95% hab ich allerdings nicht ansatzweise kapiert.
Oha, Dich zu verwirren war natürlich nicht meine Absicht.
Hatte ich schon erwähnt, dass ich compimäßig voll nix drauf hab?
Mein Fehler. Gerade im Netzt ist es nicht immer einfach auf Anhieb die passende Antwort zu finden. Von Tech-Nerd bis Gelegenheits-Nutzer trifft man hier immer wieder Menschen mit ganz unterschiedlicher Affinität zu Technik und Computern.
Vergiss das ganze HTML und CSS Gelaber weiter oben. Wenn Du damit bisher noch nicht gar nichts zu tun hattest, dann bin ich mir recht sicher, dass die HTML zu PDF Geschichte nichts für Dich ist.
Stattdessen versuche ich es noch einmal mit einem knappen Crash-Kurs in Sachen Schriftsatz mit LibreOffice. Von dem hattest Du ja geschrieben, dass Du es schon einmal verwendet hast.
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Eine wichtige Bemerkung vorab. Um das Schriftbild eines am Computer erstellten Dokuments zu überprüfen, ist es in der Regel erforderlich einzelne Seiten immer wieder probeweise zu drucken, bis das endgültige Layout steht.
Nicht nur in Sachen Auflösung sind Papier und Bildschirm ganz unterschiedliche Medien. Eine aussagekräftige Bewertung ist in der Regel erst nach dem Ausdrucken möglich.
Eine Variante A, die am Bildschirm schlechter aussieht als eine Variante B, kann auf dem Papier zu einer entgegengesetzten Bewertung führen.
Das gilt auch für die Beispiele, die ich Dir ans Ende des Posts gehängt habe. Wenn Du Tinte/Toner und Papier verschmerzen kannst, wirst Du die Angaben des Texts besser nachvollziehen können, als wenn Du die Beispiele nicht nur am Bildschirm, sondern auch auf dem Papier ansiehst.
Warnung
Bevor es los geht, eine wichtige Warnung vorab: Richtiger Profi, in Sachen Schritsatz bin auch ich nicht. Das Halbwissen, das ich im Folgenden wiedergebe, habe ich mir vielmehr autodidaktisch angeeignet.
Gerade in Sachen Schriftsatz kursiert eine ganze Reihe von teils widersprüchlichen Angaben im Netz. Viele der genannten Richtlinien scheinen vor allem historisch gewachsen zu sein.
Wieviele davon tatsächlich tatsächlich durch die Biologie des menschlichen Wahrnehmungsapparats bedingt sind, und wie viele lediglich das Resultat jahrhundertelanger Konditionierung sind, scheint schwer zu entscheiden. Fest steht, gerade bei Druckerzeugnissen sind wir an gewisse Formen gewöhnt, die uns das Lesen deutlich erleichtern.
Quelle
Für das Beispiel im angehängten Dokument habe ich einen Ausschntt aus H.C. Andersens "Märchen für Kinder" verwendet.
Hans Christian Andersen verstarb im Jahr 1875. Das Urherberrecht des Texts ist damit nach §64 UrhG bereits erloschen, weshalb ich ihn als Beispiel heran gezogen habe.
Beispiel
Wenn Du einen Blick auf die erste Seite wirfst, wirst Du feststellen, dass sie den Inhalt des Märchens zwar transportiert, aber recht angstrengend zu lesen ist.
Besonders deutlich sollte Dir dieser Umstand auffallen, wenn Du die Seiten 1 und 9 neben einander legst und miteinander vergleichst.
Eine Reihe von Gründen dafür, solltest Du finden, wenn Du die Seite 1 mit der Seite 9 oder mit einem Buch Deiner Wahl vergleichst.
1. Die Zeilen bestehen aus sehr vielen Zeichen. Beim Zeilenwechsel ist es schwer die nächste Zeile zu finden.
2. Das Schriftbild wirkt unruhig, weil die Zeilen unterschiedlich lang sind.(die Zeilenenden bilden eine Zick-Zack-Linie am rechten Rand)
Varianten, bei denen wenigstens ein Rand diese Eigenschaft aufweist, bezeichnet man auch als Flattersatz.
Für Webseiten ist das üblich, im Schriftsatz ist das eher unüblich - hier bevorzugt man in der Regel ein ruhigeres Schiftbild.
3. Beginn und Ende von Absätzen sind teilweise schwer auszumachen. (je nachdem welchen Füllstand die letzte Zeile eines Absatzes erreicht)
Auf den folgenden Seiten des Beispiel-Dokuments geht es darum, diese Auffälligkeiten zu bekämpfen.
Zeichen pro Zeile reduzieren
Um die Anzahl der Zeichen pro Zeile zu reduzieren, gibt es zwei offensichtliche Möglichkeiten.
- Vergrößerung der Seitenränder
- Vergrößerung der Schriftgröße
Das Beispiel auf Seite 1 nutzt eine für Druckerzeugnisse mehr oder minder typische Schriftgröße. (9 pt / 10 pt sind hier üblich)
Für Office Programme hingegen ist sie recht klein gewählt.
Passend für Briefe liegt die Standardschriftgröße hier in der Regel sehr viel höher. (12 pt ist da ein typischer Wert)
Auf diese Weise werden es nicht zu viele Zeichen pro Zeile, die Schrift ist aber recht groß.
Kinderbücher können durchaus auch in einer so großen Schrift gesetzt sein, für andere Druckerzeugnisse ist die große Schriftgröße eher unüblich.
Eine Möglichkeit die Anzahl Zeichen pro Zeile bei einer kleineren Schritgröße zu reduzieren, besteht darin die Seitenränder zu vergrößern. Wie große Ränder genau eine vernünftige Zeilenlänge ergeben, kann man durch Experimentieren herausfinden.
Wichtig ist, dass man den folgenden Zusammenhang im Hinterkopf behält:
Je kleiner die Schrift, desto größer die Ränder
Wenn Du die Beispiele auf den Seiten 3 bis 5 ansiehst, wirst Du feststellen, dass ich sowohl die Schritgröße, als auch die Seitenränder erhöht habe, um eine kürzere Zeilenlänge zu erzielen.
Blocksatz
Auch den zweiten Punkt - die lustige Zick-Zack-Linie am rechten Rand von Seite 1 - habe ich bei den Beispielen auf den Seiten 3 bis 5 in Angriff genommen.
Der Fachbegriff für die Variante, bei der linker und rechter Rand eine gerade Linie bilden heißt Blocksatz.
Wichtig bei Blocksatz ist es, dass durch die Aufteilung des Freiraums keine Muster und sichtbaren Lücken im Text entstehen, sondern der Text von weitem wie eine durchgehend graue Fläche aussieht.
In aller Regel ist es dafür nötig die autmatische Silbentrennung zu aktivieren, um dem Rechner mehr Möglichkeiten bei der Aufteilung zu gestatten.
Bei LibreOffice findest Du die Option unter Format->Absatz im Reiter unter "Textfluss"
Warnung: Office Programme wie LibreOffice und Word verwenden für die Berechnung der Aufteilung einen schnellen Algorithmus, der nicht ganz so gute Ergebnisse erzielt, wie professionelle Text-Satzsysteme. Für Hobby-Zwecke reicht das aber in aller Regel aus.
Eine weitere Option, die anzuhaken unter "Textfluss" Sinn macht sind die "Schusterjungen" und die "Hurenkinder".
Schusterjungen haben keine Schuhe und Hurenkinder keinen Vater. Gemeint sind Zeilen eines Absatzes, die ganz allein an Anfang oder Ende einer Seite, bzw. einer Spalter stehen. Werden die beiden Optionen angehakt, werden Seiten und Zeilen vom Rechner im Falle eines Falles ein wenig früher als nötig umgebrochen, um alleine stehende Zeilen zu vermeiden.
Absätze
Um Absätze deutlicher hervor zu heben sind vor allem zwei Varianten in Umlauf.
- Erhöhung des Einzugs der ersten Zeile eines Absatzes
- Vergrößerung des Zeilenabstands zwischen Absätzen
Beispiele für beide Varianten findest Du auf den Seiten 2 und 3.
In LibreOffice findest Du die zugehörigen Optionen unter Format->Absatz im Reiter "Einzüge & Abstände".
"Einzug: Erste Zeile" für die erste Option. "Abstand: Unter Absatz" für die zweite Option.
Serif vs. Sans-Serif
Die Seiten 4 und 5 enthalten den selben Text wie die Seiten 2 und 3 und sind mit den selben Optionen formatiert.
Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Seiten 2 und 3 eine serifenlose Schrift verwenden.
Die Seiten 4 und 5 hingegen einen Schrift mit Serifen.
Gerade bei diesem Beispiel ist es sehr wichtig die ausgedruckte Version auf dem Tisch vorliegen zu haben, um die unterschiedliche Wirkung zu beurteilen.
Bildschirme haben eine vergleichsweise geringe Auflösung, bei der zu viele Striche eher störend sind.
Auf dem Bildschirm erzeugen serifenlose Schriften daher in aller Regel ein sehr viel angenehmeres Bild, als Schriten mit Serifen.
Auf dem Papier hingegen ist das genaue Gegenteil der Fall. Hier helfen die zusätzlichen Striche dem Auge der Zeile zu folgen.
Am deutlichsten kannst Du den Unterschied sehen, wenn Du die Seiten 2 und 4 neben einander vor Dir auf den Tisch legst und das Schriftbild bewertest.
Das gleiche Experiment kannst Du auch mit den Seiten 3 und 5 durchführen. Einfach beide neben einander auf den Tisch legen und nachsehen.
Mehrspaltiger Text
Bis an diese Stelle wurde der verfügbare Platz der Seiten nich voll genutzt. Zudem war die Schrift noch immer sehr groß.
Ich hoffe Du erinnerst Dich: je kleiner die Schrift, desto größer die nötigen Ränder.
Bei kleinerer Schriftgröße wäre noch mehr verfügbarer Platz verloren gegangen.
Ein Trick, mit dem sich Druckerzeugnisse im A4 Format in diesem Fall behelfen, ist der den Text auf mehrere Spalten aufzuteilen.
Auch in LibreOffice wird diese Option teilweise unterstützt.
Die zugehörigen Einstellungen finden sich unter Format->Seite im Reiter "Spalten"
Ein Beispiel mit zweispaltig gesetztem Text findest Du auf der Seite 6 des Beispiel-Dokuments.
Registerhaltigkeit
Super das wars in Sachen zweispaltiger Text! - Naja, leider nicht ganz.
Auf Seite 7 findest Du ein Beispiel, bei dem ich die Anfänge von Absätzen nicht durch Einrückung, sondern durch größere Zeilenabstände hervorgehoben habe.
Wenn Du einen scharfen Blick auf den unteren Seitenrand wirfst, wirst Du feststellen, dass die untersten Zeilen von linker Spalte und rechter Spalte nicht auf der selben Grundlinie liegen.
Das muß kein Beinbruch sein. Semi-professionelle Werke, wie das SR4 Regelwerk scheren sich kein Stück um ausgefranste untere Ränder. Professionelle Druckerzeugnisse, wie C'T hingegen, legen auch hierauf Wert.
Zunächst die schlechte Nachricht vorab: Eine vernünftige Möglichkeit ausgefranste untere Ränder unter allen Umständen zu vermeiden, bietet LibreOffice im Gegensatz zu professionellen Textsatz-Systemen, wie TeX und Scribus nicht.
Eine recht gut verstecke Option, um dem Problem mit LibreOffice bei zu kommen läuft unter dem Titel "Registerhaltigkeit". Es versieht die Seite mit einem festen Raster, an dem die Grundlinien von Absätzten ausgerichtet werden können.
Aktiviert werden kann das Feature über "Format->Seite" im Reiter "Seite".
Bei Absätzen, die am Raster ausgerichtet werden sollen, kann dann unter "Format->Absatz" im Reiter "Einzüge & Abstände" ein Haken bei "Registerhaltigkeit: Berücksichtigen" gesetzt werden.
Auf Seite 8 des Beispiels findest Du eine Version, bei der die Option "Registerhaltigkeit: Berücksichtigen" für alle Absätze aktiviert war. Die Abstände zwischen den Absätzen sind hierdurch allerdings auf eine ganze Leerzeile angewachsen. Die früheste Position an der die Grundlinien ausgerichtet werden konnten.
Auf Seite 9 findest Du eine Version, bei der ich den letzten beiden Absätzen in linker und rechter Spalte die Option "Registerhaltigkeit: Berücksichtigen" zugewiesen habe, und die restlichen Abstände manuell halbwegs gleichmäßig verteilt habe.
Nicht nur ganz großer Pfusch, sondern auch nur bei einer handvoll Seiten mit mäßigem Arbeitsaufwand machbar.