Moralvorstellungen im Mittelalter/Antike

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Also sollten sie gleiche Menschlichkeit mit höherem Gewissen haben. Denn sie begehen mehr und schwerere Taten, können diese aber leichter vor sich rechtfertigen. (Das würde ich auch auf moderne Fanatiker anwenden.)
Das würde ich so nicht sehen. Seine Tat zu rechtfertigen ist keine Sache eines hohen Gewissens, dennd as Gewissen ist das, was dich deine Taten bereuen lässt. So wie ich in V:TM verstanden habe, heißt seinen Pfadwert zu erhalten, zu bereuen und bereuen ist nicht "Der hat's verdient", sondern ein schlechtes Gewissen, obwohl man weiß, dass es wohl besser war so zu handeln. Auch ein finaler Rettungsschutz ist etwas, was psychisch belastet...

"Moralität" bestimmt, wie sehr man sich an die gegebenen Moralvorstelkungen hält, nicht wie diese Moralvorstellungen aussehen. In einer Gesellschaft, in der es üblich ist kränkliche Kinder auszusetzen verstösst man nicht gegen die "Menschlichkeit", wenn man ein kränkliches Kind aussetzt (z.B.).
Findelhäuser gab es schon im Mittelalter und im Grunde musste man ein kränkliches Kind nicht groß aussetzen, da es sowieso eher die ersten Tage nicht übersteht. Die Kindersterblichkeit damals war abartig hoch.

Meh, Söldner kämpfen wenigstens um sich zu ernähren, und nicht, weil sie Morden so fucking geil finden.
So heroisch wir Soldaten und Krieger gerne darstellen: Das sind Berufsmörder, letztlich muss jeder Kriegseinsatz abstumpfen, egal worum's geht.
Wenn man sich historische Berichte ansieht, was welche Soldaten gemacht haben, dann weiß man, dass die Leute abgestumpft sind - egal warum sie ml mit dem Kämpfen angefangen haben. Es mag sein, dass viele davon es als reinen Broterwerb angefangen haben, aber ab einem bestimmten Punkt sind bestimmte Soldaten so abgestumpft, dass es ihnen egal ist oder vieleicht sogar Spaß macht. Lies dir nur mal durch, dass Städte nicht nur erstürmt wurden, sondern manchmal die Frauen vergewaltigt und auch alle Gefangene inkl. Kinder hingerichtet wurden. Was Herrscher im Mittelalter zum Machterhalt gemacht haben, spricht auch Bände.

Ich habe gehört, dass das Mittelalter tendenziell gewalttätiger war.
Dafür sind sie früher gestorben und haben daher nicht soviel Zeit gehabt, zu entarten. ;)
Ernsthaft: Wenn ich so manchen Kriegsbericht lese, bin ich mir da nicht so sicher, ob wir heute als gesamtes wirklich besser sind...

Um beim Beispiel zu bleiben - was macht eine junge Frau mit einem unehelichen Kind, die es irgendwie geschafft hat, das Kind heimlich zur Welt zu bringen? Es töten? Es aussetzen? Es behalten und damit auf sich, ihre Familie und das Kind lebenslange Schande laden?
Sehr schlechtes Beispiel, weil du hier mit der Moralvorstellung des ausgehen 19. und des 20. Jahrhunderts argumentierst. Im Mittelalter waren eher die wenigsten Leute verheiratet, also die meisten Kinder unehelich. Mal soll sich auch mal auf der Zunge zergehen lassen, dass noch bis Ende des 19. Jahrhunderts in Bayern jedes 4. Kind unehelich zu Welt kam, bei den Erstgeborenen tendierte das sogar eher zu 50%. Bis dahin war es für die Frau in ländlichen Gegenden ein sicherer garant, geehelich zu werden, wenn sie zwanger wurde - es wurde nämlich erst angestet, ob die einem Kinder gebären kann.

Andererseits waren Menschen im Mittelater viel mehr moralischen Zwängen ausgesetzt als wir heute und fanden sich öfter in der Situation, nur die Wahl zwischen zwei Übeln zu haben.
Woher beziehst du das? Natürlich ist unsere Gesellschaft wesentlich freier als damals, aber die Menschen waren nicht so moralisch geknechtet, wie man das wohl gerne so sieht. Lies mal einfach etwas zu Geschichte des Mittelalters oder zur Sozialgeschichte. Die Kirche war nicht so stark im Sattel, wie man das immer meinen möchte.

Wieso nicht? Die Menschen im Mittelalter waren ein ganzes Stück unselbständiger als heute.
Natürlich waren die Menschen unselbständiger, aber warum zwingt das den Bauern auf dem Feld dazu schlimme Dinge zu tun? Der arbeitet Tag aus udn Tag ein und muss halt ein Teil seinem Herrn abgeben. Ich sehe da jetzt per se kein großes moralisches Dilemma, das sich auf Menschlichkeit auswirkt.

Das bedeutet, dass man viel besser Rechtfertigungen (vor sich selbst) findet und auch eher dazu bewogen wird Buße zu tun. Und genau das macht ja der Gewissen-Wert. Also ist es nur logisch, dass solche Menschen langsamer Menschlichkeit verlieren. Man korrumpiert langsamer, wenn man sich als (eigentlich machtloses) Werkzeug sieht.
Siehe obe. Ich sehe das als eine falsche Interpretation des Gewissens an - gerade wenn du dir alles rechtertigen kannst du dann das nächste mal wieder tötest, weil der es verdient hat, spricht das doch ganz klar für eine niedrigere Hemmschwelle, also eine niedrigere Menschlichkeit. Um es nochmal klar zu sagen: Du wirst angegriffen und tötest den Angreifer in Notwehr. Wenn du deinen Gewissenswurf schafst, heißt das nicht, dass du die Aktion deinem Gewissen erklären kannst und deshalb nichts verlierst, sondern es tut die leid jemand getötet zu haben, obwohl du damit dein Leben gerettet hast. Wenn du den Wurf nicht schaffst, ist es dir entweder egal, dass du etwas schlechtes tust oder du bereust es nicht, weiß der das verdient hat. Schon einmal darüber nachgedacht warum es eine psychologische Betreuung von Polizisten nach dem Einsatz der Schusswaffe gibt? Richtig, einen menschen zu verletzen oder zu töten belastet einen Menschen, auch wenn es objektiv gesehen das richtige war, weil man damit andere gerettet hat...

Wie Smokey Crow richtig schreibt:
Darüberhinaus auch die Problematik das Gewissenbisse und Rationalisierung nicht zwangsläufige entgegengesetzte Pole für die Wahrnehmung von richtig und falsch sind. Die Maskerade postuliert, dass Gewissensbisse, gewissermaßen Selbstzerfleischung das Ergebnis eines gelungenen Gewissenwurfes sei (gleichzeitig kommt aber jemand mit hohem Gewissenswert wesentlicher leichter davon ohne das er gleichzeitig moralischer sein müsste), während Rationalisierung, also die Auseinandersetzung und das Einfügen in die und das Bewerten im Bezug auf die eigenen Erlebniswelt Abstumpfung bedeute und weitere Gewalttaten akzeptabler mache (und zwar grundsätzlich).
 
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Das würde ich so nicht sehen. Seine Tat zu rechtfertigen ist keine Sache eines hohen Gewissens, dennd as Gewissen ist das, was dich deine Taten bereuen lässt.
Das ist so richtig. Ein "Der hat's verdient" ist ja auch wieder in der Richtung "Ich bin wertvoller". Natürlich wird die Tat bereut, allerdings hat ist die Person weniger anfällig gegenüber dem Machtgefühl, weil sie eben nicht rationalisiert, sondern Aberglauben zu Hilfe nimmt.

Wenn man sich historische Berichte ansieht, was welche Soldaten gemacht haben, dann weiß man, dass die Leute abgestumpft sind - [...] Was Herrscher im Mittelalter zum Machterhalt gemacht haben, spricht auch Bände.
Kampferprobte Soldaten und Machthaber sind so gut wie immer deutlich abgestumpfter als normale Leute. Deshalb sollte man sie aber nicht repräsentativ für die Moralvorstellungen ihrer Zeit nehmen. Und wenn dann bitte konsequent: Man kann die Unterschiede in den Moralvorstellungen nicht durch einen Vergleich zwischen Kreuzritter und Versicherungsvertreter ausmachen. Besser wäre es, einem mittelalterlichen Fußsoldaten und einen GI in Afghanistan zu betrachten. Und selbst hier gibt es schon viele situationsbedingte Unterschiede.

Dafür sind sie früher gestorben und haben daher nicht soviel Zeit gehabt, zu entarten. ;)
Das ist ein Argument.

Ernsthaft: Wenn ich so manchen Kriegsbericht lese, bin ich mir da nicht so sicher, ob wir heute als gesamtes wirklich besser sind...
Kommt darauf an, was man betrachtet: Minimum, Maximum oder Mittel.

Die Kirche war nicht so stark im Sattel, wie man das immer meinen möchte.
Also wenn der reine Ausschluss aus der Kirche die de-facto Absetzung eines Fürsten (Gottesgnadentum) bedeutete, kann man wohl nicht sagen, das die Kirche machtlos war. Na gut - ein ausreichend mächtiger Fürst tauscht dann einfach den Papst aus.

Siehe obe. Ich sehe das als eine falsche Interpretation des Gewissens an - gerade wenn du dir alles rechtertigen kannst du dann das nächste mal wieder tötest, weil der es verdient hat, spricht das doch ganz klar für eine niedrigere Hemmschwelle, also eine niedrigere Menschlichkeit.
Ebenfalls! Man rechtfertig nicht die Tat sondern man rechtfertigt vor sich selbst die Umstände der Tat. Man hat den Banditen getötet, dadurch gesündigt und wird von Schuldgefühlen zerfressen, allerdings hat man ihn nicht selbst dafür bestraft, sondern Gott hat den Charakter zu seinem Werkzeug gemacht. Das heißt, dass der Charakter selbst nicht die Macht über Leben und Tod hat und deshalb nicht von dieser Macht korrumpiert wird.
Sollte es jedoch öfter vorkommen, könnte er auf die Idee kommen, im Auftrag Gottes zu handeln (also Rechtfertigung der Tat - der Charakter als "Beauftragter" statt als "Werkzeug") - regeltechnisch Menschlichkeitsverlust - oder er beginnt sogar zu erkennen, dass er selbst die Macht über das Leben anderer hat (Rationalisierung - der Charakter als "Täter") - regeltechnisch Verlust von Menschlichkeit und Gewissen.

Wie Smokey Crow richtig schreibt:
Wobei dieser Abschnitt auch kritisch ist, da Smokey Crow fragt, ob Rationalisierung immer zu Abstumpfung führen muss.
 
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Das würde ich so nicht sehen. Seine Tat zu rechtfertigen ist keine Sache eines hohen Dafür sind sie früher gestorben und haben daher nicht soviel Zeit gehabt, zu entarten. ;)
Ernsthaft: Wenn ich so manchen Kriegsbericht lese, bin ich mir da nicht so sicher, ob wir heute als gesamtes wirklich besser sind...

Wenn man älter wird, entartet man nicht, sondern wird weiser, ruhiger und besonnener.
Das Gesamte heute ist definitiv besser. Früher hattest du z.B. eine recht gute Chance, dass Du von Deinem Nachbarn irgendwann mal eines mit der Keule übergezogen bekommen hast. Katzen wurden bei lebendigem Leib über dem offenen Feuer geröstet - und die ganze Familie hat lachend zugeschaut.
Das Unterlassen von Gewalttätigkeit hängt vor allem mit der Einsicht zusammen, dass der Gegenüber ähnliche Gefühle hat wie man selbst - und das wiederum hängt mit Bildung zusammen. Hab da mal einen Vortrag von einem amerikanischen Soziologieprofessors gesehen, dessen Lebensarbeit aus der Auswertung aller möglichen wissenschaftlichen Quellen bestand und zeigte, dass ein (aufs Ganze betrachtet) kontinuerlicher Abfall der Gewalt über die Menschheitsgeschichte zu beobachten ist.
Ich war zuerst auch anderer Meinung, aber das was ich darüber gesehen habe war überzeugend.
 
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Das Gesamte heute ist definitiv besser. Früher hattest du z.B. eine recht gute Chance, dass Du von Deinem Nachbarn irgendwann mal eines mit der Keule übergezogen bekommen hast. Katzen wurden bei lebendigem Leib über dem offenen Feuer geröstet - und die ganze Familie hat lachend zugeschaut.
Das meinst du aber bitte ironisch.
 
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Früher war alles besser. Sogar die Zukunft. (Alexander Eilers).
 
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Früher hattest du z.B. eine recht gute Chance, dass Du von Deinem Nachbarn irgendwann mal eines mit der Keule übergezogen bekommen hast.

Und heute nicht mehr? Es gibt hier stadtteile durch die ich nicht bei Nacht laufen will, eben weil ich damit rechnen muss von ein paar Halbstarken angepöbelt zu werden und zusammengeschlagen weil ich die falsche Kleidung trage.

Vor 5 Jahren hat ein Kerl ein paar Straßen weiter seine Frau und Kinder mit einer Axt enthauptet und sich anschließend das Leben genommen.

Leute werden auf Bahnsteigen tot geschlagen (da läuft deshalb doch gerade der Prozess).

Und von sogenannter häuslicher Gewalt wollen wir garnicht anfangen. Eine Ehemalige Freundin von mir wird ständig von ihrem Freund geschlagen, und nachdem wir versucht haben sie, mit gewalt, bereits mehrmals aus dessen Dunstkreis zu holen, hat sie uns die Freundschaft gekündigt und ist wieder zu dem Typ zurück, obwohl er er ihr zuvor den Arm dreifach gebrochen hat.

Mag vielleicht sein das man heute weniger Gefahr Läuft eine Keule über den Schädel zu bekommen, dafür ist die Gefahr eine Flasche, Baseballschläger (den wir mal nicht als Keule bezeichnen) oder Golfschläger abzubekommen mindestens genauso groß.. je nach Örtlichkeit... nehmen wir z.b. mal Stadtteile in LA ist die Chance von Queerschlägern, der Wöchentlich stadtfinden Straßenschlacht zweier Gangs, ermordet zu werden etwa so hoch wie sich mit einem Schnupfen zu infizieren.

Zum Weinfest hier in der Region gibt es auch Regelmäßig schlägereien, teilweise sogar recht große mit 20-30 Leuten die involviert sind. Von Hooligans die sich nach dem Spiel vom SC Freiburg treffen mal ganz zu schweigen.. oder der Dorfjugend die sich etxra trifft um sich zu verprügeln. Ein Schüler aus meiner Paralellklasse in der Realschule saß 10 Jahre im knast weil er im zuge einer solchen Schlägerei einem anderen mit einer Gaspistole aus nächster Nähe ins Gesicht geschossen hat.

Katzen wurden bei lebendigem Leib über dem offenen Feuer geröstet - und die ganze Familie hat lachend zugeschaut.

Würde ich auch noch heute wenn das rösten der Katze bedeutet endlich mal wieder ne halbwegs ordentliche Mahlzeit zu bekommen die nicht nur aus gestreckter Kohlsuppe und Wurzelbrei besteht.

Das Unterlassen von Gewalttätigkeit hängt vor allem mit der Einsicht zusammen, dass der Gegenüber ähnliche Gefühle hat wie man selbst - und das wiederum hängt mit Bildung zusammen.

Das Unterlassen von Gewalttätigkeit hat was mit Stresspegeln zu tun und erziehung. Sozialen Werten die Vermittelt werden. Das Umfeld und das Klima in dem man sich bewegt.

Das Gebildete leute weniger Gewaltbereit sind liegt eher damit zusammen das sie durch ihre Bildung meist ein entspannteres Umfeld haben. Sie können in bessere Gegenden ziehen weil sie mehr verdienen. Sie finden leichter Arbeit, wegen ihrer Bildung, haben bessere Zukunftsperspektiven und so weiter und so fort.

Bildung macht einen nicht weniger gewaltbereit, es sorgt dafür das die Lebensumstände besser sind und man weniger Frustfaktoren hat die sich in Gewalt entladen können/müssen. Wenn aber die Lebensumstände schlecht sind, Bildung nicht vorhanden ist und deshalb Zukunftschancen in unserer Gesellschaft gegen 0 gehen, dann ist das Frustpotential und das Aggressionspotential (angestaute Wut und Frust) wesentlich höher. Die Personen werden gereizter und verschaffen sich so luft, in dem sie den Stress in ihrem Leben eben so abbauen.

Und da faktoriere ich noch nichtmal ein Umfeld wie z.b. in L.A. ein wo Kids mitten in der Gewalt aufwachsen und nichts außer Gewalt und Gangs kennen. Bei denen dann schon ein falscher Blick als Respektlosigkeit gewertet wird und respektlosigkeit zu tollerieren heißt schwach zu sein, weil man den Respekt nicht durchsetzen kan. Entsprechend muss dann eben der Respekt "eingebläut" werden... bei entsprechender Respektlosigkeit kann das sogar mit ner Kugel zwischen den Augen enden.

Der Mensch ist, trotz all seiner Bildung und seinem Gehabe, am ende des Tages trotzdem nur ein Tier das wert auf seinen Stellenwert innerhalb der Gesellschaft legt. Und Gewalt ist ein sehr einfacher Weg Frust zu entladen und sich selbst (und je nachdem anderen) zu beweißen das man eben doch ein toller hecht ist und kein Looser ohne Zukunft.
 
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Wer die Gewalttätigkeit der heutigen Welt mit Gewalttaten in Deutschland belegen will ist so was von auf dem Holzweg. Die deutsche Kriminalstatistik beweist, dass die Zahl der Gewalttaten in Deutschland seit einiger Zeit zurück gehen. Das hängt mit der Vergreisung unserer Gesellschaft zusammen.
Wenn jemand nicht durch ein bestimmtes Stadtviertel laufen kann, dann ist das ein winziger Ausschnitt unserer Gesellschaft. Ich wohne in Karlsruhe und würde zu jeder Tageszeit durch jedes Stadtviertel laufen ohne Angst zu haben - und auch ohne Angst haben zu müssen. Eine Autofahrt durch die Stadt birgt jedenfalls deutlich mehr Risiko und vor der habe ich auch keine Angst.
Und dass in unserem 80 Mio Land vor Monaten jemand auf einem Bahnsteig totgeschlagen wurde kommt mir als Untermauerung für die Grausamkeit unserer Gesellschaft ziemlich flau vor. Merken denn so wenig Leute, dass die Medien mit der intensiven Berichterstattung vereinzelter Gewalttaten ein ganzes Land unaufhörlich in Angst und Schrecken versetzen. Ich will nicht wissen, wieviele Reisende im Mittelalter ausgeraubt und blutend im Straßengraben gelandet sind während wir vor Angst zitternd einen einzelnen Totschlag-Prozess verfolgen, der hunderte km entfernt vor Monaten passiert ist.

Vision, fast alle deine aufgezählten Beispiele (Erziehung, soziale Werte, Umfeld ... Ghettokids in L.A.) mit denen Du der Bildungstheorie offenbar widersprechen willst hängen aber doch indirekt mit der Bildung zusammen. Lies nochmal dein Posting durch, dann fällt dir das vielleicht auf.

Der Quelle meines Standpunktes kann man hier selbst folgen. 20 sehr interessante Minuten!
YouTube- Steven Pinker: A brief history of violence
 
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Wer die Gewalttätigkeit der heutigen Welt mit Gewalttaten in Deutschland belegen will ist so was von auf dem Holzweg. Die deutsche Kriminalstatistik beweist, dass die Zahl der Gewalttaten in Deutschland seit einiger Zeit zurück gehen. Das hängt mit der Vergreisung unserer Gesellschaft zusammen.

Du bist der jenige der Sagt das die Gewaltbereitschaft in der Neuzeit sinkt und du schiebst das darauf das man durch die Steigende Bildung sich besser in andere Menschen versetzen kann.

Wenn jemand nicht durch ein bestimmtes Stadtviertel laufen kann, dann ist das ein winziger Ausschnitt unserer Gesellschaft.

Soweit es mich betrifft ist es kein "winziger" Ausschnitt, sondern schlicht und ergreifend Teil unserer Gesellschaft.

Genauso wie man im Mittelalter nicht von jedem den Schädel eingeschlagen bekommen hat, bekommt man heute auch nur von einem kleinen Teil den Schädel eingeschlagen. Der Mehrheit, damals wie heute, geht es gut genug als das sie niemandem den Schädel einschlagen wollen.

Gewöhnlich waren für solche Sachen gewisse vorrausetzungen von nöten. Wie z.b. beim Weberaufstand oder ähnliches. Meist immer dann wenn die Leute nicht genug zu essen bekommen und sonst übergebühr schlecht da stehen.

So wie sie in Armut und Sozialem Abseits stehen.

Ich wohne in Karlsruhe und würde zu jeder Tageszeit durch jedes Stadtviertel laufen ohne Angst zu haben - und auch ohne Angst haben zu müssen.

Das Freut mich das es in Karlruhe kein Haslach gibt, oder kein Sozialbaugebiet wie in Breisach. Bei beiden Vierteln in beiden Städten ist es nicht ratsam Nachts abseits der Hauptstraßen zu laufen.

Und dass in unserem 80 Mio Land vor Monaten jemand auf einem Bahnsteig totgeschlagen wurde kommt mir als Untermauerung für die Grausamkeit unserer Gesellschaft ziemlich flau vor.

Grausamkeit unserer Gesellschaft? Ich habe lediglich ein Beispiel angebracht dafür das man euch heute in unserer Zeit zusammengeschlagen werden kann. Und so selten ist das nun auch wieder nicht. Zumindest hier in der Region kommt es öfters zu auseinander setzungen.

Merken denn so wenig Leute, dass die Medien mit der intensiven Berichterstattung vereinzelter Gewalttaten ein ganzes Land unaufhörlich in Angst und Schrecken versetzen. Ich will nicht wissen, wieviele Reisende im Mittelalter ausgeraubt und blutend im Straßengraben gelandet sind während wir vor Angst zitternd einen einzelnen Totschlag-Prozess verfolgen, der hunderte km entfernt vor Monaten passiert ist.

Du vergleichst nun Wegelagerei, die von Kriminellen verübt wird, mit ganz normalen Gewalttaten eines Nachbarn, von denen du vorher gesprochen hast?

Kriminelle die einen Abstechen gibts heute noch zu genüge. Sogar so oft das es KEINE Meldung wert ist. Und das so geschichten wie der Typ im Bus oder der auf dem Bahnhof oder der in der Ubahn überhaupt erwähnung finden ist weil das meist Fälle waren wo jemand Zivilcourage zeigte und dafür drauf ging. Deshalb ists ne Meldung wert. Das jemand irgendwo zusammen geknüppelt wird, ist genauso wenig eine Meldung wert wie jemand der versucht einen anderen Disko besucher mit einer zerbrochenen Flasche aufzuschlitzen. Und schlägereien, das kann ich dir aus Erfahrung sagen (weil ich vor 10 jahren mal mir ein Session lang Zubrot als Türsteher verdient habe), sind in Diskos an der Tageordnung. Und nicht nur eine.

Wegelagerei... also Leute die anderen Leuten auflauern um diese zu Berauben gibt es heute auch noch. Meist in den Gegenden mit größeren Drogen problemen, mit beschaffungskriminalität und so weiter. Aber das hat alles nicht mit der von dir aufgestellten These zu tun das es im Mittelalter normal sei vom Nachbarn eine Keule über den Kopf zu bekommen.

Vision, fast alle deine aufgezählten Beispiele (Erziehung, soziale Werte, Umfeld ... Ghettokids in L.A.) mit denen Du der Bildungstheorie offenbar widersprechen willst hängen aber doch indirekt mit der Bildung zusammen.

Und hättest du mein Posting richtig gelesen dann hättest du entdeckt das ich schrieb das durch bessere Bildung ein besserer Sozialstand erreicht werden kann in unserer Gesellschaft. Also ja.. indirekt hängt es mit Bildung zusammen... aber es hängt nicht mit dem zusammen was du geschrieben hast.. und zwar damit das Bildung verständnis für andere Menschen schafft und dieses Verständnis verhindert das Nachbarn sich die Schädel einschlagen.

Das war damals nicht üblich, sondern nur in ausnahme situationen der fall, genauso wie es heute nicht üblich ist.

Leute schlagen sich nicht die Schädel ein nur weil nicht Kant, Goethe oder Brecht gelesen haben. Sie schlagen sich aus Frust, Eifersucht/Habgier oder Hass/Wut die Schädel ein. Das machen sie damals wie heute, und nicht mehr oder weniger.

Und Kriminelle wurden auch noch nicht abgeschafft, trotz besserer Bildung. Besonders wenn man wie du behauptest den Rückgang der Kriminalität sogar (nur) der Vergreisung der Gesellschaft zuschreiben kann (und der verbesserten Kommunikation und Informations verbreitung so wie technolgischen Mitteln bei der Verbrechensaufklärung)
 
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Was ist eigentlich mit Frauen?
Frauen genossen ja damals ein anderes Bild und wurden auch nicht unbedingt als Menschen angesehen und dementsprechend behandelt. Färbt das auch auf die Menschlichkeit ab?

Ich denke auch, dass man die heutige Kriminalstatistik nicht mit den von früher vergleichen kann. In einem Land ohne soziale Absicherungen wird es immer mehr Kriminalität geben als in einem Land mit diesen. Da kommen zu den Kriminalfällen aus Affekt oder Spass noch eine Menge Fälle aus Verzweiflung hinzu.
 
AW: Moralvorstellungen im Mittelalter/Antike

Zitat:
Das Gesamte heute ist definitiv besser. Früher hattest du z.B. eine recht gute Chance, dass Du von Deinem Nachbarn irgendwann mal eines mit der Keule übergezogen bekommen hast. Katzen wurden bei lebendigem Leib über dem offenen Feuer geröstet - und die ganze Familie hat lachend zugeschaut.
Das meinst du aber bitte ironisch.

Eher nicht!
Gibt auch einige Rezepte aus der Zeit die lebend gebratene und SERVIERTE Tiere beinhalten.
Mit besonderem verweis darauf wie lustig die Töne dieser sind wenn man sie anschneidet(auch wenn diese auch mit absicht als Beleg für das "Finstere Mittelalter" erhalten wurden)

Kirche:
Nur weil sie in der Hochpolitik aktiv und mächtig war muss es noch nicht heißen das diese Organisation eine vollkommene Deutungshoheit im Ländlichen(also dem größten)Raum hat!
Selbst in Städten war es bis lange ins 14 Jahrhundert Üblich das Unehliche Kinder in die Zünfte aufgenommen wurden und (da es immer wieder neue Vorschriften dagegen gab) wohl manchmal immer noch zu Meistern wurden.
Die alles Durchdringende Kirchenmoral ist eher in der Neuzeit zu suchen, aber da die näher liegt Projezieren wir es einfach auf die Ferne Vergangenheit, weil"da muss es ja noch schlimmer gewesen sein, wenn es mit der zeit nachlässt)
Dabei würde bei der zahl der erlaubten Trauungen die Bevölkerung in einem Mass gesunken sein das die Pest ne Milde Sommergrippe war.
 
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Was ist eigentlich mit Frauen?
Frauen genossen ja damals ein anderes Bild und wurden auch nicht unbedingt als Menschen angesehen und dementsprechend behandelt. Färbt das auch auf die Menschlichkeit ab?
Das ist ein ähnlicher Fall wie oben. Frauen galten zwar generell als ihren Männern unterstellt, besaßen im Mittelalter aber deutlich mehr Anerkennung als in weiten Teilen der Neuzeit. Gründe dafür sind in der katholischen Kirche (größter sexistischer Verein der Welt) und der Industrialisierung (und der damit verbundenen wirtschaftlichen Abhängigkeit) zu suchen. In Sachen Frauenbild kann man ja z.B. Walter von der Vogelweide und Karl May vergleichen.

Ich denke auch, dass man die heutige Kriminalstatistik nicht mit den von früher vergleichen kann. In einem Land ohne soziale Absicherungen wird es immer mehr Kriminalität geben als in einem Land mit diesen.
Deswegen hat man ja das Sozialsystem erfunden. Allerdings haben die meisten Länder der Erde so gut wie keins.

Der Quelle meines Standpunktes kann man hier selbst folgen. 20 sehr interessante Minuten!
Gleich am Anfang:
früher (20.Jh.) - Nennung von Namen
heute (21.Jh.) - Nennung von Orten
Das ist ein nettes rhetorisches MIttel. Ansonsten war der Vortrag ganz gut und einleuchtend. Und er unterstützt die These von der geringeren Menschlichkeit in einem gewissen Maße.
Allerdings wurden mehrere Thesen für das warum angeführt, sodass man hier wohl kaum eine Untermauerung der Bildungsthese sehen kann.

Du bist der jenige der Sagt das die Gewaltbereitschaft in der Neuzeit sinkt und du schiebst das darauf das man durch die Steigende Bildung sich besser in andere Menschen versetzen kann.
Das wird wahrscheinlich eher daran liegen, dass mit höherem Bildungsniveau effektivere oder risikoärmere Vorgehensweisen als Gewalt zur Verfügung stehen. Gerade zum Thema "Kriminalität": Es ist etwas völlig anderes als "Moral". Kriminell ist, was gegen die Gesetze verstößt, nicht was unmoralisch ist.
Wenn das BIldungsniveau steigt, sinkt die Kriminalitätsrate, da die Leute Gesetze eher biegen oder umgehen, statt sie zu brechen. Das heißt nicht, dass sie deshalb moralischer sind.
 
AW: Moralvorstellungen im Mittelalter/Antike

Deswegen hat man ja das Sozialsystem erfunden. Allerdings haben die meisten Länder der Erde so gut wie keins.

Ich hoffe doch, dass wir nicht deswegen das Sozialsystem erfunden haben, sondern weil wir die Mitteln dazu haben und die Weltanschauung humaner ist. Und die sinkende Kriminalität ist wohl ein guter Nebeneffekt dazu.
 
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Naja streng genommen haben wir das Sozialsystem erfunden, damit die Sozialdemokraten die Klappe halten. Zuckerbrot und Peitsche, Sozialistengesetze, Bismarck und so.
The more you know (tm).
 
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Kampferprobte Soldaten und Machthaber sind so gut wie immer deutlich abgestumpfter als normale Leute. Deshalb sollte man sie aber nicht repräsentativ für die Moralvorstellungen ihrer Zeit nehmen.
Richtig. Sehe ich genauso. Deshalb habe ich ja die Soldaten gebracht und mit unseren heutigen Kriegen verglichen.

Also wenn der reine Ausschluss aus der Kirche die de-facto Absetzung eines Fürsten (Gottesgnadentum) bedeutete, kann man wohl nicht sagen, das die Kirche machtlos war. Na gut - ein ausreichend mächtiger Fürst tauscht dann einfach den Papst aus.
Naja, also du solltest mal nachlesen wie oft das wirklich de facto vorkam - das waren in fast allen Fällen eher deutsche Könige und selbst da war es meistens so, dass der König trotzdem seine Gefolgschaft hatte und es dann vielleicht einen Gegenpast gab. Ich lese derzeit gerade etwas zum 10. Jahrhundert und da gab es ständig Reibereien, aber nicht wirklich Exkommunikationen - das war ja auch noch vor dem Aufstieg des Papsttums. Ihc will nicht behaupten, dass das unter Königsebene nicht vor kam, aber mir fällt gerade kein mittelalterliches Beispiel aus. Die Frage ist ja gerade, wer exkommunizieren darf. Und das passiert im Mittelalter normalerwiese durch den Papst als Machtmittel.

Sollte es jedoch öfter vorkommen, könnte er auf die Idee kommen, im Auftrag Gottes zu handeln (also Rechtfertigung der Tat - der Charakter als "Beauftragter" statt als "Werkzeug") - regeltechnisch Menschlichkeitsverlust - oder er beginnt sogar zu erkennen, dass er selbst die Macht über das Leben anderer hat (Rationalisierung - der Charakter als "Täter") - regeltechnisch Verlust von Menschlichkeit und Gewissen.
Eben. Im alten "Inquisitor"-Buch (2. Edition, Masquerade) wird auch auf den Menschlichkeitsverlust von Exorzisten un der gleichen eingegangen. Davon werden einige ziemlich unmenschlich. Und darum ging es mir: Wenn der das OK findet, was er da getan hat, weil er ein Werkzeug Gottes ist, ist das abstumpfen.

Hab da mal einen Vortrag von einem amerikanischen Soziologieprofessors gesehen, dessen Lebensarbeit aus der Auswertung aller möglichen wissenschaftlichen Quellen bestand und zeigte, dass ein (aufs Ganze betrachtet) kontinuerlicher Abfall der Gewalt über die Menschheitsgeschichte zu beobachten ist.
Das sehe ich auch so und das lässt micht für die Zukunft der Menschheit hoffen, aber das Mittelalter war der Mensch per se nicht so unmenschlich, wie man es gerne unterstellt.

Was ist eigentlich mit Frauen?
Frauen genossen ja damals ein anderes Bild und wurden auch nicht unbedingt als Menschen angesehen und dementsprechend behandelt. Färbt das auch auf die Menschlichkeit ab?
Das kommt auch immer auf die Zeit und den Rang an. Schau dir die Selbständigkeit einer Theophanu und Adelheid als Vormünder des jungen Otto III. an, die für ihn die Geschäfte geführt haben. Und das im 10. Jahrhundert... Natürlich hatten damals Frauen weniger Rechte als heute, aber es ist nicht alles immer so finster gewesen, wie man gerne annimmt.

Ich denke auch, dass man die heutige Kriminalstatistik nicht mit den von früher vergleichen kann. In einem Land ohne soziale Absicherungen wird es immer mehr Kriminalität geben als in einem Land mit diesen. Da kommen zu den Kriminalfällen aus Affekt oder Spass noch eine Menge Fälle aus Verzweiflung hinzu.
Das würde ich so nicht unterschreiben. Es ist ein Unterschied, ob jemand stiehlt, um nicht zu verhundern, oder jemand auflautert, ihn erschlägt und dann sein Essen klaut. Armut berdammt nicht zu Grausamkeit. Interessant ist, dass vor allem in armen Familien gerne geteilt wird.
A sonsten lässt du einen wichtigen Punkt aus, der zu unserer Gewaltwarhnemung gehört: Heutzutage begreifen wir viel mehr als Unrecht und es wird nicht unter mehr so unter den Tisch gekehrt. Heute werde nicht mehr Kinder geschlagen, weil das heute häufiger zur Anzeige kommt, sondern wir sind dafür sensibilisierter (zum Glück) und ihn Wahrheit nimmt das ab. Trotzdem stellen die Medien aber gerne alles so da, dass es immer schlimmer wird.
 
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Heute werde nicht mehr Kinder geschlagen, weil das heute häufiger zur Anzeige kommt, sondern wir sind dafür sensibilisierter (zum Glück) und ihn Wahrheit nimmt das ab. Trotzdem stellen die Medien aber gerne alles so da, dass es immer schlimmer wird.

Die Angst davor angezeigt zu werden ist eher der Grund, als die sensibilisierung. Es ist doch so das so wie man nur mal erwähnt das man seinem Kind ne Ohrfeige geben würde, das gleich 50 Leute empört aus einem Gebüsch springen und einem einen 48 Stunden vortrag, unter Schlafentzug und Dauerbeschallung, darüber halten wie unmenschlich man sei wenn man das tun würde und das sich als Arschloch und Wixer von seinem Kind beschimpfen lassen wesentlich gesünder für das Kind wäre als eine einzige Ohrfeige um genau das abzustellen.

Das hat nicht wirklich was mit sensibilisierung zu tun, eher mit Gruppen-/Gesellschaftszwang.

Und nur um der Sache vorzubeugen.. der Sohn von meiner Mutters Freund hat so ein Kind, das jeden beleidigt und alles was die Eltern tun ist neben dran sitzen und dumm zu sehen. Während der Vater durchaus die Ohrfeige in betracht zieht hält sie ihm einen riesen Vortrag darüber. Seiner Aussage mir gegenüber würde sie ihm das nie verzeihen wenn er es tut, also lässt er sich weiter respektlos von seinem eigenen Kind behandeln und sieht zu wie der kleine jeden in seinem Umfeld beleidigt.

Entsprechend liegt da für mich keine Sensibilisierung seinerseits vor sondern einer Tabuisierung ihrerseits. (Und ja, es gibt auch noch andere Strafmethoden, aber die Frau ist so hardcore drauf das jede art von Strafe verboten ist und das Kind nur mit liebe und verständnis aufgezogen wird)
 
AW: Moralvorstellungen im Mittelalter/Antike

Moralvorstellungen aus dem Mittelalter/Antike... also nicht einmal Offtopic:

Und nur um der Sache vorzubeugen.. der Sohn von meiner Mutters Freund hat so ein Kind, das jeden beleidigt und alles was die Eltern tun ist neben dran sitzen und dumm zu sehen.

Ich habe zwar nicht Pädagogik studiert, habe aber dennoch die Vermutung, dass hier ein anderer Fehler der Eltern (schon im Vorfeld) vorliegt als der, dass sie ihr Kind nicht oft genug verhaut haben.

Jetzt mal unabhängig von Kind oder nicht Kind ist es primitiv, armseelig und unterstes Proletenniveau solch alberne unsinnige Probleme mit Gewalt zu lösen ("boh ey, alda, des Kind hat misch abba Wixa genannt mann"). Als vernünftiger erwachsener Mensch wäre die normalste Reaktion wohl die, wenn man sich durch jemanden gestört fühlt sich mit diesem nicht mehr zu treffen ("tut mir leid, aber ich lass mich nicht von eurem Kind beleidigen - das ist mir egal ob der 3 oder 30 ist"). Eltern haben meist das Problem, dass aus mysteriösen Gründen das Kind meist bei ihnen wohnt, also fällt diese Möglichkeit weg.

Aber:
Ich wage es sogar mich so weit auf das mir doch eher unbekannte pädagogische Feld hinauszuwagen, dass ich behaupten würde, dass dieses Kind sich dieses Verhalten nicht selbst ausgedacht hat, sondern es irgendwo gelernt hat - also was machen wir nun?

Wir zeigen dem Kind, anhand seiner Eltern als bestmöglichstes Vorbild, dass die angemessene Vorgehensweise in einem solchen Fall die ist, dem beleidigenden Proleten eine zu scheuern.
:respekt:



:wand:


Also:
Die Angst davor angezeigt zu werden ist eher der Grund, als die sensibilisierung.
Nein, bei mir nicht. Ich bin tatsächlich dermaßen sensibilisiert, dass ich (von theoretisch möglichen Extremsituationen abgesehen) meine Probleme nicht mit Gewalt löse, wenn die Anwendung von Gewalt nicht wirklich einen sinnvollen Nutzen hat. Und: "Dann hält das freche Kind mal die Klappe" gilt nicht.
 
AW: Moralvorstellungen im Mittelalter/Antike

Womit bewiesen wäre das so wie man es anspricht irgendein D... irgendjemand aus dem Busch springt und beweißen muss das er so viel besser ist und wie falsch allein der Gedanke ist.

Ioelet, der ganze Post war unnötig wie nochwas. Weder ging es um mich noch irgendwas anderes. Aber danke dafür das du meinen Post untermauerst und beweißt das es nicht eine sensibilisierung ist sondern eine tabuisierung der Gesellschaft. Nicht nur das du beweißen musst wie falsch es ist, sondern musst du auch noch gleich eine Bestrafungsaktion per Negativ Karma drauf setzen um ja auszudrücken wie böse allein der Gedankengang ist (der bei mir nichtmal vorliegt).

Hat also auch wieder nichts mit Bildung zu tun, sondern mit Moralvorstellungen die man auferlegt/aufgezwängt bekommt.
 
AW: Moralvorstellungen im Mittelalter/Antike

..., aber das Mittelalter war der Mensch per se nicht so unmenschlich, wie man es gerne unterstellt.

Das sehe ich auch so. Das Mittelalter war zumindest kein Rückschritt im Vergleich zur Antike, wie so oft behauptet wird. Das mittelalterliche Rechtssystem war z.B. ein großer Schritt nach vorne, wenn man bedenkt welche europäischen Rechtssysteme vorher verbreitet waren.

Hat also auch wieder nichts mit Bildung zu tun, sondern mit Moralvorstellungen die man auferlegt/aufgezwängt bekommt.

Du bist also nicht der Meinung, dass höhere Moralvorstellungen mit gesellschaftlicher Bildung zu tun haben. Aber mit was denn dann?
Ah, ich glaube ich verstehe langsam wo das Verständnisproblem liegt: Du übersiehst wohl, dass die Bildung des Gesetzgebers genauso zur gesellschaftlichen Bildung gehört.
Das Gesetz gegen elterliche Gewalt in der Kindererziehung ist z.B. eine Folge der erzieherischen Bildungsentwicklung. Eine Folge der Bestrebung Kinder als vollwertige Menschen und die negativen psychischen Folgen durch Gewalt anzuerkennen. Eine Entwicklung weg von den"Mir haben die Schläge auch nicht geschdet"-Ignoranten hin zu einer Erziehung, die intelligenter und nachhaltiger ist.
So etwas entsteht ja nicht von alleine. Es muss ja eine gewisse gesellschaftliche Basis für so eine Idee da sein, damit das an Universitäten erforscht und untersucht werden kann. Daraus werden gesicherte Erkenntnisse und wenn es notwendig ist und alles glatt läuft ein Gesetz. So ein Gesetz ist die Fole von jahrzehntelanger geistiger Entwicklung.
Im Mittelalter wusste man immerhin, dass man Kinder nicht auf den Kopf schlagen soll. Von gar nicht schlagen war man aber noch weit entfernt. Theorien zur gewaltlosen Kindererziehung im Mittelalter sind meines Wissens nicht überliefert. Ich weiß jedenfalls, dass heutige Erziehung deutlich gewaltloser ist als im gesamten 20. Jahrhundert (von einigen belächelten Experimenten in den 50ern und 70ern abgesehen).
Mit dafür verantwortlich ist, dass es inzwischen dieses Gesetz gegen Gewalt gibt. Gesetze sind Vorbilder des Staates für seine Bürger. Zu sagen, dass das alle jetzt nicht mehr machen weil es verboten ist und sie Angst vor Strafe haben, ist zu kurz gegriffen. Zuerst einmal ist jedes Gesetz ein Leitfaden zum nachdenken - zumindest bei mir.
 
AW: Moralvorstellungen im Mittelalter/Antike

Womit bewiesen wäre das so wie man es anspricht irgendein D... irgendjemand aus dem Busch springt und beweißen muss das er so viel besser ist und wie falsch allein der Gedanke ist.
Naja, solltest du nicht her beweisen, dass es die bessere Erziehungsmethode wäre, zu schlagen?

Btw.: Es gibt so viele Sanktionsmaßnahmen, also warum auf körperliche Gewalt zurückgreifen? Man sagt seinem Kind, dass Gewalt schlecht ist, versucht es aber mit Ohrfeigen zu erziehen? Was ist das denn? Mal abgesehen davon, dass auch Ohrfeigen nicht garantieren, dass der Sohn aufhört.
Wie war das? Erziehung ist der Versuch den negativen Neidungen des Kindes durch Erpressung, Bestechung und Nötigung entgegenzuwirken.

Btw.[2]: Und doch tritt damit auch eine Sensibilisierung ein. Frag mal Leute, die du gut kennst, warum sie das nicht machen. Und schau dir einfach mal Eltern heute im Vergleich von vor 20-25 Jahren an.
An sonsten rede ich im Übrigen nicht nur von solchen kleineren Dingen wie eine Ohrfeige, sondern von Mord, Totschlag und Vergewaltigung. Kindesmißbrauch z.B. gab es schon früher, hat aber keiner drüber gesprochen, nur mal als Beispiel.
 
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Du bist also nicht der Meinung, dass höhere Moralvorstellungen mit gesellschaftlicher Bildung zu tun haben. Aber mit was denn dann?

Mit größere Sozialen Vernetzung und Informationsaustausch Möglichkeiten. Das kommt zwar auch der Bildung zu gute, aber ich bezeichne ganz sicherlich keine 5 Waschweiber als jemand der "Bildung" vermittelt. Doch anders als im Mittelalter hocken die 5 Waschweiber heute eben vor dem Fernseher, dem Internet oder sonst wohl. Leute haben schlicht und ergreifend zu mehr Leuten zugang.

Egal ob das durch Bücher die Tageszeitung oder das Internet geschieht. Im Mittelalter warens die gleichen 5 Waschweiber.

Jedoch ist Bildung für mich dinge wie die Geisteswissenschaften, Lesen und Schreiben und Rechnen zu können. Gut, ich müsste dir sogar recht geben wenn du am kleinsten Nenner ansetzen würdest und sagen das Lesen und Schreiben zu können die Moralvorstellungen erhöht... schlicht weil das die Kommunikation verbessert.

Dabei ist es jedoch unerheblich ob man nun 100 Analphabeten in einen Raum stellt und die dort sich austauschen können, oder ob man dazu lesen und schreiben kann. Der Umgang mit Menschen und die ausweitung des "Dunstkreises" führt zu veränderung der Moralvorstellungen.

Je mehr Menschen kommunizieren können umso mehr finden sich Gleichgesinnte und umso mehr Argumente/Erfahrungen fliesen in den Meinungsbildungsprozess ein. Moralvorstellungen sind schließlich produkte der Gesellschaft, je größer diese ist umso mehr Kompromisse werden eingegangen.

Du übersiehst wohl, dass die Bildung des Gesetzgebers genauso zur gesellschaftlichen Bildung gehört.

Joa, aber viel entscheidender ist die Vernetzung der Gesetzgeber. Es ist heute nicht mehr so das jeder Richter irgendwo sein eigenes Süppchen kocht, sondern das Präzidenzfälle Ortsübergreifend verfügbar sind. Die ganze Gesetzgebung und die Strafmaße sind viel mehr Zentralisiert. Selbst unbedeutende Entscheidungen eines Hammburger Richters sind heute einem Freiburger Richter verfügbar. Das war im Mittelalter nicht so. Mal abgesehen davon das es sogar ganz andere Königreiche waren, hat es damals niemand gestört das in Hammburg der Schläger 4 Hühner und 1 Schwein zahlen musste, während er in Freiburg gehängt wurde.

Aber vermutlich schiebst du die Vernetzung auch auf höhere Bildung, weil sie vergangene Urteile Studieren. Das diese aber erst dadurch zu studieren sind das sie untereinander kommunzieren wird dabei durchaus vergessen.

Das Gesetz gegen elterliche Gewalt in der Kindererziehung ist z.B. eine Folge der erzieherischen Bildungsentwicklung. Eine Folge der Bestrebung Kinder als vollwertige Menschen und die negativen psychischen Folgen durch Gewalt anzuerkennen. Eine Entwicklung weg von den"Mir haben die Schläge auch nicht geschdet"-Ignoranten hin zu einer Erziehung, die intelligenter und nachhaltiger ist.

Und wie ist es dazu gekommen? Richtig, ausweitung des Umfeldes. Rechtsprechung nicht nur für ein paar Wenige sondern Einheitlich für Millionen. Klagen und Gegenklagen, gegen bestehende Urteile. Fälle mit Sonderfällen die Extra und Sonderregelungen die Gesetze verändern und zu reformen zwingen weil was in Bayern okay ist in NRW nicht okay ist. Und weil bei dem Fall in Berlin nochmal ganz andere Umstände vorliegen.

Und entsprechend sieht das auch bei den Kindern aus. Selbst wenn es 9 von 10 Kindern nicht schadet, existieren die Gesetze und die Erziehungspraktiken für das 10te Kind, dem es schadet, eben weil die Gesetzgeber das 10te Kind zu schützen haben und dann der Bildungsauftrag ergeht heraus zu finden was man denn für das 10te Kind tun kann. Wie man es besser machen kann und verhindern das eben das 10te Kind durch eine unzureichende Praktik gestört wird.

Es muss ja eine gewisse gesellschaftliche Basis für so eine Idee da sein, damit das an Universitäten erforscht und untersucht werden kann.

Muss sie das? Ich würde eher sagen man bekommt keine Forschungsgelder für dinge die bereits hinreichend Erforscht sind, also muss man Lücken und Nieschen finden die noch nicht erforscht sind oder zumindest auszubauen/verbessern sind, damit man sein Täglich brot auf den Tisch bekommt. Und dann muss man nur jemanden mit Geld finden und diesen von der Notwendigkeit dieser Forschung überzeugen.

Im Falle von Kindesmisshandlung also Familien der Opfer, die die nicht wollen das es nochmal so passiert.

Daraus werden gesicherte Erkenntnisse und wenn es notwendig ist und alles glatt läuft ein Gesetz.

Das wäre schön. Leider ist es umgekehrt. Da steht eine Tat, die zu Schaden geführt hat und jemand das ganze zur Anzeige bringt. Dabei werden dann Gelehrte herbei gezogen die dann ihre Forschungserkenntnisse mitteilen dürfen und so den Richter vielleicht überzeugen. Der gibt das ganze dann nach oben weiter bis irgendwann mal jemand feststellt das eine Gesetzesänderung her muss.

Alternativ dazu steht da ein Politiker, der Stimmen braucht und um die Stimmen von Betroffenen zu bekommen, wird darauf dann ein Gesetzesentwurf. Man nehme dabei z.b. mal das Thema Killerspiele. Wenns genug Deppen bei den Politikern gibt die da ohne fundiertes Fachwissen abstimmen haben wir ein Gesetz gegen "Killerspiele".

So ein Gesetz ist die Fole von jahrzehntelanger geistiger Entwicklung.

Der war gut :)

Thema Amoklauf... und 9/11. Jep...jahrzehntelange geistige Entwicklung :)


Im Mittelalter wusste man immerhin, dass man Kinder nicht auf den Kopf schlagen soll. Von gar nicht schlagen war man aber noch weit entfernt. Theorien zur gewaltlosen Kindererziehung im Mittelalter sind meines Wissens nicht überliefert.

Warum auch? Auf so einem Großbauern hoch lebten mehrere Familien oder zumindest mehrere Generationen unter einem Dach. Da gabs nen schlag auf den Hinterkopf oder mal den Hosenboden voll und dann war wieder gut. Es war schnell und effektiv. Probleme und Störungen beim Kinder schlagen kommt erst dann und dort wo übertrieben wird. Wo es eben nicht nur 1 Orhfeige ist... sondern wo das Kind grün und blau geschlagen wird und Knochen brechen.

Man brauchte garnicht nach alternativen suchen, eben weil es eben nicht geschadet hat (zumindest nicht sosehr das es auffällig gewesen wäre). In so einem Großbauernhof wars einfach so das wenn der Vater ein schläger war, dann ging Junior ihm aus dem Weg und holte sich Strafen von einem anderen Mitglied der Gruppe ab oder die Großmutter, der Bruder oder sonst wer schritt ein oder sonst was. Man kannte seine Pappenheimer ja und lebte in Großfamilien unter einem Dach. Häusliche Gewalt war da viel schwerer durchzusetzen, weil einfach zuviele Leute da waren.

Aber ich geh da jetzt nicht weiter darauf ein. Kindererziehung ist ja jedermans steckenpferd und viele werden bei dem Thema eh zum Moralapostel.

Naja, solltest du nicht her beweisen, dass es die bessere Erziehungsmethode wäre, zu schlagen?

Wieso sollte ich? Ist das Thema nun Kindeserziehung? Bis vor meinem vorletzten Post war ich der Meinung das Thema sei Moralvorstellungen. Und wie andere ihre Kinder erziehen geht mich nichts an, solange das Kind nicht grün und blau geschlagen vor mir steht oder ich sonst irgendwie zeichen von Misshandlung sehe, misch ich mich sicherlich bei niemandem ein (vorallem weil ich selbst keine Kinder habe und mir nicht erdreiste es besser zu wissen).

Ich habe das beispiel meines Bekannten gebracht (und das absichtlich sogar noch in einen Spoiler gesteckt), eben um die Aussage von mir zu untermauern das es nicht so sehr etwas mit Sensibilisierung zu tun hat als mit einem Tabu das von Leuten erzwungen wird. Denn man kann noch nichtmal erwähnen das jemand eben nicht ohne entsprechende Sensibilisierung verfügt ohne das gleich jemand mit der Tabukeule ankommt und erklären muss wie viel besser es geht.

Ich hab im vorletzten post sogar drin stehen das es noch andere Methoden gibt, ob die besser oder schlechter sind lass ich jeden persönlich entscheiden, vorallem auch weil nicht alles bei jedem Kind gleichermaßen funktioniert. Aber das ganze hier demonstriert doch recht schön das es zum Tabu gemacht wurde und nicht zwingend etwas ist bei dem eine Sensibilisierung vorliegt. Und ein Tabu, also etwas das man nicht anspricht oder ausspricht, ist halt nun mal was anderes als sensibilisierung.

Soweit es mich betrifft, so bereue ich schon wieder es überhaupt angesprochen zu haben, da es wirklich wohl nicht ohne Moralvorträge geht sowas anzusprechen.

Frag mal Leute, die du gut kennst, warum sie das nicht machen.

Bei den Männern ists weil sie kein Stress mit ihren Frauen wollen und bei den Frauen ists weil die ultra linke ökoveganerin der Gruppe (Ja, da die alle etwa zur gleichen zeit geworfen haben, hocken die oft zusammen) alle anderen Frauen nach und nach "überzeugt" hat. Und zwar mit ähnlich erhobenem Zeigefinger und ähnlicher Vehemenz wie hier. Allein der Gedanke das eine Ohrfeige nicht mit Kindesvergewaltigung und dem Schächten des Kindes gleich zu setzen wäre führt zu einem 2 Stunden vortrag über das Thema und was für Neandertaler man doch sei.
 
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