Seit heute befindet sich Türme im Nebel, der erste Teil der spektakulären neuen Romanreihe Die Türme von Taladur im Versand und wird den Leser in Intrigen, romantische Verwicklungen und zahlreiche Degengefechte mitnehmen. Bernard Craw, Redakteur der Reihe und Autor des ersten Bandes, verrät in diesem Blogartikel einiges über die Reihe und seine Arbeitsweise.
Bedauerlicherweise hat eine verfeindete Familia es geschafft, Hand an die Druckdaten zu legen und einen Fehler in den Stadtplan einzuschmuggeln. Im Anschluss an den Artikel ist die korrigierte Fassung der Karte zu finden.
Dass jeder Schriftsteller seine eigene Art zu schreiben hat, ist eine Binsenweisheit. Manche Kollegen liegen auf dem Bett, verschränken die Hände hinter dem Kopf und erzählen mit innerer Stimme die gesamte Geschichte. Erst wenn sie am Ende angekommen sind, schalten sie den Computer ein und öffnen die Textverarbeitung. Andere wissen beim Schreiben des ersten Kapitels noch nicht, was im zweiten geschehen wird. Manche machen ein sehr feines Gerüst, bei dem jede geplante Szene eine Beschreibung hat, so lang wie ein Klappentext. Andere haben nur eine Überschrift für jedes Kapitel und zu den Figuren nicht mehr als die Namen festgelegt. Wenn man zu sechst an einer gemeinsamen Geschichte arbeitet, erfordert die Kontinuität zwischen den Einzelbänden, viele Dinge so zu fixieren, dass sie den anderen Beteiligten klar sind. Wenn Daroca im ersten Band als Schönheit gilt, der die Männerherzen zufliegen, sollte sie sich im vierten nicht durch eine besondere Dichte der Warzen auf ihrer Nase auszeichnen, und wenn Unata und Vertoso als sich angiftende Rivalen gezeigt werden, dann muss zumindest eine Erklärung geboten werden, wenn später erwähnt wird, dass sie sich an jedem Rohalstag zum netten Plausch beim gemeinsamen Ausritt in die Weinberge treffen.
Auch in anderer Hinsicht sind viele verschiedene Arbeitsweisen in der Schriftstellerei möglich und in unserem Projekt vertreten. Es gibt die Möglichkeit, eine Geschichte von innen nach außen aufzubauen – ein Thema zu wählen, grobe Orientierungspflöcke einzuschlagen, ein abstraktes Handlungsraster anzulegen, dieses schrittweise anzureichern. Wer das tut, der genießt am Ende der aufwendigen Konzeptionsphase die Freiheit, die Szenen in beliebiger Reihenfolge zu schreiben, denn sie sind fest definiert.
Es ist eine valide Methode.
Ich hatte noch nie Spaß daran.
Ich wandere durch eine Geschichte. Zum Großteil schreibe ich die Szenen in der Reihenfolge, in der sie auch später im fertigen Manuskript stehen werden. Es gibt Ausnahmen, nachträgliche Einfügungen. Das ist so, als würde ich mir selbst die Geschichte erzählen (es fühlt sich für mich tatsächlich so an – ich bin mein erster Leser) und hätte dann eine Frage: »Wie kam es eigentlich dazu, dass Raulo und Zelonso …?« Diese wird dann mit einem charmanten (in meiner eigenen Vorstellung bin ich immer almadanisch charmant) »Gerade wollte ich noch erwähnen, dass …« beantwortet.
Für mich gibt es eine einfache und unspektakuläre Möglichkeit, um festzustellen, ob ich bereit bin, einen Stoff anzugehen. Ich versuche, mir vorzustellen, wie es am Ort der Handlung aussieht, wie es wäre, dort zu sein, in diesem Fall: durch die Straßen Taladurs zu wandern. Wenn mir das gelingt – wenn ich das Hämmern der fleißigen Handwerker hören kann, wenn ich spüre, wie mir die Waden vom vielen Treppensteigen schmerzen, wenn ich den Blick mit Staunen an einem der wuchtigen Streittürme emporgleiten lasse, wenn ich mich an eine Hauswand drücke, um der rasenden Kutsche eines Magnaten Platz zu machen, wenn ich schmunzele, weil eine schöne Domñatella kichernd vorbeihastet, um ihrem Liebsten ein neckisches Versteckspiel zu liefern oder wenn ich vorsichtig zur Seite schaue, um den offensichtlich übel gelaunten Lilienrock mit der Hand am Degen nicht zu reizen – dann bin ich angekommen, und dann muss ich nur noch aufschreiben, was passiert, als sähe ich einen Film vor dem inneren Auge.
Beim letzten Mal sind wir einigen Angehörigen der edelsten Familias der Stadt begegnet, bevor wir uns in der Taberna am Gongplatz einen kühlen Wein gegönnt haben. Vielleicht sind wir dabei etwas zu rasch an denen vorbeigegangen, die es in der Stadt viel zahlreicher gibt: den Fellachen, den einfachen Bürgern. Die Geschicke der Stadt bestimmen jene, deren Wappen den Palacio Torreda zieren, doch solange man die hohen Herren nicht reizt, kann jeder in Almada ein angenehmes Leben führen. Auch das Volk weiß seine Feste zu feiern, und oftmals geht es dabei lustiger zu als auf den gezwungenen Bällen der Nobleza. Man nehme nur die steifen Tänze, die Maestro Peglesto den jungen Adelssprösslingen mit der Rute einbläut, und vergleiche sie mit dem wilden Herumtollen zu den Tönen der Vihuela im
Blauen Schiff am Hafen von San Cardasso!
Auch als Bürgerlicher kann man es zu etwas bringen. Erstaunlich, mit welchem Respekt viele junge Magnaten die Kräuterhändlerin Nuerta Escarelli grüßen. Liegt es nur daran, dass sie als Heilerin in die Streittürme gerufen wird? Aber sogar Doloresa Amazetti, die von Ärzten nichts mehr wissen will, seit diese erfolglos versuchten, den entstellenden Unhold aus ihrem Gesicht zu entfernen, begegnet ihr freundlich. Nun ja, jedenfalls auf eine Weise, die man bei Doloresa als Freundlichkeit gelten lassen muss.
Nuerta ist Dom Cavazaros Klientin. Er hat ihrer Familie geholfen, in Taladur Fuß zu fassen – dass sie nicht hier geboren wurde, sondern dem wandernden Volk der Zahori entstammt, sieht jeder, der nicht so blind ist wie Lerico Tandori. Überhaupt sorgt der Dom stets gut für jene, die sich ihm anvertrauen. Doch man muss darauf achten, was man sich wünscht. Laurenzios Mutter etwa weint sich häufig in den Schlaf. Sie weiß: Für ihren Sohn ist das Studium an der Magierakademie zu Punin ein großes Glück, das ohne das Gold des Patrons niemals möglich gewesen wäre – aber ohne sein Lachen ist ihr kleines Haus so schrecklich leer …
Doch wir wollen nicht trübsinnig werden! Freuen wir uns lieber auf Wengrex’ Abschiedsfeier. Der unternehmungslustige Zwerg konnte das Herz der schönen Angrella nicht erwärmen, aber er denkt gar nicht daran, trübsinnig in seinen Humpen zu starren. Er wird hinausziehen in die Welt, der alte Lumino hat den besten Tag dafür geweissagt, und zuvor treffen wir uns alle noch einmal im Teatro. Nicht für ein ernstes Stück, sondern zu Musik und Tanz. Das sollte niemand verpassen!
Bernard Craw
Weitere Informationen zur Taladur-Reihe liefert die Taladur-Homepage.
Autor: Bernard Craw
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