Menschenrechte in Ego-Shootern?

Genau darum geht es ja: der Zuschauer SOLL sich nicht wohl fühlen. Oder sich amüsieren. Es geht nicht um Schurke oder Held. Es geht um hässliche und schlimme Entscheidungen und Taten, nicht um Sympathie oder Mitgefühl. Und das man darüber nachdenkt, im besten Fall, oder sich ansonsten dabei "unterhalten" fühlt auf dieser emotionalen oder anderweitig belastenden Tour de force.

Sicher können (und sollen!) viele Spiele und Filme auch zum nachdenken anregen, und eben keinen Spaß machen. Das habe ich doch mit keinem Wort bezweifelt. Mein Punkt ist: Wenn man das macht, muss man es gut machen; und das geht nicht mit dumpfen Splatterszenen und schlecht ausgearbeiteten Charakteren. Sonst bewirkt man genau das Gegenteil von dem, was man erreichen will: Statt nachzudenken schottet sich der Zuschauer entweder emotional ab, oder er konzentriert sich auf den Spaß-Splatterfaktor und nimmt die eigentliche Aussage nicht mehr ernst. Bei solchen Spielen/Filmen darf meiner Meinung nach gerne der ein oder andere kritische Artikel erscheinen.

Mit dem, was der Autor des Artikels über das dort diskutierte Spiel sagt, scheint das eher ein Negativbeispiel zu sein (Aber da gibt es vielleicht auch Gegendarstellungen). Die von mir genannten Spiele und Filme sind ebenfalls Negativbeispiele; natürlich gibt es auch zahlreiche Positivbeispiele.

Halloween Jack schrieb:
Das klingt schon so, als braucht die Gesellschaft jemanden, der über alle wacht, Grenzen zieht und sie vor Tabus schützt, weil sie selbst dazu nicht fähig ist. Das glaube ich nicht. Die Gesellschaft schafft es auch alleine, Grenzen zu ziehen.

Ja, aber dafür muss die Gesellschaft diskutieren, wobei die Medien eine wichtige Rolle spielen. Ich denke du hast ein etwas zu idealistisches Bild von Gamern. Gäbe es gar keine Kontrolle, würden mit Sicherheit auch Spiele mit sehr extremen Inhalten ihre Abnehmer finden.
 
Es wird aber gerne so dargestellt, als würden sehr extreme Inhalte unkontrolliert reißenden Absatz finden und anschließend die moralischen Grundfesten unserer Gesellschaft kippen. Das schwachsinnig zu finden ist nicht idealistisch, es ist einfach nur nicht paranoid. Ich traue den Menschen halt zu, dass sie keine willenlosen, geifernden Vollidioten sind. Und die Medien diskutieren nicht. Die Medien heizen die Stimmung in beide Richtungen auf. Die wollen keine Lösung, die wollen Konflikt. Das bringt ihnen Absatz und Quote.

Kennst du den Film "Irreversibel", mit Monica Bellucci und Vincent Cassel? In diesem Film wird eine Vergewaltigung derartig extrem dargestellt, dass Menschen angewidert das Kino verlassen haben. Der muss nicht reguliert werden. Der reguliert sich selbst.

Ich halte Kontrolle nicht für falsch. Da hast du mich missinterpretiert. Ich halte Regulierung für falsch, die über eine Kontrolle hinaus geht. Ich halte es nicht für falsch, zu kontrollieren, ob ein Inhalt extrem ist und diesen dann entsprechend zu kennzeichnen, möglichst ohne einen Hype in die eine oder andere Richtung zu machen. Ich halte es für falsch, zu kontrollieren, was die Konsumenten sehen und spielen dürfen und was nicht.
 
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