AW: Pen & Paper-Rollenspiel am Ende (von Frank Heller)
Ja lass uns mal wieder zum Thema kommen.
1. Rollenspieler wollen regelmäßig und mit keinen zu großen zeitlichen Abständen neue Produkte für ihr Spiel.
Ja das stimmt wohl. Keine Frage. Nur interessant müssen sie sein. Und das Spielerlebnis bereichern. Abenteuer tun das erschreckend selten. Was mir persönlich immer sehr lieb ist sind Wissensammlungen im Rollenspielerformat. Ich denke da an die WOD-Armoury oder 13th Precinct. Oder die Autos der 20er Reihe in den Cthulloiden Welten.
Also gut recherchiertes, einfach aufgearbeitetes Hintergrundwissen. Ausserdem Plotideen. Weniger fertig ausgearbeitete Abenteuer. Höchtens "Abenteuerplattformen" Wie z.B. das erste Abenteuer im WOD Buch Ghost Stories.
Oder es gab auch mal einen "Kerkerwelten" Artikel der ähnlich aufgebaut ist.
Was ich nicht will, nicht brauche und daher auch nicht kaufe sind Städte oder Regionalbücher, Hardwarebücher die als bloße Tabellensammlungen daherkommen und epische Riesenabenteuer.
2. Rollenspieler wollen eben keine Neuauflagen ihres Lieblingsspiels, die sie in regelmäßigen Abständen dazu zwingen, sich neue Regelwerke zu kaufen, ihre bereits vorhandenen Produkte zu erneuern und vor allem neue Regeln zu lernen, ohne dass sich dadurch das Spielerlebnis grundlegend verändert.
Würde ich nicht pauschal unterschreiben. Als Fanboy mag ich Regelverbesserungen und nehme auch jede neue Edition mit.
Bei Systemen die mich nur am Rand oder gar nicht interessieren ist das natürlich anders. Aber hey, ich habe mir seit drei Jahren kein D&D-Buch gekauft da fällt es nicht auf dass ich die 4te nicht mitmache.
Was ich übrigens nicht mitmache sind große, überladene Systeme, komplizierte Regeln und dicke Grundregelbücher. Der Trend geht zu leichten, schnell lernbaren Systemen. Glaub ich. Denn niemand hat mehr die Zeit oder die Muße sich dicke Bücher durchzulesen. Wenn Rollenspiele mit MMOs konkurrieren wollen dürfen sie nicht wesentlich mehr Vorarbeit als diese erfordern.
3. Rollenspieler wollen eine Community zu ihrem Spiel, da diese ihnen neue Ideen verschafft, kostenloses Material zur Verfügung stellt und einfach neue Kontakte beschert.
Ich brauche nur meine vier bis fünf Spieler und den Verlag der mich versorgt. Und vielleicht ein oder zwei gute Foren. Aber da suche ich keine Community für mein spezifisches System sondern eher für das Hobby an sich.
Was ich NICHT brauche ist ein Fantasyladen mit schlechter Struktur und lauten, unangenehmen Faktoti. Je älter ich werde und je weniger Zeit ich habe desto weniger Geduld habe ich mit Händlern die wochenlang brauchen um ein Buch zu bekommen das ich bei Internethändlern (die ja auch keine anderen Großhändler haben als die Ladengeschäfte) innerhalb von zwei Tagen bekomme. Die "Freundliche Beratung" benötige ich auch nicht. Dazu gibt es Rezensionen und Foren. Zumal ich aus eigener, leidvoller Erfahrung weiss dass die LFGS-Mitarbeiter die sich wirklich mit Rollenspielen auskennen die absolute Ausnahme sind.
Ich kann also von meiner Warte aus nicht bestätigen das das P&P Rollenspiel am Ende wäre. Immerhin ist mein Budget für Rollenspiele ebenso groß wie das für Computerspiele/Musik/Filme (man beachte dass diese drei bei mir ZUSAMMEN ein so hohes Budget haben wie RS alleine) oder Bücher.
Nur investiere ich aufgrund mangelnder Attraktivität nicht in den Standort Deutschland. Nur in wenige ausgewählte Onlinehändler. Ich spiele keine deutschen Spiele weil ich keine guten oder interessanten deutschen Spiele kenne, gehe nicht mehr in FLGS weil es in Berlin keine guten mehr gibt und kaufe keine übersetzten englischen Titel weil der Zeitverzug zu groß ist und ich niemals mehr solche Dinge erleben möchte wie bei der WOD von der ich drei GRWs auf deutsch im Regal habe und das vierte (Mage) auf Englisch weil F&S es nicht mehr übersetzt hatte. Hätte ich sie gleich im Original gekauft wäre mein Rollenspielregal homogener.
Und es hilft eben nicht die (potentiellen) Kunden zu mehr Verantwortung aufzurufen. Letztenendes hilft nur das Produkt interessanter zu machen.
Daraus folgernd: Wie könnte mich ein deutscher Verlag als Kunde ködern?
Zum Beispiel mit kurzen, schnellen Systemen á la Savage Worlds oder 3:16 im Direktvertrieb. Oder eben über Onlinehändler. Diese kurzen Systeme kann man verhältnismäßig schnell übersetzen und sie sind neu, frisch und interessant.
Und selbst wenn man sie gratis aus dem Netz bekommen könnte wäre mir eine Hardcopy mit nettem Layout für um die 10€ allemal lieber.
Auch könnten sich die deutschen Verlage als Aufbereiter und Vertreiber von hochwertigem Fanmaterial profilieren. die Cthulloiden Welten machen es vor.
Ein deutscher Spieleautor müsste ebenso einen "schnellen Fix" ermöglichen. Ich möchte kein Degenesis-Regelbuch mit gefühlten 2000 Seiten. Ich möchte ein "Degenesis light" auf höchstens 100 Seiten. Besser 50. Den Fluff kann man ja nachschieben wenn ich erstmal angefixt bin. Aber ich möchte auch schlüssige Regeln. Der Punkt bei dem Degenesis (und so viele andere) leider verliert. Und ich möchte Regeln die auf eine A4 Seite passen. So wie bei der NWOD. Oder Savage Worlds. Oder Cthulhu.
Cthulhu macht insofern vieles richtig.
Ich habe auch die Grundbücher und einige CW im Schrank stehen. DSA fass ich mit der Kneifzange nicht an. Aus meiner Sicht der Dinge und aus meinem Post erklärt sich das denke ich auch. Die Verkaufszahlen scheinen mir ja wenn ich dem bisherigen Tenor dieses Threads glauben schenken darf auch recht zu geben.
Aber das bin nur ich. Es wäre vermessen davon auf das gesamte Fandom zu Extrapolieren. Aber vielleicht würde es ja hinkommen.