Löwenclub Pen & Paper-Rollenspiel am Ende (von Frank Heller)

Dies Thema ist aus dem ehemalien Löwnclub veröffentlicht worden.
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Ohne unken zu wollen: Das könnte mit das Beste sein, was der deutschen Rollenspiellandschaft passieren kann. Mit dem Fall des letzten verkrusteten Monolithen wäre Platz für ein paar neue Impulse im Fantasy-Genre. Und einige Leute müßten dann gezwungenermassen mal über den deutschen Tellerrand linsen, was speziell im Nachwuchsautorenbereich für einige (böse? nein...) Überraschungen sorgen würde. Dieses zyklopische Stück überalterter Rollenspielgeschichte sorgt für eine ungesunde Monokultur auf dem lokalen Markt.

Und ja, das ist meine persönliche Meinung. Eure kann und wird abweichen.

-Silver
Ich kann mir ganz im Gegenteil Rollenspiel in Deutschland ohne DSA nur sehr schwer vorstellen. DSA hat genau ein größeres Problem, dass ich sehe und das ist nunmal, dass es kein Einsteigerprodukt ist. Und selbst daran wurde schon und wird weiterhin gearbeitet.

Auch sehe ich nicht, dass deutsche Nachwuchsautoren ohne DSA besser dastehen würden. Eigenes Material zu produzieren war nie so einfach wie heute. Also los. Wo liegt das Problem?
Und selbst innerhalb von DSA bekommen viele Nachwuchsautoren ihre Chance.

Es ist nur einfach so, dass es besonders schwer ist gut funktionierende Abenteuer für eine breite Masse an Spielern zu schreiben. - Und Abenteuer sind nunmal das, bei denen der Nachwuchs am ehesten zum Zuge kommt.
 
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Wir sollten es so wie die Religionen machen. Stichwort: Demografischer Zugewinn von Rollenspielern.
Schenkt dem Rollenspielgott Nachkommen !!!
 
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Die deutschen Rollenspielverlage haben halt auch leider jeden Trend verschlafen.

- Gab es eigentlich das WoW-Rollenspiel auf Deutsch? Ein klarer Elfmeter, völlig verschenkt.
- Wo wir beim Fußball sind: Erinnert sich noch jemand, wie Fanpro im Jahr der WM die an sich gute Idee, einen Immanspielband herauszubringen, völlig vergeigte?
- Wie kann es sein, dass der Erfolg der HDR-Filme am Rollomarkt vorbeiging? Wo war MERS? Wer hat bei der Promo des "Herr der Ringe"-Rollenspiels geschlampt?
- Wieso kriegt DSA seit Jahren (!) kein vernünftiges Einsteigerbuch hin?
- Wieso gibt es kein Rollenspiel zu Heitz' "Die Zwerge" mit seinen hunderttausend Lesern?
- Warum haben Grundregelwerke heute 300-400 Seiten und kosten 35 Oschis aufwärts? (z.B. Cthulhu Spielleiter, DSA Grundregelwerk) Wer soll das kaufen?
- Wieso gibt es kein ernstzunehmendes Printmagazin für Rollenspiele (wie die Wunderwelten)? Nicht einmal eine gemeinsame Internetseite kriegen die Verlage hin.
- Warum holen sich die Verlage nicht Gastautoren unter den jetzt so erfolgreichen deuschten Fantasyautoren?
- Wie kann F&S im 21. Jahrhundert so ungeschickt sein, sein gut laufendes Webforum einzustampfen und sich so die billigste Form der Fanfürsorge entgehen lassen?

Die Liste ließe sich fortsetzen.
 
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Als Verfasser des fraglichen Artikels möchte ich noch einige ergänzende Worte sagen.

Zunächst sei aber angemerkt, dass ich nicht gefragt wurde, ob ich überhaupt möchte, dass der Artikel online erscheint. Auch hat mir niemand mitgeteilt, dass er online gestellt wurde, ich habe das erst über ein englisches Forum (Yog Sothoth) erfahren. Eigentlich war der Artikel als exklusiver Abschiedsgruß für den als eigenständiges Magazin scheidenden Envoyer gedacht. Aber da er nunmal schon hier ist, mag er hier auch bleiben.

Zu den bisherigen Postings:
Wer glauben will, dass die Rollenspielverlage zu wenig fürs Hobby tun, wird das auch weiterhin glauben, egal was ich sage. Es ging mir mit meinem Artikel nicht darum, jemanden von irgendetwas zu überzeugen, sondern die Realität darzustellen. Dass die Realität für den einen oder anderen Blogger anders aussieht, kann schon so sein, aber mein Vorteil ist eben, dass ich den Stand der Dinge nicht nur als Konsument sehe, nicht nur selbst schon 10 Jahre auf Macherseite dabei bin, sondern mich nicht nur in Vorbereitung auf den Artikel, auch laufend mit den verschiedensten Machern der Szene unterhalte, einschließlich diverser Verlagsleiter. Das hat nichts mit Überheblichkeit oder dergleichen zu tun, sondern ist halt einfach so. Ich wage daher zu behaupten, dass ich einen besseren Überblick habe als Leute, die meinen Blickwinkel eben nicht haben, wie der Blogger von nebenan.
Wie gesagt, wer glauben will, dass man nur das richtige Konzept braucht, um Pen&Paper zu neuer Blüte entstehen zu lassen, der mag das gerne glauben. Irgendwelche Bekehrungsinteressen gehen mir vollkommen ab. Und Rechthaber, die immer alles am besten wissen, gibt es überall. Ich behaupte derartiges nicht von mir, sondern bin selbst neugierig, ob meine Prognosen sich als zutreffend erweisen werden. Ich meine aber, dass ich eine Tatsachenbasis kenne, die einen "educated guess" ermöglicht.

Es gibt auch auf Macherseite immer wieder denjenigen, der meint, der Markt sei groß, man brauche nur das richtige Spiel und das richtige Konzept. Fragt die Leute aber mal nach sagen wir fünf Jahren, wie die Realität jetzt aussieht. Enthusiasmus und Engagement sind sicherlich gut und helfen auch am Anfang, die Absätze zu steigern. Aber das ändert nichts am großen Gesamtbild Pen&Paper, und das ist eben insgesamt ein stetig schrumpfender Markt. Gerade in letzter Zeit haben sich mehrere Macher beruflich umorientiert - auch Andre Wiesler himself, der im Rollenspielbereich nichts mehr macht, sondern sein Geld nun mit Übersetzungen und dem Romanschreiben verdient und damit offensichtlich erheblich glücklicher in die Zukunft schauen kann. Was hat der Mann früher alles versucht, um Pen&Paper bekannter zu machen! Zwei andere Kollegen, die zahlreiche Quellenbücher verfasst haben, meinen inzwischen, sie hätten den Absprung vom Rollenspiel viel früher machen sollen, da sie nun als Romanautoren finanziell und zukunftsorientiert ganz anders darstehen. Pen&Paper wirft einfach nicht soviel ab, dass es sich hauptberuflich rentiert, und schon gar nicht, wenn man noch 35 Berufsjahre vor sich hat.
Man kann die Einstellung bei all diesen Leuten, die teilweise noch unter 30 sind, als Midlife-Crisis abstempeln. Vielleicht wird aber auch einfach nur der jugendliche Enthusiasmus irgendwann von der Realität überlagert?

Ansonsten: es ist von mir eigentlich alles gesagt, was ich sagen wollte, nämlich im eingangs zu findenden Artikel. Wer meint, dass ich Unrecht habe, braucht nicht zu erwarten, dass ich ihn vom Gegenteil zu überzeugen versuche. ;) Es geht mir wie gesagt nicht darum, Recht zu haben, sondern die Realität und die Einschätzung des Marktes Pen&Paper aus Sicht von jemandem zu ermöglichen, der nicht nur Konsument ist.

Ich habe übrigens für www.lorp.de ergänzend zum Artikel noch einige Fragen beantwortet, die dort angeblich auf der Webseite bereits online stehen sollen. Ich habe allerdings keinen Link parat.

Ach so:
Wer meint, dass ich Lobbyist sei, kennt mich offensichtlich nicht. Ich bin nur freier Mitarbeiter, nicht bei Pegasus fest angestellt, und erlaube mir jederzeit eine eigene Meinung.

Grüße
Frank (Heller)

PS: Ich lasse mich gerne duzen, von mir aus braucht niemand über "Herrn Heller" zu sprechen. ;)
 
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Zuerst mal: Respekt, dass du dich angemeldet hast, um hier Stellung zu beziehen. Das finde ich schonmal Klasse! Ich hoffe doch sehr, dass du dich an der weiteren Diskussion beteiligst und nicht nur ein Post Marke "Menno, ich habe aber Recht!" rausballerst!

Im Übrigen bin ich erstaunt, dass du aus den vorhergehenden Postings darart viel Unverständnis für deine Position herausgelesen hast und auf die armen "Blogger von nebenan" einprügelst, denn die meisten hier gehen doch mitdeinen Hauptaussagen konform! Ich als "Blogger von nebenan, der erst seit ein paar Monaten den deutschen Markt beobachtet, aber schon seit etwa 10 Jahren den amerikanischen im Blick hat" habe auf jeden Fall die gleichen Eindrücke gewonnen wie du, würde aber das Fazit nicht so düster sehen.

Ganz sicher gibt es immer weniger Verlage (also Menschen), die von Rollenspielen leben können, aber durch das Internet und Print-on-Demand ist in der letzten Zeit gerade im amerikanischen Bereich vieles an tollem Rollenspielmaterial auf den markt gekommen, wäre toll, wenn diese Welle den deutschen Markt auch demnächst erreichen könnte. Es gibt etliche dort semi-professionelle Verlage, die interessantes Material produzieren. Vielleicht gehen sie kaputt, vielleicht entwickeln sie sich weiter - wer weiß?

Wir über-dreißig-jährigen :opa:sind zwar eine aussterbende Rasse, aber ich komme immer mal wieder mit Schülern ins Gespräch, die sich durchaus für Rollenspiele begeistern lassen - sooo schlecht sieht es um die Basis auch nicht aus.
 
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Meinem Empfinden nach schon. Mir ist durchaus bewußt, daß die meisten Internetuser ihre Ansichten in Foren (etc.) fanatisch(er) vertreten [, als sie dies in einer Gesprächsrunde tun ("Ute tut Fu rufen.") würden], aber trotzdem beobachte ich doch eine (wahrnehmbare) Intoleranz - und dazu gehöre ich auch. Ganz ehrlich, mit geschätzten 90% (vorsichtig geschätzt) der Rollenspieler möchte ich nicht an einem Tisch sitzen (und wenn es geht würde ich auch den gleichen Raum meiden). In einem anderen Forum hatte ein User eine sehr bezeichnete Signatur, die (sinngemäß) "Rollenspiel wäre das tollste Hobby, wenn nur nicht diese ganzen komischen Leute wären" lautete.
Dazu kommen noch diese (neusprechlichen) "Flamewars" zwischen Systemen, Spielstilen, Editionen (etc. - und auch hier bin ich keine Ausnahme) - natürlich mögen manche diese Form nutzen, um die Aufmerksamkeit zu schinden. Und ganz ehrlich Personen, die die hier bereitstehende Funktion der Beitragsbewertung nutzen, um ungeliebte Nutzer negative Bewertungen - man könnte den Eindruck einer organisierten Hetzjagd vermuten - am laufenden Band geben, erachte ich nicht als tolerant - mir ist das völlig egal, das ist keine Beurteilung, sondern lediglich als Antwortbeispiel gemeint (Bitte, bitte. Gebt mir kein negatives Karma. Ich bin doch auf euren Seite).

Und das ist auch völlig in Ordnung. Man muß nicht jeden [Löwenclubmodus]Mist[/Löwenclubmodus] tolerieren. Im Gegenteil, man MUß manchen Leuten einfach einmal die Augen öffnen - zu ihrem eigenen Glück. Und dazu gehören auch gewisse Stilmittel, die man aber bewußt einsetzen sollte und nicht weil F***deinemutterslang gerade "hip" ist - den ich übrigens auch nicht toleriere.
 
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PS: Ich lasse mich gerne duzen, von mir aus braucht niemand über "Herrn Heller" zu sprechen. ;)

Ich duze Leute grundsätzlich nicht, wenn ich sie nicht kenne. Das ist für mich eine Frage der Höflichkeit, so bin ich eben erzogen.

Ich möchte übrigens noch anmerken, daß ich es als ganz schlechten Stil empfinde, einen Artikel ungefragt irgendwo online zu stellen, Herr Skar.
 
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Er hat doch gefragt! Leider nicht den Autor, sondern "nur" den Verleger! So wie Frank es schildert, ist es natürlich wirklich unglücklich, da so dem Envoyer ganz klar ein exklusives Sahneschnittchen genommen wurde.
 
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Gerade in letzter Zeit haben sich mehrere Macher beruflich umorientiert - auch Andre Wiesler himself, der im Rollenspielbereich nichts mehr macht, sondern sein Geld nun mit Übersetzungen und dem Romanschreiben verdient und damit offensichtlich erheblich glücklicher in die Zukunft schauen kann. Was hat der Mann früher alles versucht, um Pen&Paper bekannter zu machen! Zwei andere Kollegen, die zahlreiche Quellenbücher verfasst haben, meinen inzwischen, sie hätten den Absprung vom Rollenspiel viel früher machen sollen, da sie nun als Romanautoren finanziell und zukunftsorientiert ganz anders darstehen. Pen&Paper wirft einfach nicht soviel ab, dass es sich hauptberuflich rentiert, und schon gar nicht, wenn man noch 35 Berufsjahre vor sich hat.

Vielen Dank für die Bestätigung meiner These. :)

Ich bin im übrigen der Meinung, dass Rollenspiel ein Hobby ist, dass sich hauptberuflich nur für Personen auszahlt, die für Wizard of the Coast, Mongoose oder White Wolf arbeiten. Und das ist auch gut so.

Rollenspiel sollte nicht die berufliche Haupteinnahmequelle sein. Das was Indie-Autoren in ihrer "Freizeit" basteln und sich ausdenken, ist innovativer als viele die vielen Produkte der "großen" Verlage. Aber wer engagiert einem Nebenberuf als Rollenspielautor und -verleger nachgeht hat meinen Beifall.

Warum sage ich das? Ich habe oft (besonders am Beispiel von F&S, aber auch an John Wick) festgestellt, dass Autoren ihren Sinn für Realität und Kritik verlieren, wenn sie exklusiv in ihrem Hobby beruflich tätig sind. Ich denke, ein vernünftiger "Day-Job" hält die Leute am Boden der Realität verankert. :opa:
 
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Vielen Dank für die erklärenden Worte, Frank. Viele Gentlemen (mich eingeschlossen) würden sich sicher freuen, wenn du dem Löwenclub hin und wieder einen Besuch abstattest.

Die Fragen an dich in der Lorp findet man hier: http://www.lorp.de/magazin/artikel.asp?id=187

Was den Artikel angeht: Natürlich habe ich gefragt und zwar als erstes bei der publizierenden Quelle. Diese hat die Nutzungsrechte für den Text. Aber Frank hatte meines Erachtens auch nichts dagegen, sondern war eher erstaunt.
 
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Was den Artikel angeht: Natürlich habe ich gefragt und zwar als erstes bei der publizierenden Quelle. Diese hat die Nutzungsrechte für den Text. Aber Frank hatte meines Erachtens auch nichts dagegen, sondern war eher erstaunt.

Na da bin ich ja beruhigt. Ich hätte als Publisher meinem Autoren eine kurze Info gegeben, aber ich bin auch einfach zu nett. *murmel* ;)
 
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Kann es sich dabei unter Umständen um eine rollenspielerische Midlife- oder Quarterlife-Crisis handeln?
Bei Leuten die noch verhältnismäßig jung (unter 30) und 10 Jahre oder weniger im Hobby sind scheint der Ausblick nämlich nicht so düster zu sein.
Hehe. Ein Kommentar im Speziellen dazu: Die alten Spieler sehen definitiv eine Veränderung der Szene, und sie sehen sie wahrscheinlich tatsächlich eher als etwas schlechtes an, weil sie so rabiat, so extrem ist. Ich höre viel zu selten, wie PnP-ähnlich moderne MMOs doch werden, und viel häufiger, wie "oft doch die Leute von unserem Medium ins andere überlaufen". Dass WoW und D&D4 nicht mehr so unterschiedlich sind, ist für viele allerhöchstens ein weiteres Zeichen des Niedergangs. Ich bin 21 und spiele seit 6 Jahren, nur so zur Einordnung.
Das führt uns dann zum Allgemeinen...
Die Szene stirbt aus? Die Szene hat, mal ganz zynisch, Millionen neue Spieler auf diversen MMO-Rollenspielservern bekommen. Und zwar nicht, weil die "vielleicht mal Wind von PnP kriegen", sondern weil MMOs letztendlich auch nur PnP ohne Pen und Paper sind, oder zumindestens bald sein werden. Und genau deshab sieht die "neuere" Generation das auch nicht so ernst oder kritisch. Die Definitionen für mich und viele junge Rollenspieler, die ich kenne, sind absolut verschwommen. Wenn heute Munchkin, HdR-Verfilmungen oder sogar WoW Erfolg haben, ist das für unsere Generation was tolles. Denn ich zumindestens scheiße doch auf Systeme, Regelwerke, ständigen Support, und beschränke mich im Zweifelsfall auch darauf, einen w6 zu nehmen und ihn als einzigen Zufallsfaktor zu benutzen, ohne jede weitere Regel. Oder auf einem WoW-Rollenspielserver intern eine epische Geschichte mit einer Gilde zu spielen. Oder sogar pures Diablo 2 Dungeon Crawling Das ist heute auch Rollenspiel. Wir sind kein isoliertes Hobby mehr, sondern ein ulkiger Nebenaspekt einer ganzen Nerd-Schiene, die immer weiter verschmelzen wird. Und interaktive Geschichten erzählen braucht am Ende nur eine Plattform. Kein WoW, kein DSA, kein Mörderspiel (das mit den Kerzen), sondern irgendwas davon, oder auch was ganz anderes. *schulterzuck* Was auch immer grad da ist. Da interessieren die Verkaufszahlen nur mäßig, und die Aufregung der "alten" um ihre Veröffentlichungsroutinen erst recht nicht.
Ich benutz übrigens trotzdem noch Würfel, P und P, und das ist auch gut so. Aber eher die WoD als D&D oder DSA, die kann man nämlich in einer halben Stunde erklären, komplett mit allen wichtigen Regeln. Manchmal spiele ich auch einfach los. Der Punkt ist: Es ginge auch ohne, und es wäre kein Verlust.
 
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Die Fragen an dich in der Lorp findet man hier: http://www.lorp.de/magazin/artikel.asp?id=187

Interessante Antworten. Unter anderem wird der geneigte Leser gleich in der ersten Antwort unverhohlen dazu aufgefordert, Bücher zu kaufen, anstatt sich selber Abenteuer auszudenken. Es tut mir leid, aber in meinem Buch und nach meiner Meinung ist das Lobbyismus.

Dessen ungeachtet fordere ich die Verlage dazu auf, Bücher zu produzieren, die ich auch kaufen möchte (sprich: schreibt was, was mich interessiert!). Mich interessiert halt einfach nicht, was Ulysses, Pegasus und F&S produzieren. Mit interessiert was 13Mann produziert (Traveller, Heredium, Opus Anima und Signum Noir). Mich interessiert was Prometheus produziert (Savage Worlds).

13Mann hat sich hier in meinen Augen sehr verdient gemacht. Ich habe jahrelang behauptet, deutsche Rollenspiel-Verlage produzieren nur Mist. Die interessanten Sachen kommen für mich nur aus dem anglophonen Sprachraum. 13Mann hat es geschafft, dass ich mir innerhalb von zwei Monaten wieder 3 deutsche Regelwerke in den Schrank gestellt habe und zwei davon sind Übersetzungen.

Deswegen glaube ich auch, der Turn-over der bei den RPG-Verlagen in Deutschland stattfindet ist gut. Ich sehe hier keine Krise für das Hobby, sondern nur eine Krise der bisher führenden Verlage.

Und ich bin BTW ein Mittdreißiger. Ich erlebe jedes Jahr auf Cons, dass das Hobby nicht tot, sondern im Gegenteil sehr lebendig ist. Aber das sind keine Mainstream-Cons, sondern Veranstaltungen, die eher im Indie-Bereich liegen.
 
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Vielen Dank für die Bestätigung meiner These. :)

Ich bin im übrigen der Meinung, dass Rollenspiel ein Hobby ist, dass sich hauptberuflich nur für Personen auszahlt, die für Wizard of the Coast, Mongoose oder White Wolf arbeiten. Und das ist auch gut so.

Rollenspiel sollte nicht die berufliche Haupteinnahmequelle sein. Das was Indie-Autoren in ihrer "Freizeit" basteln und sich ausdenken, ist innovativer als viele die vielen Produkte der "großen" Verlage. Aber wer engagiert einem Nebenberuf als Rollenspielautor und -verleger nachgeht hat meinen Beifall.

Warum sage ich das? Ich habe oft (besonders am Beispiel von F&S, aber auch an John Wick) festgestellt, dass Autoren ihren Sinn für Realität und Kritik verlieren, wenn sie exklusiv in ihrem Hobby beruflich tätig sind. Ich denke, ein vernünftiger "Day-Job" hält die Leute am Boden der Realität verankert. :opa:

Ich sehe es genauso wie Du: wer erwartet, von Pen&Paper (ausschließlich, ohne weiteres Standbein) leben zu können, läuft Gefahr, enttäuscht zu werden. Die sinnvollere Herangehensweise ist es sicherlich, im Bereich Pen&Paper als "Nebenberuf", wie Du es nennst, tätig zu werden, oder zumindest weitere Standbeine zu haben.
 
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Interessante Antworten. Unter anderem wird der geneigte Leser gleich in der ersten Antwort unverhohlen dazu aufgefordert, Bücher zu kaufen, anstatt sich selber Abenteuer auszudenken. Es tut mir leid, aber in meinem Buch und nach meiner Meinung ist das Lobbyismus.

Naja, ist es eigentlich nicht, da es für sämtliche Verlage und Systeme gilt, Indie und "Mainstream". Wir sind einfach nicht so ein riesiger Markt, dass ein Verlag, egal wie groß oder klein, nicht auch darauf angewiesen ist, dass sich auch andere Bücher als die "Core Books" vernünftig verkaufen. Abenteuerbände laufen nunmal traditionell schlechter als Quellenbücher, das war schon immer so, und am unteren Ende findet man Soloabenteuerbände. Wenn ich als Verlag also etwas produzieren will und die Wahl habe zwischen einem Quellenbuch und einem Abenteuerband, und ich weiß, dass ich vom Quellenbuch mehr verkaufen werde, dann werde ich natürlich dazu neigen, den Quellenband zu veröffentlichen. Das ist dann aber sehr schade für die Leute, die vorgefertigte Abenteuer schätzen, die es ja durchaus auch in nicht geringer Zahl gibt.

Ich verlange ja von niemandem, dass er sich Abenteuerbände zulegt. Aber wenn ich gefragt werde, was der Einzelne aktiv tun kann, um dem Trend entgegenzuwirken, gehört eben auch dazu, dass man sich von einem Rollenspiel, das man schätzt, eben auch andere Bücher als das Regelbuch kauft, um dem Verlag das Produzieren weiterer Titel - und bei kleineren Verlagen vielleicht sogar das Überleben - zu ermöglichen. Ich möchte einfach dafür sensibilisieren, dass die Szene nicht so riesig ist, und die Auflagen nicht so riesig sind, dass sich sowas nicht schon bemerkbar machen würde.

Wie gesagt, ich meine das verlagsübergreifend, nicht speziell auf irgendeinen Verlag gemünzt.
 
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Wieso fährt eigentlich kein Verlag ein Abo-Modell?

Ein kleinpreisiges Abo mit eben dazu passenden Publikationen mit relativ geringem Umfang.

Es gibt Tausende oder Millionen von Fitnessstudioverträgen oder Zeitschriftenabos, die nur noch laufen, weil die Abonnenten zu faul zum Kündigen sind. Warum sich dieses Prinzip nicht zu Gute kommen lassen.
Ich sehe da überhaupt nichts Verwerfliches dran. Die Schuld für ungenutzte Abos liegt alleine beim Abonnenten.

Zudem kann man über diese Schiene alle Publikationen loswerden (auch problematische Abentuer). Natürlich sollen diese Produkte genau so gut hochwertigen Content liefern und ordentlich aufgemacht sein, aber das dürfte wohl zu stemmen sein.
Gerade von den "großen" Verlagen.
 
AW: Pen & Paper-Rollenspiel am Ende (von Frank Heller)

Lieber Frank,

von fehlendem Engagement kann keine Rede sein. Nur ist es fehlgeleitet und perpetuiert die Sünden der Vergangenheit.

Die paar großen Spiele in Deutschland sind einfach zu schlecht als Spiele, vor allem die Abenteuer machen es fast unmöglich für einen Seiteneinsteiger einer ebenfalls unbedarften Runde einigermaßen zuverlässig Vergnügen zu bereiten.

Alles was produziert wird ist hochgradig speziell, DSA & Cthulhu haben ziemlich die gleiche Abenteuerstruktur, die unglaublich abschreckend und unfunktional für normale Menschen ist. Seelig der, der sich dennoch als Leiter da durchkämpft, und seiner Runde Spaß bereiten kann.

Produkte dafür liefert weder Ulisses noch Pegasus.

An Problemerkenntnis fehlt es nicht, nur scheinabr gibt es Gedankenblockaden bei der Umsetzung.
 
AW: Pen & Paper-Rollenspiel am Ende (von Frank Heller)

Ich denke auch, dass bei der Umsetzung von Abenteuern häufig große Fehler gemacht werden. Es ist aber auch eine besondere Schwierigkeit ein Abenteuer zu schreiben, das einer große Masse an Spielern gefällt.

Der eine verfechtet genau einen Spielstil, der andere möchte aber lieber wenig zielgerichtet spielen oder liebt es in de Mühlen starker (Metaplot-)Parteien zu gelangen. Der Verlag möchte dazu vielleicht noch mit großen Ereignissen (Ingame-)Geschichte schreiben.

Gerade Abenteuer ansprechend und wirtschaftlich (also für eine große Masse) aufzubauen ist ein schwieriges Unterfangen. Zuhause für die Hausgruppe, deren Ziele und Wünsche man kennt, ist das etwas ganz anderes.
Zumal die spielgruppenintern geschriebene Geschichte eben keine Rücksicht auf andere Quellen nehmen muss.

Btw: "Die Toten des Winters" sehe ich da noch nicht als das Universalrezept an.
 
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Sehr gute ergänzende Antworten von Frank Heller.
Muss aber auch sagen, dass Pegasus in den letzten Jahren fast alles richtig gemacht hat (und, wie ich glaube gehört zu haben auch durch relativ gute Verkäufe bei Cthulhu dafür belohnt wurde). Die Hauszeitschrift (Cthuloide Welten) und das brummende Forum gehört dazu (Fanbindung). Aber auch bei den Abenteuern lässt sich gut sehen, dass die besser werden.
Cthulhu ist auch das einzige dt. Rollenspiel, wo ich mir ein Buch kaufe, ohne es vorher anzublättern. Man wird einfach selten enttäuscht.
 
AW: Pen & Paper-Rollenspiel am Ende (von Frank Heller)

Btw: "Die Toten des Winters" sehe ich da noch nicht als das Universalrezept an.

Das ist sicher richtig.

"Die Toten des Winters" ist auch nur mein Beispiel für den von mir vorgezogenen Spielstil. Das heißt ja nicht das ich mich auf andere Sachen nicht einlassen würde.

Gerade Cthulhu und DSA sind ein tolles Beispiel. Je älter ich werde, desto größer mein Kapital das für Rollenspiele bereit steht. Jetzt möchte ich "einfach mal was sinnlos ausgeben" und fahre in meinen lokalen Laden - was kann ich mir denn da WIRKLICH zulegen das ich auch MÖCHTE? Ich stehe also vor dem Cthulhu Regal, schau die Titel durch und komme zu drei Ergebnissen: "Hab' ich schon" oder "Kann ich nichts mit tun" oder "Schreckt mich bei der Durchsicht schon ab" - etwas das ich eigentlich sehr schade finde, die alten Cthulhu Regelwerke nehmen nicht gerade wenig Platz in meinem Regal ein. Aber wo sind die Dinger so ich sage "Awesome! Ich MUSS das haben!"?

Bei DSA ein ähnliches Drama. Die nächste Abenteueranthologie mit schlechten Szenarios? Der nächste Regionalband? Nee...

Ich möchte einfach nochmal das Gefühl haben das ich dieses und nur dieses Buch AUF JEDEN FALL haben muss. Etwas, wo einem schon bei der Vorankündigung das Wasser im Mund zusammenläuft. Etwas das so großartig gemacht ist das ich es nicht mehr aus der Hand lege bis ich es komplett gespielt habe und es zerfleddert auf meinem Schreibtisch liegt.

Ich muss allerdings zugeben das das nur wenige Spiele schaffen. Trotzdem - gebt uns die Qualität die wir wollen und wir kaufen als wäre morgen Krieg.
 
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