Comicverfilmung Ghost in the Shell (Realfilm)

Major ist hier nicht von Geburt an ein Cyborg, sondern wurde nach einem Unfall einer. In beiden Varianten sind die Verwandten gestorben.
... wir erfahren ja später, dass Majors Mutter noch am Leben ist... aber ihre Teenager-Clique ist tot/in Cyborgs verbaut.

Sektion 9 ist anscheinend Teil eines Konzerns und nicht des Staates. Sektion 9 ist im Trickfilm eine Sondereinheit der Exekutive. Eine schnelle Eingreiftruppe im Rahmen des Cyberkrieges.
  • Später im Film dann doch mit Sitz im Verteidigungsministerium. Es wird nicht klar, inwieweit der Staat privatisiert ist, während im Trickfilm beides deutlicher getrennt ist. Es gibt zwar Subunternehmen des Staates, jedoch einen kulturellen, stillschweigenden Ehrenkodex.
So richtig ist mir die Beziehung auch nicht klar geworden. Ich glaube auch, es ist eine privatisierte Spec-Ops geschichte. Also unter staatlicher Aufsicht, aber privat finanziert. Die Verschmelzung von Markt und Politik also, die ja am Ende (zumindest vorläufig) überwunden wird.




Irgendwie traurig das einem die Nazis jetzt sogar bestimmte Frisuren vermiesen.
Vor ein oder zwei Seiten haben wir festgestellt, dass Skinhead nicht Nazi bedeutet und ich habe eine Interpretation angeboten, die diesen Kurzschluss sogar explizit vermeidet. Ich verstehe nicht ganz, was dieser Einwurf also soll.

Tipp: Man kann in Filme (und andere Medien) manchmal auch zuviel hineininterpretieren. Manche Werke wollen einfach nur unterhalten.
Das ist kein Tipp, sondern ein Versuch, deine eigene Denkfaulheit zu verallgemeinern. Wenn du nicht über Filme nachdenken möchtest, ist das dein gutes Recht, aber die Motivation dafür, das in dieser unproduktiven Form in einer Unterhaltung über den Film dazwischenzutrompeten erschließt sich mir (außerhalb einer Interpretation als Versuch, die laufende Diskussion zu stören) nicht so richtig.
 
Sorry, das hat nichts mit "nicht nachdenken wollen zu tun". Ich bin nur der Meinung das in manche Dinge Sachen hineininterpretiert werden die überhaupt nicht so gedacht waren. Ich jedenfalls unterstütze die Theorie das die Frisur gewählt wurde weil sie ein Mittelding zwischen "chic" und dem Comic-Look ist. Und ich bezweifle das Shirow (oder jede Menge anderer japanischer Zeichner deren Charaktere derartige Frisuren haben) damit eine Aussage treffen wollte. Ich glaube ihr verrennt euch da.
 
Ich bin da auch eher bei Runenstahl. Ich verstehe, zwar dass man das Äußere so interpretieren kann.

Aber Ghost in the Shell ist seinen diversen Inkarnationen immer auch ein Werk gewesen in das man viel hineinlesen kann und das auch oft an Stellen an denen sich die Macher sicherlich keine tieferen Gedanken gemacht haben.

Um dafür ein ganz nettes Beispiel das nicht aus dem Film stammt zu nehmen.

Im Originalmanga schläft Motoko virtuell mit zwei Frauen und hat einen Freund. Ich kenne Leute die darin einen Versuch Shirows sehen, damit einen Kommentar zu Gleichberechtigung und Genderrollen und sexueller Befreiung und was weiß nicht alles abzugeben. Kann man, wenn man denn will, so sehen.

Tatsächlich ist Ghost in the Shell in einem Magazin für junge Männer erschienen, musste daher neben der Philosophie auch weniger intellektuelle Leser bei der Stange halten und der Mann wollte schlicht nicht den nackten Hintern eines Kerls zeichnen müssen.

Und ähnlich banale Erklärung würde ich hier auch vermuten.

Mokoto Kusanagi trägt in den Mangas und Animes einen mehr oder weniger ausgeprägten klassischen Vokuhila (Togusa übrigens auch). Da mag gezeichnet ja funktionieren, im realen Leben funktioniert es nicht und selbst eine Scarlett Johannson sähe mit dieser Art Frisur wie Trailerparktrash und nicht wie eine Spezialagentin aus.

Und ich glaube eine tiefere Motivation als die Frisur "ähnlich aber ohne wie ein Fußballer aus den 80ern auszusehen" wirken zu lassen, gab es da nicht.

Dafür ist mir der Film dann auch zu sehr auf dem Niveau einer Stand Alone Folge aus SAC, was nicht zwingend schlimm aber sicher auch nicht auf dem Niveau der beiden ersten Filme ist.
 
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Also ich kann nur sagen, ich kann mir nicht vorstellen, wie der Film auf jemanden wirkt, der die Serie nicht kennt. Ich kenne nur Leute, die vorher die Zeichentrick gesehen hatte.

Mich ärgert, dass die Bilder kopiert werden, aber eine ganz andere, ja typische Korruptionsgeschichte erzählt wird, wo der Held plötzlich gegen seine eigenen Auftraggeber kämpfen muss. Diese Wendung wäre nicht notwendig gewesen und ist - durch die häufigen Wiederholungen - schon sehr viel besser dargestellt worden.

Die Figuren sind zu blass, uninteressant. Sie haben kaum Wiedererkennungswert. Die Figuren dann auch noch zu ändern, bringt die Community für mich zurecht auf. Den größten Wiedererkennungswert sehe ich tatsächlich in den Spinnenrobotern, die man auch aus Appleseed kennt.

Die Stärken liegen für mich eindeutig in dem Szenario, dass man locker aufgreifen und eine Geschichte hätte erzählen können. Es gibt ohne Ende Material für Cyberpunk - letztlich wartet ja auch noch der Neuromancer auf Verfilmung. Das wäre toll gewesen.

Ich wünsche mir einfach mehr Mut...
 
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Ich denke mir, wenn man GiS vorher nicht kannte, wird den Film sicher als unterhaltsam verbuchen, aber mehr wahrscheinlich auch nicht.

Er ist ja auch nicht so schlecht wie er oft dargestellt wird. Er ist durchaus gut gespielt, nachvollziehbar erzählt und er hat eine gute Optik.

Man kann auch nicht sagen, dass er die Themen die in GiS eine Rolle spielen komplett ignorieren würde.

Ein korrupter Was-auch-immer stand immer im Zentrum der Verschwörungen die Sektion 9 bei ihren Ermittlungen aufdeckte. Und die transhumanistischen Themen werden zumindest angeschnitten. Nur wurde der Fokus von Transhumanismus auf die Verschwörung gedreht.

ABER

Dadurch das der Fokus im Realfilm im Vergleich zum ersten Anime umgedreht wurde, ist natürlich die die Faszination die die Animes auch auf bekennende Nichtanimeseher wie mich haben natürlich weg. Auch ist die Welt des Realfilms weit weniger gut erzählt als die des Animes weswegen die Beweggründe der Handelnden nicht vernünftig wirken.

In den Animes war eigentlich immer klar, dass der bürokratische Wahnsinn des Regierungsapparates mit seinen gefühlt dreitausend Ministerien, Kommissionen und Geheimkomitees dazu führt, dass korrupte Kräfte es einfach haben, ihre wie auch immer gesteckten Ziele bis es fast zu spät ist in diesem Wust zu verbergen.

Im Realfilm rennt ein Firmenchef herum und schubst jeden durch die Gegend weil ist so und das dafür nicht mal eine kurze nachvollziehbare Erklärung kommt, kann man dem Film vorwerfen.
 
Das mit der "Überinterpretation" ist halt so ein Ding. Es gibt ja die Idee des "Todes des Autors", die im Wesentlichen besagt, dass es total egal ist, was der Autor sich bei einem Werk gedacht hat, weil man es sowieso nie wirklich wissen kann. Wichtig ist, was der Text uns, seinen Lesern, sagt. Das ist eine Idee, die ich bestechend plausibel finde.
Davon ausgehend kann es keine definitive Interpretation eines Textes geben, sondern eben nur mehr oder weniger plausible. Ich verstehe auch völlig, dass man nicht immer die Lesebrille aufsetzen und ein close reading machen möchte. Das meine ich mit "Denkfaulheit". Klar, eine Interpretation ist anstrengend und manchmal möchte man nur konsumieren. Und das ist völlig okay. Nicht okay finde ich halt, das zu generalisieren. Denn das wertet letztlich die Interpretationen auf eine sehr platte und unfaire (weil pauschalisierend-unangreifbare) Weise ab. Wenn ich einen Text interpretiere, dann versuche ich nicht, der geheimen Aussage des Autors auf die Spur zu kommen, sondern ich schaue, was an Themen drinsteckt, die uns hier heute was sagen können. Ein konstruktiver Beitrag dazu ist, auf Plausibilitätsprobleme (auf Grundlage des Textes) hinzuweisen oder das angebotene aufzugreifen und weiterzuentwickeln, wie Teylen und Hare es getan haben. Dazwischen zu krähen "öh, was ihr macht ist kacki", ist nicht konstruktiv.
Die Themen eines sind immer zwangsläufig durch die Bedingungen, in denen er ensteht, geprägt. Aber die Bedingungen determinieren ihn nicht notwendigerweise. Deshalb würde ich dafür plädieren, den Film im Wesentlichen als ihn selbst zu bewerten und die intertextuellen Bezüge (die ja nicht zu leugnen sind) dort zu lassen, wo sie hinpassen. Für die Bildsprache und das Design dieses Filmes sind die Beweggründe des Zeichners eines inzwischen dreißig Jahre alten Mangas kaum bis gar nicht relevant, da Regisseur, Kostümdesigner und DP die völlige Freiheit hatten, das Design des Mangas zu adaptieren, zu ändern, oder eben beizubehalten. Der Film stellt sich ja auch nicht explizit in die Kontinuität der Animes oder des Mangas. Ist ja nicht Ghost in the Shell V.
Die Frage ist also nicht, warum Major im Manga so oder so aussieht, sondern warum sie im Film so oder so aussieht. Warum wurde welcher Aspekt der Vorlage verändert oder beibehalten. Dieser Blick geht vielleicht tatsächlich leichter, wenn man kein Anime/Mangafan ist. Ich selbst habe das Anime vor zwanzig Jahren das erste und letzte Mal gesehen und konnte mich von einigen Bildern an nichts mehr erinnern. Vor allem nicht an den zentralen philosophischen Konflikt des Animes. Deshalb hatte ich beim Schauen auch kein Irritationserlebnis und war eigentlich nur ziemlich begeistert davon, dass er viel tiefer und politisch relevanter war, als ich es erwartet hatte. Ich habe einen simplen, dummen Actionfilm erwartet und eine Geschichte über Identität, Widerstand und das Verhältnis von Markt und Politik bekommen.
 
So jetzt habe ich mir den Film tatsächlich noch einmal angesehen um wirklich keinen Quatsch zu erzählen. Ich kann die Brille des "Anime gesehen habens" nicht absetzen, weil ich mir dann Dienstag vor zwei Wochen aus dem Kopf prügeln müsste und das nicht wirklich nach Spaß klingt.

Also meine Meinung zu Bedeutung der Optik der Figuren und dem Film an sich unter den frischen Eindrücken auch unter dem Gesichtspunkt, was hier schon gesagt wurde.

Die Darsteller der vier zentralen Figuren der Vorlage sind optisch von der Kleidung und dem Frisurstil her ihren Vorlagen sehr ähnlich und einige Szenen sind 1:1 aus dem ersten Film übernommen (die ganze Nebenstory um den Müllmann). Von daher würde ich Dinge wie die Frisur (meine Interpretation!) tatsächlich unter Fanservice ablegen. Einzige Ausnahme ist Takeshi Kitano als Aramaki, aber den Mann jetzt auf Untergewicht hungern zu lassen und ihm einen kahlen Streifen zu rasieren geht logischerweise nicht.

Was die Kleidung angeht, habe ich jetzt mittlerweile den Eindruck, dass die vor allem bei Scarlett Johannson dazu dient diese ruckartigen Bewegungen hervor zu heben. Die Frau trägt den kompletten Film über entweder diesen Tarnanzug oder Kleidung die entweder selbst brutal wirkt oder halt dieses Bullige in ihren Bewegungen betont. Ich finde das passt in diese "menschliche Waffe" - Thematik ganz gut, sehe da aber wirklich keine politische Idee des Systems in dem sich die Figuren bewegen dahinter.

Und da hätte dem Film etwas mehr Zeit für Etablierungen gut getan, damit man als Zuschauer versteht, wie HANKA in diese Gesellschaft passt, warum Mr. Cutter sich verhalten kann wie er sich verhält und was für eine Gesellschaft das überhaupt ist.

Anstatt dieses Fließtextes ein paar Filmszenen als Exposition hätten gereicht.
 
Meines Erachtens hat Lindsay Ellis ein recht interessantes Video dazu gemacht, weshalb der Autor gestorben ist, und weshalb er vielleicht nicht so ganz hops ist wie man annehmen könnte:

Danke für den Hinweis. Ich kannte Lindsey Ellis noch gar nicht. Hab ich gleich abonniert.
Ich mag auch, dass sie so einen synthetisierenden Ansatz verfolgt. Gerade die Wichtigkeit von Paratext kann man hier in der Diskussion ja gut sehen, wenn auf die Mangas oder das Anime verwiesen wird. Das Problem ist natürlich, dass gerade der Paratext, den ein individueller Leser im Hinterkopf hat, nicht zu verallgemeinern ist. Den Punkt macht sie selbst ja auch. Seltsamerweise als Widerspruch gegen Foucault, der ja eigentlich wahrscheinlich genau das selbe sagen würde. Also dass verschiedene Leser den selben Text in völlig verschiedenen Situationen und mit völlig verschiedenen Vorraussetzungen lesen. Das ist ja gerade der Witz bei Foucaults Diskursfixierung.
Davon ausgehend würde ich dabei bleiben, dass eine eng textgebundene Analyse das "kontrollierbarste Experiment" ist. Je näher man am Text bleibt, desto weniger Komplexität muss man abbilden. Aber man sollte dabei natürlich seine eigenen Vorannahmen reflektieren und sich nicht einbilden, eine allgemeingültige, "wahre" Interpretation erreichen zu können. Aber das sag ich ja eh schon die ganze Zeit.
 
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