Nachdem nun eine Weile ins Land gegangen ist, möchte ich noch einmal die Gelegenheit nutzen und Rinas auf seinen Brief bzw. die damit verbundenen Diskussion antworten. Ich hatte den Eindruck, dass das Ziel, neben ein wenig "Dampf ablassen", auch ein offener Dialog war und ich möchte mich diesem Dialog auf keinen Fall verschließen. Im Folgenden gehe ich einfach mal der Reihe nach auf die einzelnen Punkte ein, so wie ich sie rausgefiltert habe. Ich hoffe, dass meine Ausführungen ein wenig Klarheit in manche unserer Entscheidungen der Vergangenheit bringen.
Kritik an Prometheus Games
Ganz grundsätzlich: Es gibt sicherlich immer wieder etwas an uns zu kritisieren. Kritik ist auch grundsätzlich gut und wichtig. Wir sind froh darüber, wenn Kunden sich die Zeit nehmen uns ihre Eindrücke auch und gerade durch ihre Kritik mitzuteilen. Nur so können wir uns langfristig verbessern. Wir sind dankbar, wenn diese Kritik fair und sachlich vorgetragen wird aber uns ist auch klar, dass das aufgrund der mit Rollenspielen verbundenen Emotionen oft nicht möglich ist. Schlussendlich sind uns „emotionale“ Fans lieber als gar keine Fans.
Ich muss aber auch zugeben, dass ich diese an sich selbstverständliche Grundhaltung manchmal vergesse und von einem objektiven Blickwinkel in einen zu persönlichen reinrutsche. Dahinter steckt kein böser Wille und ich entschuldige mich ganz ehrlich dafür.
Mangelndes Lektorat
Ich wollte zunächst schreiben, dass das ein sehr weites Thema ist und es sehr, sehr viele Gründe für fehlerhafte Texte gibt. Schlussendlich jedoch ruhen all die möglichen Fehlerquellen auf denselben Fundamenten: Finanzieller Druck und teilweise auch mangelhaftes Projektmanagement. An der finanziellen Seite können wir leider nichts machen. Rollenspiele verkaufen sich insgesamt zu schlecht, als dass man Qualität über einen Messerelease stellen könnte. Das Projektmanagement jedoch können wir in jedem Fall noch verbessern. Das ist mir bewusst und ich arbeite daran. Fehler die hier gemacht wurden, sind in der Regel mir anzulasten. Aber wie gesagt: Ich arbeite daran.
2010 und der Totalausfall
2010 war ein sehr düsteres Kapitel in unserer Firmengeschichte und eigentlich denke ich ungern daran zurück. Es besteht aber wohl noch ein wenig Erklärungsbedarf und wenn es hilft das Auf und Ab der letzten Jahre zu verstehen, dann sei’s drum.
2010 hat Henni als einzige Person Vollzeit für Prometheus Games gearbeitet. Alle anderen Personen waren entweder „nur“ freie Mitarbeiter mit einem sehr begrenzten Zeitbudget oder in anderen Jobs gebunden. Ich hatte bspw. einen Rollenspielladen mit angeschlossenem Onlineshop in Oberhausen eröffnet und mich aus dem Verlag zurückgezogen. Henni ist, um den Jahreswechsel herum, auf der Straße von einem Auto angefahren worden und dadurch für Monate ausgefallen. Faktisch war der Verlag damit nicht mehr existent, denn die treibende Kraft dahinter war weg. Kurz nach Hennis Unfall ist meine Lebensgefährtin (die beste die es gibt aber selber als Physiotherapeutin selbständig) schwer erkrankt und der Geschäftspartner mit dem ich den Laden eröffnet hatte, hat sich überraschend aus dem gemeinsamen Geschäft zurückgezogen. Schlussendlich standen wir damit vor dem Aus. Die Verlagsleitung war arbeitsunfähig, meine Lebensgefährtin war arbeitsunfähig und ich konnte zusehen, wie ich mit Verlag, Ladengeschäft und Praxis umgehe und was ich wann und wie rette. Wir haben sicherlich viele Fehler in dieser Zeit gemacht, das will ich gar nicht leugnen. Man hätte manche Katastrophe bestimmt eher abwenden oder besser handhaben können. Insgesamt hat uns 2010 vor Herausforderungen gestellt, die wir beinahe nicht bewältigen konnten. Dass der Verlag überhaupt noch existiert, verdanken wir eigentlich nur dem unermüdlichen Einsatz unserer „Mitarbeiter“ und auch mancher Verlegerfreunde.
Massenhafter Aufkauf von Lizenzen
Hier scheint die Wahrnehmung innerhalb und außerhalb des Verlages einfach auseinanderzugehen. Tatsächlich haben wir keine Lizenzen gekauft, die wir nicht bewältigen konnten. Diese Annahme ist einfach falsch. Wenn wir Lizenzen gekauft haben, dann meist zusammen mit einem mehr oder weniger fertigen Produkt, so dass keine oder nur wenige personelle Ressourcen auf unserer Seite gebunden wurden. Die oft zu beobachtenden Forenreaktionen „Oh mein Gott, warum bringen sie das raus? Wie wollen sie das nur alles schaffen?“ resultiert aus der Unkenntnis, wie die meisten Rollenspielverlage intern arbeiten. Nehmen wir 1W6 Freunde als Beispiel. Die Dorp hat damals ein tolles Produkt nahezu fertig gehabt und einen Partner für Druck und Vertrieb gesucht, einen Verleger eben. Wir fanden das Produkt toll und haben es veröffentlicht. Niemand aus der Dorp hat damals an unseren anderen Projekten gearbeitet oder umgekehrt. Dass am Ende keine weiteren Produkte erschienen sind, hatte diverse Gründe aber in den seltensten Fällen mit Unvermögen von irgendeiner Seite zu tun. Manchmal passt die Chemie zwischen den Beteiligten nicht mehr und man trennt sich besser, manche Lizenzen sind nicht erfolgreich genug und niemand hat Interesse an weiteren Produkten, manche Lizenzen sind vielleicht sehr erfolgreich und eine Seite will mehr produzieren aber die andere Seite nicht, also trennt man sich wieder. Manchmal erwartet eine der beiden Parteien auch mehr als die andere zu geben bereit ist. Was ich damit sagen will: Nicht hinter jeder Lizenz und jedem Produkt steht der Gedanke daraus ein riesiges Projekt mit dutzenden Produkten zu machen. Das ist in den meisten Fällen weder gewollt noch sinnvoll.
Warum Hellfrost?
Fantasy verkauft sich! Das ist leider so. Jedes klassische 08/15-Fantasysetting (nicht falsch verstehen, Hellfrost ist nicht 08/15
) verkauft sich in der Regel besser als das kreativste, innovativste und tollste Setting der Welt. Und, ein ganz, ganz wichtiger Punkt: Folgebände zu Fantasy-Settings verkaufen sich auch deutlich besser als Folgebände zu Nicht-Fantasy-Settings. Darüber hinaus werden Settings wie Sundered Skies kaum als "echte" Fantasy wahrgenommen. Das Argument „Sundered Skies ist doch eh schon Fantasy“ zählt also nicht. Echte, gute, geliebte Fantasy hat Zwerge, Orks, Elfen und keine fliegenden Schiffe, Schusswaffen oder anderen neumodischen Schnickschnack. Das ist leider so. Davon abgesehen hatte Hellfrost noch diverse andere Vorteile. 50 Fathoms hätten wir damals bspw. komplett neu illustrieren müssen, was 2010 einfach finanziell nicht drin gewesen wäre. Womit wir wieder beim lieben Geld angekommen wären. Schlussendlich ist Hellfrost aber auch einfach ein Setting, das es wert ist auf Deutsch zu erscheinen!
Warum das Fantasy Kompendium?
Auch hier: Fantasy verkauft sich am besten. Wenn die Kompendien sich ohnehin an Weltenbastler richten, warum nicht das Kompendium für Fantasy-Weltenbastler als erstes bringen? Es ist ja nicht so, als wenn wir die anderen Kompendien nicht bringen würden.
Schlechte Bindung
Es kommt immer mal wieder vor, dass ein Buch nicht so gut gebunden ist wie der Rest der Auflage. Sollte jemand sein Buch einigermaßen pfleglich behandeln und sich dennoch einzelne Seiten oder gar der Umschlag lösen, schreibt man uns am besten direkt an. Wir tauschen solche Bücher selbstverständlich um.