AW: Moral und Täterschaft 2. Grades
Also, rein spielmechanisch ergibt sich ja das Problem, dass ich als SL meinen Spielern nicht in die Köpfe gucken kann und die auch nicht plötzlich ausrufen: "Heureka! Mein Charakter fasst den festen Plan, diesen Bastard kalt zu machen!".
Deshalb wird der feste Wunsch, jemanden zu töten, letztlich in fast allen Fällen erst durch die Umsetzung desselben fassbar. Dann gibts Problematiken wie die Unterbrechung des Spielflusses im Rahmen einer laufenden Szene und so weiter, was letztlich in der Praxis darauf hinausläuft, dass man im Grunde meist würfeln lässt, wenn der Charakter grad seine Waffe wieder einsteckt und sich den Ort des Verbrechens zu verlassen anschickt.
Das ändert nichts daran, dass für mich schon der Wille zum Mord den Menschlichkeitsverlust bedingt. Wenn der Anschlag also fehlschlüge, wäre das dennoch Grund genug für einen Wurf.
Wüsste man tatsächlich früh genug um den Gedanken, könnte man sich entscheiden, ob man
a) quasi präventiv würfeln lässt (der Charakter bekommt bei Gelingen des Wurfes Gewissensbisse und lässt es, bzw. verliert bei Misslingen einen Punkt Menschlichkeit und begeht die Tat ohne Weiteres)
oder ob
b) der Wurf nach der Tat (aber für den Willen sozusagen) fällig wird (der der Charakter bekommt bei Gelingen des Wurfes Gewissensbisse und bereut bitter, bzw. verliert bei Misslingen einen Punkt Menschlichkeit und steckt die Tat ohne Weiteres weg).
Hier ist das System einfach unscharf - Könnte ein Charakter im Fall a) den Wurf schaffen, Gewissensbisse haben und dennoch - vielleicht unter Aufwendung von Willenskraft - die Tat begehen? Könnte er sich trotz des Wegwertverlustes im letzten Moment noch aus moralischen Gründen gegen die Tat entscheiden - und dadurch zur Reue und zum Wiederanwachsen der Menschlichkeit kommen?
Alles Fragen, die so nicht erfasst und beantwortet sind - und damit viel Spielraum für Interpretationen lassen. Ich denke es ist in diesem Zusammenhang nicht unwichtig, sich vor Augen zu rufen, dass das, was wir (im "echten Leben") als menschliches Verhalten bezeichnen würden, sehr weit von dem entfernt ist, was Vampire in der WdD als Weg der Menschlichkeit, als Konstrukt aufgebaut haben, um ihre moralische Stabilität im Angesicht innerer Dämonen und ihre Selbstbestimmtheit diesen gegenüber zu bewahren.
OffTopic
Ich hab im Übrigen auch gar nichts dagegen, wenn hier Fragen an mehrere Leute gestellt werden, ich lass mich nur nicht gern mit anderen über einen Kamm scheren und mich Fraktionen oder "Klüngeln" (wenn wir schon bei Vampire sind
) zuordnen, die de facto nicht existieren. ;D