von Religionen im Setting zu haben? Oder Spieler, die das haben?

Mich würde nämlich wirklich interessieren, ob es ein so isoliertes Phänomen ist, wie ich es bisher erfahren habe. Wie gesagt greifen viele Sachen als Erklärungen nicht. Die Spieler, die Schwierigkeiten mit der Glaubensrealität der Settings haben, haben in anderen, teilweise kontroverseren Punkten der dargestellten Kultur gerne mal überhaupt keine Schwierigkeiten. Und es sind auch die unterschiedlichsten Typen gewesen, auch und vor allem teilweise Leute, die sonst sehr settingkonform Charaktere bauen und ausspielen.

Dass andere dazu tendieren, jede Form von Religiösität ins Extreme zu treiben, auch bei eigenen Charakteren, gehört natürlich zum Thema dazu. Ich hab das Gefühl, das das mit dem anderen Punkt zusammenspielt.
 
"Probleme" nicht, ich finde nur dass in den allermeisten Settings Religion und Götter bei weitem nicht die Bedeutung haben im leben der Charaktere, wie dies in einem "realistischem" fantasy-Setting der Fall sein sollte - und damit meine ich nicht nur Priester als Charakter. Oder die Götter und ihre Verehrung wird m.M.n. unrichtig dargestellt.
Z.B. ist es bei D&D erfahrungsmemäß ziemlich wurscht, welchen Gott der SC-Prietser verehrt: da differerieren die Sprüche ein wenig, aber im Endeffekt ist das alles eine Soße. Zusätzlich werden die Priester dann meist wie montheistische Götter gespielt ("Verehre meine Gott, denn er ist der Beste von allen!") und das ist bis auf einieg Extremsekten eher nicht der Fall. Klar kann der Prietser dass so sehen, aber ein Thor-Priester wird einen Teufel tun, gegen Odin oder Freya zu hetzen! Eine ausländische, neue Religion, die die Gläubigen stärker an sich bindet, ist vielleicht etwas anderes, aber auch da Obacht! Wenn die Kleriker dieser Religion ebenfalls Wunder wirken können, dann müssten die schon BÖSE (oder GUT) sein, damit man die bekämpft. Denn warum sollten die Anhänger einer GUTEN Gottheit einen anderen guten Kult bekämpfen - außer die essen/ essen kein Schweinefleisch, tragen/ rasieren sich Bärte usw. usf. - so der üblich Brims. Oder sie tun es, weil sie den Staatskult ablehnen - dann sind sie vielleicht staatsgefährdendende Monotheisten (BÖSE!), denn kein Fantasy-Statt kann es sich leisten, den Staatsgott (das Pantheon) gegen sich aufzubringen.

Merke: Die Götter sind alle (auch die bösen!) REAL und greifen ein und manchmal an! Und man streckt einer solchen Macht nicht ohne Not die Zunge raus.
 
Die Unterscheidung in "gut" und böse" ist wahrscheinlich aber auch einfach dem klassischen D&D Kategoriendenken entsprungen. Das ist ja nochmal ne ganz andere Sache für sich.

Aber ja, kann ich mich mit identifizieren. Mir waren die Fantasygötter auch oft zu abziehbildhaft, die Kulte teilweise zu radikal. Zu sehr monotheistische Herangehensweise an einen vermeintlichen Polytheismus. Mal abgesehen davon, dass eigentlich die sehr klassische Aufteilung in Stadtgötter und verschiedene Beinamen / Epithetonen oft fehlt. Oder gibt es sowas wie den Praios Garethi? Oder den Schlangentöter Goradin im Gegensatz zum Seuchenbringer Goradin? Die Fantasygötter schienen mir oft sehr statisch auf ihre jeweilige Rolle festgelegt. Eben so, wie auch polytheistische Götter in der Popkultur gerne mal vereinfacht und verklärt werden.

Verdrängungskriege und Absolutheitsansprüche gab es zwar auch in der realen Historie polytheistischer Kulturen, aber deutlich seltener. Wie ist das in Fantasysettings mit Adaptionen? Verehrt da ein fremder Stamm den "zivilisierten" Gott einer anderen Kultur und inkorporiert den in die eigene Mythologie? Gibt es sowas wie Zeus Ammon überhaupt in irgendeiner größeren Fantasywelt bei all den meist völlig isolierten Kulturen?
 
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Wir bewegen uns ein wenig sehr vom Grundthema weg. Hat noch Jemand Erfahrungen damit gemacht, Probleme bei der Darstellung von Religionen im Setting zu haben? Oder Spieler, die das haben?

Mich würde nämlich wirklich interessieren, ob es ein so isoliertes Phänomen ist, wie ich es bisher erfahren habe. Wie gesagt greifen viele Sachen als Erklärungen nicht. Die Spieler, die Schwierigkeiten mit der Glaubensrealität der Settings haben, haben in anderen, teilweise kontroverseren Punkten der dargestellten Kultur gerne mal überhaupt keine Schwierigkeiten. Und es sind auch die unterschiedlichsten Typen gewesen, auch und vor allem teilweise Leute, die sonst sehr settingkonform Charaktere bauen und ausspielen.

Dass andere dazu tendieren, jede Form von Religiösität ins Extreme zu treiben, auch bei eigenen Charakteren, gehört natürlich zum Thema dazu. Ich hab das Gefühl, das das mit dem anderen Punkt zusammenspielt.

Hmm. Also ich fand das in einigen Settings verstörend wie fanatisch manche Religionen dargestellt wurden, jetzt von den SL's aus gesehen.
Da wurden dann manche Kulte zum Abklatsch christlicher oder muslimischer Orden.
Andere SL's, andere Eindrücke.

Aus Spielersicht habe ich seltener (hmm, gar nicht?) offene Darstellung von religiöser Intoleranz oder religiösem Fanatismus erlebt.

Meistens haben wir einfach die Vorlagen der Spielwelt mit mehr oder weniger viel Leben gefüllt.
Eher muss man sogar sagen das Kulte und Kirchen als Auftraggeber, fast schon unterrepräsentiert waren. Wenn man bedenkt das 95+% der Bewohner der meisten Welten religiös eingebunden sind, dann waren religiöse Feste, Tempel, Kulte, Hohepriester, etc. eher seltener beteiligt. Öfters Händler, hohe Adelige oder man war sogar ab und an in eigener Sache unterwegs.

Ein Grund mag jetzt sein das wir in unserem täglichen Leben mit recht wenig Religion konfrontiert sind.
Darstellungen von religiösem Verhalten sind für uns oft gekünstelt, kindisch, naiv, unsouverän.
Wahrscheinlich wollen wir auch eher nicht persiflieren, und, weil für die meisten von uns heute Religion privatsache ist, finden wir allzu offene Bekundungen als offensiv oder mindestens unpassend.

Unterrepräsentiert finde ich jetzt besser als schönschreiberisch/offensiv.
 
Wahrscheinlich wollen wir auch eher nicht persiflieren, und, weil für die meisten von uns heute Religion privatsache ist, finden wir allzu offene Bekundungen als offensiv oder mindestens unpassend.

Das finde ich plausibel.

Die "radikalen" oder "fanatischen" Auslegungen der SLs sind vielleicht auch einfach dem Klischee der korrupten Theokratie / religiösen Institution geschuldet. Das ist vermutlich ein genauso beliebtes Thema, wie der tyrannische / verrückte Herrscher oder das böse Imperium und sitzt einfach als Inspiration recht tief.
 
Die Unterscheidung in "gut" und böse" ist wahrscheinlich aber auch einfach dem klassischen D&D Kategoriendenken entsprungen. Das ist ja nochmal ne ganz andere Sache für sich.

Ich denke hier soll das "Böse" für "In offener und offensiver Gegnerschaft zum eigenen Pantheon. Und das ist gegenseitig akzeptiert und paraphiert", abseits irgendwelcher absoluter Kategorien heissen.

Verdrängungskriege und Absolutheitsansprüche gab es zwar auch in der realen Historie polytheistischer Kulturen, aber deutlich seltener

Schaut man sich z.B. Kriege in Mittel- und Südamerika an, oder auch in anderen Regionen, dann sind nicht unbedingt die Religionsaspekte diejenigen die zu Verdrängung-/Auslöschung führen.
Bei den Conquistadores ist es wohl eine Mischung aus Gier nach Silber, eingeschleppter Seuchen und Staatspolitik (die der Spanier/Portugiesen) die zu den größten Grausamkeiten führt. Gerade christliche Missionare (die, die auch hingehen BEVOR Soldaten hingehen) müssen Ureinwohnerverträglich agieren.

Wobei sicher auch Massaker von Missionaren dazu gebraucht werden dann die Ureinwohner zu unterdrücken.

. Wie ist das in Fantasysettings mit Adaptionen? Verehrt da ein fremder Stamm den "zivilisierten" Gott einer anderen Kultur und inkorporiert den in die eigene Mythologie? Gibt es sowas wie Zeus Ammon überhaupt in irgendeiner größeren Fantasywelt bei all den meist völlig isolierten Kulturen?

Gute Frage. Wenn man es simulistisch nimmt müßte das durchaus passieren.
Schaut man sich die nordischen Götter und z.B. die Götter der Griechen an, dann sind manche durchaus ähnlich. Leider sind die Quellen wohl erst ab den Wikingern in Byzanz besser.

Die eigentliche Frage, bei Göttern, nicht bei den sie anbetenden Kulten, wäre ob sie denn existieren, und ob die Existenz eines Pantheons die anderen ausschließt?

Auf der Meta-Ebene wäre auch zu fragen ob es denn nun Wesen gibt die durch die Götter angebetet werden?
 
Ausschließen muss sich da nichts. Zumindest dürften die meisten Polytheisten einfach von regionalen Herrschaftsbereichen ausgegangen sein. Deswegen holt man ja auch einen Gott gerne mal in "physischer" Form als Statue an einen Ort und richtet ihn dort ein. Ich glaube kaum, dass es das Prinzip von sich gegenseitig ausschließenden Pantheonen weitflächig gegeben hat, oder das es zum Vielgötterglauben passt. Eben höchstens in einer Radikalform, die vielleicht noch von kulturellen und politischen Verdrängungsabsichten begleitet werden.
 
Ausschließen muss sich da nichts. Zumindest dürften die meisten Polytheisten einfach von regionalen Herrschaftsbereichen ausgegangen sein. Deswegen holt man ja auch einen Gott gerne mal in "physischer" Form als Statue an einen Ort und richtet ihn dort ein. Ich glaube kaum, dass es das Prinzip von sich gegenseitig ausschließenden Pantheonen weitflächig gegeben hat, oder das es zum Vielgötterglauben passt.

Nicht real.
In einer Spielwelt, manno.
 
Das war mir schon klar.

Der reale Bezug war natürlich dazu gedacht, die Plausibilität für das Fantasyszenario klar zu stellen. Wenns im realen Polytheismus schon kein zwingendes Ausschlusskriterium gab, brauchts das auch nicht in der Spielwelt.
 
Ja, das kommt auf die Spielwelt an.
Es mag Spielwelten geben da gibt es Platz für unendlich viele Götter.
Manche haben aber auch Platzkarten.
Oder, wenn Götter von Ihren Anhängern mit Energie versorgt werden und z.B. mindestens 100 Gläubige brauchen um sich manifestieren zu können kann es durchaus auch eine endliche Ressource sein.
 
Wir bewegen uns ein wenig sehr vom Grundthema weg. Hat noch Jemand Erfahrungen damit gemacht, Probleme bei der Darstellung von Religionen im Setting zu haben? Oder Spieler, die das haben?
Wie gehabt eigentlich nicht, wenn du von Atheisten, die Religion darstellen sollen, ausgehst. Habe aber nicht die Systeme gespielt, in denen Glauben ganz wichtig ist. Wie gehabt habe ich aber den latente Salafisten erlebt, der nur Musilime spielt. Gehört das für dich auch noch zum Thema?
 
Wenn es ein Problem ist, dann schon. Wenn ess bloß eine Schrulle ist, dann nicht.

Zu meiner "Gut"- und "Böse"-Nutzung: Das war bewusst als Absolutes gemeint, als in der Welt und im Kosmos verankertes Faktum, so erlebbar wie Schwerkraft, Zwerge in Bergwerken und Weihnachtsschmuck ab Ende September. Das war deshalb Absicht, weil sich dann tatsächlich eine Motivation ergibt, einen anderen Kult als feindlich zu bekämpfen mit allem Fanatismus, denn man aufbringen kann - denn es ist notwendig und rational dem Kult des Orkus, Gott des Todes und des Chaos, entschlossen entgegenzutreten und zu vertreiben oder zu vernichten. Genauso rational ist es, dass Orkus-Anti-Paladine sich mit totalem Vernichtungswillen auf alle Lichtelfen-Kultstätten stürzen.
Es handelt sich nicht um politische, soziologische, religiöse usw. Ansichten, sondern um mit Magie feststellbare Eigenschaften, die auch nicht wegzusozialisieren sind:
Elfen sind GUT.
Orks sind BÖSE.
Zwerge sind RECHTSCHAFFEN.
Paladine RECHTSCHAFFEN und GUT.
Rote Drachen CHAOTISCH und BÖSE.

Da könnn die nichts zu, da können die nichts dran machen - so wenig wie ich meine Körpergröße beeinflussen kann, meine Gesichtszüge, meine Hautfarbe.
Und wer nun sagt: "Aber die Hautfarbe kann ich doch ändern. Und die Gesichtszüge auch!", dem sage ich:
1. Ja, aber dann bin ich eben auch nicht mehr BLEICH, sondern SONNENGEBRÄUNT. Dann ist das meine neue Eigenschaft ... bis ich wieder ausbleiche.
2. Umoperierte Personen haben dann tatsächlich andere Gesichtzüge.

Es KANN also böse Wesen geben, die durch massive (magische) Eingriffe ihre Gesinnung ändern können. Aber dann sind sie eben genau DAS.

Runequest Glorantha hat da einen anderen Ansatz:
Hier sind tatsächlich die "bösen" Kulte der Trolle für diese natürlich richtig und gut, Orlanth ein überlebter Sturmgott, der sich der Roten Göttin widersetzt und unterdrückt werden muss, während Orlanth-Anhänger in den Anhängern der Roten Göttin Chaosanhänger sehen, die man unter allen Umständen bekämpfen muss.
Anhänger der Roten Göttin würden dagegen sagen, dass Orlanthi in ihrer Borniertheit die Chancen und Kraft des wohlverstandenen Chaos nicht verstehen können ... und alle haben irgendwie recht aus ihrer Perspektive!
Bei RQ Glorantha sind aber auch alle Personenn Mitglied in einem oder sogar mehreren Kulten und können geheimes Wissen (Magie) erwerben. Religionenn und Magie sind somit ein integraler Bestandteil dieser Welt jenseits der "Heil mich!"-Priester.
 
Wie gehabt eigentlich nicht, wenn du von Atheisten, die Religion darstellen sollen, ausgehst. Habe aber nicht die Systeme gespielt, in denen Glauben ganz wichtig ist. Wie gehabt habe ich aber den latente Salafisten erlebt, der nur Musilime spielt. Gehört das für dich auch noch zum Thema?

Einen Charakter mit der eigenen Religion/Weltanschaaung darzustellen sollte normalerweise für den Spieler einfach sein. Der latente Salafist hätte wahrscheinlich ähnliche Probleme wie die vom Clown angesprochenen atheistischen Spieler, wenn er einen ungläubigen Charakter verkörpern müßte.

Generell könnten aufgrund der Religion eines Spielers natürlich Probleme entstehen, wenn, wie schon erwähnt, jemandem bestimmte Sachen unangenehm sind. In solchen Fällen gilt das gleiche wie wenn einem Spieler etwas (z. B. Sexualdarstellungen) aus anderen Gründen als der Religion mißfällt.
 
Wenn es ein Problem ist, dann schon. Wenn ess bloß eine Schrulle ist, dann nicht.
Bezog dich das auf meinen Post?
Ich habe ja nicht gesagt, dass so etwas ein Problem sein muss, aber der Threadstarter empfindet es ja als Problem, dass er atheistische Bekannte/Freunde hat, die keine religiösen Charaktere spielen wollen. Daher meine Frage, ob er es auch anders herum als Problem ansieht (also religiöse Leute, die nichts anderes spielen wollen).
 
Ja, tat es. Ich sehe beides nicht als Problem an, solange es das Spiel nicht erschwert bzw. verunmöglicht ("Also, mein Jedi-Ritter ist Moslem ..."; "Ich spielen eine atheistischen Tempelritter!").
 
Zuletzt bearbeitet:
der Threadstarter empfindet es ja als Problem, dass er atheistische Bekannte/Freunde hat, die keine religiösen Charaktere spielen wollen.

Der Threadstarter hat in der Vergangenheit festgestellt, dass einige Spieler Probleme damit zu haben scheinen, settingrelevante Religiösität im Spiel darzustellen. Dabei geht es weniger darum, ob die selbst atheistisch veranlagt sind - meine Theorie ist, dass ihre Veranlagung es ihnen schwer macht. Ich hab kein Problem mit atheistischen Freunden oder Bekannten, die keine religiösen Charaktere spielen wollen.

Das Argument mit der persönlichen comfort zone lasse ich durchaus gelten. Wenn Jemand das ganze Thema "Religion" für einen Rollenspielabend als unpassend empfindet (entweder, weil er selbst religiös ist oder eben Atheist), muss es auch nicht behandelt werden. Das akzeptiere ich auch bei anderen, unter anderem auch kontroverseren Themen. Mir ist vor allem aber aufgefallen, dass voneinander völlig unabhängige Spielertypen (Religiöse, Atheistische, Special Flowers, Konformisten etc.) schonmal gerne mit der Religion Probleme bekommen, selbst wenn sie sonst kaum Tabus im Spiel haben und sich sehr darum bemühen, dem Setting konform ihre Charaktere zu erstellen und diese auch so zu spielen. Was mich daran besonders interessiert hat, ist, ob sich meine Erfahrung mit anderen deckt.

Bei deiner Erfahrung wundert mich eher, dass "latente Salafisten" überhaupt Interesse daran haben, Rollenspiel zu betreiben. Dass die dann "nur Muslime" spielen wollen ist sicher nochmal ein Thema für sich. Kann natürlich mit eingreifen, wenn es Atheisten gibt, die nur Atheisten spielen wollen, weil sie sich partout nicht in die Erfahrungswelt eines religiösen Menschen reindenken können oder wollen.

Aus sehr persönlicher Perspektive kann ich diese ganze Argumentation wie gesagt nicht nachvollziehen, weil ich sowohl als SL, als auch als Spieler, immer zu Konzepten und Welten hingezogen bin, die sich sehr von meiner klassischen Alltagsrealität unterscheiden. Darin suche ich für mich Herausforderung. Abgesehen davon, dass es mir schon zu langweilig ist, immer nur "Krieger" zu spielen, wäre eine solche Festlegung auf die charakterübergreifende Überzeugungen als Muss für mein Spiel für mich undenkbar.

Es handelt sich nicht um politische, soziologische, religiöse usw. Ansichten, sondern um mit Magie feststellbare Eigenschaften, die auch nicht wegzusozialisieren sind:
Elfen sind GUT.
Orks sind BÖSE.
Zwerge sind RECHTSCHAFFEN.
Paladine RECHTSCHAFFEN und GUT.
Rote Drachen CHAOTISCH und BÖSE.

Da könnn die nichts zu, da können die nichts dran machen - so wenig wie ich meine Körpergröße beeinflussen kann, meine Gesichtszüge, meine Hautfarbe.
Und wer nun sagt: "Aber die Hautfarbe kann ich doch ändern. Und die Gesichtszüge auch!", dem sage ich:
1. Ja, aber dann bin ich eben auch nicht mehr BLEICH, sondern SONNENGEBRÄUNT. Dann ist das meine neue Eigenschaft ... bis ich wieder ausbleiche.
2. Umoperierte Personen haben dann tatsächlich andere Gesichtzüge.

Es KANN also böse Wesen geben, die durch massive (magische) Eingriffe ihre Gesinnung ändern können. Aber dann sind sie eben genau DAS.

Ist das jetzt dein ganz persönlicher Ansatz? Ich hatte die Gut-Böse-Dichotome jetzt allgemein auf die D&D-Denke zurückgeführt. Die ist natürlich gewollt. Ich konnte damit nie viel anfangen. Ich muss auch sagen, dass es die Pantheone für mich eher abschwächt, als bereichert, wenn das so klar definiert ist.
 
Ich denke es kann auch damit zu tun haben, dass in vielen Rollenspielen sowohl Religion als auch Philosophie einfach schlecht gemacht sind, vermutlich von Leuten, die davon nicht viel Ahnung haben. Bei DSA zum Beispiel hat man sich vermutlich einfach das griechische Pantheon genommen (man höre und staune... auch 12 Götter...) und die Zuständigkeiten und Geschlechter der Götter ein wenig jongliert. Dazu ein paar Elemente dessen, was man für "mittelalterliche Religion" hielt und fertig. Dass das so einfach nicht geht, habe ich in dem anderen Götterthread schonmal angemerkt...

Also kurzum: Wenn die Religion schlecht ausgearbeitet, in sich nicht stimmig oder schlicht langweilig ist, hab ich keine Lust sie zu thematisieren. Bei DSA habe ich es äußerst selten erlebt, dass ein Nichtgeweihter einen der Götter erwähnt hätte... außer natürlich bei den paar Begriffen, die Götternamen beinhalten oder den Monaten/Wochentagen.

Was das Thema Gut/Böse angeht... das finde ich sehr konstruiert. Ich wüsste jetzt spontan keinen irdischen Kult, der rumgelaufen ist und verkündet hat "böse" zu sein. Alle denken doch irgendwie, die Guten zu sein. Selbst Sauron. Aber Tolkien hatte auch ein bisschen Ahnung von Religion und Philosophie...
 
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