Auszug aus den Chroniken des Pastors Johannes Wildermann
Anno domini 1672
Geschehnisse im Fynstertale
... Meine beschwerliche Reise führte mich schlussendlich in eine kleine, nahezu unbedeutende Stadt in der sich die stolzen Bürger grade anschickten, ihrem Herren und Gott ein prunkvolleres Haus zu errichten. Mit dem Segen seiner Heiligkeit in Rom und voll von unerschütterlichem Glauben in ihren Herzen, begannen die braven Menschen mit diesem gottgefälligen Projekt. Ein jeder half so gut er konnte.
Die einen mit ihrer Hände Kraft und im Schweiße ihres Angesichts. Die anderen mit ihrem Vermögen und dem Segen der katholischen Kirche. Und auch ich ließ mich nieder um meinem Hirten gefällig zu dienen.
So erwuchs im Laufe der Jahrzehnte unser wundevoller 'Dom zu Finster' zu beachtlicher Größe.
Doch Fleiß und Glaube alleine reichen nicht, wenn man den Wirren des Schicksals ungeschützt entgegen steht. Der Weg ins Himmelreich war schon von Anbeginn der Zeit, steinig und voller Unbill.
Denn bald schon kam die Zeit, in denen die Truppen aus dem hohen Norden Europas mordend durch die Lande zogen und eine Spur des Grauens und der Zerstörung hinter sich ließen.
Die Umbauarbeiten kamen von daher eine lange Zeit zum erliegen, als das eigene Überleben, den notwendigeren Huldigungen des gerechten Gottes, voran stand.
Es waren dunkle Tage voller Kummer, Leid und Tod!
Dies war die Zeit in denen sich der große Graf Zacharias té Zloduch aus seiner östlichen Heimat aufmachte, unsere geliebte Stadt, wie auch unser Hände stolzes Werk zu beschützen.
Bis in den heutigen Tag weiß niemand, was diesen stolzen Helden dazu bewegte aus seiner Heimat hier bis in unsere Stadt zu reisen, aber auch ich stehe unerschütterlich im Glauben, das er ein Gesandter unseres Herrn selbst gewesen sein muss. Was sonst bringt einen tschechischen Edelmann dazu, unbedeutende deutsche Bürger zu seinen Schutzbefohlenen zu erklären?
Die Truppen des Edelmannes schützten also fortan die Mauern unserer Stadt und so dauerte es nicht lang, bis auch die Tätigkeiten an der ewigen Baustelle wieder aufgenommen wurden.
Als die leidvolle Zeit sich also dem Ende neigte, wurde Graf té Zloduch durch Kaiser Ferdinand III. wegen seiner Verdienste um den Fortbestand des deutschen Reiches, persönlich zum Stadthalter ernannt.
Der Graf bezog die Burg im Süden der Stadt und erklärte auch die Katakomben unterhalb des wachsenden Domes zu seiner Heimstadt.
Doch auch die wohlfällige Zeit nach dem Kriege war nicht von unbegrenzter Dauer.
Böse Zungen wurden laut, die unseren gerechten Herrscher der schwarzen Magie bezichtigten. Umtriebig sollte er sein und mit dem Teufel im Bunde. Mordend und die Schwindsucht bringend!
Gott selbst sei mein Zeuge das diese Worte nicht der Wahrheit entsprachen.
Hatte unser Graf denn nicht auch so genug zu leiden?
Ich erinnere an das große Feuer im Winter ´52 als seine stolze Feste in einem lodernden Feuer verging und unser geliebter Herrscher Frau, Kind und ebenso beinahe sein eigenes Leben verlor. Hat auch nur einer die Waldräuber fangen können, die wie ja bewiesen wurde, für diese schreckliche Tat verantwortlich waren?
Natürlich nicht!
Ist es denn da nicht verwunderlich, das er die Ruine die so voller schmerzlicher Erinnerungen für ihn sein musste, hinter sich ließ, um sich fortan nur noch seinen alchemistischen Forschungen zu widmen?
Ich bestreite nicht das er dort unten reiche Schätze angehäuft hatte und das er für uns niedere Bürger unverständliche und furchterregende Magien erprobte.
Aber ich erinnere auch daran, dass es ebenfalls té Zloduch war, der die Dämonen der Lykantrophie aus unserer Stadt vertrieb. Waren es nicht diese blutrünstigen Ungeheuer die sich ausgerechnet inmitten der Trümmer des Heimes unseres geliebten Grafen niederließen? Waren sie es nicht, die die Gräber seiner verstorbenen Lieben allein durch ihre Anwesenheit schändeten?
Ihr alle habt ihn gesehen, den schwarz glänzenden Dolch des Propheten Armydes. Die heilige Waffe aus dem fernen Osten. Wer will behaupten das diese wunderbare Waffe ein Werkzeug des Bösen sei? Hat es nicht das Leben unserer Frauen und Kinder mehr als einmal bewahrt? War es nicht diese Klinge mit der unser Graf die Werwesen eines nach dem anderen niederstreckte?
Wo wären wir ohne unseren Patron mit seiner heiligen Waffe frage ich euch?
Nun hat der Graf diese Waffe in den alten Altar unter den Katakomben eingemauert, auf das seine Kraft die Fundamente unseres heiligsten Bauwerkes auf alle Zeiten bewahre. Der Bischof selbst kam ihn zu segnen.
Meister Kozel sein getreuerster Diener persönlich, hat noch zur Sommersonnenwende diesen Jahres jeglichen Zugang zum Labor unter dem Dom verschüttet und vermauert. Keines Menschen Auge sollte je wieder auf die Waffe unseres Grafen fallen, keine Hand mehr den Stahl gegen der Lykantrohpen Blut führen. Zusehr hatte ihn schließlich der offene Hass der Finstertaler getroffen.
Und doch spendete er seine Kraft den Bürgern der Stadt, indem die Waffe ihre Macht unserem Dome verleihe.
Dann er ist gegangen unser aller Herr und Meister.
Niemand weiß wann, niemand weiß wohin. Doch nun stehen wir wieder alleine gegen all das Böse das die Mauern unserer Stadt umschließt. Ich bete täglich es möge die ungläubigen Spötter zuerst treffen.
Jene die behaupteten unser Herr bezöge seine Macht aus den Leben unserer Bürger. Jene die behaupten der Graf stände mit dem Teufel im Bunde.
Wer so frage ich, wer schützt uns nun?
...