Materialsammlung Langbogenpfeilen ausweichen?

AW: Langbogenpfeilen ausweichen?

Ich habe von zwei unabhängigen, Langbogenmachern gehört, dass brachiale Kriegsbögen mit 70 bis 100 Pfund Zugkraft nur zum ballistischen Schießen besonders schwerer Pfeile benutzt wurden und nicht zur Jagd, weil die Schützen den nur mit drei oder vier Fingern gerissen haben und mit so einer Technik und dieser Zugkraft auch mit viel Übung eher kein gut gezielter Schuss möglich war.
In europäischer Schießtechnik werden Kriegsbögen, die - zumindest nach den Erkenntnissen der letzten 30 Jahre - im Mittelalter und bis der Langbogen aus der Mode kam ÜBER 100 Pfund Zugkraft (im Mary Rose Fund ergab sich nach Rekonstruktion 130 Pfund!) hatten, mit den zweiten Fingergliedern, aber immer noch mit drei Fingern gezogen.

Ein Lösen eines Schusses mit dieser Zughaltung ist genauso leicht und genau (für manche Bogenschützen sogar leichter und daher generell unabhängig von der Bogenstärke präferiert) wie ein Lösen aus dem ersten Fingerglied.

Man verwendet zur Jagd deshalb keine Kriegsbögen, weil sie TEURER(!) sind, weil sie schneller VERSCHLEISSEN(!), und weil man einen Pfeil nicht DURCH EIN KARNICKEL DURCHSCHIESSEN muß, um es für den Mittagstisch zu töten.

Die Jagdbögen waren generell billiger, aus "nicht-wehrtechnischem" Material und auf 40 bis vielleicht 60 Pfund ausgelegt. - Im Kriegsfalle wurden in manchen Regionen diese Jagdbögen einfach in den Wurfarmen eingekürzt, was nochmal 10 vielleicht 20 Pfund mehr Zug bringt und erlaubt schwerere Pfeile (eben mit Kriegsspitzen diverser Art) auf akzeptable Reichweite zu schießen.

Jedoch: Ein direkter, gezielter Schuß war auch (und gerade!) mit Kriegsbögen neben dem Massenbeschuß eine vollkommen normale Kampfesweise. Der Massenbeschuß hat seine Zeit und seinen Ort. Der gezielte Einzelschuß auch. Ein Kriegsbogen, der dafür nicht taugen würde, wäre in jeder Beziehung schlechter als eine Armbrust gewesen und militärisch eigentlich UNTAUGLICH.


Zornhau, Du sagst, das Schützen intuitiv mit dem ganzen Körper schießen. Die gängigste Spanntechnik dabei ist, dass der Schütze den Bogen leicht unten hält und ihn beim Spannen/Zielen nach oben zieht. Das sollte der Zielperson doch genügend Sichtbarkeit geben, dass auf sie geschossen wird.
Wenn Du mit mehreren Leuten stehst und ein Bogenschütze richtet sich in eure "generelle Richtung" aus, so wirst Du NICHT erkennen, ob er DICH oder jemand anderen meint. - Der Schuß erfolgt ja nicht in Richtung des Pfeiles, sondern der Pfeil WINDET sich um den Bogen herum. Daher kann man nicht wie beim Gewehr davon ausgehen, daß dort, wohin der Pfeil zeigt, auch der Pfeil landen wird. - Eher im Gegenteil.

Oder ist dieses Szenario des Ausweichens (ohne Deckung auf freiem Feld) zu konstruiert?
NUR, wenn man diese extrem konstruierte Situation herstellt: Ziel allein, ohne Deckung auf freiem Feld, dann dürfte ohnehin klar sein, daß der Bogenschütze, der sich in die generelle Richtung des Ziels orientiert, wohl auch auf das Ziel schießen wird und nicht auf ein (ja in der Konstruktion nicht vorhandenes) weiteres Ziel.

Ansonsten kann man das nämlich SEHR SCHLECHT erkennen, was bzw. wen der Bogenschütze nun meint.

Wenn so ein Pfeil 150 - 200 km/h hat, dann heißt das so um die 50 - 60 m/sek., was bei 50 bis 75 m Entfernung immerhin heißt, dass der Pfeil eine ganze Sekunde unterwegs ist. Eine Sekunde, die das Ziel darauf verwenden kann, sich aus dem Stand bis zu 3 m zu bewegen.
Der Bogenschütze löst den Pfeil. - "Schrecksekunde" des Ziels - Das Ziel fängt mit der Bewegung an und wird gleichzeitig getroffen.

So wird das aussehen.

Bevor man von totalem Stopp eine Ausweichbewegung als REAKTION (also fechterisch im Danach) hinbekommt, fallen Reaktionszeit auf einen visuellen Reiz und Schrecksekunde an.

Schau Dir mal die Reaktionszeituntersuchungen zum Autofahren an oder von Handballtorwarten. Handballtorwarte haben eine verdammt gut austrainierte, schnell anspringende Muskulatur und können ihren Körper sehr schnell herumwerfen. Und doch fallen Tore - gerade beim 7-Meter.

Wenn in Deiner Konstruktion das Ziel so austrainiert ist, wie ein Handballtorwart, den Schuß erwartet und eine Reaktionszeit wie ein Formel-1-Pilot hat, dann wird er mit einem Kriegsbogen auf 75m immer noch getroffen, bevor seine Muskeln seinen Schwerpunkt aus der Bahn verlagern können. Eventuell wird er an einem anderen Körperteil als dem vom Schützen gewollten getroffen, aber wirklich ausweichen ist schlecht möglich.

Wie sieht denn das Ausweich-SIGNAL aus?

Das Ziel sieht den Bogen des Bogenschützen von vorne. Dieser spannt den Bogen, der Ellbogen bewegt sich nach außen und dann sieht man von der Zugbewegung von vorne eigentlich KEINE Veränderung der Silhouette. Und dann löst der Schütze. Der Bogen wird im Blick von vorne in seinen dünnen Enden der Wurfarme etwas länger (auf 100m fällt das überhaupt nicht auf). Und der eh schon sehr dünne Pfeil wird etwas seitlich ausglenkt, fängt das Schwingen in zwei Ebenen und die Rotation an (kein traditioneller Pfeil fliegt ja so kerzengerade wie die modernen Sportpfeile aus Hightech-Materialien). Das sieht man auch schon auf 25m nicht mehr richtig.

Und dann ist der Pfeil schon bei 60m oder mehr und das Ziel hat NOCH NICHTS VOM ABSCHUSS GEMERKT!

Das ist es, was an der Konstruktion so ungeschickt ist. - Man SIEHT den Abschuß von VORNE kaum.

Man sieht ja nicht wie der Schütze schießt, ... Ab dieser Zeit hat man weniger als eine fünftel Sekunde Zeit zum Ausweichen - utopisch. Ist mit einem Pfeil nicht vergleichbar, weil die Kugel deutlich schneller eintrifft als ein Mensch reagieren kann.
Und ob das mit dem Pfeil vergleichbar ist. - Das Ausweichen erfolgt aufgrund rein visueller Auslöser. Und diese sind bei einem Abschuß frontal nur sehr schwer erkennbar. - Und es erfolgt nicht einmal ein akustischer Reiz, der über weite Strecke (d.h. über 100m oder auch nur 75m) hörbar wäre (je nach Umgebung - ein Schuß in einem schallisolierten Studio könnte sicher deutlicher gehört werden, als eine draußen auf der Wiese mit Blätterrauschen und dergleichen).

Nicht nur das Eintreffen des Pfeils ist hier ausschlaggebend, sondern WANN denn die Ausweichbewegung anfangen kann. - Daher ist das ERKENNEN des Abschusses essentiell um die gesamten MINDESTZEITEN für Schrecksekunde, Mobilisierung, Richtungsentscheidung, usw. erst draufpacken zu können. - Und den Pfeilabschuß frontal erkennt man sogut wie nicht. (Das weiß ich aus eigener Erfahrung, da wir uns bei der Langbogenausbildung auch mal hinter Scheibe und Pfeilfang aufgestellt hatten und den Schuß auf die Scheibe vor uns beobachten sollten. Da gehört schon ein SEHR geübtes Auge dazu, den Moment des Lösens des Schusses zu erkennen.

Gesetzt den Fall der Schütze zielt auf das noch stehende Ziel und dieses bewegt sich danach unvorhergesehen (weicht aus), dann gibt es doch eigentlich nur noch die verschwindende Chance eines Zufallstreffers.
Wenn es wirklich eine UNVORHERGESEHENE Bewegung ist und der Schütze so "modern" schießt, daß er lange zielen muß, bevor er etwas trifft, dann vielleicht.

Mit ganz modernen Compound-Bögen, die man im ausgezogenen Zustand leicht länger halten kann (und die dabei im Gegensatz zu einem Langbogen auch nicht kaputt(!) gehen) ist das Zielauffassen und Lösen so schnell, daß es schon eine SEHR WEITE und SEHR UNGEWÖHNLICHE Bewegung sein müßte, daß das Ziel nichts mehr abbekäme. - Bei einem Langbogen ist es eher so, daß er nie ausgezogen gehalten werden kann, da sonst das Bogenholz massiv Schaden nimmt (bei Kriegsbögen sogar verdammt schnell - aber die waren ja auch als Verbrauchsmaterial gedacht). Da ist Ausziehen, Zielen, Lösen ein einziger Vorgang. Hier könnte ein herumhopsendes Ziel durchaus sich wesentlich schwerer zu treffen machen.

Andererseits darf man auch die Erfahrung des Schützen nicht unterschätzen: Ich habe noch nie auf Menschen geschossen. - Ein Schütze, der das gewohnt ist, der weiß, wie weit ein Ziel mit welcher Konstitution, Körpergröße etc. hopsen kann, der erreicht garantiert höhere Trefferquoten als ich.

Seit bald 25 Jahren praktiziere ich Waffenkampf, mit stumpfen Waffen auch regelmäßig im Vollkontakt. Dort wirkt sich die Erfahrung so aus, daß man weit seltener getroffen wird und daß man mit schöner Regelmäßigkeit anderen harte Treffer setzt, die jüngere und agilere nicht erwartet hätten. Erfahrung ist hier, wie auch beim Bogenschießen ein wichtiger Faktor.

Wenn ein erfahrener Bogenschütze, ein knallharter Langbogenschütze aus den englischen Armeen der Kriege in Frankreich, sich auf diesen "Spaß" des Schießens auf einen in freiem Feld stehenden Menschen einließe, dann kann man getrost von einem satten Treffer ausgehen, EGAL wie sehr der Ziel-Mensch herumhampelt.
 
AW: Langbogenpfeilen ausweichen?

...dann die Flugbahn (des Pfeils) verfolgen und dann noch mit einer Ausweichbewegung reagieren muss...

Man muss die Flugbahn eigentlich nicht verfolgen, denn man geht doch bei einem zielenden Schützen davon aus, dass der Pfeil dort ankommt wo man sich gerade aufhält. Sich also irgendwo hin zu bewegen reicht, und wenn es nur ein Sprung zur Seite ist (was man eben als Ausweichen bezeichnet).

@ Zornhau:

Das Beispiel mit dem Handballtorwart hinkt, denn der muss ja da hin wo der Ball ist, dazu muss er erst erkennen wohin er fliegt (Werfer täuschen ja durch falsche Blickrichtung und/oder angetäuschtes Abwerfen). Wenn der Torwart dem Ball einfach nur ausweichen müsste, so wie bei unserem Bogenschuss, wäre das eine ganz anders gelagerte Sache.

Bögen mit knallharter Zugkraft werden nicht lange zum Zielen gehalten, das hast Du ja selbst gesagt. Man zieht aus und zielt intuitiv wärend des ausziehens. Der Schuss löst sich praktisch unmittelbar nach dem maximalen Auszug. Man verharrt als intuitiver Schütze nur einen Sekundenbruchteil in schießender Position. Der Auszug des Bogens ist also für das Ziel schon das Signal aktiv zu werden und auszuweichen, weil er beim Ausziehen (welches deutlich sichtbar ist) schon weiß, dass der Schuss erfolgen wird/kann. Und das würde ich als potenzielles Ziel auch dann ernst nehmen, wenn neben mir ein paar weitere mögliche Ziele stünden. Ein Athlet kann sich aus dem Stand pro Sekunde über 3 m weit fortbewegen. Da wird der mögliche Aufenthaltsraum doch recht groß.

Du schießt schon einige Zeit und bist mit Langbögen vertraut? Sollen wr uns mal zu einem Praxistest treffen?
 
AW: Langbogenpfeilen ausweichen?

Man muss die Flugbahn eigentlich nicht verfolgen, denn man geht doch bei einem zielenden Schützen davon aus, dass der Pfeil dort ankommt wo man sich gerade aufhält. Sich also irgendwo hin zu bewegen reicht, und wenn es nur ein Sprung zur Seite ist (was man eben als Ausweichen bezeichnet).
Glaub mir, damit würdest du meine Trefferquote sogar noch erhöhen ;-)

mfG,
ein etwas weniger professioneller Bogenschütze.
 
AW: Langbogenpfeilen ausweichen?

@ Zornhau:

Das Beispiel mit dem Handballtorwart hinkt, denn der muss ja da hin wo der Ball ist,
Beim Handballtorwart ging es mir nicht um den genauen, im Handball notwendigen Bewegungsablauf, der den Torwart in die Bahn des Balls bringt, sondern darum, daß ein Handballtorwart die notwendige körperliche Fitness, die Reaktionsschnelligkeit und die Beschleunigung mitbringen könnte, die bei einem potentiellen Ausweichen absolut vonnöten sind. - Wenn man statt eines entsprechen fitten Athleten einen bierbäuchigen Schreibtischtäter hinstellt und den ausweichen lassen möchte, dann wird man ohnehin keine Chance für ein erfolgreiches Ausweichen erwarten. - Bei einem trainierten, agilen Sportler vielleicht eher.

Du schießt schon einige Zeit und bist mit Langbögen vertraut? Sollen wr uns mal zu einem Praxistest treffen?
Du möchtest, daß ich zum Praxistest auf DICH schieße? - Denn auf MICH werde ich wohl kaum schießen lassen.
 
AW: Langbogenpfeilen ausweichen?

Aus Ermangelung eines anderen Freiwilligen würde ich das tatsächlich selbst probieren - entsprechende Deckung/Schutzkleidung vorrausgesetzt. Denkst Du das ist realisierbar oder hältst Du das für zu gefährlich?
Es muss ja auch nicht gleich ein Bogen mit 100 Pfund sein. Das Projekt würde mich auf jeden Fall reizen.

Aber wie steht's mit Deiner Schießkunst? Wieviele bewegungslose Menschen triffst Du denn bei 20 Schuss auf 75 oder 50 Meter? Bist Du ein sicherer Schütze?
 
AW: Langbogenpfeilen ausweichen?

Aus Ermangelung eines anderen Freiwilligen würde ich das tatsächlich selbst probieren - entsprechende Deckung/Schutzkleidung vorrausgesetzt. Denkst Du das ist realisierbar oder hältst Du das für zu gefährlich?
Das ist SCHEISSGEFÄHRLICH. - Hast Du mal forensische Untersuchungen zur Wundballistik bei Bogenwaffen-Schußverletzungen gelesen? Die Treffer selbst mit STUMPFEN(!) Pfeilen ohne Spitze sind schon so übel, daß ich dafür nicht in den Knast gehen mag oder jemanden zum Krüppel schießen möchte.

Nein, danke. Eine solche Einladung brauche ich nicht.

Es muss ja auch nicht gleich ein Bogen mit 100 Pfund sein. Das Projekt würde mich auf jeden Fall reizen.
Finde jemanden, dem das obige egal ist, und mach ein Video davon. - Das würde mich dann schon interessieren.
 
AW: Langbogenpfeilen ausweichen?

@Turning Wheel: Selbst mit einer stumpfen Spitze dringt der Pfeil mindestens 10 cm tief ins Fleisch ein (mit einen einem billigen normalen Bogen geschossen, also 40 Pfund, bei 25m).
Ausweichen wirst du garantierst nicht können und LARP (auch nicht Repliken) ist keine gute Übung um irgendetwas im Waffenumgang zu erfahren.
Und ich vermute mal das du keine größere Erfahrung mit Kampfsport hast, denn dann wären die die menschlichen Reaktionszeiten bekannt.
 
AW: Langbogenpfeilen ausweichen?

Aus Ermangelung eines anderen Freiwilligen würde ich das tatsächlich selbst probieren - entsprechende Deckung/Schutzkleidung vorrausgesetzt. Denkst Du das ist realisierbar oder hältst Du das für zu gefährlich?

So schlecht leiden kann ich hier auf dem board NIEMAND, das ich das mit ihm machen würde.
 
AW: Langbogenpfeilen ausweichen?

Ach, ihr kennt mich doch alle gar nicht. Vielleicht hab ich's ja verdient. ;)

Der Versuch müsste mit einer guten Rüstung gemacht werden und vielleicht einem 30- oder 40-Pfund-Bogen (Spitzen gerundet), der die Rüstung auf keinen Fall durchdringt.
Der Trick wäre, sich zusätzlich hinter einem Schild mit einer Zielscheibe zu verstecken. Mich würde wirklich interessieren, was der 'Meisterbogenschütze' noch so trifft, wenn die Zielscheibe sich nach dem Schuss bewegt.

Und ich vermute mal das du keine größere Erfahrung mit Kampfsport hast, denn dann wären die die menschlichen Reaktionszeiten bekannt.
etwas Ninjutsu, Aikido und Kickboxen. Ich denke ich weiß schon in etwa wo ich stehe. Eine Reaktionszeit von 1 Sekunde kann ich aber auf jeden Fall unterbieten. Wer nicht?
 
AW: Langbogenpfeilen ausweichen?

Ach, ihr kennt mich doch alle gar nicht. Vielleicht hab ich's ja verdient. ;)

Der Versuch müsste mit einer guten Rüstung gemacht werden und vielleicht einem 30- oder 40-Pfund-Bogen (Spitzen gerundet), der die Rüstung auf keinen Fall durchdringt.
Der Trick wäre, sich zusätzlich hinter einem Schild mit einer Zielscheibe zu verstecken. Mich würde wirklich interessieren, was der 'Meisterbogenschütze' noch so trifft, wenn die Zielscheibe sich nach dem Schuss bewegt.


etwas Ninjutsu, Aikido und Kickboxen. Ich denke ich weiß schon in etwa wo ich stehe. Eine Reaktionszeit von 1 Sekunde kann ich aber auf jeden Fall unterbieten. Wer nicht?
Du kannst eine Reaktionszeit auf einen Visuellen Reiz von 1 Sekunde unterbieten und mit einer gezielten situationsspezifischen Reaktion die kein antrainierter Reflex ist antworten?
Das glaube ich nicht Tim!

Soweit ich weiß, nimmt die Reizübertragung für sich in schon eine gewisse dauer ein. Wenn man davon ausgeht das das Ausweich Programm wegen des erwarteten Abschussess bereit ist abgespult zu werde bedarf es immer noch der Fehlerfreien Identifikation eines Abschusses...was ja mal nicht eine eindeutige Sache ist und durch aus eine visuelle Verarbeitungsleistung erfordert, bewusst werden muss der Abschuss nicht, wenn man einen Reflex antrainiert hat, da man aber sowas nicht wirklich trainiert muss also der Abschuss bewusst werden und die bereits zurechtgelegte Reaktion abgespult werden...bis die Signale an den Muskeln ankommen vergeht auch zeit, bzw, wenn mehrere Signale notwendig sind muss die Latenzzeit abgewartet werden....

Das handelt sich hier nur um schul wissen...und das ist lange her aber ich stelle mir da eine Sekunde Reaktionszeit schon als ziemlich gut vor. Der experte dazu hier im Forum wäre URPG der sollte das ganz genau klären können, denn der ist imho Neurobiologe, vielleicht lädt ihn mal einer in den Thread ein.
 
AW: Langbogenpfeilen ausweichen?

@ Quicky: Hm, da hast Du vielleicht schon Recht, das Ausweichen auf den visuellen Reiz eines Bogenschusses habe ich noch nie wirklich trainiert, aber unerwartet wäre auch der erste Schuss nicht. Immerhin hätte ich mir im Falle eines Tests vorher fest vorgenommen das zu tun, das könnte helfen im Vergleich zu einer Person, die mit der Situation auch theoretisch vorher nie konfrontiert wurde. Und immerhin weiß ich bereits wie ein schießender Bogenschütze aussieht und ich habe auch schon etwas Training im Ausweichen.

Ich finde diese Betrachtung extrem spannend und wäre wirklich interessiert zu sehen, wie man in der Situation tatsächlich reagiert. Ganz sicher ist die Realität überraschend anders wie einige hier denken. Das folgt ja schon aus den sehr auseinander gehenden Meinungen, die aber alle eine ganze Menge guter Argumente auf ihrer Seite haben.
 
AW: Langbogenpfeilen ausweichen?

Ach, ihr kennt mich doch alle gar nicht. Vielleicht hab ich's ja verdient. ;)

Der Versuch müsste mit einer guten Rüstung gemacht werden und vielleicht einem 30- oder 40-Pfund-Bogen (Spitzen gerundet), der die Rüstung auf keinen Fall durchdringt.
Der Trick wäre, sich zusätzlich hinter einem Schild mit einer Zielscheibe zu verstecken. Mich würde wirklich interessieren, was der 'Meisterbogenschütze' noch so trifft, wenn die Zielscheibe sich nach dem Schuss bewegt.


etwas Ninjutsu, Aikido und Kickboxen. Ich denke ich weiß schon in etwa wo ich stehe. Eine Reaktionszeit von 1 Sekunde kann ich aber auf jeden Fall unterbieten. Wer nicht?

1.) Ich habe zugesehen, wie jemand mit einem Bogen das äquivalent einer Plattenrüstung durchschlagen hat. Next.

2.) Niemand.
 
AW: Langbogenpfeilen ausweichen?

Nein. Langbögen/Kriegsbögen konnten das streng genommen schon immer.
 
AW: Langbogenpfeilen ausweichen?

Eigentlich macht das der Pfeil... und nicht der Bogen :D

Ich vermute mal das deswegen Nepharite das geschrieben hat
 
AW: Langbogenpfeilen ausweichen?

Wurde der Pfeil im Video denn wirklich GESCHOSSEN, oder nur - so wie es aussieht - von einem Schlitten mit der (vermuteten) Energie eines Schusses GESCHOBEN.

Der Unterschied liegt in der Schwingbewegung des Pfeils. Die Spitze wird bei einem Durchschlag einer Plattenrüstung durch das Metall getrieben, der schwingende Pfeil staucht sich wie eine Feder und dann rutscht der vordere Teil des Schaftes der Spitze durch das geschaffene Loch NACH.

Die Pfeilspitze sah mir nicht nach einer panzerbrechenden Spitze aus. Sie war sicher nicht gehärtet, da sie sich sonst nie gegen eine normalerweise eh nicht gehärtete Panzerplatte der Rüstung so verbogen hätte. - Wenn man schon auf Plattenrüstung schießt, dann bitteschön mit den dafür gedachten Pfeilen.

Mit einer breiten Blattspitze für Schnittverletzungen an inneren Organen gering gerüsteter Gegner wird eine Plattenrüstung bei einem Treffer frontal auf die Platte durchaus fertig.

Das heißt nicht, daß man sich in einer Plattenrüstung straflos beschießen lassen kann, da nämlich die Treffer, die NICHT frontal auf die Platte gehen, sondern z.B. Achselhöhlen, Beine usw. erwischen, nicht so einfach abprallen. - Und solche Treffer WERDEN passieren, wenn man auszuweichen versucht und der Schütze nachfährt um einen doch noch zu erwischen.

Ein Treffer mit einer sogar noch abgestumpften Feldspitze kann die großen Beinarterien zerfetzen und man ist in kürzester Zeit tot.

Solche "Praxistests" sind nicht mehr im Bereich des "beherrschbaren Risikos".

Und das sage ich rückblickend auf länger zurückliegende Jahre, in denen ich mit willigen "Gegnern" mit Schwertern und Spießen und Hellebarden ein paar Mal manches "genau" wissen wollte. Das hat in einigen Fällen Leute ins Krankenhaus gebracht, die eben einfach einen Moment mal doch zu langsam waren oder falsch gewichtet da standen. Und dann fließt gleich Blut.

Damals war ich zu blöde die Gefahr wirklich zu erkennen und der eigene Wille es genau wissen zu wollen war größer als jegliche Vernunft oder auch nur Rücksichtnahme auf die Partner.

In einem anderen Fall hätte ein Freund von mir beinahe einem anderen Freund von mir beim Üben Säbel gegen Speer mit einem stumpfen aber mit Wucht geführten Säbel ein Auge herausgeschlagen (Schwein gehabt! Es ist noch drin. Und auch die Narben der ärztlichen Behandlungen sieht man inzwischen im Paßbild.). - Mein Freund, der den Säbel geführt hat, war davon weitaus stärker mitgenommen als der Getroffene. Er war psychisch total fertig. - Er WOLLTE doch niemanden ernsthaft verletzen!

Wer auch immer bei solchen "Praxistests" den Bogen führt, dem kann es passieren, daß er damit leben muß, daß er seinen Freund zum Krüppel geschossen hat. - Wer übernimmt denn da die Betreuung? Wer kann hier die Verantwortung übernehmen?
 
AW: Langbogenpfeilen ausweichen?

Einem fliegenden Pfeil auszuweichen dürfte unmöglich sein - dennoch ist es grundsätzlich möglich einem Pfeilschuss auszuweichen, das Zauberwort ist Antezipation - übrigens auch für Handballtorwarte - der Ausweichende muss erahnen, wann der Schütze feuert und ein minimum vorher zur Seite hechten, das ist möglich - insbesondere, wenn er damit rechnet und auf den Schuss wartet.

Diese Situation ist allerdings in einem echten Kampf kaum konstruierbar und sagt daher nichts über den Nutzen eines Bogens als Waffe aus.

Ein Praxistest wäre wohl nur mit Panzerglas zwischen Schütze und Ziel sinnvoll.

EDIT: Wenn es nur ums Testen der generellen Asuweichmöglichkeit geht ist vielleicht auch eine Gotchawaffe interessant - ich kenne allerdings nicht die Geschwindigkeit, die dort ein Projektil erreicht.
 
AW: Langbogenpfeilen ausweichen?

EDIT: Wenn es nur ums Testen der generellen Asuweichmöglichkeit geht ist vielleicht auch eine Gotchawaffe interessant - ich kenne allerdings nicht die Geschwindigkeit, die dort ein Projektil erreicht.

NIcht wirklich, die Kugel fliegen so schlecht, dass es kein Vergleich zu Pfeilen ist die dann doch schon eher gerade aus fliegen.
 
AW: Langbogenpfeilen ausweichen?

Ich denke schon, das es im späten Mittelalter Rüstungen gegeben hat, die ein Langbogenpfeil, egal wie spezialisiert, nicht durchdringen konnte.

Aber dennoch war der Bogen eine extrem effektive Waffe. Man hatte ja keine Situation von einem Schützen gegen einen Ritter, sondern Schlachten. Und wenn 1000 Bogenschützen, von denen jeder Pro Minute 10-12 Pfeile verschiessen konnte, auf schwer gerüstete Ritter schießen, die gegen sie anrennen, dann muss nur jeder 10te Pfeil einen Ritter kampfunfähig machen. In dem Video sieht man so gesehen den schlechtesten Treffer, den auf die Brustplatte. Jeder Treffer an Stellen, die man nicht so stark rüsten kann (Hals, Visier, Arme, Beine) schaltet einen Gegner fast mit Sicherheit aus. Wenn die Ritter noch reiten werden die Ziele nur größer und leichter auszuschalten, wenn das Pferd getroffen wird liegt der Reiter danach entweder drunter oder kann in seiner Rüstung nicht mehr aufstehen oder hat sich beim Fall sonstwas gebrochen.

Was das Ausweichen angeht: ich halte es für ziemlich unrealistisch, einem einmal abgeschossenen Pfeil aktiv auszuweichen. Wenn man den schützen sieht kann man ihm das Zielen erschweren, indem man Haken schlägt und so weiter, aber ausweichen ab dme Moment in dme man sieht das der Pfeil abgefeuert ist...das klappt im Leben nicht. Man muss schon vorher in Bewegung sein. Hinzukommt die Reichweite, auf der man sich befindet. Je weiter, desto mehr Zeit hat man zwar, aber desto schwerer erkennt man den Moment des Schusses. Und der Begirff 'mehr Zeit' beschreibt in diesme Fall eine sehr kurze Zeit ^^
 
Zurück
Oben Unten