AW: Neues von Solomon Kane
Würde der Film unter einem ANDEREN TITEL als Solomon Kane laufen, könnte man ihn zumindest von der Stimmung her als eine optische Vorlage für manche SK-Savage-Tales heranziehen. Sehr dunkel, oder neblig, oder regnerisch, oder verqualmt, oder irgendwie alles gleichzeitig.
Da der Film aber die BEKANNTE und somit auch mit gewisser ERWARTUNG der Zuschauer verbundene Figur des Sword&Sorcery-Helden Solomon Kane darstellen soll, taugt er für dieses Ziel genau: KEIN STÜCK.
Das liegt nicht einmal an den Schauspielern (der Kane-Darsteller bringt KEINEN glaubwürdigen Kane rüber, aber daran hatte ich ja von Anfang an auch nie geglaubt; die anderen machen ihr Geschäft wenigstens nicht so völlig desinteressiert wie in anderen SK-Rollenspiel-Film-Verwandten wie Bloodrayne und dergleichen Bollschen Machwerken). - Es ist das Drehbuch, was leider wirklich SCHEISSE ist.
Für einen billigen, englischen Hammer-Horror-Film der 60er oder frühen 70er wäre das noch gerade so akzeptabel gewesen. Viel Schmalz, Gejammer, Herumgerückblende und der "leidende" Hauptcharakter.
Leidend?
Kane?
Kane? Leidend?
Seit wann?
Wo?
WELCHER Kane? - Kane, der unsterbliche Krieger-Magier, der es sich mit einem verzogenen, kindischen Gott verscherzt hatte, seinen eigenen Bruder ermordet hatte, mit dem Mal des Kains geschlagen wurde, und seit Jahrhunderten, gar Jahrtausenden unter diesem FLUCH der Unsterblichkeit in einer sich wandelnden Welt LEIDEND? - Dieser Kane aus den Romanen von Karl Edward Wagner?
Der vielleicht. (Zumindest mit dem Brudermord paßt es zum Drehbuch dieses Films hier - naja, teilweise.)
Aber SOLOMON KANE, der FANATIKER, der RECHTGLÄUBIGE PURITANER, der Mann, der aus seinem Glauben allein solch einen GLÜHENDHEISSEN ALLESVERSENGENDEN HEILIGEN ZORN mobilisieren kann, daß ihm Räuber, Piraten, Sklavenjäger und auch Monstren ewig zurückliegender Zeiten und unaussprechlicher Kulte und Kulturen NICHT WIDERSTEHEN KÖNNEN - das ist KEIN "leidender Emo-Jammerlappen".
Der im Film schon.
Das letzte Drittel des Films hätte ich den Drehbuchautoren am Liebsten mit Kanes Rapier durch dessen Schreibhand an das Burgtor pinnen mögen, damit er nicht wegläuft, während ich mit Kanes Pistolen Schießübungen auf seine Kniescheiben mache. - Meine Güte, WAR. DAS. MIES.
Und ich dachte schon, daß mich "The Book of Eli" massiv enttäuscht hätte. - Daher muß für "Massive Enttäuschung" erst noch eine passende Steigerung gefunden werden, damit es für diese Solomon-Kane-NICHT-Verfilmung ein adäquater Begriff ist.
Wie gesagt, das Ausleuchten, die Szenerien, etc. waren ganz OK für SK-Rollenspieler. Unpassend waren die "Orks" der Bösewichterseite, aber es scheint wohl einfacher zu sein, statt Schurken von Schauspielern DARSTELLEN zu lassen, ihnen einfach per Maske eine "schurkische Visage" zu verpassen. - Die Schurken in den Robert E. Howard Romanen haben WEGEN ihrer Menschlichkeit und ihrer TROTZDESSEN ausgeübten Brutalität das entsprechende Grauen beim Leser erzeugt. Einfach einen Haufen "Orks" auftauchen zu lassen, ist natürlich visuell einfacher umzusetzen, als einen Haufen MENSCHEN, die alle echte "creepy guys" sind, SCHAUSPIELERN zu lassen.
Interessanterweise haben DAS manche der alten Hammer-Horror-Filme ziemlich gut hinbekommen.
Unterm Strich ist die Story wirklich leider ZU BLÖDE, um den Film zu mehr als einem Bildschirmschoner zu machen.
Für SK-Rollenspieler lohnt ein Blick vielleicht. Aber dieser Film enthält NICHTS INSPIRIERENDES, woran man seine Righteous Rage entzünden könnte, was einen dazu brächte für seinen Charakter nachzuempfinden, warum man den Path of Kane, den Weg des Wanderers gehen sollte.
Es kam, wie es zu erwarten war.