Löwenclub Pen & Paper-Rollenspiel am Ende (von Frank Heller)

Dies Thema ist aus dem ehemalien Löwnclub veröffentlicht worden.
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Das das Abonnementsystem bei Abenteuer hervorragend funktionieren kann beweist Paizo. Von einem Niemand sind diese zum 2.größten Verleger für RPG in den USA aufgestiegen. Und was für eine Qualität - alles nur vom Feinsten.

Was mir gefällt sind online Präsenzen wie sie Buffed zeigen - durch solche Sachen wie die Buffed show wird auf spezifische MMoRPG eingegangen, der Humor wird nicht vergessen und das Gefühl einer Community vermittelt. Das hat über die Zeit ja auch zu einen Printmagazin geführt.
 
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Was einige der Herrschaften hier irgendwie vergessen ist, daß auch die vorgeschlagenen Modelle wie Abonnement oder Buchclub erst einmal Geld kosten. Das muß beworben werden, dann muß eine Datenbank erstellt werden mit den Abonennten oder Clubmitgliedern. Im Fall eines Clubs muß darüber Buch geführt werden, ob im Monat/Quartal schon etwas gekauft worden ist, wenn nein, muß das Clubmitglied darüber informiert werden bzw. ihm automatisch das "Buch des Monats/Quartals" zugeschickt werden. Das kostet alles Geld, das man erst einmal haben muß, um es zu investieren (ohne zu wissen, ob es sich am Ende überhaupt lohnt).

Bitte behaltet bei all euren Überlegungen außerdem im Hinterkopf, daß selbst die billigsten Modelle, die man sich ausdenken kann (Jugendgruppen mit RPG-Material versorgen usw.), immer einen erheblichen Zeitaufwand erfordern. Und Zeit ist in der heutigen Arbeitswelt eine Resource, die wesentlich kostbarer und rarer ist als Geld. Vor allem natürlich in der RPG-Szene, in der die Redakteure usw. eben nicht Vollzeit ausschließlich nur für ihr RPG da sind, sondern sowieso schon mit ihrer Zeit ordentlich jonglieren müssen.

Ich glaube, viele hier haben nicht einmal ansatzweise eine Ahnung, welcher Zeitaufwand hinter guter Werbung (oder Werbung überhaupt) steckt.
 
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Was einige der Herrschaften hier irgendwie vergessen ist, daß auch die vorgeschlagenen Modelle wie Abonnement oder Buchclub erst einmal Geld kosten. Das muß beworben werden, dann muß eine Datenbank erstellt werden mit den Abonennten oder Clubmitgliedern. Im Fall eines Clubs muß darüber Buch geführt werden, ob im Monat/Quartal schon etwas gekauft worden ist, wenn nein, muß das Clubmitglied darüber informiert werden bzw. ihm automatisch das "Buch des Monats/Quartals" zugeschickt werden. Das kostet alles Geld, das man erst einmal haben muß, um es zu investieren (ohne zu wissen, ob es sich am Ende überhaupt lohnt).

Bitte behaltet bei all euren Überlegungen außerdem im Hinterkopf, daß selbst die billigsten Modelle, die man sich ausdenken kann (Jugendgruppen mit RPG-Material versorgen usw.), immer einen erheblichen Zeitaufwand erfordern. Und Zeit ist in der heutigen Arbeitswelt eine Resource, die wesentlich kostbarer und rarer ist als Geld. Vor allem natürlich in der RPG-Szene, in der die Redakteure usw. eben nicht Vollzeit ausschließlich nur für ihr RPG da sind, sondern sowieso schon mit ihrer Zeit ordentlich jonglieren müssen.

Ich glaube, viele hier haben nicht einmal ansatzweise eine Ahnung, welcher Zeitaufwand hinter guter Werbung (oder Werbung überhaupt) steckt.
Buchclubmodell oder Abomodell lassen sich an sich fast vollständig über IT automatisieren , du müsstest nur noch die Aufträge verpacken, die Lieferscheine drauf kleben und sie der Post zuführen.
Aber du hast recht eine optimale Software-Unterstützung kostet Geld, investieren ist aber absolut keine
ungewöhnliche Sache für ein Unternehmen.
 
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Schön, der gute Frank ist jetzt auch hier! :headbang:
Ich hatte den Artikel schon im Envoyer gelesen, die zusätzlichen Fragen kannte ich noch nicht. Beides IMO jedoch absolut lesenswert und der Ursprungsartikel war sicherlich eines der Highlights der letzten Zeit im Envoyer. Daumen hoch dafür, Frank!
Prinzipiell decken sich Franks Ansichten auch mit meinen Erkenntnisssen, wobei ich mir nicht sicher bin, ob nicht 13 Mann und Promotheus mit ihren professionellen Messeauftritten eventuell die RPG Szene nach außen größer und vielfältiger erscheinen lassen, und so auch neue Spieler ans P&P Rollenspiel heranführen werden.
Es wird sich in den nächsten Jahren zeigen, ob die "Kleinen" einen ausreichenden Atem haben - zu wünschen wäre es ihnen.
Dass im Buchhandel nur sehr selten RPGs direkt im Laden stehen, ist nicht die Schuld der RPG Verlage, sondern schlicht und einfach eine ökonomische Entscheidung der Einkäufer im Buchhandel, die logischerweise auf Produkte setzen, von denen sie auch wissen, dass sie diese loswerden.
 
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@QaD:

Die Automatisierung ist nicht billig. Da die "grossen" Systeme (SAP o.ä) für die meisten Kleinverlage wohl ausscheiden bleibt noch "spezielle Lösung". Und die ist schnell im 5-stelligen Bereich den sie muss ja auch mit der Buchhaltung etc. sprechen und sollte auch eine Internet-Präsenz nach aussen haben. Die dann wieder sicher sein muss (Da Personendaten verwaltet werden)

@MM

Amazon führt Rollenspiele. Zumindest Mongoose und Margaret Weiss Productions (MgT und Serenity). Und die Frage ist ggf. ob man nicht einzelnen Händlern Ware "in Kommission" überlassen kann d.h. der Händler stellt für eine Weile (3 Monate?) auf, bezahlt was verkauft wird und der Rest sind Rückläufer. Geht sicher nicht bundesweit aber lokal einzelne grosse Buchhandlungen, ggf. gerade in etwas "kleineren" Orten anzusprechen könnte sinnvoll sein. I.e. hatte meine Heimatstadt (60.000EW) nur zwei größere Buchläden und die meisten Schüler mussten zwei mal im Jahr da hin. Zu der Zeit nen Ständer mit den wichtigsten Regelwerken hinstellen könnte sich lohnen. Weil Rollenspielladen hat es da nicht. Dito zu gewissen Jahreszeiten bei den Spielwaren-Läden.
 
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Buchclubmodell oder Abomodell lassen sich an sich fast vollständig über IT automatisieren , du müsstest nur noch die Aufträge verpacken, die Lieferscheine drauf kleben und sie der Post zuführen.
Aber du hast recht eine optimale Software-Unterstützung kostet Geld, investieren ist aber absolut keine
ungewöhnliche Sache für ein Unternehmen.

Das ist mir schon klar, daß es dafür Software gibt. Und mir ist auch klar, daß es nicht unüblich ist für Unternehmen, Geld in Neuerungen zu investieren.

Die Frage ist nur: Ist es wahrscheinlich, daß ein Unternehmen, das sowieso schon nicht besonders gut finanziell aufgestellt ist, in der heutigen wirtschaftlichen Lage, in etwas investiert, dessen Nutzen nur bedingt absehbar ist.

Denn seien wir mal ehrlich, wer von uns würde so ein Abo oder auch nur ein Club-Modell nutzen?

Ich persönlich habe durchaus viele Meter an RPG Material im Schrank stehen und eine ganze Menge an Systemen ausprobiert oder auch nur einmal so aus einer Laune heraus gekauft. Ich verdiene nicht schlecht und könnte es mir durchaus leisten, jeden Monat 50-100 Euro für RPG-Bücher auszugeben. Trotzdem würde ich mir kein Abo irgendwo bestellen oder auch keinem RPG-Buchclub beitreten. Das ist mir zu unspontan. Das ist mir zu viel Zwang. Und das mag ich bei meinem Hobby nicht.
 
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Mit dem aventurischen Boten scheint das System ja ganz gut zu klappen. Vielleicht kann da jemand Näheres zu erzählen.
 
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@MM

Amazon führt Rollenspiele. Zumindest Mongoose und Margaret Weiss Productions (MgT und Serenity). Und die Frage ist ggf. ob man nicht einzelnen Händlern Ware "in Kommission" überlassen kann d.h. der Händler stellt für eine Weile (3 Monate?) auf, bezahlt was verkauft wird und der Rest sind Rückläufer. Geht sicher nicht bundesweit aber lokal einzelne grosse Buchhandlungen, ggf. gerade in etwas "kleineren" Orten anzusprechen könnte sinnvoll sein. I.e. hatte meine Heimatstadt (60.000EW) nur zwei größere Buchläden und die meisten Schüler mussten zwei mal im Jahr da hin. Zu der Zeit nen Ständer mit den wichtigsten Regelwerken hinstellen könnte sich lohnen. Weil Rollenspielladen hat es da nicht. Dito zu gewissen Jahreszeiten bei den Spielwaren-Läden.
Amazon führt auch andere RPGs, aber ich meinte speziell die "echten" Buchhändler mit dem Laden vor Ort. Selbst wenn der lokale angestellte Buchhändler vor Ort selbst Rollenspieler sein sollte, so wird er Schwierigkeiten haben, seinen Chef davon zu überzeugen, RPGs ins Programm zu nehmen - in aller Regel sind es nämlich die Einkäufer, die direkt für die ganze Kette bestimmen, was ins Sortiment genommen wird.
So etwas könnte man brechen, wenn man konsequent bei seinem Buchhändler die RPGs bestellt, in der Hoffnung, dass bei genügend Anfragen der Schritt zur Aufnahme von RPGs ins Sortiment getan wird. Nur sorgt das ja wiederum dafür, dass der lokale Fantasy-Laden ins Trudeln gerät, das ist also auch nicht der Weisheit letzter Schluss.
 
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@MM:

Die lokalen Händler gehörten nicht zu ner Kette, da steht bis heute der Besitzer selber im Laden. Auch im Rest von D gibt es einige grössere Läden wo das passt, gerade im Schul/Uniumfeld

Und lokaler Fantasy-Laden war/ist nicht, der nächste waren 30+ Kilometer in die Grossstadt. Da geht nichts pleite
 
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Habe sowohl Franks Artikel als auch die Diskussion hier mit großem Interesse verfolgt. Als Berufsoptimist sehe ich die ganze Sache noch einmal etwas anders: Die Situation der Verlage hin oder her, sie können nicht als einziger Indikator für den Zustand der Szene herhalten. Genauso Con-Besuche etc.

Man darf die Rückläufigen Verkaufszahlen, die - angebliche oder tatsächliche - "Überalterung" der Rollenspieler, die sich auf Cons oder sonstwo zeigen und viele andere Anzeichen auch nicht losgelöst von der restlichen Entwicklungen in unserer Gesellschaft betrachten.

Denn Auflösungserscheinungen von Organisationen, mangelnde Kundenbindung etc. sind ja Erscheinungen, die nahezu überall zu beklagen sind. Ob das was mit Rollenspielen zu tun hat oder nicht, kann eigentlich niemand so genau sagen. Viel eher glaube ich, dass der sich der Rollenspielmarkt halt einfach den Trends in unserer Gesellschaft nicht entziehen kann. Daraus folgt auch, dass eigentlich nicht besonders viel dagegen getan werden kann, jedenfalls nicht durch wie auch immer geartete Werbemaßnahmen.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf sehe ich die ganze Sache wesentlich rosiger als die meisten. Denn meiner Überzeugung gab es noch nie eine bessere Zeit für Rollenspiele als die Gegenwart. Man denke beispielsweise nur an die erstaunlich respektvolle und kompetente Berichterstattung zu Gary Gygax' Tod. Wenn mir jemand vor zehn Jahren erzählt hätte, dass in dieser Selbstverständlichkeit professionelle Medien aus der Rollenspielszene berichten, dann hätte ich ihm einen Vogel gezeigt. Mal abgesehen davon, dass es zwei D&D-Kinofilme gibt (wie auch immer man zu ihnen stehen mag) und viele Filme, Fernsehserien usw., die von Rollenspielen wenigstens beeinflusst sind (man denke nur an Terry Pratchetts Scheibenwelt).

Fraglich ist natürlich, ob ich unter Rollenspiel nur P&P verstehe, oder das gesamte Genre, also auch LARP MMORPGs und PC- und Konsolenrollenspiele. Für P&P mag es nur einen kleinen Markt geben. Aber Rollenspiel als Genre der Subkultur ist auf einem ähnlichen Weg, sich zu etablieren, wie es beispielsweise auch Comics oder Rockmusik schon zuvor getan haben, nur halt mit einem Vorsprung von ein paar Jahrzehnten.

Dieser Gedanke hilft natürlich keinem Verlag, dessen Umsätze zurückgehen. Andererseits kann niemand angesichts dieser Tatsachen ernsthaft davon sprechen Rollenspiel (wohlgemerkt, nicht P&P) stecke in einer Krise.

Ob und wenn ja, wie entscheidend es nun ist, dass P&P sich derzeit in einem Abwärtstrend befindet, kann doch eigentlich niemand beurteilen. Keiner kann in die Zukunft sehen. Ich kann mich aus meinen Zeiten als Mitarbeiter in einem Rollenspielladen noch sehr gut daran erinnern, wie gut D&D 3.0 ankam. Ende der 1990er gab es eine ähnliche Diskussion wie diese mit durchaus ähnlichen Argumenten. Nach Erscheinen von D&D 3e hat sich da niemand drum gekümmert, weil vor lauter D&D-Spielen keiner mehr Zeit dazu hatte. Menschen, die ich jahrelang nicht mehr gesehen und von denen ich dachte, dass sie nie wieder Rollenspiele spielen würden, kamen plötzlich wieder an den Spieltisch. Und auch sehr, sehr viele junge Leute haben mit D&D 3e angefangen. Das Player's Handbook war in den USA sogar für kurze Zeit auf den Bestsellerlisten.

Einen ähnlichen Vorgang gab es in meinen Augen zu Beginn der 1990er mit White Wolf, als sich auch damals Ermüdungserscheinungen breit machten.

Wer sagt denn, dass es in ein paar Jahren nicht ein ähnliches Phänomen geben wird?
 
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@zu Online Verkaufs Modellen:
Die dafür notwendige Software gibts kostenlos - ob nun Abo Modell oder pdf online Verkauf. Ein Blick in verschiedene opensource Shop Lösung macht das deutlich. Selbst als Joomla PlugIns sind diese bereits vorhanden. Wenn man es will, wenn man bereit ist, sich von herkömmlichen Vertriebsmodellen zu lösen, ist alles mit verhältnismässig wenig Aufwand machbar. Man muss aber auch wollen...

@ Aussenwahrnehmung
Neben den Artikeln zu Gygax (die wirklich überraschend gut waren, selbst bei Spiegel Online) kommt Rollenspiel inzwischen auch in so vielen amerikanischen Serien vor, das es nahezu unglaublich ist. Klar, immer ein "wenig" verschroben, aber auf anerkennende Art. Es wird nicht verteufelt oder als dumm dargestellt, sondern die Spieler erscheinen meist recht liebenswürdig und einfach fantasievoll (z. B. in der Sarah Silverman Show & weiterer SitComs auf Comedy Central).
 
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Was man in der RPG-Szene, wie auch in vielen anderen Branchen beobachten kann, nennt man unter den Marketing-Profis übrigens den "Long Tail": Die immer größere Vielfalt der Informationsangebote begünstigt eine immer größere Vielfalt von Produkten, von denen dann natürlich insgesamt weniger verkauft werden.

Auch hier wieder ein Buchtipp: Chris Anderson - The Long Tail: Why the Future of Business Is Selling Less of More
 
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Ein schöner Beitrag!

Daraus folgt auch, dass eigentlich nicht besonders viel dagegen getan werden kann, jedenfalls nicht durch wie auch immer geartete Werbemaßnahmen.
Das sehe ich allerdings anders.

Wer sagt denn, dass es in ein paar Jahren nicht ein ähnliches Phänomen geben wird?
Dann gefällt mir diese Aussicht auch viel besser. Man möchte doch lieber etwas bewirkt haben als nur in den Genuss von etwas kommen, oder? ;)

Ich mache das daran fest, dass ich in den Rollenspielprodukten noch großes Verbesserungspotential sehe, dass die phantastischen Genres allgemein überall angekommen sind und dass damit die Zugänglichkeit zum pen&paper wesentlich verbessert wird.
 
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Natürlich können sich Rollenspielprodukte noch verbessern. Und das werden sie auch. Sie haben sich ja bereits extrem verbessert. Ein Ende der Entwicklung ist nicht abzusehen. Aber es ist fraglich, ob eine Verbesserung der Produkte auch mehr Käufer bringt. Das glaube ich eben nicht.

Es ist in meinen Augen naiv, Rollenspiele aus ihrer Nische herauszuholen. Das ist wie mit der weiter oben bereits angesprochenen afrikanischen Lyrik. Die kann so gut werden, wie sie will. Es wird nie ein breites Publikum dafür geben. Mit Rollenspielen ist das ähnlich.

Ich hole mal etwas aus: Robert Heinlein hat mal begründet, wieso es so viele schlechte und nur so wenige gute SF-Autoren gibt (aus seiner damaligen Perspektive, versteht sich. Heute gibt es ja viele gute.).

Er meinte, um ein guter SF-Autor zu sein, müsse man intelligent sein, ehrgeizig, diszipliniert, und sowohl naturwissenschaftlich wie auch literarisch gebildet. Und wenn jemand diese Eigenschaften besitzt, dann macht er was Anständiges, womit man auch Geld verdienen kann.

So ähnlich ist das mit Rollenspielen auch. Ich muss viel lesen, kreativ sein, schauspielerisch begabt, aber auch taktisch und strategisch denken können, zeichnen können schadet auch nicht ... Wenn ich all diese Eigenschaften besitze - wieso soll ich dann eine Tätigkeit ausüben, bei der ich aus ihnen kein Kapital schlage?

Es gibt halt nur wenige Menschen, die ihre Talente zu ihrem und dem Vergnügen andere nutzen, ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen. Deswegen werden Rollenspieler immer ein kleines kauziges Völkchen bleiben, fernab des Mainstreams, wie auch Off-Theaterbühnen, Straßenmusikanten oder Einradfahrer.

Das ist kein Drama, denn ich bin nicht der Ansicht, dass ich in 20 Jahren der letzt Rollenspieler auf Erden sein werde. Vielleicht wird es ein paar weniger von uns geben oder ein paar mehr. Aber aussterben werden wir nicht. Eben wie Off-Theater, Straßenmusikanten oder Einradfahrer.

Das beste, was der Rollenspielszene passieren kann, ist meiner Meinung nach ein neues D&D 3e, das so gut wie alle begeistert, ein paar Abgefallene zurück bringt, ein paar Junge nachschiebt und der Szene wieder Aufwind gibt und ein Einigkeitsgefühl beschwört.
 
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Ich versuche mal einige der Annahmen über die Mechanismen des Rollenspielmarktes zu strukturieren, die teilweise schon im Text des Autor und in den vorhergehenden Kommentaren implizit oder explizit getroffen wurden. Dabei kann ich aufgrund der Faktenlage nur von plausiblen Annahmen ausgehen.

Der Rollenspielmarkt (auch MMORPG) gewinnt seine Kunden aus dem Fantasymarkt. Dabei kann man die verschiedenen Angebote entsprechend des notwendigen Involvement der Konsumenten anordnen. Somit spannt sich eine Dimension mit zunehmenden Involvement folgendermaßen auf (verkürzt): populäre Fantasyfilme (HdR, Underworld, etc.) - Fantasybücher (Die Zwerge) - on- und offline RPG (WoW, Drakensang) - PnP-RPG (DSA, Cthulhu)
Entlang dieser Dimension gibt es Wanderungen der Konsumenten, die zum Teil ergänzenden, zum Teil alternativen Konsum zur Folge haben. In Richtung höheres Involvement werden Leute geführt, weil sie einen Film nicht nur sehen wollen, sondern auch selbst Teil der Handlung werden wollen. Das ist die Grundlage für alle Rollenspiele.

Der Autor hat in seinem Artikel auf die gegenläufige Tendenz im Zusammenhang mit dem Aufkommen der MMORPG hingewiesen: PnP-Spieler können mit weniger Aufwand mit realen Mitspielern interagieren. Wie der Autor aber auch andeutete, scheint diese Tendenz etwas nachgelassen zu haben, wass dafür spricht, dass der PnP-Markt dadurch einfach auf ein niedrigeres Niveau gezwungen wurde, wobei die Zielgruppe grundsätzlich noch vorhanden bleibt.
Für die Betrachtung der Strategien für die Zukunft hilft das aber nicht weiter, weil es nur ein Blick in die Vergangenheit ist. Tatsächlich ist nur die erste Bewegung (in Richtung höheres Involvement) interessant, weil sie aus den Kunden selbst kommt und dort quasi eine Nachfrage nach einem adäquaten Angebot sucht. Es ist der einzige, alte Weg, wie Rollenspiele an Kunden kommen.

Im Rollenspielmarkt selbst gibt es eine Tendenz mit zunehmender Spielerfahrung und Alter (?) zu spezialisierteren und Indie-RPGs zu wechseln.
Das bedeutet, die Indies rekrutieren ihre Spielerschaft aus den Mainstreamspielen.

Wenn nun neue potentielle Kunden in diesen Markt kommen, haben sie zwar Interesse an diesen Welten, aber keine Ahnung von Regelwerken. Vermutlich werden sie sich in der Regel zuerst für die Mainstreamspiele interessieren, weil sie im Laden prominent platziert sind oder sie jemanden kennen, der es spielt. Diesen Spielen kommt für den Gesamtmarkt die Aufgabe zu, den jungfräulichen Rollenspieler an die Hand zu nehmen und ihm alles notwendige beizubringen und ihn bei Laune zu halten. Und genau hier hakt es momentan. Die Anforderungen an potentielle Rollenspieler sind zu hoch. Ohne Hilfe wenden sie sich einfacher konsumierbaren Alternativen zu, anstatt im unübersichtlichen Angebot das richtige Spiel zu finden. Die Lösung kann aber nicht in immer neuen Systemen liegen, da diese von neuen Rollenspieler gar nicht gefunden werden. Es kann nur über wesentlich vereinfachte Grundregeln der Mainstreamspiele funktionieren. Der Weg von Cthulhu hat nach Aussage des Autors funktioniert. Das scheint ein Ansatz zu sein, der auch in den anderen Systemen umsetzbar ist, wenn man denn will.

Soweit erstmal von mir.
Ich weise nochmal daraufhin, das alles nur Annahmen meinerseits sind und ich keinerlei Anspruch auf Vollständikeit oder letztgültige Wahrheit erhebe.
 
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Hallo liebe Blutschwertler,

ich möchte zu dem obigen Artikel noch etwas ergänzen:
Das Hauptproblem ist, wie Herr Heller sagt eindeutig die Tatsache, dass die Rollenspieler nur noch 'unter sich' kreiseln und es fast kein frisches Blut mehr gibt. Auf den Cons ständig die selben Gesichter, in den Foren fast ausschließlich die selben Nicks. Wenn die Verlage also einmal nachforschen, so werden sie feststellen, dass die einzigen Neuzugänge allein über den Support der bisherigen Spieler angeworben wird, wenn eine Spielrunde neu Mitspieler sucht oder die kleine Schwester oder der kleine Kusine alt genug sind, auch mal reinzuschnuppern.
Ich bin nicht sicher, was sowohl Ulisses als auch Pegasus damit erreichen wollen, wenn sie Conventions finanziell unterstützen oder dort mit Support-Teams auf 'Kundenfang' gehen: Es kann höchstens zu einer Umverteilung innerhalb der bestehenden Rollenspielerschaft kommen (wenn man von einem Pegasus Spiel zu Ulisses wechselt oder umgekehrt), doch wo sollen so neue Spieler gewonnen werden?
Wäre es hier nicht sinnvoller, die meist freiwilligen Helfer des Supports wirklich in die Jugendzentren zu schicken?
Doch hier greift sofort das nächste Problem: Viel zu komplexe Regelwerke. In Jugendzentren hält sich zumeist ein Klientel auf, dass nicht unbedingt gewillt ist sich durch hundertseitige und rechenintensive Regelwerke zu quälen. Hier fehlen eindeutig die Modularen Regelwerke und das in einer Zeit, in der Module doch überall die Lernwelt beherrschen. Optionalregeln die keine sind und Regelwerke die so komplex geschrieben sind, dass man sie ohne wenigstens Abi-Abschluss garnicht verstehen kann sind eine Qual und verleiden sicher manchem den Einstieg.

Das andere Hauptproblem ist doch eindeutig, dass keine neuen Kunden (bis auf die 'Anwerbung' durch bestehende Rollenspieler in eher kleinem Umfang) in Erstkontakt mit Rollenspielmaterial kommen kann. Sicher hat Drakensang einige Nichtrollenspieler begeistert, doch als Einzelperson steigt man nur selten in ein System ein bzw. was hilft es, wenn man das Computerspiel gespielt hat, doch nirgends an das zum Rollenspiel gehörige Material kommen kann? Hier hat Ulisses meiner Meinung nach eindeutig Potential verschenkt: Auf der RatCon 2007 wurde noch vermeldet, man werde (auch mit den neu erscheinenden Solo-Abenteuer) versuchen zurück in die Buchhandlungen zu kommen. Natürlich ist dies bei so geringen Auflagenzahlen nicht so einfach, dennoch scheint man sich auch nicht wirklich bemüht zu haben: Ein Solo-Abenteuer im Buchformat und nicht dem bei DSA-Produkten üblichen DinA4-Format hätte hier vielleicht schon einmal die 'Hemmschwelle' für Neueinsteiger gesenkt. Ebenso fehlen Zeitschriften, die sich mit Rollenspielen beschäftigen und die auch in wenigstens gut sortierten Bahnhofsbuchhandlungen ausliegen: Hier vermisse ich persönlich z.B. sehr die Wunderwelten (Hesinde hab sie seelig).
Alternativ könnte man auch einfach die Zeichen der Zeit nutzen und Rollenspiele gegen Gebühren auch Online verfügbar machen: Neue Zusatzregeln einfach per Mausklick downloaden, vielleicht noch ein gut erklärendes Tutorial dazu und fertig. Heute kann sich der geneigte Leser zwar gut in (mehr oder weniger gut moderierten) Foren zu seinem Lieblingshobby unterhalten, doch hier ließen sich gerade auch was Support angeht sicher noch mehr umsetzen.

Wenn schon die Rollenspiele unter sich in einer kleinen Kommune erstarrt scheint, so nutzen doch auch die großen und kleineren Verlage nur sehr zögerlich die Möglichkeiten, die ihnen die 'neue Zeit' in der man auch mit Online-Spielen konkurrieren muss, in denen man jedoch vor allem Medienwirksam und Publikumswirksam nicht mehr präsent ist, in keinem Fall alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ihre Produkte unter die sicherlich interessierten Neukunden zu bringen.


Mit freundlichem Gruß,

Auri
 
AW: Pen & Paper-Rollenspiel am Ende (von Frank Heller)

Das beste, was der Rollenspielszene passieren kann, ist meiner Meinung nach ein neues D&D 3e, das so gut wie alle begeistert, ein paar Abgefallene zurück bringt, ein paar Junge nachschiebt und der Szene wieder Aufwind gibt und ein Einigkeitsgefühl beschwört.
Das bezweifle ich. Denn wenn auch nur D&D drauf steht weiß ich das ich das Tabletop nicht kaufen werde. Spielen natürlich auch nicht.
 
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Es ist in meinen Augen naiv, Rollenspiele aus ihrer Nische herauszuholen. Das ist wie mit der weiter oben bereits angesprochenen afrikanischen Lyrik. Die kann so gut werden, wie sie will. Es wird nie ein breites Publikum dafür geben. Mit Rollenspielen ist das ähnlich.
Da möchte ich aber zu bedenken geben, dass Rollenspiele als Spielform eben klare Pluspunkte bieten können. Das ist zum einen die völlige Spielfreiheit und zum anderen die Charakterbindung und die damit enorme Spielbindung.

Ich glaube nicht, dass afrikanische Lyrik so starke Argumente gegenüber allgemeiner Lyrik zu bieten hat.

Er meinte, um ein guter SF-Autor zu sein, müsse man intelligent sein, ehrgeizig, diszipliniert, und sowohl naturwissenschaftlich wie auch literarisch gebildet. Und wenn jemand diese Eigenschaften besitzt, dann macht er was Anständiges, womit man auch Geld verdienen kann.
Auch hier möchte ich noch eins zu bedenken geben: Rollenspiel ist ein Hobbymarkt. Bei einem Casual-Markt wie Monopolyspielern, darf man sicher weniger Engagement erwarten. Aber das Schreiben von Rollenspiele geschieht unter Einbeziehung von Personen aus dem Hobby. Diese können durchaus berufsbegleitend an solchen Projekten arbeiten. Dafür ist es ja ein Hobby.
Außerdem liegt Selbstverwirklichung in der Maslowschen Bedürfnispyrmaide deutlich über der Sicherheit, die von einem gutbezahlten Arbeitsplatz ausgeht. :)

Für die Betrachtung der Strategien für die Zukunft hilft das aber nicht weiter, weil es nur ein Blick in die Vergangenheit ist. Tatsächlich ist nur die erste Bewegung (in Richtung höheres Involvement) interessant, weil sie aus den Kunden selbst kommt und dort quasi eine Nachfrage nach einem adäquaten Angebot sucht. Es ist der einzige, alte Weg, wie Rollenspiele an Kunden kommen.

[...]

Wenn nun neue potentielle Kunden in diesen Markt kommen, haben sie zwar Interesse an diesen Welten, aber keine Ahnung von Regelwerken. Vermutlich werden sie sich in der Regel zuerst für die Mainstreamspiele interessieren, weil sie im Laden prominent platziert sind oder sie jemanden kennen, der es spielt.
Sehr interessant.

Gute Accessibility der pen&paper-Produkte vorausgesetzt ergibt sich aber ein merklich größerer potenzieller Markt für das pen&paper, als noch vor einigen Jahren.

ich möchte zu dem obigen Artikel noch etwas ergänzen:
Das Hauptproblem ist, wie Herr Heller sagt eindeutig die Tatsache, dass die Rollenspieler nur noch 'unter sich' kreiseln und es fast kein frisches Blut mehr gibt. Auf den Cons ständig die selben Gesichter, in den Foren fast ausschließlich die selben Nicks. Wenn die Verlage also einmal nachforschen, so werden sie feststellen, dass die einzigen Neuzugänge allein über den Support der bisherigen Spieler angeworben wird, wenn eine Spielrunde neu Mitspieler sucht oder die kleine Schwester oder der kleine Kusine alt genug sind, auch mal reinzuschnuppern.
Ich bin nicht sicher, was sowohl Ulisses als auch Pegasus damit erreichen wollen, wenn sie Conventions finanziell unterstützen oder dort mit Support-Teams auf 'Kundenfang' gehen: Es kann höchstens zu einer Umverteilung innerhalb der bestehenden Rollenspielerschaft kommen (wenn man von einem Pegasus Spiel zu Ulisses wechselt oder umgekehrt), doch wo sollen so neue Spieler gewonnen werden?
Rollenspiel tritt sehr dezentralisiert auf. Was auf Cons oder in Läden auf den Weg gebracht wird, hat noch einen weiten Weg vor sich. Dieser Weg des Supports ist sicher nicht ein Idealweg, geschweige denn ein besonders schnell zum Erfolg führender.
Aber es ist die Art von Basisarbeit, die ich ebenfalls anderen Kampagne voranstellen würde.

Wäre es hier nicht sinnvoller, die meist freiwilligen Helfer des Supports wirklich in die Jugendzentren zu schicken?
Na klar. Das wird auch schon gemacht, bzw läuft das an.

Doch hier greift sofort das nächste Problem: Viel zu komplexe Regelwerke.
Volle Zustimmung. Die Produkte müssen sich noch deutlich verbessern.

Hier fehlen eindeutig die Modularen Regelwerke und das in einer Zeit, in der Module doch überall die Lernwelt beherrschen.
Das spricht mir aus der Seele! Dafür setze ich mich schon länger ein.

Sicher hat Drakensang einige Nichtrollenspieler begeistert, doch als Einzelperson steigt man nur selten in ein System ein bzw. was hilft es, wenn man das Computerspiel gespielt hat, doch nirgends an das zum Rollenspiel gehörige Material kommen kann?
Doch, das PDF des Grundbuches war (zumindest bei der Collectors Edition) mit auf der Spiel-CD.
Auch das DSA-Drakensang-Einführungsabenteuer (in Vollfarbe) ist bereits erhältlich und wurde zum Beispiel auf der SPIEL in Essen im Zusammenhang mit DSA und Drakensang präsentiert.
 
AW: Pen & Paper-Rollenspiel am Ende (von Frank Heller)

PDF bei Drakensang: Nette Idee im Ansatz. Sinnvoller wäre es aber gewesen: das Drakensang-Abenteuer (vielleicht etwas kürzer) als DINA-5 Heft dem Computerspiel beizulegen - mit Kurzregeln. Für die Schon-DSA-Spieler ein nettes Gimmick, für die PC-Spieler, die bisher noch kein DSA gespielt haben, ein perfekter Einstieg.

Cons: Support bei Cons ist sicher gut und wichtig - zur Pflege von schon bestehenden Fans. Aber neue Rollenspieler kommen da nicht dazu.

Ebenso fehlen Zeitschriften, die sich mit Rollenspielen beschäftigen und die auch in wenigstens gut sortierten Bahnhofsbuchhandlungen ausliegen: Hier vermisse ich persönlich z.B. sehr die Wunderwelten (Hesinde hab sie seelig).

@Auribiel: Volle Zustimmung. Die Einstellung der Wunderwelten war damals kein kluger Schachzug von Fanpro. Wie oft habe ich in Bahnhofsbuchhandlungen interessierte Leute darin blättern sehen (stand oft neben den Comic- und Computermagazinen). Internet ist gut, schön und wichtig, aber gerade Pen-&-Paper entfaltet seinen Zauber eben doch nur über, nun ja, Tinte und Papier.
Längst hätten sich Pegasus, Ulisses, F&S zusammentun sollen und ein neues Magazin aus der Taufe heben. Brauch nicht dick zu sein, brauch nicht billig zu sein - aber präsent. Und nicht so verwaschenes Blabla wie in der Nautilus.
Wer sich heute mal alte Zauberzeits oder WUnderwelten durchliest, klappt mit der Kinnlade. Was für eine Kreativität, was für eine Vielfalt, und mit viel Blick über den Tellerrand hinaus auf Brett- und Kartenspiele, PC-Spiele, Literatur ... heute noch sehr gut lesbar.
 
AW: Pen & Paper-Rollenspiel am Ende (von Frank Heller)

Nachdem ich nun ein paar Seiten gelesen habe, möchte ich dann auch meinen Senf dazu geben, ohne erst alles zu lesen. Es würden sicher einige Punkte unter den Tisch fallen, die es besser verdienen.

Wem mein Nick etwas sagt, wird wissen, dass ich [k]ein Lobbyist bin. Texte von mir findet man bei DSA (P&P), Lineage2 (MMO) und anderen Plätzen. Ich selber spiele DSA-Aventurien und -Myranor, Lineage2, WoW und gerne auch einige andere Spiele (z. B. Canasta - Ja, Karten oder Battlefield 2 - keine Karten ;) ).

Einschätzung des Marktes: Soweit meine Einblicke hinter die Kulissen dies zuließen, ist mir immer wieder eben jener Eindruck entgegen geweht, den Frank beschrieben hat. Die Szene wird älter und kleiner. Eigene Beobachtungen aus dem Bekanntenkreis haben dies regelmäßig bestätigt. Wer schon 2 Meter im Regal stehen hat mit den Produkten von Version x.y, überlegt oftmals ob da noch mal die gleiche Menge Platz und Geld für die neue Ausgabe hin soll. Die Kunden haben einfach irgendwann genug Regelkram.
Bei diversen Diskussionsrunden auf Cons wurde immer wieder betont, dass unser Hobby mit seinen Fans älter geworden ist. Und natürlich will kein Verlag die langjährigen Kunden verlieren. Damit ergibt sich aber automatisch eine Spirale aus steigender Komplexität und Erneuerung. Der Kunde will Neues über das Bekannte. Also steigt der Grad an Details. Welcher 30+ kauft ein Rollenspielbuch, welches ihn wie einen 12-15 jährigen behandelt und anspricht? Aus Verlagssicht ist die Antwort sehr einfach: Zu wenige, als dass es wirtschaftlich sinnvoll ist.
Also müsste ein Verlag – um einsteigerfreundlich zu bleiben - sein Produkt eigentlich in 2 Versionen verkaufen: <25 und 25>
Das kostet (fast) doppelte Arbeit und damit Geld.
Ein Produkt zu veröffentlichen, welches für 15- und 50-jährige interessant ist, wäre mMn noch aufwendiger. Man darf nicht vergessen, dass viele der derzeitigen Autoren und Macher keine studierten Rollenspielautoren sind, also nur selten eine komplette Kombi aus Publizistik-, Germanistik-, Psychologie-, BWL- und Geschichtsstudium vorweisen können.
Das wird sicher auch für die Fans gelten. Dass man dennoch interessante P&P-Material auf dem Markt bringen kann, zeigt das Alter einiger Produktreihen.

Einschätzung der Spieler: Offenbar haben hier viele Spieler hauptsächlich negative Erfahrungen auf Cons etc. gemacht. Das kann ich nicht in dem Maße nachvollziehen, bzw. bestätigen. Freaks sind wir alle, sobald wir vom Mainstream abweichen. Intoleranz findet man bei den "Dino-Fans" ebenso wie bei den Indis, bei letzteren meist öfters, da sie - sicher zu Unrecht - zu meinen scheinen, ihr Ding verteidigen zu müssen. Diese Haltung findet sich natürlich bei allen RPGlern in mehr oder minder starken Ausmaß. Wir sind eine Randgruppe und verhalten uns nach innen und außen auch oftmals so. Die Flamewars sind so alt wie das Hobby selber. Früher hat man auf einer Party mit den AD&D-Fans diskutiert, heute mehr mit Fans von Arkane, Engel oder GURPS. Als DSAler ist man eh immer Ziel. ;) Zu dem Thema gibt es im Netz einen netten Cartoon, wo die Hierarchie der Nerds dargestellt wird. Jeder lacht über den, der vor ihm in der Reihe steht, egal ob LARPer, Gothic, Emo oder P&Pler. Je nach Ziel-Gruppe variiert die Reihenfolge im Comic.

Gruppensuche an der Uni: Nur kurz der Hinweis, dass bestimmte Studienzweige nach meinen Erfahrungen eine deutlich höhere Menge an P&P-Fans haben, z. B.: Ur- und Frühgeschichte (50%+), Nordistik (50%+), Klassische Archäologie (40-50%), Alte Geschichte lieber meiden ;), Physik (30%+) auch Elektrotechnik, Informatik und andere technische Naturwissenschaften fallen da auf. Gerade im Großraum NRW bietet es sich an auf Cons zu gehen und da schnell Leute zu finden. Am kommenden Wochenende z. B. in Herne (Morpheus-Con). Auch einfach mal in mehreren Foren nachfragen. Für „Großraum Münster“ geht bei Interesse auch eine PN an mich, wir basteln an einer weiteren Myranor-Gruppe.

Aussterben der Dinos: Hier bin ich klar parteiisch. Ich habe mit DSA einfach zu viele positive Erfahrungen gemacht und schöne Stunden verlebt. Ein Aussterben von DSA ist geradezu unmöglich. Wenn Ulisses es aufgeben würde – was Patric und der Liebe Gott verhindern mögen -, gäbe es einfach zu viele Fans/freie Autoren, die es spontan weiterführen würden. Und gerade die Fans des Schwarzen Auges sind eine so auf IHR Rollenspiel fixierte Gruppe, dass es anderen Systemen nur wenig Gewinn bringen würde, da viele wohl einfach das Hobby aufgäben.
Auch wenn das Produkt einen großen Teil am Markt hat, hatte ich bisher nicht den Eindruck, dass man „die Kleinen“ behindern würde. In persönlichen Gesprächen habe ich dagegen öfters bei DSA-Autoren mitbekommen, dass sie die Alternativen als Bereicherung ansehen und jeder (!) Rollenspieler als Gewinn gesehen wird. Das hier mag man nun als Werbung missdeuten, aber das ändert nichts an meinen Erfahrungen. ;)

Ansprechen von Neukunden: In Schulen und Jugendclubs gibt es gleich mehrere Probleme. Zum einen scheint es rechtliche Hindernisse zu geben, da ein offizielles Auftreten der Verlage als Werbung angesehen würde. Nach meinen Infos ist das verboten?! Zum anderen werden P&Pler gerade im Bildungs- und Pädagogikbereich immer noch in einen Topf mit Wicca, Gothics und anderen nicht-Mainstream-Gruppen geworfen – warum auch immer. Auf einer 3Eich wurde mal ein trauriges Beispiel von 2 Lehrern vorgestellt, die aufgrund einer RPG-AG um ihren Job bangen mussten oder ihn sogar verloren. Also keine gute Grundlage.
Da müssen wohl die Väter/Mütter ihre Kinder mit dem P&P-Virus infizieren. Man kann auch Rollenspiel als Teil eines Kindergeburtstages veranstalten.
Ich bin schon länger dafür gerade die etablierten P&P-Systeme mit der Manga-Welle zu verknüpfen.

Normale Hobbies haben halt eine Menge Vorteile die Rollenspiel, speziell PnP NICHT hat:

+ Eine alte und etablierte Vereinsstruktur inklusive Jugendförderung aber eben auch "Partyaktionen"

+ Eine grosse Akzeptanz in der Öffentlichkeit ohne den negativen Ruf der RPG's anhängt

+ Fähige Köpfe in der Öffentlichkeitsarbeit bzw. "respektable" Personen in der Öffentlichkeitsarbeit

Dazu möchte ich dann auch noch etwas sagen (sicherlich keine Kritik an Darkwalker !):

+ Eine alte Struktur wird nun gerade den Dinos vorgeworfen. Da ist die Tradition dann plötzlich ein Hindernis, da sie als „verkrustet“ bezeichnet wird. Die Jugendarbeit vieler Vereine ist leider weit hinter dem Soll und kann sich somit durchaus mit der Jugendarbeit einiger RPG-Dinos vergleichen. Eigene Erfahrungen im Sportverein mögen da aber auch meine Sicht behindern. Sicherlich ließe sich hier für unser Hobby noch einiges tun.

+ eine große Akzeptanz … wie sie Fußballfans genießen, besonders auf dem Rückweg von einem Spiel, mag man sich mal am Hbf in Dortmund, München oder Bochum ansehen. ;) Klar, wer mit Alkohol wirbt, kann sich über dessen Konsum kaum mokieren, aber da stehen wir Rollenspieler doch vergleichsweise günstig da. Uns wird da eher massiver Konsum von Chips und Cola vorgeworfen. Zu einer besseren Akzeptanz haben wohl auch die HdR-Filme, Harry Potter und immer noch andauernde Welle der Fantasy-Literatur beigetragen. Insofern würde ich da weniger ein Problem sehen wollen. Aber auch hier bleibt für uns noch einiges zu tun.

+Fähige Köpfe … sind wohl weniger das Problem. Auch wenn man darüber streiten möchte, wird man zugeben müssen, dass Öffentlichkeitsarbeit meist auch eine Frage von Geld ist. Ideen sind nur ein Punkt. Vor allem muss man es sich leisten können. Rundfunk und Fernsehen verlangen vergleichsweise Unsummen für Werbung. Passenden Bürgerfunk hören dann doch eher nur die, welche eh schon zur Klientel gehören. Tageszeitungen, gerade überregionale, werden ebenfalls kaum umsonst werben und könnten ein Image-Problem haben …
Sehr positiv finde ich da die Idee, passende Flyer in Spielekartons zu legen, was soweit mir bekannt, auch schon in einigen Fällen gemacht wird. Das ließe sich sicher ausbauen. Die Präsenz in den großen Kaufhäusern wird offenbar ebenfalls wieder angestrebt. Das kann jeder von uns fördern, indem er die nette Verkäuferin einfach mal fragt, ob sie denn schon das jeweilige Lieblings-RPG im Angebot haben. Mag im ersten Moment blöd klingen, aber bei wiederholter Nachfrage, könnte es die Verantwortlichen ja zum Nachdenken bringen.

Con-Sponsoring: Ist im deutschen Markt durchaus auch von Verlagsseite möglich und wird von dem einen oder anderen Dino auch durchgeführt.

Verallgemeinerungen: In zu vielen Postings wird gleich die gesamte Szene, alle deutschen Systeme etc. verdammt. Eine derartige Verallgemeinerung ist kaum von Vorteil und wirkt oftmals wie versteckter Lobbyismus und die Lust an Flamewars ;)

Romanhafte Schreibweise: Wer mit Rollenspiel anfängt, hat mMn oftmals den Wunsch ebenfalls einmal der Held einer Geschichte zu sein, selber mal ein Legolas, Conan oder Arthus zu sein. Und wer noch nie ein Abenteuer gemeistert hat, findet Vorteile darin, wenn er bestimmte Teile nur vorzulesen hat und im Prinzip eine Geschichte erzählt, die von den Handlungen der Mitspieler im Rahmen der Möglichkeiten gelenkt wird. Für erfahrene Meister und Spieler mag dies Jahre später als Nachteil erscheinen, aber ich würde es nicht Einsteigerfeindlich nennen wollen. Das mag jedoch von Meister zu Meister und von Rollenspieler zu Rollenspieler anders gesehen werden.
Man sollte jedoch nicht vergessen, dass gerade die deutschen Rollenspiele in Deutschland immer noch ganz gerne gekauft werden. Ob das nun daran liegt, dass die deutschen Rollenspieler alle blöd sind und nicht merken, was sie da kaufen, will ich dann doch bezweifeln.

Noch ein Hinweis zu den RPG-Autoren. Soweit mir bekannt sind weit über 90% der in Deutschland arbeitenden Autoren/Redakteure freiberuflich tätig und haben noch ein anderes Standbein außerhalb des reinen Rollenspiels. Insofern mag man ihnen durchaus zutrauen, dass sie trotz dieser phantasievollen Beschäftigung eine gewisse Bodenhaftung behalten haben. Spätestens bei der Bezahlung wird sich jene dann wieder einstellen, da man in Deutschland als Abenteuer-, Quellenband- oder Regelbandautor sicher kaum von dieser Tätigkeit luxuriös leben kann. Wer Gegenbeispiele kennt, möge mir bitte die notwendigen Adressen für eine Bewerbung per PN mitteilen.


Soweit ein paar frühe Gedanken und Meinungen meinerseits dazu.
 
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