Teylen
Kainit
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- 16. August 2007
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Ich sehe das Problem nicht. Man kann auch andere Vampir-Reihen aus den 90ern bis Heute problemlos als [gothic/normal/christlich/whatever]-verdrehte entweder Sexunddochnichtsexträume oder Sexsexsexträume bezeichnen. Nur weil Meyer mit Twilight abartig erfolgreich war heißt das nicht das sie das ganze erfunden hat oder die erste mit den Gedanken war.+1Hier muss ich mal einharken, Teylen hat da meiner Meinung nach auch ziemlich Unrecht. Twilight ist viel mehr mormonisch-verdrehter Sexunddochnichtsextraum, als Vampirgeschichte.
Auch würde ich nicht behaupten das es bei Anne Rice "nur ein bisschen" hinsichtlich der Ästhethik beziehungsweise der Romantik ist.
Weder von den Inhalten der Romane noch von dem was sie auf Facebook postet wirkt es als wäre sie weniger in ihre Charaktere verliebt bzw. würde diese weniger als Gary Stu / Mary Sue benutzen als es bei Meyer der Fall ist.
Was die Glaubwürdigkeit der Figuren angeht hilft es glaub ich, zumindest mir, das ich damals fast 20 Jahre jünger war.
Das ändert relativ wenig daran das die Vampire bei Twilight nicht ungefährlicher sind beziehungsweise nicht menschlicher.Das Lestat so harmlos sein soll, wie die Twilight-Vampire kann ich nicht unterschreiben. Zumindest widmete Rice ihm in einigen Büchern ziemlich viel Raum zur Charakterentwicklung und schaffte es im Rahmen ihres gesetzten Ziels recht gut, ihn und seine sehr unmenschliche Weltsicht zu charakterisieren.
So schnabeln die Volturi in Rom einfach mal die komplette Reisegruppe von knapp 10 bis 20 Personen, einmal queer durch alle Altersklassen, weg nachdem Bella und Edward rausgehen. Abgesehen von dem deutlichen Hinweis merkt man das am Geschrei im Hintergrund während B&E Smalltalk zu ihrer Beziehung halten.
Darüber hinaus können die Twilight Vamps nicht (von Menschen) trinken ohne diesen zu töten und die Cullen-Familie sind ziemlich unpolitische Vegetarier. Das heißt sie laden sich zum Endkampf einen ganzes dutzend Menschenfressender Vampire in's Haus. Für ein paar Wochen, das heißt die killen dann normal im Umfeld Leute.
Was dann zur Unmenschlichkeit führt. Imho kann man den Twilight Vampiren durchaus attestieren das sie unmenschlich sind, selbst den Cullens. Die verzichten nicht auf Menschenblut weil es irgendwie ihr Gewissen belastet, sondern mehr so wie man sich entscheidet nur noch probiotische Joghurts zu essen. Insofern stehen die mehr im Einklang damit etwas ganz anderes zu sein. Die trinken mitunter auch nicht von Menschen weil sie eine "Ich bin 3v1l"-Lestat Phase haben, sondern weil es nunmal so ist.
Wobei es, iirc, auch bei Rice keinen Verfall hinsichtlich der Menschlichkeit gab?
Es gab einerseits super-depressive Vampire die dann Selbstmord begangen haben (Armand) und andererseits halt den Freak in Transylvania. Aber sonst ist da eigentlich keiner entartet. Plus das Selbstmord Thema hat man auch in Twilight. @.@;
Das hat vielmehr mit der auch in der WoD Vampire (zumindest in Dark Ages) angedeuteten Problematik eines schwindenden, menschlichen Schemens aus Erinnerungen und der Entmenschlichung des Vampirs über Zeit zu tun. Bei Twilight wird keine Figur charakterisiert, deswegen irritiert mich auch, dass du sie für multidimensional hältst. Da wird doch im Grunde eine Schablone pro Charakter zu Beginn festgelegt und die behält die dann für gewöhnlich bis zum Ende.
Imho liegt die Frage ob man etwas tiefgründiges oder metaphorisches aus der Existenz der Vampire bei dem Setting (sei es nun WoD oder Twilight) ableiten kann allein daran was man gewillt ist darin zu sehen. Also kurz gesagt ob man es mag.Abseits davon gibt es aber auch ziemlich viel genialen Scheiß in der WoD, Dinge, die sich erfolgreich tiefgründig und metaphorisch mit der Existenz eines Vampirs und dessen Konsequenzen auseinandersetzen. Das geht weit über "Bella und Edward gehen im Wald spazieren" hinaus, deswegen finde ich den Vergleich eher absurd.
Man kann aus beiden etwas machen, wenn man nur genug will.
Nun und imho braucht es schon einen gewissen Willen wenn man aus beiden mehr als Unterhaltung abfringen möchte.
Ich glaube nicht das das Vampir-Image einen Boost erhält wenn man sich zurück zur totalen Emo-Dysternys wendet. ^^;Auch wenn ich bei "mehr 30 Days of Night" bleibe, wäre es aber durchaus auch mal interessant, wenn sich ein Filmstoff im gleichen Maße mit der Spiritualität, Psyche, dem seelischen Verfall und der inneren Zerrissenhei der Vampire auseinandersetzen würde, die in Dark Ages so rumlaufen. Man muss sich nur die Wegbücher durchlesen um die Dimensionen so halbwegs zu überschauen. Solche philosophisch-theologischen Themen würden dem Vampirimage auf jeden Fall nicht schaden. Und da käme man ohne die ganzen "etablierten" Tropes aus, die uns ohnehin schon aus dem Hals hängen.
Bei Twilight ist es so das jeder Vampir eine andere Kraft hat. Neben dem Standard von "Stark, recht Unkaputtbar und schnell"Ich denke der Einfluss von WoD auf Twilight ist gering (Ann Rice schon ehr). Andersrum wird nen Schuh raus: Sobald man Vampire mit unterschiedlichen Kräften hat, fang ich immer an in Clans zu denken. So findet man in Twilight( also der Saga nicht dem 1. Film) Brujah, Malkavianer, Ventrue, Gangrel (und offensichtlich ohne Ende Torris^^) und Kräfte die an bestimmt Disziplinen erinnern.
Das heißt die sind eben nicht in Clans aufgeteilt und bekommen entsprechend ihrer Herkunft diverse Kräfte.
Ansonsten reicht es wohl durchaus aus wenn es einen Vampir in der Erzählung gibt, und man denkt an eine wie auch immer geartete Beeinflussung durch die WoD.
Abgesehen von eventuellen Spekulationen welche Vampir Reihe, Serie oder Rollenspiel Twilight beeinflusst hat behauptet die Autorin noch schlicht davor entweder keine oder nicht bewusst Romane, TV-Serien oder sonst etwas zu dem Thema Vampire angesehen zu haben. Womit sie auch den Tageslicht + Glitzern Ansatz erklärt. Muss man nicht glauben, kann man aber, immerhin ist damit der Rest der Welt aus dem Schneider. ^^