Ioelet
I am Iron Man!
- Registriert
- 10. Oktober 2009
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- 5.506
Ich wurde übrigens gestern ein Opfer von Female Gaze:Kaffeebecher hat das schon gut formuliert da oben. Mehr Selbstbewusstsein könnte vielen von uns tatsächlich nicht schaden. Gerade im zwischenmenschlichen Bereich und auch im Hinblick auf das Thema.
Das gilt für Frauen wie Männer gleichermaßen.
Ich saß in meiner Klausur. Die Arbeitszeit hatte begonnen.
Etwa 3 Meter links von mir steht eine der Tutorinnen (die aufpassen, dass keiner spickt) und starrt mich an.
Ich schau hin - sie starrt mich an.
Ich schau wieder aufs Blatt - sie starrt mich an.
Das war mir so unfassbar unangenehm, dass ich bestimmt 2 Minuten lang kein einziges Wort geschrieben hab.
... jetzt wo ich dabei bin - es gab da noch so nen Fall:
Vor ca. 4,5 Jahren war da so ein Mädchen in der U-Bahn, die mich die ganze Zeit angesehen hat. Ich bin dem Blick ausgewichen. Ich hab in das spiegelnde Fenster gesehen. Sie hat mich immer noch angesehen - und bemerkt, dass ich über den Spiegel zurückschaue...
und sowas von fies gegrinst...
Wir sind jetzt seit etwas mehr als 4 Jahren ein glückliches Paar.
...achja - noch ein paar Jahre früher:
Ein Mädchen, von dem ich wusste, dass sie auf mich steht - von der ich aber nichts wollte - hatte mich angestarrt.
Mir wars relativ egal.
Kurz:
Leute anstarren hat vollkommen geschlechtsunabhängig mMn mit Sexismus absolut garnichts zu tun. Ob man sich verunsichert fühlt, ist ne Sache der Persönlichkeit, des Gegenübers, der Situation.
Klar: Echtes, direktes und dreistes Anstarren erfordert in der Regel eine gewisse Selbstsicherheit und/oder fehlendes Schamgefühl - und strahlt das auch oft aus. Wenn man sich selbst bereits so unwohl oder unsicher fühlt, dann kann das beängstigend wirken.
Wenn man sich selbst in der Situation (oder wegen dieser Person) unwohl fühlt, dann ist das Anstarren unangenehm und je nach eigener Persönlichkeit und Situation reagiert man unterwürfig oder aggressiv.
(oder ne Mischung: Ich wollte den Stress während der Klausur vermeiden und mir war klar, dass sie irgendwann sowieso gehen muss um andere Bereiche zu überwachen - aber den Hörsaal hab ich am Ende laut fluchend verlassen.)
Wenn man mit der Situation einfach ein wenig überfordert ist, weiß man selbst nicht so ganz ob man sich jetzt freuen soll oder nicht.
(mir war das hübsche Mädchen aus dem zweiten Beispiel schon vorher in der Uni aufgefallen - und auf einmal lächelt die mich an; aber starrt mich dabei so konsequent selbstsicher an... Hilfe!!!)
Wenn man sich seiner Wirkung bewusst ist, man die Situation unter Kontrolle hat und über ein halbwegs gesundes Selbstbewusstsein verfügt und der/die andere einem nicht grundsätzlich unsympathisch/unangenehm ist, dann hat ein Anstarren wenn überhaupt ne schmeichelhafte Wirkung - und wenn jemand unterwürfig wirkt, dann der andere.
Edit: Na gut - stimmt so nicht. Es kann natürlich trotzdem nervig sein.
An der Aussage, dass Frauen grundsätzlich unterwürfig reagieren werden, wenn man sie vorher angestarrt hat, mag vielleicht sogar tendenziell was dran sein - aber dermaßen verallgemeinernd, ist sie so offensichtlicher, extremer Sexismus, dass ich angesichts der Ironie über das Konzept nur lachen kann.
In vielen Fällen würde wohl eine selbstbewusste Frau dem Gegenüber einfach klar machen, dass er dieses nervige Gestarre bitte bleiben lassen soll.
Oder einfach mit den Augen rollen.
Oder aggressiv werden.
Aber eine Frau wird unterwürfig, wenn ich sie nur lang genug anstarre? Die klassische Nerd-Anmache funktioniert also doch?
Meiner Erfahrung nach, fühlte ich mich in keinem der obigen Beispiel irgendwie sexistisch unterdrückt.