Ich persönlich mag es, wenn so etwas passiert. Mit Mini-Gruppen kann besser geplaudert werden und alle anwesenden Gruppenmitglieder können sich ausgiebig um den einen Charakter kümmern. Dumm nur, wenn die Spielsitzung inmitten einer Kampfsituation beginnt. Aber so blieb noch etwas Zeit, um mal ein paar Worte über Taktiken zu verlieren, zu erklären was alles Flächenschaden machen kann (denn der ist ja nicht nur auf Zauber beschränkt) und überhaupt einmal die Regeln zu lesen. Aber dann ging es ans Eingemachte: Dunross schwebte in Gefahr. Ich glaube, der Autor des Abenteuers hat sich die ganze Sache anders vorgestellt, als sie bei uns abgelaufen ist.
Dank dem plötzlichen Spielerschwund, hockte Bordrak plötzlich allein auf dem Wagen. Die anderen waren zur Rückseite des Dorfes gerannt, um dort den Rattenfänger zu unterstützen, der sich einer Horde Nagern entgegenstellte. Nun lag es an Bordrak, das letzte Mehl aus dem Dorf hinauszuretten. Doch am Tor hatte sich ein gigantischer Rattenschwarm eingefunden, um sich jeden Augenblick auf den Zwerg, die Pferde und den Wagen zu stürzen. Also beschloss Bordrak alles zu riskieren.
Entschlossen trieb er die Pferde an, auf das Tor zuzulaufen. Das gelang erst nach einigen Versuchen, denn mit Pferden kam der Zwerg einfach nicht klar. Aber irgendwann setzten sich Trittsicher und Donner doch noch in Bewegung. Bordrak nahm sich einen der Mehlsäcke zur Brust, um damit den Rattenschwarm zu bewerfen und die Nager zu zerquetschen. Doch die Götter waren dem Zwergen hold: Die beiden Pferde krachten regelrecht über die Ratten hinweg und zermalmten sie unter Hufen und Rädern. Somit war das, was die Ratten nach Dunross gelockt hatte, aus dem Dorf gebracht. Die Nager würden jetzt sicherlich dem Wagen folgen. Doch es kam anders.
Bordrak, mit dem Sack in den Armen auf dem rasenden Wagen stehend und ohne Ahnung von Pferden und Wagenlenken, sah mit entsetzen, wie die Pferde ausbrachen. Das Gespann kam ins Schlittern und rutschte dann in den Mühlbach hinein. Krachend kippte der Wagen um und die verbliebenen Mehlsäcke fielen allesamt ins eiskalte Wasser. Dieses Unglück vernichtete fast alle restlichen Mehlsäcke. Einzig Bordraks Sack blieb verschont, den er nun schulterte und losstapfte. Wenigstens dieses Mehl würde er dem Auftraggeber in Dalsetter überreichen. Das schwor er sich.
Nach einem langen Marsch kam der schwerverletzte Zwergenkrieger dann am Reiseturm an, den seine Gefährten bereits auf dem Hinweg entdeckten. Bordrak stapfte an den provisorischen Scheiterhaufen vorbei ins Innere und zog die geborstene Türe notdürftig hinter sich zu. An der Wand stand mit Kohle geschmiert “Fynn war hier”. Bordrak - der übrigens schwerhörig war - ging davon aus, dass hier alles sicher sei. Also ließ er den Mehlsack plumpsen, legte sich darauf und schlief übermüdet ein.
Bordraks Lied
Dieser Zwerg hielt sich für klug,
doch Wacht hielt er nimmer nicht genug.
Müde sank er in tiefen Schlummer,
das endete leider in ziemlich großem Kummer.
Er wurde von einer Ratte im Schlaf überrascht,
sie hat ihn regelrecht ganz plötzlich vernascht.
Als Fynn am nächsten Morgen den Reiseturm erreichte, war er bestürzt. Sein guter neuer bester Zwergenfreund hatte die Nacht nicht überstanden. Anscheinend war er von einer Riesenratte im Schlaf überrascht worden, die anschließend die Knochen fein säuberlich abgenagt und dann das Mehl gefressen hatte. Somit war auch das letzte Mehl Dunross’ vernichtet.
Der Engrokleriker wusste, was die Gebrüder Felsenhammer wünschten und warf auch Bordraks Knochen in den Sack, in dem bereits Ardraks Knochen lagen und klapperten. Fynn nahm sich vor, beide in den Hallen ihrer Väter beizusetzen. Mit einem letzten Blick auf den Turm verließ er den Bau, machte den Wagen klar und fuhr weiter nach Dalsetter.
Gegen Abend erreichte Fynn das Dorf. Die Wachen erkannten den Wagen und ließen ihn herein. Natürlich führte der Weg den Engro erst einmal zur Taverne, wo er den Gästen von der Ereignissen in Dunross berichtete. Alle lauschten gespannt den Worten des Engro. Da betrat ein zwergischer Runenmagier die Vier Garben und erkundigte sich nach Fynn. Der Zwerg hieß Olvir Felsenhammer und war auf der Suche nach Überlebenden der Schlacht der Felsenhammerbinge. jemand hatte ihm erzählt, er würde einen Freund seiner Vettern im Gasthaus finden.
Traurig holte Fynn die Schädel der toten Zwerge hervor, die er bereits eindrucksvoll zur Untermalung der Geschichte vorgezeigt hatte, und erzählte erneut von seinen Taten. Und am Ende schlussfolgerte er mit düsterer Stimme, dass wohl alle Zwerge vom Clan Felsenhammer verflucht seien und ihnen der Tod an den Sohlen klebte. Das hörte der Bürgermeister von Dalsetter und warf Olvir prompt aus dem Dorf. Das war anders gelaufen als gedacht.
Nun sprach Fynn bei seinem Auftraggeber vor. Der weilte noch in Aslov, um dort Geschäfte zu tätigen. Der Engro erfuhr, dass ap-Annwn in der Stadt bereits Verträge für sein Mehl aushandelte. Selber schuld, dachte sich der Engro, wer das Fell des Bären verteilt, bevor das Tier erlegt ist. Also nahm sich Fynn ein Zimmer in den Vier Garben.
Derweil überdachte Olvir seine Situation. Er stand ja nun außerhalb der Palisaden. Also beschloss er nach Dunross zu gehen. Unterwegs sollte es ja auch einen Reiseturm geben. Bevor er in die Dunkelheit davonstapfte, bemerkte Olvir aber einen Schatten, der sich über die Palisade schwang. Sofort alarmierte der Zwerg die Wachen. Aber die waren erst einmal unschlüssig, was sie von dem verfluchten Zwergen halten sollten. Deswegen riefen sie nach Fynn. Immerhin kannte sich der Engro ja mit Zwergen aus.
Fynn hatte bereits in Dunross gemerkt, dass etwas im Argen lag und vorsichtig Fragen im Dorf gestellt. Olvirs Beobachtungen machten die ganze Sache noch verdächtiger. Also sprach der Engro mit dem Bürgermeister und kurz darauf durchsuchte ein gut aufgestellter Mob jedes Wohnhaus in Dalsetter. Aber nirgendwo hatte es einen Einbruch gegeben. Dieser verfluchte Zwerg, wetterte der Mob nun.
Am Tor nahm Fynn Abschied von Olvir, riet ihm aber von dem Reiseturm ab. Eine der Wachen erzählte dem Zwergen, es gäbe da einige Ruinen nördlich des Dorfes. Ein verfluchter Zwerg könnte da sicherlich Unterschlupf finden. Olvir bedankte sich und marschierte los. Fynn gähnte müde und ging ebenfalls schlafen. Ihn erwartete ein warmes Bett.
Olvir wanderte wacker durch die Nacht und trotzte der Müdigkeit. Die Aussicht irgendwo einen sicheren Unterschlupf zu finden, war einfach verlockend. Und als am nächsten Tag die Sonne aufging, da stand der Frostzwerg auch schon vor den Ruinen. Er wollte schon auf sie zugehen, da entdeckte er auf einem halb zerfallenem Turm eine Gestalt. Vorsichtig schlich der Zwerg vor, um sich die Gestalt genauer anzuschauen. Es war ein Ork. Schnell warf Olvir noch einen Blick in die Ruinen hinein und erstarrte: Hier waren unzählige Ratten! Vorsichtig zog sich Olvir zurück und eilte wieder hinab ins Dorf. Dalsetter musste gewarnt werden!
Fynn nutzte den Morgen weidlich aus und erkundigte sich über Penda Ranulfsunu, den Bauern, der kurz vor der Rattenplage in Dunross sein Mehl abholen ließ und dessen Mehllager dort als einziges intakte Schutzrunen aufwies. Ranulfsunu war als ehrgeiziger, aber ehrlicher Mann bekannt. Im Gespräch mit ihm gewann Fynn auch keine neuen Erkenntnisse. Der Mann würde nun sein Vermögen beträchtlich erhöhen und war schon dabei, Wagen mit Mehl nach Aslov und in einige andere Dörfer zu schicken. Sicherlich würden sie mit Scilden schwer beladen zurückkehren.
Fynn unterhielt sich noch kurz mit dem Lagerarbeiter, der die Mehlhütte seines Herrn ausfegte. Um nichts von dem Mehl einzuatmen, hatten sich beide Tücher vor den Mund gebunden und der Engro sah aus wie ein kleiner Räuber. Auch hier gab es keine neuen Informationen. Also ging Fynn zu den Vier Garben zurück. Dabei übersah er, dass die beiden Kater Ranulfsunus in der Ecke tot umfielen.
Einen Teil des Mehls hatte der Bauer an seine Nachbarn in Dalsetter verkauft. Zwar für gutes Geld, aber noch immer günstiger, als an andere Kunden. Zur Feier des Tages sollte es also ein großes Backesfest geben, um diesen Umstand zu feiern. Fynn war natürlich, als geborener Geschichtenerzähler, herzlich eingeladen. Leider übersah er, wie die Tochter des Wirts mit einigen stibitzten Plätzchen aus der Küche verschwand und unter der Kellertreppe ihr Leben aushauchte.
Und dann war er da, der große Abend. Der Bürgermeister schnitt das erste Brot an, das Fest war eröffnet. Alle langten ordentlich zu und ließen es sich schmecken. Auch Fynn, dem das Brot wunderbar schmeckte. Aber der Engro war müde und wollte ausruhen. Also ging er auf sein Zimmer. Und auf dem Weg dorthin, entdeckte er die kleine Tochter des Wirts. Tot. Mit Plätzchen in der Hand. Und dem Engro wurde übel.
Fynn eilte zurück in die Schankstube. Auch hier hatte es erste Opfer gegeben. und wer noch nicht tot am Boden lag, der wälzte sich vor Übelkeit auf dem Boden. Für Fynn war klar, jemand hatte Ranulfsunus Mehl vergiftet. Und da klopfte auch schon Olvir an das Tor des Dorfes. Mit letzter Kraft öffnete der Engro dem Zwergen. Glücklicherweise kannte Olvir einen Heilzauber und war in der Lage, das Gift zu neutralisieren. Da hatte Fynn nochmals Schwein gehabt.
Die beiden Männer besprachen sich. Mehrere Wagen mit Gift waren unterwegs. Also sattelten sie Trittsicher und Donner, um Ranulfsunu hinterherzueilen, der unterwegs nach Aslov war. Den Helden war klar, sie konnten nicht alle Transporte einholen. Aber vielleicht den, der in die Stadt unterwegs war. Zudem waren ihnen die belieferten Dörfer unbekannt.
Es war ein wilder Ritt durch die Nacht, doch die tapferen Pferde hielten durch. Und kurz vor den Toren holten Fynn und Olvir den Bauern und seine Männer ein. Ranulfsunu wollte den beiden erst keinen Glauben schenken, dann drehte er sein Pferd um und ritt in wildem Galopp nach Dalsetter zurück. Seine Männer folgten ihnen. Sie alle hatten Angst um ihre Familie, denn im Inneren wussten sie, dass Fynn und Olvir die grausige Wahrheit erzählt hatten.
Zurück in Dalsetter (die Pferde hielten noch immer durch) herrschte dann großes Entsetzen. Doch es bleib keine Zeit, um zu trauern. Der Bauer befahl seinen Männer in die anderen Dörfer zu reiten und die Leute zu warnen. Er selbst brach dann weinend zusammen. Seine Familie war Opfer seiner Gier geworden, denn Ranulfsunu gestand, mit einem Fremden einen Pakt geschlossen zu haben. Und wie sich herausstellte, war es ein tödlicher Pakt. Das hatte der Bauer so nicht gewollt.
Gezeichnet von Gram und Trauer, bat der Bauer die Helden aus Dalsetter mitzunehmen, was sie zum Kampf gegen diesen Fremden brauchten. Ranulfsunu selbst begann Öl in Dalsetter zu vergießen, um den Toten eine Wiederkehr als seelenlose Untote zu ersparen. Fynn und Olvir packten ihre Sachen und verließen das Dorf, das hinter ihnen in Flammen aufging. Und mit Dalsetter starb auch Penda Ranulfsunu …
In Dalsetter gab es nichts mehr, was die Helden hielt. Also ritten sie auf Trittsicher und Donner nach Norden, um in den Ruinen das Geheimnis um die Ratten und den Fremden zu lösen. Doch Pferde und Männer waren müde, sie kamen nur schlecht voran. Zu allem Unglück stürzte Donner dann auch noch nieder. Das Pferd war am Ende seiner Kräfte. Sofort eilte Olvir herbei und stärkte Donner magisch, während Fynn vorschlug eine kurze Rast zu machen. Olvir stimmte zu und dann erwischte ihn der Sog (Snake Eyes) …