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AW: Neulich bei Savage Worlds
Wie versprochen und angedroht auch Spielbericht zu meiner laufenden Rippers-Runde.
In meinem Blog sind auch bei jedem Spielbericht ein oder zwei Bilder zur Verzierung bei.
Wie versprochen und angedroht auch Spielbericht zu meiner laufenden Rippers-Runde.
In meinem Blog sind auch bei jedem Spielbericht ein oder zwei Bilder zur Verzierung bei.
Neues Spiel, neues Glück, neue Kampagne. Ich hatte ja bereits letztes Jahr einen Ausflug ins Rippers’verse unternommen, der für die Spielgruppe recht kläglich endete. Mit einer etwas veränderten Aufstellung und einer anderen Spielgruppe gibt es einen zweiten Start, der hoffentlich weniger katastrophal endet. Doch erst einmal ein Überblick über die Figuren der Spieler.
Da hätten wir den schottischen Abenteurer und Lebemann Randolph Herbsteleyd Junior, den außerhalb des schottischen Hochlands scheinbar niemand mag. Das könnte allerdings an seinem krankhaften Geiz liegen, den nur ein sparsamer Schotte zu verstehen mag.
Desweiteren gehört aus den Reihen der bürgerlichen Figuren Doktor Evan McMourning zur Loge der Rippers, ein ehemaliger Student der Medizin mit einem übertriebenen Hang zum Geld. Was Herbsteleyds Geiz ist, ist McMournings Gier.
Technicus der Loge ist Patrick McFly, von seinen Freunden nur Paddy genannt. Paddy ist ein genialer Wissenschaftler - oder wäre es, aber sein loses Mundwerk und seine Wahnvorstellungen sorgen für einen kleinen Kundenkreis. Zudem neigt er auch zur Rachsucht. All das schreckt potenzielle Förderer ab.
Um die Sache abzurunden und für sozialen Sprengstoff zu sorgen, sind auch wohlhabende Leute aus dem Adel in der Loge vertreten. Unter anderem die Viscountess Victoria Autum, einzige Tochter des verwitweten Viscount Autum of Stonewing Castle. Erst vor kurzem stellte sie bei sich übernatürliche Fähigkeiten fest.
Diese wurden von Lady Cathrine Jane Mustang entdeckt, der Ehefrau von Knight Roy Mustang, Major der British Army und Freundin von Lady Autum. Major Mustang wurde in den indischen Kolonien schwer verletzt und dient seiner Majestät nun als Schreibtischsoldat.
Sein Leben verdankt er Baron Henry James Rutherford Huntington V, ebenfalls Major der British Army, einem arroganten Offizier aus den indischen Kolonien - und zugleich ein wahrer Gentleman.
Rippers spielt ja im viktorianischen Zeitalter. Das Setting-Book bietet zwar einige Informationen, aber schlussendlich ist doch eigene Recherche nötig, um ein wenig ins Detail zu gehen. Glücklicherweise habe ich ein Faible für Rollenspiele die in dieser Zeit spielen und mich entsprechend ein wenig mit der Thematik beschäftigt. Die Rippers-Adaption ist jedenfalls sehr schick und holt alles rein, was passend scheint.
Die Spielgruppe entschied sich gegen eine Loge in London und wollte lieber in Cardiff starten. Das bedeutet weniger Snobs, Nebel und stinkende Themse, dafür mehr Kohle, Staub und Sozialismus. Als Name für die Loge wurde “Torchwood” ausgesucht, in Anlehnung an die gleichnamige TV-Serie. Allerdings werde ich darauf verzichten Figuren aus der Serie im Spiel einzubauen, um die Stringenz von „Torchwood“ zu erhalten. Wäre die Loge woanders angesiedelt, hätte ich mir die Sache wohl überlegt.
Als Hintergrund für die Loge wählte ich die Heilsarmee (The Salvation Army) aus, in Cardiff unter der Leitung von Earl Cedrick Fullton, Colonel der Heilsarmee. Die Heilsarmee sollte eine gute Tarnung für die Loge sein, vor allem im viktorianischen Zeitalter. Während Earl Cedrick ein Offizier der Heilsarmee ist - also ein ausgebildeter Geistlicher - sind alle anderen Mitglieder der Loge einfache uniformierte Salutisten.
Die erste Spielsitzung wurde mit der Charaktererschaffung verbracht. In der Gruppe befand sich auch ein Savage-Worlds-Novize, dem die Regeln kurz erklärt wurden. Dazu gab es für alle einen schnellen Überblick über das Setting. Als alle Spieler soweit fertig waren, konnte die Spielsitzung beginnen. Zum Einstieg wählte ich ein soziales Szenario und als Kulisse einen Zirkus. In einer so lockeren Atmosphäre wäre ein kleiner Faux Paus verzeihlich.
Earl Cedrick erfuhr also, dass ein Zirkus in der Stadt war. Ein Zirkus? Nun, eine willkommene Gelegenheit, um sich dort einmal umzuschauen und sich gleichzeitig in der Gesellschaft sehen zu lassen. Am Abend trafen die Rippers in zwei Gruppen ein. Erst einmal die Ladys Mustang und Autum in Begleitung von Baron Huntington, dann die Herren Herbsteleyd, McMournig und McFly.
Während sich der Adel mit einem kleinen Schaulauf, Zuckerwatte und Sorbet die Zeit vertrieb, sahen sich die einfachen Rippers bei den Schaustellern um. Es handelte sich natürlich weitgehend um den üblichen Mummenschanz, aber irgend etwas an der angeblichen Göttin Kali war merkwürdig. Die befand sich in einem abgedeckten Käfig im Halbdunkeln des Platzes und sollte zu einem späteren Zeitpunkt ihren Auftritt haben. “Der Mann der einen Elefanten stemmen kann” - kurz Edward Claim - stand vor dem Käfig und hielt Wache. Lady Autum hatte mit einem vorsichtigen Blick ihres dritten Auges bereits festgestellte, dass sich im Käfig etwas mit einer wahren magischen Aura befand.
Evan bat Randolph um ein kleine Ablenkung und der Schotte stapfte los, um dafür zu Sorgen. Zwei Minuten später torkelte der Schausteller vom Käfig weg und kippte mit verdrehten Augen um. Dafür, dass er im Zirkus als stärkster Mann der Welt auftreten sollte, war Claim eine ziemliche Nullnummer. Der Schotte hatte aber auch gut getroffen und ordentlich Schaden gemacht. Jedenfalls war so der Weg zum Käfig frei und langsam musste ich mir einfallen lassen, was eigentlich unter der Abdeckung zu finden war. Ganz ehrlich gesagt, darüber hatte ich mir bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Gedanken gemacht.
Evan zog die Decke auf der Rückseite des Käfigs ein Stück zur Seite und erblickte eine schlanke Frau, die auf einem einfachen Holzhocker saß. Sie war in einen roten Umhang gehüllt und hatte eine große Kapuze weit über den Kopf gezogen. Die Kapuze bewegte sich manchmal ein wenig und Evan konnte zeitweise ein leises Zischeln hören. Er begann ein Gespräch mit der Fremden und erfuhr Unglaubliches: Die Frau nannte sich selbst Medusa und schien eine Gefangene von Marcus Lane zu sein, dem Direktor des Zirkus. Der Begriff Medusa war Evan wohlbekannt und er beschloss, sich erst einmal mit den anderen Rippers darüber zu unterhalten.
Derweil begann auch schon die große Vorstellung und alle eilten auf ihre Plätze. Für die wohlhabenden Gäste gab es eine besondere Tribüne am Rand der Manege. Alle anderen mussten sich gute Sitzplätze suchen.
Marcus Lane eröffnete das Programm seines Zirkus mit dem üblichem Schnickschnack. Er ließ Feuerschlucker, Jongleure, Seiltänzer, Ponyreiter und auch Clowns auftreten. Randolph bemerkte Abseits der Vorstellung, dass einige Handlanger versuchten “den Mann der einen Elefanten stemmen kann” wieder auf die Beine zu bringen. Vergeblich. Dementsprechend fiel die Nummer aus und der Messerwerfer Mister Dagger kam an die Reihe.
Er zeigte einige Kunststücke, dann wurde ein Freiwilliger gesucht, der sich auf eine Zielscheibe schnallen und drehen ließ. Randolph meldete sich (un)freiwillig und war schon im Zentrum des Geschehens. Da kam Claim wieder zu sich, stolperte benommen in Richtung des Schotten und schlug wütend zu. Leider traf er Mister Dagger, der prompt zu Boden ging. Während Claim von einigen Handlangern aus der Manege gezogen wurde, übernahm Mister Daggers Gehilfe den riskanten Wurf: Shivery Jack!
Um sicher zu gehen, dass Jack auch wirklich treffen würde, bedrohte ihn Randolph vor dem Kunststück. Das führte dazu, dass Shivery Jack noch zittriger war als sonst. Der Schotte wurde auf die Scheibe gebunden und in Schwung gebracht. Jack machte auch nur einen Wurf und nahm gleichzeitig die Beine in die Hand. Das Messer landete knapp am Rande der Zielscheibe, doch trotzdem waren die Zuschauer schockiert - oder sollte ich eher schreiben; schottiert? Randolph trug nämlich einen Kilt und keine Unterwäsche. Und somit sorgte er für einen handfesten Skandal.
Marcus Lane war kurz vor der Verzweiflung. Er stoppte die Nummer und kündigte den ersten Höhepunkt des Abends an: die Göttin Kali. Auf diesen Auftritt hatten die Rippers bereits die ganze Zeit gewartet. Der Käfig wurde in die Manege gefahren und mit einem gewaltigen Tusch führte Mister Lane seine Göttin aus dem Käfig. Sie setzte sich auf einen Hocker und dann schlug sie die Kapuze zurück. Alle hielten den Atem an, Lady Autum fiel sogar in Ohnmacht. Schlangen! Baron Huntington kümmerte sich sofort um die Bewusstlose, während alle anderen auf die Frau mit den Schlangenhaaren starrten. Lady Mustang erkannte sofort, dass es sich um schwarze Mambas handelte, besonders giftige Schlangen. Ein einziger Biss konnte einen ausgewachsenen Mann in Sekunden töten!
Auch hier wurde ein Freiwilliger gesucht und Lady Mustang bot sich sofort für diese Rolle an. Hier bot sich eine Gelegenheit, um die Sache genauer zu untersuchen. Waren die Schlangen echt? Auf den ersten Blick schon. Marcus Lane erklärte, die Göttin Kali würde die Schlangen vollständig beherrschen und Lady Mustang könne gefahrlos in die “Haare” greifen. Alle Augen waren auf die Manege gerichtet und vorsichtig schob Lady Mustang ihre Hand zwischen die Schlangen. Der Blick der Göttin Kali war starr nach vorne gerichtet - als ob sie sich stark auf etwas konzentrieren würde. Plötzlich schüttelte sich eine der Schlangen, drehte den Kopf und starrte Lady Mustang zischelnd an. Die zog nun langsam ihre Hand zurück und die Nummer fand ein umtostes Ende.
Wer nun nach Artikeln über Kali, Medusa und Mambas sucht, wird natürlich herausfinden, dass ich mir als Spielleiter große Freiheiten herausgenommen habe. Zum Einen aus dramaturgischen Gründen, zum Anderen des Plots wegen. Ich hatte ja ein paar Sekunden Zeit, um mir etwas über diese Figur auszudenken und das habe ich schlussendlich auch getan.
Der abschließende Höhepunkt war eine Tigerdressur. Der weltberühmte Dompteur Vladislav Kaschenkow führte seine beiden sibirischen Tiger in die Manege. Erneut hielt das Publikum den Atem an. Es gab ja auch keine Käfige oder Gitter.
Die Besonderheit an dieser grandiosen Nummer war, dass jemand aus dem Publikum die Tiger füttern durfte. Vor den Augen aller. Trotz Dompteur eine gefährliche Sache. Für Lord Huntington stand sofort fest, dass er sich melden würde. Und schon stand er vor den Tigern und warf ihnen saftige Fleischstücke in den Rachen. Er ließ es sich auch nicht nehmen die Tiere dabei einzuschüchtern, was schlussendlich zur Verzweiflung von Kaschenkow führte. Die verdammten Raubkatzen folgten nun lammfromm Lord Huntington. Der hatte glücklicherweise Mitleid und verwies die Tiger wieder ihrer Plätze. Erneut gab es tosenden Applaus.
Die Schau wurde beendet, die Besucher verließen den Zirkus. Randolph nutzte die Aufbruchstimmung, um nach Claim zu sehen. Der Mann tat ihm leid und er wollte ein paar nette Worte mit ihm wechseln. Das führte schlussendlich zu einem gemeinsamen Besäufnis und der Schotte zog dem starken Mann einige Informationen über die Göttin Kali aus der Nase.
Das tat auch Lady Mustang, die in einem günstigen Augenblick zum Käfig huschte und das Gespräch mit der Göttin Kali suchte, die sich selbst ja Medusa nannte. Es ergab sich nun folgendes Bild: Marcus Lane hatte Medusa, die angeblich aus Griechenland stammte, in Pais aufgelesen und sie eine Zeit lang als Bettgefährtin mit auf die Reise genommen. Dann, kurz vor dem Verlassen Frankreichs, hatte Lane Medusa in den Käfig gesperrt und lies sie als Attraktion im Zirkus auftreten. Lady Mustang stellte zudem fest, dass Medusa ziemlich passiv war und kein großes Interesse an einer Flucht hegte, sich aber langsam für den Gedanken erwärmen konnte. Doch die Rippers beschlossen erst einmal den nächsten Tag abzuwarten und vertrösteten Medusa bis dahin.
Ein schöner Auftakt, der entsprechend mit zwei Erfahrungspunkten belohnt wurde. Zudem erhielten Lady Mustang und Lord Huntington jeweils einen Statuspunkt, da sie sich positiv in der Gesellschaft darstellten. Für Randolph sah die Sache schlecht aus, denn er verlor wegen dem Skandal einen Punkt. Ich bin jedenfalls gespannt, wie die Sache weitergeht. Ich habe zwar einen ungefähren Fahrplan, aber noch können alle Weichen umgestellt werden. Wo der Zug dann hält, das ist noch vollkommen ungewiss. Tut tut!
Da hätten wir den schottischen Abenteurer und Lebemann Randolph Herbsteleyd Junior, den außerhalb des schottischen Hochlands scheinbar niemand mag. Das könnte allerdings an seinem krankhaften Geiz liegen, den nur ein sparsamer Schotte zu verstehen mag.
Desweiteren gehört aus den Reihen der bürgerlichen Figuren Doktor Evan McMourning zur Loge der Rippers, ein ehemaliger Student der Medizin mit einem übertriebenen Hang zum Geld. Was Herbsteleyds Geiz ist, ist McMournings Gier.
Technicus der Loge ist Patrick McFly, von seinen Freunden nur Paddy genannt. Paddy ist ein genialer Wissenschaftler - oder wäre es, aber sein loses Mundwerk und seine Wahnvorstellungen sorgen für einen kleinen Kundenkreis. Zudem neigt er auch zur Rachsucht. All das schreckt potenzielle Förderer ab.
Um die Sache abzurunden und für sozialen Sprengstoff zu sorgen, sind auch wohlhabende Leute aus dem Adel in der Loge vertreten. Unter anderem die Viscountess Victoria Autum, einzige Tochter des verwitweten Viscount Autum of Stonewing Castle. Erst vor kurzem stellte sie bei sich übernatürliche Fähigkeiten fest.
Diese wurden von Lady Cathrine Jane Mustang entdeckt, der Ehefrau von Knight Roy Mustang, Major der British Army und Freundin von Lady Autum. Major Mustang wurde in den indischen Kolonien schwer verletzt und dient seiner Majestät nun als Schreibtischsoldat.
Sein Leben verdankt er Baron Henry James Rutherford Huntington V, ebenfalls Major der British Army, einem arroganten Offizier aus den indischen Kolonien - und zugleich ein wahrer Gentleman.
Rippers spielt ja im viktorianischen Zeitalter. Das Setting-Book bietet zwar einige Informationen, aber schlussendlich ist doch eigene Recherche nötig, um ein wenig ins Detail zu gehen. Glücklicherweise habe ich ein Faible für Rollenspiele die in dieser Zeit spielen und mich entsprechend ein wenig mit der Thematik beschäftigt. Die Rippers-Adaption ist jedenfalls sehr schick und holt alles rein, was passend scheint.
Die Spielgruppe entschied sich gegen eine Loge in London und wollte lieber in Cardiff starten. Das bedeutet weniger Snobs, Nebel und stinkende Themse, dafür mehr Kohle, Staub und Sozialismus. Als Name für die Loge wurde “Torchwood” ausgesucht, in Anlehnung an die gleichnamige TV-Serie. Allerdings werde ich darauf verzichten Figuren aus der Serie im Spiel einzubauen, um die Stringenz von „Torchwood“ zu erhalten. Wäre die Loge woanders angesiedelt, hätte ich mir die Sache wohl überlegt.
Als Hintergrund für die Loge wählte ich die Heilsarmee (The Salvation Army) aus, in Cardiff unter der Leitung von Earl Cedrick Fullton, Colonel der Heilsarmee. Die Heilsarmee sollte eine gute Tarnung für die Loge sein, vor allem im viktorianischen Zeitalter. Während Earl Cedrick ein Offizier der Heilsarmee ist - also ein ausgebildeter Geistlicher - sind alle anderen Mitglieder der Loge einfache uniformierte Salutisten.
Die erste Spielsitzung wurde mit der Charaktererschaffung verbracht. In der Gruppe befand sich auch ein Savage-Worlds-Novize, dem die Regeln kurz erklärt wurden. Dazu gab es für alle einen schnellen Überblick über das Setting. Als alle Spieler soweit fertig waren, konnte die Spielsitzung beginnen. Zum Einstieg wählte ich ein soziales Szenario und als Kulisse einen Zirkus. In einer so lockeren Atmosphäre wäre ein kleiner Faux Paus verzeihlich.
Earl Cedrick erfuhr also, dass ein Zirkus in der Stadt war. Ein Zirkus? Nun, eine willkommene Gelegenheit, um sich dort einmal umzuschauen und sich gleichzeitig in der Gesellschaft sehen zu lassen. Am Abend trafen die Rippers in zwei Gruppen ein. Erst einmal die Ladys Mustang und Autum in Begleitung von Baron Huntington, dann die Herren Herbsteleyd, McMournig und McFly.
Während sich der Adel mit einem kleinen Schaulauf, Zuckerwatte und Sorbet die Zeit vertrieb, sahen sich die einfachen Rippers bei den Schaustellern um. Es handelte sich natürlich weitgehend um den üblichen Mummenschanz, aber irgend etwas an der angeblichen Göttin Kali war merkwürdig. Die befand sich in einem abgedeckten Käfig im Halbdunkeln des Platzes und sollte zu einem späteren Zeitpunkt ihren Auftritt haben. “Der Mann der einen Elefanten stemmen kann” - kurz Edward Claim - stand vor dem Käfig und hielt Wache. Lady Autum hatte mit einem vorsichtigen Blick ihres dritten Auges bereits festgestellte, dass sich im Käfig etwas mit einer wahren magischen Aura befand.
Evan bat Randolph um ein kleine Ablenkung und der Schotte stapfte los, um dafür zu Sorgen. Zwei Minuten später torkelte der Schausteller vom Käfig weg und kippte mit verdrehten Augen um. Dafür, dass er im Zirkus als stärkster Mann der Welt auftreten sollte, war Claim eine ziemliche Nullnummer. Der Schotte hatte aber auch gut getroffen und ordentlich Schaden gemacht. Jedenfalls war so der Weg zum Käfig frei und langsam musste ich mir einfallen lassen, was eigentlich unter der Abdeckung zu finden war. Ganz ehrlich gesagt, darüber hatte ich mir bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Gedanken gemacht.
Evan zog die Decke auf der Rückseite des Käfigs ein Stück zur Seite und erblickte eine schlanke Frau, die auf einem einfachen Holzhocker saß. Sie war in einen roten Umhang gehüllt und hatte eine große Kapuze weit über den Kopf gezogen. Die Kapuze bewegte sich manchmal ein wenig und Evan konnte zeitweise ein leises Zischeln hören. Er begann ein Gespräch mit der Fremden und erfuhr Unglaubliches: Die Frau nannte sich selbst Medusa und schien eine Gefangene von Marcus Lane zu sein, dem Direktor des Zirkus. Der Begriff Medusa war Evan wohlbekannt und er beschloss, sich erst einmal mit den anderen Rippers darüber zu unterhalten.
Derweil begann auch schon die große Vorstellung und alle eilten auf ihre Plätze. Für die wohlhabenden Gäste gab es eine besondere Tribüne am Rand der Manege. Alle anderen mussten sich gute Sitzplätze suchen.
Marcus Lane eröffnete das Programm seines Zirkus mit dem üblichem Schnickschnack. Er ließ Feuerschlucker, Jongleure, Seiltänzer, Ponyreiter und auch Clowns auftreten. Randolph bemerkte Abseits der Vorstellung, dass einige Handlanger versuchten “den Mann der einen Elefanten stemmen kann” wieder auf die Beine zu bringen. Vergeblich. Dementsprechend fiel die Nummer aus und der Messerwerfer Mister Dagger kam an die Reihe.
Er zeigte einige Kunststücke, dann wurde ein Freiwilliger gesucht, der sich auf eine Zielscheibe schnallen und drehen ließ. Randolph meldete sich (un)freiwillig und war schon im Zentrum des Geschehens. Da kam Claim wieder zu sich, stolperte benommen in Richtung des Schotten und schlug wütend zu. Leider traf er Mister Dagger, der prompt zu Boden ging. Während Claim von einigen Handlangern aus der Manege gezogen wurde, übernahm Mister Daggers Gehilfe den riskanten Wurf: Shivery Jack!
Um sicher zu gehen, dass Jack auch wirklich treffen würde, bedrohte ihn Randolph vor dem Kunststück. Das führte dazu, dass Shivery Jack noch zittriger war als sonst. Der Schotte wurde auf die Scheibe gebunden und in Schwung gebracht. Jack machte auch nur einen Wurf und nahm gleichzeitig die Beine in die Hand. Das Messer landete knapp am Rande der Zielscheibe, doch trotzdem waren die Zuschauer schockiert - oder sollte ich eher schreiben; schottiert? Randolph trug nämlich einen Kilt und keine Unterwäsche. Und somit sorgte er für einen handfesten Skandal.
Marcus Lane war kurz vor der Verzweiflung. Er stoppte die Nummer und kündigte den ersten Höhepunkt des Abends an: die Göttin Kali. Auf diesen Auftritt hatten die Rippers bereits die ganze Zeit gewartet. Der Käfig wurde in die Manege gefahren und mit einem gewaltigen Tusch führte Mister Lane seine Göttin aus dem Käfig. Sie setzte sich auf einen Hocker und dann schlug sie die Kapuze zurück. Alle hielten den Atem an, Lady Autum fiel sogar in Ohnmacht. Schlangen! Baron Huntington kümmerte sich sofort um die Bewusstlose, während alle anderen auf die Frau mit den Schlangenhaaren starrten. Lady Mustang erkannte sofort, dass es sich um schwarze Mambas handelte, besonders giftige Schlangen. Ein einziger Biss konnte einen ausgewachsenen Mann in Sekunden töten!
Auch hier wurde ein Freiwilliger gesucht und Lady Mustang bot sich sofort für diese Rolle an. Hier bot sich eine Gelegenheit, um die Sache genauer zu untersuchen. Waren die Schlangen echt? Auf den ersten Blick schon. Marcus Lane erklärte, die Göttin Kali würde die Schlangen vollständig beherrschen und Lady Mustang könne gefahrlos in die “Haare” greifen. Alle Augen waren auf die Manege gerichtet und vorsichtig schob Lady Mustang ihre Hand zwischen die Schlangen. Der Blick der Göttin Kali war starr nach vorne gerichtet - als ob sie sich stark auf etwas konzentrieren würde. Plötzlich schüttelte sich eine der Schlangen, drehte den Kopf und starrte Lady Mustang zischelnd an. Die zog nun langsam ihre Hand zurück und die Nummer fand ein umtostes Ende.
Wer nun nach Artikeln über Kali, Medusa und Mambas sucht, wird natürlich herausfinden, dass ich mir als Spielleiter große Freiheiten herausgenommen habe. Zum Einen aus dramaturgischen Gründen, zum Anderen des Plots wegen. Ich hatte ja ein paar Sekunden Zeit, um mir etwas über diese Figur auszudenken und das habe ich schlussendlich auch getan.
Der abschließende Höhepunkt war eine Tigerdressur. Der weltberühmte Dompteur Vladislav Kaschenkow führte seine beiden sibirischen Tiger in die Manege. Erneut hielt das Publikum den Atem an. Es gab ja auch keine Käfige oder Gitter.
Die Besonderheit an dieser grandiosen Nummer war, dass jemand aus dem Publikum die Tiger füttern durfte. Vor den Augen aller. Trotz Dompteur eine gefährliche Sache. Für Lord Huntington stand sofort fest, dass er sich melden würde. Und schon stand er vor den Tigern und warf ihnen saftige Fleischstücke in den Rachen. Er ließ es sich auch nicht nehmen die Tiere dabei einzuschüchtern, was schlussendlich zur Verzweiflung von Kaschenkow führte. Die verdammten Raubkatzen folgten nun lammfromm Lord Huntington. Der hatte glücklicherweise Mitleid und verwies die Tiger wieder ihrer Plätze. Erneut gab es tosenden Applaus.
Die Schau wurde beendet, die Besucher verließen den Zirkus. Randolph nutzte die Aufbruchstimmung, um nach Claim zu sehen. Der Mann tat ihm leid und er wollte ein paar nette Worte mit ihm wechseln. Das führte schlussendlich zu einem gemeinsamen Besäufnis und der Schotte zog dem starken Mann einige Informationen über die Göttin Kali aus der Nase.
Das tat auch Lady Mustang, die in einem günstigen Augenblick zum Käfig huschte und das Gespräch mit der Göttin Kali suchte, die sich selbst ja Medusa nannte. Es ergab sich nun folgendes Bild: Marcus Lane hatte Medusa, die angeblich aus Griechenland stammte, in Pais aufgelesen und sie eine Zeit lang als Bettgefährtin mit auf die Reise genommen. Dann, kurz vor dem Verlassen Frankreichs, hatte Lane Medusa in den Käfig gesperrt und lies sie als Attraktion im Zirkus auftreten. Lady Mustang stellte zudem fest, dass Medusa ziemlich passiv war und kein großes Interesse an einer Flucht hegte, sich aber langsam für den Gedanken erwärmen konnte. Doch die Rippers beschlossen erst einmal den nächsten Tag abzuwarten und vertrösteten Medusa bis dahin.
Ein schöner Auftakt, der entsprechend mit zwei Erfahrungspunkten belohnt wurde. Zudem erhielten Lady Mustang und Lord Huntington jeweils einen Statuspunkt, da sie sich positiv in der Gesellschaft darstellten. Für Randolph sah die Sache schlecht aus, denn er verlor wegen dem Skandal einen Punkt. Ich bin jedenfalls gespannt, wie die Sache weitergeht. Ich habe zwar einen ungefähren Fahrplan, aber noch können alle Weichen umgestellt werden. Wo der Zug dann hält, das ist noch vollkommen ungewiss. Tut tut!