Rollenspieltheorie Plotten ist Mist

Beispiel aus meiner aktuellen Kampagne: Ich hatte einen NSC in der Hand, einen klassischen Strippenzieher. Rechte Hand des Sommerkönigs (wir spielen CtL). Seine Motivation ist "ein stabiles Dublin erschaffen". War eigentlich als vage feindselig gegen die SC angelegt, weil diese doch eher dazu neigen, Unruhestifter zu sein. Und dann... hat sich herausgestellt, dass einer der SC ein viel besserer Sommerkönig ist als der aktuelle. Der NSC hat seine Vorgehensweise und seine Ziele um 180 Grad gedreht, ist sich dabei aber treu geblieben. Und hätte ich schon einen Plot mit einer ausgestalteten Intrige zur Hand gehabt, wäre das so vermutlich nicht passiert. Ich glaube, der psychologische Einfluss, den es hat, wenn man sich Arbeit mit etwas gemacht hat, wird hier kleingeredet. Niemandem ist es egal, wenn er sich den Arsch zur Vorbereitung einer Szene aufgerissen hat, wenn dann die Spieler kommen und sie einfach keine Lust auf den Mist haben. Man wird irgendwie versuchen, die Szenerie zu manipulieren, und sei es nur unbewusst, und das ganze dann meinetwegen als "Dramaturgie" kaschieren.

Ich leite nichts, was ich als Standardplots bezeichnen würde. Ich behaupte auch nicht, dass ich ein SL bin, der nur improvisiert. Ganz im Gegenteil. Ich bereite meine Runden akribisch vor. Nur eben keine Handlung.

Wenn man einen NSC samt Motivation ausarbeitet und sich anschließend in Richtung der Ausführung aufmacht, bereitet man einen Handlungsablauf vor. Das ist nichts anderes, als "plotten". Vielleicht hast du nicht gleich einen ganzen Palast architektonisch ausgearbeitet, sondern bloß ein Vogelhäuschen hochgezogen, aber gebaut hast du trotzdem was. Dass du anschließend erkennen kannst, wenn ein SC ein viel besserer Sommerkönig wäre, und die Motivation glaubwürdig überdenkst, um eine andere Richtung einzuschlagen, macht dich zu einem flexiblen SL, der seinen Plot einfach nicht zwingend durchdrücken will. Also genau die Art von SL, die du noch nie erlebt hast - dabei bist du doch letztlich selbst einer. Aber es macht dich ganz sicher nicht zu einem SL, der nicht "plottet".

Es wäre dem Thread nicht schlecht bekommen, wenn du ihn statt "Plotten ist Mist" besser "Plotten und dann am Plot festhalten wie der Teufel an der Seele ist Mist" genannt hättest. :D
 
Dass eine Handlung passieren muss - na klar. Ohne Handlung kein Rollenspiel.

Letztlich das was du sagst. Ich gehe aber noch einen Schritt raus und sage, wenn ich Handlung vorbereite, werde ich sie irgendwie durchdrücken. Immer. Oder zumindest wird es meine Sicht auf das, was möglich ist, behindern.
Dann ist mein Fazit, dass du ein reichlich unflexibler SL bist.
Ich komme sehr gut damit klar einen Plot vorzubereiten und dann in der Spielsitzung zu verwerfen.

Irgendwie klingt dein Anfangspost mit dieser Erklärung für mich wie
"Messer sind doof. Ich hab mir inzwischen beim Kochen schon 8 Finger abgeschnitten und kann das Messer jetzt nichtmal mehr richtig halten. Dabei wollte ich doch nur einen Pudding machen."
;)
 
Hesha schrieb:
Denn er hat schon Recht. Je mehr Zeit man als SL in ein Element investiert, desto eher möchte man dass es dann auch vorkommt...
Der Wunsch ist ja auch absolut nachvollziehbar. Denn wie du schon sagtest, kann ansonsten auch wochenlange Arbeit in 5 min. obsolet werden.
Und dann muss man ja ganz schön doof sein, das zu wollen bzw. zu behaupten, dass das was Tolles wäre und man damit überhaupt kein Problem habe. Viele SLs nutzen diese verschenkte Vorbereitung dann ja, um sie an anderer Stelle einzubauen. Das ist ja auch vernünftig. Aber das würde in die Kategorie fallen, "man möchte, dass es vorkommt". Wobei ich nichts Schlimmes daran sehe, zu versuchen, seine Lebenszeit nicht zu verschwenden.

Optimal ist das natürlich alles nicht. Aber es hat ja auch nie jemand behauptet, dass Rollenspiel funktionieren würde.
 
Der Wunsch ist ja auch absolut nachvollziehbar. Denn wie du schon sagtest, kann ansonsten auch wochenlange Arbeit in 5 min. obsolet werden.
Wobei es dann auch sein kann das die Spieler einfach arschig sind.
Also neben dem Umstand das man vielleicht nicht besonders gut im vorbereiten war.
 
Ja, das sind ja alles Teile desselben Problems.

"Mach's perfekt, such' dir perfekte Spieler, dann wird alles gut".
Ja klar, was denn sonst? Haben wir aber nicht.
 
Wenn Du mit diesem Leitstil gute Erfahrungen gemacht hast, Bathora, dann freut mich das für Dich. Ehrlich. Das ist aber wieder so eine Diskussion, wo der Threadersteller die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben glaubt, jedoch der Zeit wirklich um Jahre hinterherhinkt.

Heute wissen wir, dass die ideale Balance der Beschneidung und des Eröffnens von Freiheitsgraden durch den Spielleiter situationsunabhängig gar nicht existiert, sondern personen-, runden-, spielstil- und konstellationsabhängig gestaltet werden muss . Es nützt dementsprechend wenig, sich - wie hier geschehen - lauthals krakeelend auf dem Kontinuum von Offenheit und Geschlossenheit von Entscheidungsfreiheit zu positionieren und seine diesbezügliche Befindlichkeit dann als das Maß aller Dinge zu proklamieren.
 
Wenn man einen NSC samt Motivation ausarbeitet und sich anschließend in Richtung der Ausführung aufmacht, bereitet man einen Handlungsablauf vor.

Es ist eine Settingsvorbereitung und damit ein möglicher Handlungsablauf, auf dem aber eben keine weiteren Elemente und damit kein Plot aufbauen kann, weil er mit freien Charakteren eben nicht gesichert ist und auch nicht sein sollte.
Solche Handlungen sind Bausteine, die man dann nutzen kann oder nicht. Ein Plot ist eine Bauzeichnung, welche nur noch kosmetische Änderungen zulässt um mit den bereits verklebten Großbaugruppen kompatibel zu bleiben.

Bezgl. der Spielleiter reagiert nur noch.
Ich denke das bezieht sich eben auf den Stand der Vorbereitung. Er hat einen großen Teil der aktiven Gestaltung tendenziell in die Settingkonstruktion gelegt, sich zumindest die Grundregeln seiner Spielwelt vergegenwärtigt und ist damit in der Lage flexibel zu reagieren, weil er seine Welt eben kennt. Er kann umgekehrt quasi weitgehend für seine NSC rollenspielen, weil er das Metagaming weitgehend schon vorher erledigt hat und so durch dieselben Strukturen gebunden "spielen" kann anstatt administrieren zu müssen.
 
@Wellentänzer: Ich versuche wirklich herauszufinden, ob das Ironie sein soll. Du wirfst mir vor, "die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben" (nett, übrigens, man macht sich mit ad-hominem-Argumenten so glaubwürdig), aber packst dann eine Formulierung wie "Heute wissen wir" aus, die
a) vor Arroganz nur so strotzt
b) mindestens so verallgemeinernd ist, wie alles, was ich gesagt habe.

Und ehrlich, die aktuelle Mode in der Rollenspieltheorie ist mir sowas von egal. Nächstes Jahr heißt es doch eh wieder was ganz anderes.
 
Ganz ehrlich? Ja, ich weiß es besser in diesem Fall. Leg es mir als Arroganz aus, wenn Du möchtest. Gleichzeitig habe ich mich aber auch nicht mit einer offensichtlich unsinnigen Hypothese im übertragenen Sinne eigeninitiativ auf den Marktplatz gestellt und voller Inbrunst ziemlich offensiv formulierten Unfug in die Welt geblasen. Du musst Dich ja nicht um den Sachstand von Dikussionen scheren. Dann darfst Du Dich gleichzeitig aber nicht wundern, wenn diverse Leute in ihren Antworten Deinen Beitrag kaum verhohlen als Schnee von gestern abtun. Nichts anderes gibts Du da nämlich von Dir. Und zweitens passen die Antworten, so auch meine, in den Duktus des von Dir einführend Diskutierten. So ganz allgemein und speziell sowieso. Nichts für ungut.
 
Oder "Spielleiter sollten flexibel sein"

Mangelnde Flexibilität ist ja das, was ich moniert habe.

Wenn man flexibel ist, dann gibt es auch keinen Unterschied mehr zwischen "Der will den König ermorden" (vages Bedürfnis, kein wirklicher Plan wie er das umsetzen will) und "Der wird den König ermorden" (sobald die Sterne richtig stehen, er eine Gelegenheit und/oder einen Sündenbock hat oder wenn die SC nicht dahinter kommen).
 
@Marzaan: Eben genau das.
@Iolet: Ich habe echt Schwierigkeiten dir das zu glauben. Ehrlich. Keiner freut sich über weggeworfene Zeit. Und sollte es dir wirklich egal sein, dann beneide ich dich um die Unmengen von Freizeit, die du zu haben scheinst. Ich habe natürlich auch schon oft Plots über den Haufen geworfen. Und ich bin flexibel genug, danke. Aber frustrierend ist verschissene Zeit so oder so.
@Teylen: Ich habe es ehrlich noch nie erlebt, dass Spieler mir absichtlich meinen Plan zerschießen. Das wäre arschig. Aber einfach auf das, was ich anbiete, keinen Bock zu haben, daran kann ich nix arschiges finden.
@Wellentänzer: Danke, dass du so albern bist. Dann fällt es mir leichter, dich zu ignorieren.
 
@Wellentänzer: Ich versuche wirklich herauszufinden, ob das Ironie sein soll. Du wirfst mir vor, "die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben" (nett, übrigens, man macht sich mit ad-hominem-Argumenten so glaubwürdig), aber packst dann eine Formulierung wie "Heute wissen wir" aus, die
a) vor Arroganz nur so strotzt
b) mindestens so verallgemeinernd ist, wie alles, was ich gesagt habe.

Und ehrlich, die aktuelle Mode in der Rollenspieltheorie ist mir sowas von egal. Nächstes Jahr heißt es doch eh wieder was ganz anderes.
Ich habe Wellentänzer mehr so interpretiert, dass er davon ausgeht, dass Du auf einer "Entwicklungsstufe" angekommen bist, die jeder SL auf dem Weg zum "guten SL"(TM) mal erreicht. So nach dem Motto: Railroader->Vorplotter->Nixplotter->Flexibler SL oder so.
 
Entwicklung ist das was eine Spielleitung/Menschen ausmacht.

Wir erschaffen Welten, Plots, Abenteuer, Spannung und Atmosphäre und jeder muss für sich den besten Weg finden, dies so gut wie möglich zu machen. Dafür sind aber nicht nur SLer Maßgebend sondern auch die Spieler. Es ist ein Miteinander ein Cooperationsspiel. Auf Aktionen folgen Reaktionen, die Spielwelt muss im Fluss und damit organisch sein und Lieber Sandkasten und die Freiheit zu bauen wo man will, als der Eisenbahnstrecke zu folgen, auch wenn manche das auch schön finden(und es ist in Ordnung).

Das wichtigste ist doch, dass man miteinander redet und ich meine nicht hier im Forum, sondern in den Runden und das offen. Einfach sagen was man scheiße findet und hoffen, dass sich was verändert. Natürlich ist nicht jeder Kritikfähig und manche fühlen sich halt angegriffen, da muss man sich die Frage stellen: warum spiele ich unter ihm?

Ich habe die Diskussion sehr genossen und fand es gut, dass ich die Aussage von Bathora verstehen konnte und das wir eigentlich so unterschiedlich nicht leiten, vlt nur ne andere Auffassung von dem ein oder anderen haben.

so far so good
 
Ich fand es auch eine angenehme Diskussion.
Ich finde es nur schade, dass manche, die meinen, eine Diskussion für sich selbst hinter sich gelassen zu haben, anderen nicht vergönnen, sich auszutauschen. Aber es wäre naiv gewesen zu glauben, dass sich die deutschen Rollenspielforen in meiner Abwesenheit verändert hätten.
 
Es ist eine Settingsvorbereitung und damit ein möglicher Handlungsablauf, auf dem aber eben keine weiteren Elemente und damit kein Plot aufbauen kann, weil er mit freien Charakteren eben nicht gesichert ist und auch nicht sein sollte.
Solche Handlungen sind Bausteine, die man dann nutzen kann oder nicht. Ein Plot ist eine Bauzeichnung, welche nur noch kosmetische Änderungen zulässt um mit den bereits verklebten Großbaugruppen kompatibel zu bleiben.

Na, ich unterscheide Plot und Handlung nicht, weil's dasselbe Wort ist.
 
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