Phex zum Gruße! In den zwölfgöttlichen Landen feiert man am 24. Phex den Glückstag. Ein Tag, an dem sich die Menschen standauf, standab zu Ehren des zwinkernden Gottes harmlose Streiche spielen und ihr Glück herausfordern. In Phexcaer gar gilt der dortige Jirtans-Tag als eines der Hochfeste und wird mit einer wilden Diebesjagd durch die ganze Stadt gefeiert.
Die Herkunft des landläufigen Schabernacks ist weitgehend ungeklärt. Viele Historiker führen die Tradition auf eine Reihe von ausgewiesenen Unglückstagen in bosparanischer Zeit zurück, zu denen auch der 24. Phex gehörte. Als die (Ehr)Furcht allmählich verblasste, ging die Erinnerung schließlich in Brauchtum über. Der Geschichtenerzähler Bodar Haselberg brachte es einmal mit wenigen Worten auf den Punkt: „Offenbar braucht der Mensch das Unglück, um glücklich zu sein.“
Wie dem auch sei, neben kleineren Späßen und Flunkereien kursieren heuer unzählige Anekdoten und Gerüchte über bemerkenswerte Ereignisse am Glückstag. Von diesen seinen hier nur einige wenige aufgeführt:
Flohzirkus
Gewiss älter, aber kaum vernünftiger war Raidri Conchobair in seiner Zeit als Page am Fürstenhof zu Havena. Es wird erzählt, er habe einst am Vorabend des Glückstags ein paar Körbe Schmutzwäsche aus den Kammern der Wäscherinnen gestohlen und den Jagdhunden des Fürsten daraus ein gemütlichen Nachtlager bereitet. Noch vor dem Morgengrauen sammelte er die Kleider wieder ein und brachte sie zurück. Als sich die Wäscherinnen an die Arbeit machten, dauerte es nicht lange, bis sie sich zu kratzen und zu schurren begannen, denn ein Heer von Flöhen fiel über sie her. Um dem Jucken und Zwicken zu entkommen, rissen sich die Frauen die Kleider vom Leib.
Der spätere Schwertkönig hockte derweil mit etwas Proviant in einem Versteck mit guter Aussicht und hatte seine Freude beim reichlichen Anblick weiblicher Reize. (Die Komplizenschaft Cuanu ui Bennains ist nicht belegt … aber nicht unwahrscheinlich.)
Der Hosenkrieg
Aus dem Grenzland zwischen Nostria und Andergast stammt die tragikomische Legende vom Hosenkrieg. Einst stritten ein nostrischer und ein andergaster Ritter um das Dorf Dernberg, ein paar Meilen nördlich von Joborn. Die Dorfbewohner teilten sich in zwei Lager und es verging kein Tag, da sie einander nicht wenigstens die Nasen blutig schlugen.
Nur der Schneider von Dernberg hatte sich für keine Seite entschieden. Des Kämpfens müde ersann er am Glückstag eine List, die den Streithähnen die Lächerlichkeit ihres Tuns vor Augen führen und auf diese Weise Frieden stiften sollte. Da er als neutrales Schneiderlein Zugang zu beiden Heerlagern hatte, stand ihm eine arbeitsreiche Nacht bevor.
Als sich die Männer und Frauen im Morgengrauen wieder an die Hälse gehen wollten, erlebten sie ihr blaues Wunder. Kaum auf dem Schlachtfeld angekommen, lösten sich wie von Zauberhand Nähte und Knöpfe, Haken und Ösen. Allesamt standen sie plötzlich mit heruntergelassenen Hosen und Röcken da. Erst das Lachen des Schneiders vom Rand des Schlachtfeldes brach das betretene Schweigen. An diesem wahren Glückstag fand der sogenannte Hosenkrieg tatsächlich sein Ende. (Allerdings heißt es in einer zweiten Version der Legende, dass auch der Schneider das seine fand. Denn so einfältig die Dorfbewohner auch waren, niemand mag es sonderlich, darauf aufmerksam gemacht zu werden.)
Hansen im Glück
Vor ein paar Jahren trug sich am Glückstag in Punin eine weitere bemerkenswerte Begebenheit zu. „Halbehand“ Hansen, ein Schelm aus Ferdok, dem aufgrund einiger ungerechtfertigter Falschspielvorwürfe ein halbes Dutzend Finger fehlte, wollte sich anschicken, wieder ein paar Geldkatzen zum Jammern zu bringen. Allerdings war er mittlerweile in allen Wirtschaften des Hafenviertels für sein unverschämter Glück im Spiel bekannt, so dass sich nur ein durchreisender Fernhändler für ein Spielchen bereit erklärte. Dieser war ein fettleibiger Tulamide und wagte es sogar eine Partie Boltan zu gewinnen – und eine zweite und eine dritte und … Um es kurz zu machen: egal welches Spiel Hansen auch vorschlug, er verlor.
Am Abend hatte er sogar seine kostbare Sammlung an geistigen Getränken verloren, die er einst einer ganzen Ottajasko abgenommen hatte. Der Kauffahrer tat sich bereits am Met gütlich, als Hansen seine letzten drei Heller hervorzog und davon zwei Schüsseln getrocknete Linsen bestellte. „Hungerturm“ war ein einfaches Kinderspiel in Punin, das Hansen abgrundtief hasste, weil er es noch nie gewonnen hatte. Aber er war verzweifelt. Die Aufgabe bestand darin, die auf dem Tisch verschütteten Linsen so geschickt aufzutürmen, dass sie über den Rand der Schüsseln ragten. Der Tulamide brach beim Anblick der versehrten Hände des Schelms in trunkenes Gelächter aus und setzte gegen den verblieben Heller seine ganze Habe.
Es kam wie es kommen musste: der Sand im Stundenglas rieselte gen Mitternacht und Hansen fluchte leise vor sich hin, während er mal wieder seinen eingestürzten Turm vom Boden aufklaubte. Der Händler hingegen brauchte nur noch eine einzelne Linse auf die Spitze zu setzen, um zu gewinnen. Um die Demütigung perfekt zu machen, gab er zuvor noch ein paar Runden.
Hansen gestand sich seine endgültige Niederlage ein, wollte es aber wenigstens einmal diesen verdammten Linsen zeigen. Als er es tatsächlich geschafft hatte, war das Gasthaus beinahe vollständig verlassen. Anwesend waren nur noch er selbst, die Wirtin und der Kaufmann, der seinen Rausch ausschlief … samt seines um eine letzte Linse unvollendeten Turms. Hansens Blick fiel auf das Stundenglas. Der Glückstag war seit wenigen Sandkörner vorüber. Phex hatte ihn wieder lieb und der Schelm war nun ein reiches Männlein.
Seither meidet „Halbehand“ Hansen am Glückstag jedoch jedes noch so kleine Spielchen und opfert Phex mit so vollen Händen, als hätte er noch alle Finger und mehr.
Ulisses feiert mit
Bei aller Liebe: Warum sollten die Aventurier den ganzen Spaß für sich alleine haben. Wir lassen es uns dieses Jahr natürlich nicht nehmen, das irdische Äquivalent des Glückstages nach allen Regeln der Kunst zu begehen. Und dazu gehört es, am 1. April einige gedruckte und virtuelle Enten durchs Dorf zu treiben. Also Augen auf und Phex mit euch!
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